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heit aufzulösen. Gott ist in jedem Ding, lehren die Sufi, und jedes Ding ist Gott oder kann wenigstens wieder Gott werden, wenn es das göttliche Licht in sich einsaugt, wie die Kohle das Feuer“. Der Mensch hat solche Vereinigung mit Gott schon auf Erden anzustreben, indem er das Hemmniß der Körperlichkeit zu überwinden sucht, und zwar stufenweise durch Fasten, Selbstabtödtung und Gebet und durch immer innigere Versenkung in den göttlichen Geist und die göttliche Liebe. Blutige Verfolgungen gegen diese Schwärmer, die sich natürlich über die Staatsreligion und ihre Bräuche allenthalben hinwegseßten, haben nicht vermocht sie zu vertilgen, im Gegentheil gehören gegenwärtig namentlich die höheren Classen der persischen Bevölkerung, Beamte und Kaufleute, in weitem Umfange dieser Secte an. Dabei ist freilich zu bemerken, daß die meisten der heutigen Sufi dieser Geistes- oder Glaubensrichtung nur deßwegen anhängen, weil sie mit aller positiven Religion zerfallen sind, es lieben über den Propheten und den Koran zu spotten und mit den Phrasen sufischer Philosophen und Poeten ihren Nihilismus zu verdecken.

Dagegen hat in neuerer und neuester Zeit eine eigene Secte, gleichfalls dem schiitischen Osten angehörig, es unternommen, den Sufismus zu reformiren oder weiterzubilden, und hat in neu erwachter Schwärmerei Tausende von Blutzeugen geliefert, die Secte der Babi. Ihr Prophet ist Mirza-Ali-Mohammed aus Schiras, ein Mann von großen Geistesgaben und schwärmerisch mystischer Gemüthsrichtung, der aus der Schule der Scheichiten, einer sufischen Specialsecte in dem Schiitischen Wallfahrtsorte Kerbela, seine ersten Anregungen erhalten hatte. Er soll seine Anhänger versichert haben: „Wer den Weg wissen will, der zu Gott führt, kann es nur durch mich." Daher der Name Bab und Babi (Bab heißt Thüre, Eingang), der seitdem ihm selbst und seinen Anhängern beigelegt wurde. Aehnlich wie der Sufismus und schon der alte Gnosticismus, mit dem offenbar alle diese Lehrsysteme zusammenhängen, nimmt Bab eine grenzenlose Urgottheit an, aus der ein begrenzter Schöpfergeist hervorgeht, der nicht Gott selbst oder Gott gleich, aber auch nicht von Gott getrennt ist. Alles was besteht, Gestalt und Namen hat, ist in Gott, aus Gott hervorgegangen, aber geringer, unvollständiger als er. Am jüngsten Tage wird die Vereinigung mit Gott wieder vollzogen, und dann ist auch erst volles Erkennen Gottes möglich. Inzwischen aber ertheilt Gott durch Propheten den Menschen Offenbarungen, die in Moses, Jesus, Mohammed, Bab, immer vollständiger und vollkommner werden; aber auch Bab ist noch nicht der letzte Prophet, sondern es wird noch ein größerer nach ihm

kommen; dann aber ist die Zeit nahe, wo die Welt in die Gottheit zurüffehrt. Die von Bab erstrebten praktischen Reformen tragen manches Gute in sich: Er verbot die Ehescheidung und die unter den Schiiten gan; gewöhnlich gewordene „Ehe auf Zeit", suchte also dem Familienleben aufzuhelfen und die moralische und sociale Gleichstellung des Weibes zu bewirken. Auch schaffte er die äußeren Andachtsformen und Ceremonien ab und verwarf alle bloß äußere, religionsgesetzliche Reinheit. Seitens der geistlichen und Staatsgewalt säumte man nicht, auch gegen die Babi die heftigsten Verfolgungen in Scene zu setzen; Bab selbst wurde zu Tebris hingerichtet (1849), und seine Secte suchte man in Blut zu ersticken oder durch grausame Martern abtrünnig zu machen. Aber vergebens; die Freudigkeit der Opfer, der todesverachtende Muth, mit welchem selbst Beiber und Kinder, brennende Dochte in ihren offenen Wunden, sich zum Richtplage führen ließen unter dem Gesange: wir kommen von Gott und tehren zu ihm zurück“, schuf mehr heimliche Anhänger, als die begeistertste Predigt vermocht hätte, und jedenfalls wird der Babismus noch auf lange Zeit in Persien Bestand haben.

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(Schluß folgt.)

Die Sotho-Neger.

Von Miss. a. D. Endemann.

(Fortsetzung.)

Das politische Leben der Sotho anlangend, so werden sie von Häuptlingen regiert, welche despotische Gewalt haben. Unter großen Häuptlingen stehen kleinere als Vasallen und Unterthanen. Die Häuptlingswürde ist erblich. Ein bloß eingesetter, nicht geborener Häuptling wird nicht geachtet. Die Nachfolge in der Herrschaft kommt dem Erstgeborenen der sog. „großen“ Frau zu. Bei Minderjährigkeit, die bis zur Verheirathung gilt, übernimmt die Mutter oder sonst das hervorragendste Familienglied die vormundschaftliche Regierung. - Die Sotho sind gejellig, daher sie sich gern in größeren, oft Tausende von Einwohnern zählenden Ortschaften zusammen anbauen. Die größte Sotho-Ortschaft, die ich gesehen, ist die des Tschoana-Häuptlings Moroke im Oranje-Frei

staat; der verst. Missionar Ludorf, welchen ich dort 1863 besuchte, schäßte sie damals auf 20,000 Seelen. Namen haben die Ansiedelungen nicht; will jemand seine Heimat angeben, so nennt er den Berg oder den Fluß resp. die Quelle, an der sie liegt, oder benennt sie nach einem früheren Häuptlinge, der da gewohnt. Die Häuptlingsgeschäfte beschränken sich häuptsächlich auf Politik und Gerichthalten. Fürsorge für das Land steht nicht im Staatslexicon; man denkt nur an sich selber und an Mehrung der Macht. Die lettere Rücksicht ist es auch, die einen Häuptling etwa zu milder Behandlung seiner Unterthanen bewegt; denn sonst muß er befürchten, daß diese ihn verlassen und seinen Nachbar verstärken. Bei den Gerichts- und anderen Sizungen hat der Häuptling einen geheimen Rath um sich, der aus den Vornehmen, besonders den Alten unter ihnen, besteht. Man geht in den Verhandlungen oft mit erstaunlichem Scharfsinn, Pfiffigkeit und Verschlagenheit zu Werke. Das Recht wird da freilich oft ins größte Unrecht verkehrt; Bestechungen blenden die Augen. Uebrigens hat Rechtspflege an Sitte und Herkommen ihre Norm. Auf Mord steht Todesstrafe, von welcher aber ein Reicher durch Viehzahlung sich loskaufen kann. Zauberer und Giftmischer trifft ebenfalls Todesstrafe; ebenso folgt dieselbe auf Verrath und Widersetzlichkeit gegen den Häuptling. Gewöhnlich werden die zum Tode Verurtheilten mit Wurfkeulen erschlagen oder mit Speeren erstochen, jetzt auch erschossen; Zauberer und Giftmischer werden aber auf eine gräuliche Art hingerichtet, indem ihnen nämlich ein Holz vom After aus durch den ganzen Leib getrieben wird. Kleinere Häuptlinge fällen selten Todesurtheile; auch sind im Allgemeinen die Sotho-Fürsten weniger blutgierig als ihre kafferschen Collegen. Gezahlte Buße gehört zu des Häuptlings Einnahmen, ebenso Geschenke, ohne die man nicht vor ihm erscheint, wenn man eine Sache anzubringen hat. Außerdem gehören dem Häuptling, wie schon erwähnt, die Felle von erlegten Löwen und Panthern; auch von anderer Jagdbeute bekommt er Felle ab; ebenso erhält er vom erbeuteten Fleisch bestimmte beste Stücke. Ferner werden Abgaben in Korn, Bier u. s. w. entrichtet, auch Frohnarbeit gethan. Hat ein junger Mensch sich das erste Stück Vieh erarbeitet, so bekommt der Häuptling das erste Kalb.

Zur Heeresfolge ist jeder beschnittene Mann berechtigt und verpflich tet. Die Unbeschnittenen wie die Greise bleiben daheim. Das Aufgebot geschieht nach Beschneidungs-Altersclassen.

Im Verkehr wird bei Hofe eine bestimmte Etiquette beobachtet. Zur Begrüßung des Häuptlings hockt man vor ihn hin, klatscht in die

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Hände und ruft ihm eine der üblichen, oft lächerlich-erhabenen Grußformeln zu, wie:,,Sei gegrüßt, Häuptling!" (Tama Kchoschi!)" oder „Sei gegrüßt, wildes Thier!" (Tama Sevata!) oder Herr wildes Thier!" (Sevata Morena!) oder Großer Löwe!" (Tau e tona!) oder Großer Elephant!" (Tlou e kcholo!) und dergl. m. Der Häuptling dankt mit einer Interjection des Wohlgefallens. Wird die Etiquette streng gehandhabt, so geschieht die Unterredung mit dem Häuptling nicht direct, sondern durch den Mund des Mozeta, des Vermittlers. Durch diese Weitschweifigkeit erhält die Unterhaltung erst ihre recht würdige Form. Ueberhaupt gehört Weitschweifigkeit im Ausdruck zum guten Ton. Daher man auch, wenn man eine Sache hat, und wenn sie Einen noch so brennt, nicht mit der Thür ins Haus fallen darf, sondern erst auf Umwegen ihr näher zu kommen suchen muß; und hernach wird sie dann möglichst breit getreten. Prägnante Kürze gilt als Grobheit. Während der Unterhaltung mit dem Häuptling bezeigt man demselben seine Aufmerksamkeit, indem man bei jedem Sage desselben ausruft „Herr!" oder „Häuptling!" oder sonst eine Titulatur, resp. eine Interjection der Aufmerksamkeit. Besucht man den Häuptling zum ersten Mal, so bringt man ihm ein gutes Geschenk mit, um sein Herz weiß" d. h. glücklich zu machen. Hohe Gäste werden nicht bloß bei Tage mit Speis und Trank bewirthet, sondern auch des Nachts mit Genüssen aus dem Harem des Gastgebers. — Gastfreundschaft wird insofern geübt, als man einen Fremdling, der sich zum Mahle einstellt, mitessen läßt. Auch Herberge gewährt man. Besonders ist es der Häuptling, an den der fremde Wanderer, und zwar nicht vergeblich, fich wendet. Wird Einem allein Speise oder Trank vorgesezt, so kostet wol der Darreichende zuerst davon, um Einen zu versichern, daß kein Gift drin sei. Wo es nicht geschieht und man nicht traut, da läßt man sich etwa vorkosten. Vertrauen zu bezeigen wird freilich weit besser aufgenommen, weshalb ich mir auch niemals -und zwar nie zu meinem Schairgend etwas habe vorkosten lassen. Geschenke ausschlagen wird für Grobheit gehalten. Aber mit dem einmal Geschenkten kann der Beschenkte machen was er will; auch wenn er es vor den Augen des Gebers sogleich wieder verschenkt, so beleidigt es diesen durchaus nicht. Als grob gilt es auch, merken zu lassen, daß man sich mit einer Gabe für einen Dienst erkenntlich zeigen wolle; ein Geschenk muß eben ein ganz freies sein.

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Im gewöhnlichen Verkehr ist der häufigste Gruß: Lumela! Dieses Wort bedeutet glaube, stimme zu," auch „erlaube, gestatte,, (d. h. stimme zu, daß etwas geschehen darf). Hiernach scheint mir die natürlichste Er

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klärung des Grußes lumela die zu sein: „Erlaube“ oder „gestatte“ (nämlich dich zu grüßen). Noch höflicher wird diese Höflichkeit durch Hinzufügung der sehr gebräuchlichen Anrede „Herr“ (Kchoschi), als: „Erlaube, Herr!" (3m Deutschen ist etwa zu vergleichen: Sie erlauben, mein Herr!") Zum Abschiede sagt man wieder lumela oder schala cha wotse,"*) d. h. bleibe wohl zurück (=gehab dich mohl, lebe wohl)! Abends sagt man auch: „Rowala cha wotse," = schlaf_wohl! Unterhaltungen beginnen gewöhnlich mit der Frage: Litava li re'ng? = Die Ereignisse melden was? d. h. was gibt's Neues? Eine Tugend besißen die Sotho: Sie fallen einander nicht in die Rede. Auch legen sie großen Werth auf sanfte's Verhandeln mit einander. - Die Gesticulation der Sotho in der Rede ist graziös und ausdrucksvoll.

Wenden wir uns nun zu besonderen Sitten und Gebräuchen der Sotho in den verschiedenen Perioden ihres irdischen Lebens.

Ist ein Kind geboren, so wird es, ehe die Mutter es an die Brust legt, mit dünnem Kafferhirsemehlbrei gefüttert. Damit ist es zum Kafferhirseesser geweiht. Daß Viele der Kleinen in Folge dessen sterben, ist natürlich. Kinder, die mit einem leiblichen Fehler geboren werden, bringt man sogleich durch Ertränken in einem Wassertopf um. Daher man so selten unter den Sotho Krüppel sieht. Von Zwillingskindern muß das eine, bei manchen Stämmen beide, sterben. Der Mann muß sich entfer nen, sobald sein Weib niederkommt. Er darf dasselbe und das neugeborene Kind die ersten Tage gar noch nicht sehen. Mit dem letteren wird eine Art Taufact vorgenommen. Der „Doctor" kommt, macht aus Wasser und hineingethanem Kräuterpulver einen Schaum, mit welchem er des Kindes Kopf einseift. Außerdem wird dem Kinde auch ein Beutelchen mit „Medizin“ um die Hüften gebunden. So ist es gefeiet gegen allerlei böse Einflüsse. Einen Namen erhält es erst später von der Mutter; derselbe kann mancherlei Beziehung haben, entweder auf einen Verwandten oder den Häuptling oder ein Ereigniß; oder man giebt einen Thiernamen. Das Kindersäugen dauert nach Umständen bis zu zwei, auch drei Jahren. Getragen werden die Kleinen auf dem Rücken in dem um den Leib befestigten Karoß. Hierbei wird das Kind natürlich stets mit der Nase an den Rücken der Mutter gedrückt, und die Vermuthung liegt nahe, daß hiervon wol die plattgedrückten Nasen der Sotho herrüh

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*) Ich gebe manches, wenn auch nicht correct, in deutschen Buchstaben, weil sonst Anwendung von Lepsius'schen Zeichen nöthig wären, welche die Druckerei nicht befißt.

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