ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub

=

Aus diesem Unterschied zwischen Vorder- und Hinter Indien erklärt fich vielleicht auch die merkwürdige Erscheinung, daß, während in VorderIndien der Islam es nicht vermocht hat die heidnische Religion der Hindus zu überwinden, der Halbmond in Hinter-Indien ungleich größere Erfolge, und zwar zum Theil eben derselben Religion gegenüber aufzuweisen hat. Nicht nur, daß auf Java das Heidenthum vor dem Islam bis auf unbedeutende Reste verschwunden ist, dieser macht auch auf den andern drei großen Sunda - Inseln reißende Fortschritte, so daß sein endlicher völliger Sieg, wenn das Christenthum ihm denselben nicht streitig macht, wohl unzweifelhaft ist. Man könnte nun versucht sein, diesen auffallenden Unterschied sich aus dem Umstand erklären zu wollen, daß dort in VorderIndien die Mohamedaner als Eroberer mit Waffengewalt auftraten, und als solche freilich wohl äußerlich sich die Herrschaft erringen konnten, aber grade dadurch auch als Unterdrücker die Herzen des Volkes um so mehr gegen sich einnehmen mußten, während sie in Hinter Indien, wohin sie nur in geringer Zahl und meist nur als friedliche Händler ihren Weg fanden, eben darum leichter Eingang erlangt hätten. Oder man hat auch wohl von einer Prädisposition des malaiischen Charakters für den Islam gesprochen. Mag beides auch nicht ganz ohne Wahrheit sein, die Hauptsache ist doch wohl wo anders zu suchen: Bei den Hindus war der Brahmismus und Buddhismus etwas naturwüchsiges und mit dem ganzen Volksleben aufs innigste verwachsen, in Hinter-Indien doch nur etwas aufgepfropftes, das noch nicht in Fleisch und Blut übergegangen war, daher die geringere Widerstandskraft. Damit würde denn auch stimmen, daß die eigentlichen Malaien, die jedenfalls noch viel weniger von der hinduschen Religion sich angeeignet hatten, als die Javanen, am schnellsten die Lehre des Koran annahmen.

[ocr errors]

Auf Java war der Sieg des Islam noch längst nicht überall ent schieden, als die Holländer dort anfingen festen Fuß zu fassen, und es muß in uns doch peinliche Gefühle erwecken, wenn wir hören, daß erst nach der Ankunft und unter der Herrschaft der Holländer, die völlige Einführung des Islam in Java sich vollzogen hat. Zwar kann man nicht sagen, daß die Holländer nichts gethan hätten, um die Eingeborenen zum Christenthum zu befehren, aber was sie nach dieser Seite hin thaten, war doch nur unbedeutend und noch dazu in der Art, wie es die Portugiesen vor ihnen getrieben hatten, d. h. nicht durch die Predigt des Evangeliums sondern durch äußerlichen Zwang, und selbst wo an einzelnen Stellen, wie z. B. auf den Molukken größere Erfolge erzielt waren, hat man hernach durch mangelnde Pflege alles wieder verkommen lassen. Aber

nicht nur dies, daß die Holländer durch zu geringen Eifer in der Verkün digung des Evangeliums es unterlassen haben, dem Islam den Sieg streitig zu machen, sie selbst sind es gewesen, und sind es noch bis auf den heutigen Tag, die, wenn auch unbewußt und wider Willen, am meisten zur Ausbreitung des Islam beitragen. Daß diese, freilich sonderbar klingende Behauptung auf Wahrheit beruht, werde ich weiter unten wenig stens in Bezug auf Sumatra deutlich beweisen, und ich habe guten Grund zu glauben, daß auf Borneo und Celebes vielfach ganz ähnliche Verhältnisse vorliegen.

Unter den vielen verschiedenen Volksstämmen, die die Bevölkerung Sumatra's ausmachen, und die ohne Zweifel alle, vielleicht mit Ausnahme der eigent lichen Atjinesen, nahe unter einander verwandt sind, kommt es für uns nur auf die beiden, auch der Zahl nach bedeutendsten, die Malaien und die Battas an. Während die Malaien den mittleren Theil der Insel bewohnen, erstrecken sich die Wohnsiße der Battas nördlich von da bis weit in das Reich Atje hinein. Die von Dr. Junghuhn') vertretene Ansicht, daß diese heiden Nachbarvölker nicht stammverwandt seien, daß vielmehr beide als die Repräsentanten zweier ganz verschiedenen Völkerfamilien angesehen werden müßten, oder auch die Meinung, als ob die Battas den Malaien gegenüber als die Urbewohner angesehen werden müßten, ist ohne Zweifel aufzugeben. Beide Völker stimmen in Sprache, Sitten, Gewohnheiten und Lebensweise so sehr überein, daß ihre nahe Verwandtschaft unzweifelhaft ist, wenngleich sie als zwei gesonderte Völkerindividualitäten angesehen werden müssen, deren Auseinandergehen aus dem gemeinsamen Stammvolke schon vor sehr langer Zeit erfolgt sein muß.2) Seit uralter Zeit sind nun aber die Malaien als feefahrendes und handeltreibendes Volk vielfach mit der Außenwelt in Berührung gekommen, und darum auch mehr als die Battas durch von Außen kommende Einflüsse umgestaltet worden. Man wird wohl nicht irren, wenn man schon die bedeutende Machtstellung der Fürsten und die größere staatliche Entwicklung, die sich bei den Malaien findet, auf auswärtigen Einfluß zurück führt. Denn nichts ist verkehrter als die Vorstellung, der man hie und da begegnet, als ob große Unterwürfigkeit unter ihre Fürsten grade ein charak teristischer Grundzug malaiischen Wesens sei. Die eigentliche naturwüchsige Gestaltung des Malaien-Volkes ist das sogenannte Suku-System, wonach die ganze Familie oder Stamm (suku), als geschlossenes Ganzes im

1) Fr. Junghuhn. Die Battaländer auf Sumatra. Berlin 1847.

2) Cf. die Battas in ihrem Verhältniß zu den Malaien von Sumatra. A. Schreiber. Barmen 1874.

Besis alles unbeweglichen Eigenthums und aller Macht erscheint, während jeder einzelne eigentlich nur die Nußnießung der Felder und Häuser und an Macht nur so viel hat, als die Gesammtheit ihm nach Recht und Gewohnheit zutheilt. Die Verhältnisse sind also der Art, daß sich ein ausgebildetes Königthum wohl kaum als aus denselben hervorgangen, sondern nur als etwas von Auswärts darauf gepfropftes begreifen läßt. Bei weitem der wichtigste von Außen kommende Einfluß ist aber für die Malaien der Islam geworden. Durch dessen Annahme, die im 13. Jahrhundert erfolgte, hat das Volk eine wesentlich andere Physiognomie erhalten, wenn man auch mit Erstaunen wahrnehmen muß, wie außerordentlich wenig von dem eigentlichen Geiste des Koran, (hauptsächlich in Folge der Unkenntniß der Arabischen Sprache und der Unlust der Araber, sich ihren großen Vorzug durch etwaige Uebersetzung des Korans in die malaiische Sprache selbst zu zerstören) in das Verständniß der Malaien eingedrungen ist, und wie außerordentlich viel vom alten heidnischen Aberglauben unter dem dünnen Firniß des Islam noch lustig fortwuchert.

Die Battas dagegen waren mit ihren Wohnsißen fast nirgends bis an die Meeresküste hinab gestiegen, sie bewohnten mit Vorliebe das ge= birgige Innere der Insel, sie trieben so gut wie gar keinen Handel mit andern Völkern und suchten sich möglichst von der Außenwelt abzuschließen. Darum sind sie denn auch viel weniger von auswärtigen Einflüssen berührt morden, wenngleich sich doch auch bei ihnen gar manches findet, was seinen ausländischen Ursprung deutlich genug verräth. Von den Sanskritwörtern in der Battasprache, sowie von dem eigenthümlichen, aber mit dem vorderindischen nahe verwandten Alphabet war schon oben die Rede. Ebenso müssen sie auch den Tabak und dessen ganz allgemeinen Gebrauch von Außen empfangen haben, obwohl ihnen selbst diese Behauptung ganz unglaublich erscheint. Ferner ist wohl kaum anzunehmen, daß sie selbst auf die Bereitung des Schießpulvers verfallen sein sollten, die bei ihnen aber schon seit sehr langer Zeit bekannt sein muß.1) Und so ließe sich noch manches andere nennen, was beweist, daß die Battas doch von jeher nicht ungeneigt waren, von andern Leuten zu lernen und nüßliche Dinge sich schnell anzueignen, ein Zug, der sie auch noch heutigen Tages charaktesiert. Nur an ihrer alten heidnischen Religion hielten sie mit Zähigkeit fest. Jahrhunderte lang haben die mohamedanischen Malaien und die heidnischen Battas unmittelbar nebeneinander gewohnt, ohne daß es den ersteren troß vielfacher energischer Versuche gelungen wäre, den Battas ihren Glauben auf

1) Interessant dabei ist besonders die Gewinnung des Salpeters durch Auslaugen der unten den Häusern befindlichen Erde.

zudrängen, sei es durch Gewalt mit Feuer und Schwert, sei es durch friedlichen Verkehr in Handel und Wandel. Ob nun hierbei eine gegen= seitige Antipathie das Ursprüngliche gewesen ist, so daß also daraus sich die verschiedene Stellung der beiden Völker zum Islam erklären ließe, daß die Battas grade darum, weil die Malaien Mohamedaner geworden. waren, um so weniger Lust verspürt hätten, dasselbe zu thun, oder aber. ob erst die Annahme des Islam von Seiten der Malaien diese Entfremdung und Feindschaft zwischen beiden Völkern zu Wege gebracht habe das wird sich wohl kaum entscheiden lassen. Noch in unserm Jahrhundert führte dieser Gegensatz zu einem blutigen Conflikt. Unter den Malaien hatte sich nämlich eine Sefte, Padries genannt, gebildet, die nach Art der Pharisäer unter den Juden, mit Ernst auf größere Strenge in Befolgung der Vorschriften des Korans und auf das Abthun alles noch vorhandenen heidnischen Wesens drang, daneben aber auch sich der Herrschaft zu bemächtigen wußte, und dann das Volk zum heiligen Krieg gegen Heiden und Christen fanatisirte. So durchzogen diese, von Priestern angeführten Banden der Malaien einen großen Theil des Battalandes, besiegten die Battas, die unter einander uneins, und auch im Kriegführen den Malaien wohl kaum gewachsen waren, und machten erbarmungslos alles nieder, was nicht durch Annahme des Islam und durch Befolgung ihrer strengen Gebote sein Leben erkaufen wollte. Mit Schaudern wissen die Battas noch von der Grausamkeit dieser Leute zu erzählen, wie sie oftmals um einer Cigarette oder eines Betelblattes willen — beides zu genießen war bei diesen Fanatikern strenge untersagt - den Tod verhängten. Aber trot alledem haben die Padries es doch nicht vermocht, die Battas zur Annahme des Islam zu bewegen. Sobald die von ihnen verwüsteten Landstriche sich wieder bevölkerten, lebte in den Battas auch das alte Heidenthum wieder auf, auch die wenigen, die durch die Noth gezwungen, den Islam angenommen hatten, kehrten sofort wieder zu dem alten von den Vätern überkommenen Heidenthum zurück. Interessant ist es, daß in Toba, der nördlichsten Landschaft, bis zu welcher die Padries vordrangen, aus dem Priester, den sie dort eingesetzt hatten und der seitdem den erblichen Namen Singa Mangaradja trägt, eine Art heidnischer Oberpriester geworden ist, dessen Befehle in Betreff gemeinsamer Opfer 2c., bei Ankunft der Missionare auch in den benachbarten Landschaften befolgt wurden.

--

Seit diesem letzten Kriege waren die Battas nun aber auch mit den Holländern, denen die fanatischen Padries nicht wenig Noth gemacht hatten, in Berührung gekommen. In den langwierigen und für die Holländer

sehr aufreibenden Kriege, bei dem es sich hauptsächlich um die Eroberung der Hauptveste der Padries, Bondjol, handelte, hatten die Battas an der Seite der Holländer gekämpft, und als Bundesgenossen derselben, nicht etwa als ein besiegtes Volk traten die Battas von da an zum Theil unter die Herrschaft der Holländer. Aber merkwürdig! grade seitdem sind nun die Battas, und zwar nur so weit, als die holländische Colonie reicht, mohamedanisch geworden, so daß also, was auch der größte Eifer der Malaien in Jahrhunderten nicht zu erreichen vermochte, jezt unter Vermittlung holländischer Regierung leicht und schnell zu Stande gekommen ist! Um dies begreiflich zu machen, werde ich aber wohl etwas weiter ausholen müssen, und dürfte darum hier wohl der geeignetste Ort sein, zunächst eine Schilderung über

Lebensweise, Bildungsstufe und Religion der Battas

einzufügen, wobei ich natürlich möglichst auf die Zustände zurück gehe, wie sie vor und außerhalb des holländisch-malaiischen Einflusses bestanden, und noch bestehen. In ihrer äußeren Erscheinung weichen die Battas nicht viel von dem allgemeinen malaiischen Typus ab, nur daß sie vielleicht etwas größer als die Malaien, und jedenfalls heller als die Mehrzahl der Javanen sind. Was ihre Gesichtsbildung anlangt, so findet man einzelne unter ihnen, deren hohe Stirn, grade oder selbst gebogene Nase uns auffällt, im Ganzen aber herrscht doch die breite kurze Nase vor, und die Gesichtszüge sind im Durchschnitt grob, gröber selbst, als bei den Malaien. Daß sie den Knaben und Mädchen, wenn sie herangewachsen sind die Schneidezähne abfeilen, daß ein großer Theil des Volkes pockennarbig ist, daß in manchen Gegenden Kröpfe sehr häufig vorkommen, daß in andern Gegenden die Männer vielfach vom Lasttragen eine faustdicke Schwiele im Nacken haben, daß anderwärts die Frauen durch eingezwängte runde Hölzer ihre Ohrläppchen ganz unförmlich vergrößern, das alles trägt nicht dazu bei, ihre Erscheinung für uns angenehmer zu machen. Was Nahrung und Kleidung, Wohnung und Lebensweise, Sitten und Gewohnheiten betrifft, so herrscht in den einzelnen Landschaften große Verschiedenheit. Die Battas zerfallen nämlich in 3 Stämme, deren Sprachen als Mandheling, Toba und Dairi unterschieden werden. Aber auch innerhalb eines jeden dieser 3 Stämme herrscht noch wieder große Mannigfaltigkeit, wie sie ganz natürlich ist bei einem Volke, wo jedes Dorf fast ganz selbstständig, und der Verkehr zwischen den einzelnen Landschaften und Stämmen nur sehr unbedeutend war. So finden wir also noch Landschaften, in denen wenigstens ein Theil der Bewohner noch Baumrinden zu seiner

« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »