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Ich bin nicht so sanguinisch, daß ich für Europa die Verschmelzung aller Denominationen in eine einzige in baldiger Zeit für möglich halte. Ja ich glaube, daß so schön solche Vereinigung wäre, dies doch nicht so sehr zum Besten des Reiches Gottes ausschlagen würde wie Manche glauben. Der gegenwärtige Zustand ist kein reines Uebel. Eine ganz andere Gestalt hat aber die Frage und dies Verlangen nach Einheit in Bezug auf die von den verschiedenen Missionsgesellschaften gesammelten indischen Christengemeinden. Hier haben wir uns wohl zu fragen, ob unsere einzige Absicht ist, ihnen das Wort von Christo zu bringen, welches sie erst wiedergebären und dann heiligen soll oder ob wir auch ihnen unsere besondern Kirchenformen, ein bischöfliches oder presbyterianisches oder lutherisches Christenthum bringen wollen. Wir haben hierin schon oft zu viel gethan. So lange allerdings die einzelne eingeborne Kirche von der Missionsgesellschaft einer bestimmten Denomination abhängig ist, wird sie auch im Ganzen sich an die Formen derselben zu halten haben, die Ueberzeugung aber hat sich in den letzten Jahren mächtig, als ein Hauptfortschritt unserer Missionserkenntniß, Bahn gebrochen, daß die eingebornen Kirchen sich eine eigene unabhängige Organisation zu wählen das Recht haben, sobald sie sich selbst unterhalten wollen. Diese Erkenntniß zeigt uns auch einen Weg, wie wir aus so vielen schmerzlichen Verlegenheiten in Bezug auf die Gehaltsfrage der eingebornen Agenten und der bösen Mißstimmung zwischen den eingebornen Predigern und Missionaren herauskommen können. Diese unsere schmerzlichen Erfahrungen und die Gereiztheit unserer gebildeten eingebornen Brüder gegen unsere herrschende Stellung haben ihre Hauptursache darin, daß wir von Anfang an das große Ziel der besondern und unabhängigen Organisation der indischen Kirche nicht im Auge gehabt haben. So bald die eingeborne Kirche eine selbständige Organisation hat, werden die eingebornen Christen erkennen, daß unser Verhältniß zu ihnen nicht dasjenige von Arbeitgebern zu Arbeitnehmern, sondern das von Brüdern ist, welche durch die zartesten brüderlichen Bande innerlich geeint sind, obwohl sie nicht in eine kirchliche Organisation eingefügt und verbunden sind. Redner führt dann aus, wie die zukünftige indische Kirche in der Verfassung weder streng bischöflich, noch streng presbyterianisch, noch streng indepedentisch sein könne, sondern eine Mischung von allen drei Verfassungssystemen offenbaren werde. Die Missionare sollten deshalb darauf hinwirken, daß ihre Missionsgemeinden nicht als eine Nachbildung der heimathlichen Denomination, sondern in freier Weise nach den eigenen Bedürfnissen sich zu organisiren anfangen.

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Ein anderes Referat von Clark, Ch. M. S. behandelt unter der Ueberschrift Verhältniß der Missionare zu der eingebornen Kirche" vielfach dieselben Fragen. Clark betont etwas stark die väterliche Stellung der Missionare, stellt aber auch ganz entschieden die völlige Unabhängigkeit als Ziel hin, und freut sich deshalb über das jugendliche, eifrige Verlangen der bengalischen Christen nach Selbständigkeit. So lange aber die eingebornen Gemeinden nicht fähig wären für ihre Geldbedürfnisse selbst zu sorgen, könnten sie nicht Unabhängigkeit von der Mission verlangen.

In ähnlichem Sinne spricht sich Vaughan, Ch. M. S. Calcutta, aus. Die Bengal Christian Association unter dem Vorsitz des allverehrten Professor Banerjea, welche sich die Gründung einer vereinigten unabhängigen indischen Kirche zum Ziel gesetzt habe, sei an sich ein sehr erfreuliches Zeichen. Leider dürfe nicht verschwiegen werden, daß sich in diesen Kreisen der gebildeten Christen mannigfach Mißtrauen, Bitterkeit und Abneigung gegen die Missionare zeige, denen vorgeworfen würde, daß sie die eingebornen Christen herrisch behandelten und hart beurtheilten und nicht in jeder Beziehung das Wohl derselben im Auge hätten. So traurig dies sei, so habe Gott doch dies Gefühl der Unzufriedenheit gebraucht um daraus das Gute hervorgehen lassen, daß diese Evangelische Alliance von Bischöflichen, Baptisten, Methodisten, Presbyterianern und Intepedenten sich in Calcutta gebildet habe und vor aller Welt beweise, daß die Christen Bengalens nicht gesonnen seien die Trennungen der europäischen Denominationen, für die bei ihnen kein Grund vorliegt, fortzusetzen.

Harding aus Bombay vom American Board gibt seine Anschauungen über die richtige Organisirung der eingebornen Kirche in kurzgefaßten Thesen, er stellt unter Anderm als Grundsatz auf, daß nur bekehrte Leute zu Gemeindegliedern aufgenommen werden dürfen. Die Rechte und Pflichten der eingebornen Gemeinden müssen von Anfang an respectirt werden. Es sind Rechte und Pflichten, die nicht von der Missionsgesellschaft sondern von Christo kommen, sie erstrecken sich auf alle Gemeindeangelegenheiten, also die Wahl der Prediger und sonstigen Gemeindediener, die Festseßung und Aufbringung des Gehalts, die Kirchenzucht 2c. Die Mission mag im Anfang mit Rath und That helfen, aber es ist nur eine zeitweilige Hülfe, welche einer selbständigen Gemeinde geleistet wird. So liegt auch die Verantwortlichkeit in erster Linie auf der Gemeinde und nicht auf dem Missionar. Wir dürfen nach apostolischem Vorbild gläubige Gemeinden als selbständig betrachten und sie mit frohem Glauben der Leitung des heiligen Geistes überlassen. Selbst Verirrungen, wie sie in den apo

stolischen Gemeinden vorkamen, sollen uns in diesem Glauben nicht irre machen. Es ist nicht anzurathen, selbst wenn Kapital dazu vorhanden wäre, Predigerstellen zu fundiren. Jede Generation soll ihre eigene Last Fragen und jeder Pfennig, der jezt gegeben wird, ist nöthig zu gegen= wärtigen Ausgaben im Reiche Gottes.

Eine Eingliederung der Missionare in die Organisation der eingebornen Kirche sei nicht rathsam. Wir Missionare sind Evangelisten einer auswärtigen Missionsgesellschaft und unser Werk und Aufgabe ist nur für eine Zeitlang und exceptionell. In dieser freien Stellung können wir besser Rath geben, vermeiden gefährliche, mißliche Lagen und lassen die eingeborne Kirche sich frei entfalten. Es ist aber nicht anzurathen, schon jetzt weit= gehende Pläne für die kirchliche Organisation der Gemeinden zu machen, sondern man muß dies der Leitung des heiligen Geistes überlassen. Gewiß dürfen die gegenwärtigen Trennungen in der Kirche Christi nicht ewig dauern. Wir aus der alten Christenheit haben den Herrn der Kirche zu bitten, daß er uns über den richtigen Weg zu diesem Ziele mehr Licht gebe und das Vorurtheil wegnehme, welches das schon erlangte Licht noch verdunkelt. Während wir thun was wir müssen um unsere denominationellen Differenzen auszugleichen, laßt uns ernstlich beten, daß der Herr diesen erstehenden Gemeinden eine höhere Weisheit und eine vollkommnere Einheit gebe, als ihren Lehrern bisher zu Theil geworden ist, und daß wir selbst bewahrt werden vor allem, was einem so gesegneten Ziele hinderlich sein könnte.

Referent spricht sich dann noch gegen die kostenfreie Seminarerziehung aus, welche der Bildung eines selbständigen Charakters, dem Geiste der Selbstverleugnung und der Thatkraft nicht förderlich sei. Eine sehr geringe Bildung, welche durch eigene Anstrengung erlangt worden ist, erweist sich meist viel werthvoller als ein jahrelanger Unterricht, den man ohne eigene Anstrengung auf fremde Kosten hat genießen können.

Der eingeborne Prediger Salthianadhan giebt die von der Englisch kirchlichen Mission aufgestellten Statuten für die Synoden (Church Councils) der eingebornen Kirche. Es ist dies eine halb presbyteriale halb episcopale Synodalverfassung mit ein Drittel Geistlichen und Zweidrittel freigewählten Laien. So wohl ausgedacht und für den Augenblick auch am zweckmäßigsten dieses Statut sein mag, so führt es doch, so lange die Missionsgesellschaften und die Regierung das Geld haben, ebenso wenig zur Selbständigkeit, wie die modernen presbyterial-synodalen Ordnungen in Deutschland, so lange das Summepiscopat des Fürsten und die Macht

des Cultusministers bestehen bleibt, zu einer Unabhängigkeit der Kirch vom Staate führen können.

Gewiß aber ist die bei Missionaren und eingeborenen Christen rasc reifende Erkenntniß von der nothwendigen Selbständigkeit der eingebornen Christengemeinden ein hocherfreuliches Zeichen in der neueren Missions geschichte. Unsere englischen und amerikanischen Brüder haben den Irrthum einer entnationalisirenden und patronisirenden Missionsmethode jezt gründlich erkannt und dringen mit der ihnen eigenen Energie auf Einschlagung richtigerer Wege. Es ist eine merkwürdige Erfahrung, daß (so weit meine Missionskenntniß reicht) wo das Christenthum im rascheren Schritt sich ausgebreitet hat, es fast immer nur da geschehen ist, wo es ohne eine bis ins Kleinste gehende Ueberwachung und Regulirung der christlichen Lebensäußerungen von Seiten der Mission seinen Fortgang haben konnte. Ich möchte daher wagen es als einen Missionsgrundsaß auszusprechen: eine eingeborne Christengemeinde wächst um so rascher, je weniger die Missionare ängstlich alle Lebensäußerungen und alle Missionsthätigkeit der Gemeindeglieder überwachen. Selbst mit unterlaufende Verirrungen wirken nicht so lähmend auf die selbstthätige Kraft der Christengemeinden als wenn sie durch ein sehr wohlgemeintes, bis ins Kleinste gehendes papales Mifsionsregiment sich in volksthümlicher Wirksamkeit gehemmt sehen und auf den unglücklichen Gedanken kommen, daß sie nur einfach dem Missionar zu folgen und zu gehorchen hätten. Der Hindostaner z. B. hat, wie die großen religiösen Revolutionen des Landes beweisen, sehr viel Anlage zu selbständiger, religiöser Wirksamkeit, und auch auf seine Art zu selbständigem Handeln. Aber so bald er in den Dienst und Lohn der Europäer tritt, verhält er sich ganz passiv und sagt: „Bei ihnen ist der Befehl. Wenn Sie es nicht wissen, was soll ich wissen?" Er thut dann in todter Weise was ihm befohlen wird, bis es ihm vielleicht zu arg wird und er sich in dem ihm angebornen zähen passiven Widerstand verschanzt.

Daß die bisherige Stellung der Missionsgesellschaften zu den gesammelten Christengemeinden nicht die richtige sei, dafür ist ein klarer Beweis die einfache Betrachtung, daß, gerade wenn der Herr das endlich geschehen läßt, was wir täglich in unsern Gebeten ersehnen, daß sich in wenigen Jahren die Zahl der eingebornen Christen verdoppelt und verdreifacht und verzehnfacht, daß dann gerade die ganze bisherige Organisation vollständig unhaltbar wird. Denn woher wollen dann die Missionen das Geld und die Männer erhalten, um Hunderttausende von Christen mit Missionaren und eingebornen, theilweise von der Mission befoldeten Predigern zu versehen ?

Darum ist es gewiß Pflicht der Missionsgesellschaften sich so zu den ge= sammelten Christengemeinden zu stellen und ihnen anzurathen, daß sie sich so organisiren, daß diese Organisation auch bei zehnfacher und hundertfacher Vermehrung keine gänzlich unbrauchbare und entwicklungsunfähige sei. Alle Missionsfreunde aber dürfen es im Glauben als das Morgenroth bevorstehender reicherer Missionserntetage ansehen, wenn der Herr der Mission die Missionsleute und eingebornen Christengemeinden durch Seines Geistes Leitung antreibt, sich so zu organisiren, daß sie große Ernten einheimjen können.

Die Sotho1)-Neger.

Von Miff. a. D. Endemann.

I. Ethnographisches.

Die Sotho-Neger in Südafrika bewohnen ein Gebiet, dessen ungefähre Grenzen im Osten das Drakengebirge, im Westen die Kchalachali-Steppe, im Süden der Oranje-Fluß, im Norden der Zambesi ist. Der nordöstliche Theil dieses Gebietes, von Zontpansberg nördlich, ist jedoch von andern Negerstämmen besetzt. Was das örtliche Woher der Sotho be= trifft, so sind sie jedenfalls von Norden hergekommen, wie ihre östlichen und südöstlichen Nachbarn, die sog. Kaffern, die Ureinwohner, Buschmänner und Hottentotten, theils bis auf versprengte Reste ausrottend, theils vor sich her nach Süden drängend. Die Kaffern find den Sotho das nächstverwandte Volk. Wunderlich ist die Meinung, daß die Kaffern (und mit ihnen die Sotho),,mit den Negern kaum entfernte Aehnlichkeit haben“. Die Sotho find auch nicht eine Mittelrace zwischen Kaffern und Negern,“ sondern gehören zu den Negerstämmen. Dazu gehören sie auch der Sprache nach. Von den Galla's an (diese nicht mitgerechnet) bis nach Britisch-Kafferland und von Senegambien bis zur Wallfischbai herrscht quer

1) Es wäre an der Zeit, daß man endlich aufhörte, „Bassuto“ zu schreiben, was besonders unerträglich und widersinnig ist, wo es z. B. heißt: „Ein Bassuto“, indem die Borfilbe „Ba“, richtiger Va (= Wa) den Pural bedeutet. Sagen wir ja doch auch nicht: „Die Amazulu,“ sondern „die Zulu,“ mit Weglaffung der Präfixe. Warum dann in Betreff der Sotho sich sprachlicher Barbarismen schuldig machen? Ich knüpfe hieran die Bemerkung, das es falsch ist, die Sotho Betschuanen" (richtiger „Tschoana“) zu nennen. Die Tschoana sind nur ein Hauptstamm der ganzen Nation.

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