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In der nun folgenden Discussion spricht sich Robertson Ch. M. S. dahin aus, daß er es für durchaus nothwendig halte, daß es fester Grundsaß aller Missionsgesellschaften werde, nur bekehrte eingeborne Katechister und Prediger anzustellen, denn zu geistlichem Werk seien geistliche Männer nöthig. Ebenso ist er nach apostolischem Vorbilde (Timotheus, Titus Apollo) gegen die langdauernde Seminarvorbildung, gegen das Studirer von Griechisch und Hebräisch, Latein und Mathematik.

Dem gegenüber sprechen die eingebornen Prediger Satthianadhan Bapuji, Banerjea ohne Ausnahme für die Nothwendigkeit gründlicher, hoher englischer Bildung der eingebornen Evangelisten, es sei denn, daß si ganz sich auf die Ureinwohner und abgelegenen Dörfer beschränken wollten. Sie suchen aus der Erfahrung zu bezeugen, daß ohne diese höhere Bildung der eingeborne Evangelist in Ostindien bei der Predigt immer auf an Bildung überlegene Opponenten stoße und aus Malice z. B. in Englisch angeredet werde.

Mehrere Missionare, besonders der Baptist Smith sprechen von dem verderblichen Einfluß, welchen die Gehaltsverhältnisse der eingebornen Prediger auf die Mission haben. Das von der Mission erhaltene Gehalt ver derbe die eingebornen Evangelisten, indem es sie mißmüthig macht und verringere ihren Einfluß auf ihre Landsleute. Lebenskräftige Gemeinden würden nie entstehen, so lange die eingebornen Prediger im Solde der Mission seien.

Dyson bemerkt, daß diese Frage nach der rechten Heranbildung einer eingebornen Predigerschaft viel enger mit der Bildung einer unabhängigen eingebornen Kirche zusammenhänge als die bisherige Discussion offenbart habe. Was der indischen Kirche augenblicklich am meisten Noth thue, das seien gebildete eingeborne Christen in weltlicher Berufsstellung), welche die Ausbreitung des Reiches Gottes und die Erbauung der eingebornen Christengemeinden durch Laienpredigt und thatkräftige Unterstützung förderten. Dem Herrn sei Dank, daß solche Persönlichkeiten sich in den christlichen Gemeinden zu zeigen beginnen.

Schreiber dieses ist auch der Meinung, daß die ganze Frage nach der richtigen Heranbildung der eingebornen Geistlichkeit mit allen ihren geradezu verwirrenden Schwierigkeiten aufs innigste zusammenhängt mit der Unabhängigkeitsfrage der eingebornen Kirche gegenüber der allmächtigen Stellung, welche bisher die Missionsgesellschaften, so weit ihre Geldmittel reichten,

1) Das ist den Nagel auf den Kopf getroffen.

D. H.

einzunehmen sich angewiesen und oftmals gezwungen sahen. Wenn man die ganze Sache nicht unter diesen Gesichtspunkt stellt, so muß all das viele Gute und doch oft so Widersprechende, was darüber anderswo und auch in dieser Discussion gesagt ist, den Missionsfreund fast verwirren. Manche der Widersprüche gleichen sich allerdings durch den Blick auf die verschiedenen Verhältnisse, unter denen die Mission arbeitet, etwas aus, aber es bleibt doch eine große Unsicherheit der Beurtheilung bei den besten und einsichtsvollsten Missionsfreunden. Ganz anders aber sehen wir alle diese Fragen an, so bald wir auf das vorbildliche Verhältniß zwischen den missionirenden Aposteln und Apostelgehülfen einerseits und den einzelnen apostolischen Christengemeinden andererseits zurückgehen. In der apostolischen Zeit finden wir nichts von einer hierarchischen Abhängigkeit der Christengemeinden von den Aposteln. Die Apostel suchen sich selbständig ihre Apostelgehülfen, die Anstellung der Bischöfe und Lehrer aber überlassen sie dem in der gläubigen Gemeinde waltenden Geiste Gottes und ihre Unterhaltung kommt allein der Gemeinde zu. Diese Selbständigkeit der einzelnen Gemeinden gab ihnen die große Ausbreitungskraft und Widerstandsfähigkeit in den Verfolgungen. So oft nun auch bei dem niedrigen Culturzustand der jeßigen Heidenvölker im Anfang die Missionsgesellschaften gezwungen sein mögen auf ihre Kosten die Ausbildung, Anstellung und Besoldung der Geistlichkeit zu übernehmen und so nothwendig in eine gebietende Stellung zu kommen, so sollte man doch von vornherein festhalten, daß dies etwas Abnormes und auf die Dauer Unhaltbares ist. Man hat jezt allgemein eingesehen, daß der Missionar nicht zum papalen Pastor der eingebornen Christen werden dürfe und die Eingebornen selbst die Seelsorger sein müßten. Ebenso nothwendig aber ist auch die Einsicht, daß die Missionsgesellschaft nicht wie ein hochwürdiges Consistorium die Ausbildung, Anstellung und Besoldung der eingebornen Prediger in die Hand nehmen darf ohne in eine gänzlich unapostolische und auf die Dauer schon allein aus Mangel an Geldmitteln unhaltbare Stellung zu der eingebornen Kirche zu kommen. Um diese falsche Stellung zu vermeiden erscheint es mir das Beste, daß man von Anfang die sich sammelnden Gemeinden zur Wahl von Presbytern (aber nur immer einen für jede Gemeinde) ermuntere. Solche Alteste werden in der ersten Zeit meist unbe soldete Männer sein können, welche die Gabe haben die Gemeinde zu leiten und auch Gottes Wort in Einfachheit zu verkündigen. Wenn ihre Pflichten wachsen und mehr Zeit in Anspruch nehmen, hat ihnen dann die Gemeinde eine Unterstützung in Geld oder Geldeswerth zu geben. Dieses apostolische Institut hat sich

in der Kolhschristengemeinde in Chota Nagpur und auch in der so sehr rasch wachsenden Santhalschristengemeinde (Missionar Skrefsrud in Ebenezer) gut bewährt. Es wäre auch vielleicht das Rathsamste (wie dies Skrefsrud gethan), diese Aeltesten, so fern sie sich bewährt haben, auf Wunsch der Gemeinde zu ordiniren. Wünscht aber die Christengemeinde mehr vorgebildete Gemeindeälteste oder Prediger, so muß sie einen aus ihrer Mitte zum Missionar in den Unterricht schicken oder einen von der Mission Vorbereiteten sich erwählen, aber in beiden Fällen für seine Besoldung allein sorgen. In Stadtgemeinden werden sich oft unabhängige, hochgebildete Christen zur Uebernahme dieses geistlichen Amtes bereit fin den und es als ein Ehrenamt neben ihrem irdischen Berufe verwalten.1)

Der Bengal Christian Herald in Calcutta, der beredte Anwalt der Gründung einer vereinigten, unabhängigen, indischen Kirche, spricht sich auch immer wieder dafür aus, daß man auf dieses apostolische Vorbild des Aeltestenamtes, das als ein Ehrenamt neben weltlichen Berufsgeschäften verwaltet werden könne, zurückgehen müsse. Es ist doch wohl ein aus den europäischen und namentlich den staatskirchlichen Verhältnissen mitgebrachtes Vorurtheil, daß man meint, nur ein relativ hoch studirter und im Seminar gebildeter Mann könne ein rechter Seelsorger sein. Es wird fortwährend darüber geklagt (cf. Ihrg. 1875 S. 479), daß die Predigten der in den Seminarien gebildeten Evangelisten zwar methodisch und klar, aber so abstract, steif und volksthümlicher Bildersprache ermangelnd seien, daß sie ihre Wirkung verlieren. Solche Predigten machen auf Heiden und Christen gar zu leicht den Eindruck von etwas Gelernten. Der christliche Glaube erscheint als ein Wissen und nicht als ein unmittelbar durchs Wort vom heiligen Geist gewirktes Leben in Christo. Wenn man die zukünftigen Prediger auf Kosten der Mission in Seminaren ausbilden läßt und dann als von der Mission befoldete Beamte in die Gemeinden schickt und nach Belieben verseßt, so werden solche von der Mission angestellte Prediger nie die natürlichen und anerkannten Vertreter der Gemeinden sein, so müßte man z. B. neben ihnen und oft im Gegensatz gegen sie nach moderner Art noch Laienvertreter haben, um die Gemeinden in Synoden zu organisiren.

Eine solche von der Mission gänzlich geleitete Predigerschaft verlöre

1) Möchte man doch endlich Ernst mit der praktischen Ausführung dieser gesunden Grundsätze machen, die nebenbei auch den Vortheil haben, das Ausgabebudget der Missionsgesellschaften bedeutend zu entlasten, resp. die Gelder zur Aussendung von mehr Missionaren zur Verfügung zu stellen.

D. H.

aber sofort allen Anhalt, sobald etwa die Europäer vertrieben würden und eine Verfolgung ausbräche, während nach Vertreibung oder Ermordung eines solchen Aeltesten sich immer bald Andere finden würden, welche seinen Plaß ausfüllten. Ueberhaupt muß auf alle Weise in den Christengemeinden das Bewußtsein wach erhalten oder geweckt werden, daß jeder gläubige Christ als ein Missionar, Seelsorger und Prediger unter Heiden und Christen dazustehen sich bestreben muß, weil der heilige Geist einen Jeden hiezu nach Bedürfniß seiner Lage fähig machen will. Ohne solchen priesterlichen und missionsmäßigen Sinn steht jede Kirche in Indien in Gefahr als eine neue Kaste ausgeschlossen zu werden und sich abzuschließen.

Außer diesen eingebornen Pastoren oder Aeltesten bedarf aber die Mission besonders zur Predigt an die Heiden und zu den literarischen Arbeiten eingeborne Missionare, welche keiner besondern christlichen Gemeinde zu geistlichem Dienst verbunden sind, sondern mit und neben den europäischen Missionen in der Bekehrung der Heiden ihre Lebensaufgabe sehen. Diese Leute müssen von der Mission allein angestellt und besoldet sein und je höhere Bildung sie haben desto besser. Aber gerade bei der Auswahl dieser Leute, die man von Anfang an nicht als Diener der Missionare, sondern als Mit-Missionare ansehen sollte, ist die höchste Sorgfalt nöthig. Nur wirklich bekehrte Männer, in denen sich wirklich geistliche Kräfte zeigen und die auch schon als Werkzeug zur Ausbreitung des Reiches Gottes sich erwiesen haben, sollten zu diesem hohen Beruf erwählt werden. Wenn Einige von ihnen, wie das in Indien jezt oft der Fall ist, den europäischen Missionaren an Bildung gleichkommen, so sollte man nicht zögern, sie in alle Rechte der europäischen Missionare eintreten zu lassen, so daß sie als in jeder Beziehung ganz gleichberechtigte Brüder auf den Missionsstationen und in den Missionsconferenzen dastünden. Es scheint mir nicht recht, daß man ihnen sagt: „weil ihr meist auf Missionskosten ausgebildet seid und weil das Missionsgeld europäisch ist, so könnt ihr, so lange ihr euren Gehalt von Europa erhaltet, nicht mit Europäern gleichen Rang beanspruchen." Ein großer Theil der Missionare ist auch auf Missionskosten ausgebildet und hat doch verständigerweise ebenso hohes Gehalt und gleiche Rechte mit denen, welche auf eigne Kosten sich vorgebildet haben. Die Erfahrung bezeugt es in allen Verhältnissen, daß nur Mißmuth entsteht, wenn man Jemanden unentgeltlich auf eine höhere Bildungsstufe erhebt und nun erwartet, daß er aus Dankbarkeit dafür mit einem niedrigeren Gehalt als Andere derselben Gesellschaftsstufe auskommen soll. Noch mehr aber muß es die hochgebildeten eingebornen Missionare

an der selbstlosen Liebe der europäischen Missionswelt irre machen, wenn ihnen erklärt wird: „obgleich ihr eben so tüchtig seid als die europäischen Misfionare so könnt ihr doch als Hindostaner nur eine untergeordnete, dienende und nie eine gleichberechtigte Stellung in der Mission einnehmen.“

Ich übergehe hier eine Besprechung der besten Methoden bei Einrich tung und Leitung der Missionsseminare. Hält man obige Gesichtspunkte im Auge, so wird man vor manchen Einseitigkeiten und getäuschten Hoffnungen bewahrt bleiben. Verhängnißvoll erscheint mir auch der Irrthum, als könne aus einer todten eingebornen Christengemeinde im Seminar eine durchgängig wirklich bekehrte, junge Predigerschaar herangebildet werden. Die Zöglinge der Seminare werden immer in ihren geistlichen Vorzügen und Mängeln ein Spiegelbild der Gemeinden sein, ebenso wie in Europa die Höhe des geistlichen Lebens in den Predigern von der Höhe des geist= lichen Lebens in den Gemeinden abhängig ist und der Strom nicht wesentlich höher fließt als die Quelle. Vor einer Ueberschäßung der Seminararbeit sollte uns auch die thatsächliche Erfahrung bewahren, daß im reiferen Alter aus dem Heidenthum bekehrte Leute viel öfter Mittel werden zu zahlreichen Heidenbekehrungen als von Kind an im Seminar erzogene Jünglinge.

3) Der aufmerksame Leser wird aus dem Vorhergehenden schon ersehen haben, daß alle diese Missionsfragen sich zuspißen in die Frage: wie sollen sich die Missionsgesellschaften zur richtigen Organisirung und Selbständigmachung der eingebornen Kirchen stellen? Die Auszüge aus den nachfolgenden, ausgezeichneten Referaten werden uns zeigen, welche Fortschritte die Missionare in dieser Beziehung in den allerleßten Jahren gemacht haben und wie diese Frage mit wahrhaft katholischem, von aller denominationellen Kleinlichkeit freiem Geiste aufgefaßt wird. Voran steht hier das Referat von Barton Ch. M. S. Madras über „das gegenseitige Verhältniß der indischen Kirchen oder die indische Kirche der Zukunft."

Referent sagt: „ich trete an diese schwierige Frage mit demselben Geist heran, der uns gestern an des Herrn Abendmahlstische vereinte, als wir fühlten, daß so sehr wir persönlich auch unserer besondern Kirchenordnung anhänglich sein mögen, es doch Gelegenheiten gibt, wo es nicht nur unsere Freude und Vorrecht, sondern eine Pflicht gegen den gemeinsamen Herrn ist, offen zu zeigen, daß unsere Differenzen, so groß sie auch sein mögen, doch nicht radical sind, und daß das Band, welches uns vereinigt, viel lebenskräftiger und dauernder ist, als die Differenzen, welche uns trennen.

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