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ren möchten, (?) vorausgesetzt, daß die angegebene Art Kinder zu tragen überhaupt bei den Negervölkern Sitte ist, wie es mir wenigstens scheint. Kann das Kind schon siten, so läßt man es auch oft, besonders beim Säugen, auf der Hüfte reiten. - Daß die Knaben das Kleinvieh hüten, wurde schon bemerkt; die Mädchen müssen die Kleinen warten. Sonstiger Zeitvertreib der Knaben besteht in Fechtübungen, kleiner Jagd u. dergl. Mit gefangenen Thieren gehen sie oft sehr grausam um, rupfen z. B. Bögel bei lebendigem Leibe. Das thut eben Alt und Jung. Heuschrecken spiest man oft lebendig auf eine Ruthe und legt sie so zum Braten aufs Feuer. Hierbei erwähne ich gleich, daß beim Kochen der Heuschrecken und der flüggen Ameisen dieselben kalt aufs Feuer gesetzt werden, dieselbe Grausamkeit, die auch beim Krebsekochen in Deutschland vorkommt. Ein besonderes Geschick zeigen die Knaben im Formen von allerhand Thonfiguren. Die Mädchen vergnügen sich mit Spielen, von denen manche an deutsche erinnern, mit Tanzen, mit Bauen von Kralen aus Sand, mit Formen von kleinem Thongeschirr u. dergl. Die größeren Mädchen müssen sich am Holz- und Wasserholen betheiligen; später gehen sie auch mit aufs Feld.

Die Einführung in den Kreis der Erwachsenen geschieht durch das pollo, welches die Bedeutung der öffentlichen Erklärung der geschlechtlichen Reife hat. An dem männlichen Geschlechte wird dabei die Beschneidung vollzogen. Bollo heißt „Auszug," weil man zu dem Acte hinans ins Feld zieht. Niemand darf sich ihm entziehen; Tod, zum mindesten Verbannung wäre die Folge. Die Beschneidung wird vom „Doctor,“ dem Feimann (Ngaka) vollzogen. Die Beschnittenen bleiben im Felde, bis sie heil sind. Währenddem werden sie von den Aelteren „geschult,“ d. h. in Alles eingeweiht, was ein Mann zu beobachten hat. Dabei gibt es unbarmherzige Ruthenhiebe. Weibliche Personen dürfen den das männliche Pollo Haltenden nicht nahen. Bei den Mädchen ist dasselbe nicht so hart. Sie müssen einen Armring tauchend aus dem Wasser holen. Auch sie werden geschult und leben abgesondert, brauchen jedoch Nachts nicht im Felde zubringen. Männervolk, das ihnen naht, wird von den Aufseherinnen mit Ruthenhieben verjagt. Ueberhaupt ist das Weibervolk in der Zeit des Pollo wie verrückt; sie zichen Männerfleidung an, tragen Waffen, verüben allerhand Muthwillen am Mannsvolk, das sich gegen sie nicht wehren darf. Den Schluß des Pollo macht ein Fest mit Schmauserei, Tanz und Unzucht. Die ganze Sitte des

Pollo trägt der Hauptsache nach fleischliche Signatur an der Stirn ja es macht, wenn man die Betreffenden beobachtet, einen dämonischer Eindruck, es ist eine mit Stumpf und Stiel auszurottende Sitte. QB die Sotho die Beschneidung her haben, ist dunkel. Bei ihnen selbst geh eine Sage, es sei einmal Einer gekommen, der ihnen diese Sitte ange priesen (etwa ein Mohammedaner ?). Um sich erst zu vergewissern, ol die Beschneidung auch nicht gefährlich sei, habe man sie erst an einen Fremden probirt, und als sie diesem nichts geschadet, habe man sie ange nommen. Daher noch heut immer Fremde an der Beschneidung eines Stammes theilnehmen. Für diese Sage spricht der Umstand, daß be manchen benachbarten Negerstämmen die Beschneidung nicht herrscht.

In Betreff der Heirat ist es Sitte, die Weiber mit Vieh zu fau fen. Doch wird dieser Kauf von dem gewöhnlichen Tauschhandel unter schieden, indem man beide mit verschiedenen Worten bezeichnet; jenes is nyala, dieses reka, ein Beweis also, daß das Weib nicht wie eine gewöhnliche Waare betrachtet wird.1) Der Preis für ein Weib ist ver schieden, je nach der Vornehmheit der Betreffenden bis zu zehn Kühen. Ueberhaupt hält man gern die Zehnzahl beim nyala fest, so daß sie bei Aermeren etwa mit Kleinvieh vollgemacht wird. Dieser Umstand ist bedeutsam. Bei Eingehung des Heirathshandels wird zuerst ein Angeld gezahlt (molomo = Mund; bezieht sich auf die Abmachung durch Besprechung), später das Uebrige. Mädchen werden oft schon als Kinder gekauft. 3st das Molomo gezahlt und das Mädchen mannbar, so erfolgt ohne Weiteres der fleischliche Umgang; nur bleibt das Weib noch zu Hause bis zum Feste der Heimholung (Peko). Dieses schließt mit Unzucht zwischen den jungen Hochzeitsgenossen. Die Neigung eines Mädchens wird oft gar nicht berücksichtigt; auf das Meistgebot wird losgeschlagen. Doch gibt es auch rücksichtsvolle Väter. So lange ein armer Mann noch nicht den vollen Preis für sein Weib bezahlt hat, gehören seine Kinder dem Schwiegervater resp. dessen Erben, so daß sie als Leibeigene mitunter in ganz fremde Hände kommen. Wer wollte wol unter solchen Umständen der schonenden Beibehaltung der Sitte des nyala das Wort zu reden wagen? Auch die Unsitte der Polygamie ist bei den Sotho herrschend. Wer es im Stande ist, schafft sich mehr Weiber an, als eins;

1) Auch der Sclavenhandel gilt bei den Sotho nicht; der Mensch ist alsó nicht zur Waare herabgesunken.

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Häuptlinge haben die meisten, soweit mir bekannt, etwa bis vierzig. Die vornehmste Frau ist die große;" es ist nicht immer die zuerst genommene. - Töchter hat man lieber, als Söhne, weil sie ja Vich einbringen. Ueberhaupt gelten Kinder als Erwerbsquellen für die habsüchtigen Alten. Was der unverheirathete Junge verdient, nimmt ihm sein Vater (oder dessen Erbe) nach Gefallen ab. Nur hat der Vater auch die Verpflichtung, dem Sohne ein Weib zu kaufen. Dabei sieht freilich der filzige Alte oft, wie er am billigsten wegkommt, so daß dem Sohne die ihm gekaufte Frau nicht gefällt; oder er läßt ihn möglichst lange warten. Besonders thun dies die Erstgeborenen, die Erben der Väter, den jüngeren Brüdern gegenüber. Zu erwähnen ist noch, daß auch die Leviratsehe bei den Sotho in Gebrauch ist, indem einfach die Weiber von Bruder auf Bruder durch Erbschaft übergehen. Scheidung ist bei den Sotho noch weniger schwierig als bei uns, wenigstens für den Mann; der entläßt einfach sein Weib; nur büßt er das gezahlte Vieh ein und hat für den Unterhalt der Verstoßenen zu sorgen, ausgenommen wenn etwa das Weib im Bege Prozesses für schuldig befunden wird. Das Weib kann freilich, wenn es dem Manne entlaufen, von seinen Angehörigen zur Rückkehr gezwungen werden, weil die Letteren ja sonst das erhaltene Vich wieder herausgeben müßten. Bei erfolgter Scheidung fallen die Kinder dem unschuldigen Theile zu. Unzucht findet auch schon unter Kindern statt; aber die das pollo durchgemacht, haben damit gleichsam einen Freibrief dazu. Nur gebären darf ein Mädchen nicht; das weiß man aber durch Mittel zu verhindern. Häuptlinge geben von ihrem Reichthum an Weibern oft armen Dienern Concubinen ab, die aber nach wie vor als Häuptlingsweiber gelten; auch die Kinder aus solchem Concubinat gehören Dem Häuptlinge. Troß alle dem sind aber die Sotho nicht so in Unzucht versunken, wie manche anderen heidnischen Nationen nach den Berichten über dieselben es zu sein scheinen. Venerische Krankheit herrscht nicht unter ihnen wie z. B. bei den Kora-Hottentotten; ich habe nur in vereinzelten Fällen von Einschleppung gehört, die aber keine weitere Verbreitung zur Folge hatte. - Die Stellung des Weibes ist weniger sclavisch als es nach dem Vorbemerkten den Anschein haben könnte. SothoBeiber wissen mitunter ihre Männer gehörig zu tyrannisiren, z. B. durch Hungernlassen. Es ist mir öfter begegnet, daß ich einen Mann gemiethet batte; statt sich zur Arbeit einzustellen, kam er mit der Entschuldigung, seine Frau erlaube es nicht. Was war da zu machen? Das losere

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Verhältniß zwischen Eltern und Kindern spricht sich u. A. darin aus, daß letztere die ersteren auch bei ihren Eigennamen rufen. Es fehlt eben, wozu auch die Bauart der engen, dunkeln Häuser besonders mit beiträgt, an einem richtigen Familienleben. Im Ganzen wird an den Kindern ziemlich Zucht geübt; wie oft sahe ich Mütter mit der Ruthe hinter den ungezogenen kleinen Rangen dreinlaufen! Troßdem sind die Knaben oft wahre Höllenbrände; bei dem Hirtenleben lungern sie meist herum, und damit kommen sie auf allerhand Bosheiten.

Bei Todesfällen wird die Todtenklage erhoben. Der nächste Leidtragende stimmt an, und die versammelten Freunde und Nachbarn antworten im Chor. Mit der Beerdigung eilt man. Der Todte wird in hockender Stellung begraben; zu diesem Behuse werden ihm die Glieder gebunden, so daß er die bezeichnete Stellung einnimmt. 3st er schon steif geworden, so werden ihm die Sehnen durchschnitten. Allgemeine Begräbnißplätze hat man nicht. Am liebsten begräbt man in der Nähe des Hauses, damit der Todte von der Wärme der Feuer und der Lebenden etwas abbekomme. Verstorbene Häuptlinge werden noch besonders durch ihr Vieh gewärmt, welches man Nachts über dem Grabe schlafen läßt. Trauerzeichen ist bei Erwachsenen eine kleine runde Tonsur auf dem Scheitel; Kindern wird der Kopf kahl geschoren. Ueberhaupt werden bei Todesfall die Angehörigen beschoren, das abgeschorene Haar zu Pulver verbrannt und daraus mit Fett eine Salbe gemacht, mit welcher die ganze Familie eingerieben wird, um sie vor bösen Einflüssen zu schüßen. Universalerbe des Verstorbenen ist das „große“ Kind desselben, auf welches auch alle väterlichen Rechte und Pflichten gegen die jüngeren Ges schwister übergehen.

Eine Religion haben die Sotho nicht, nur Aberglauben. Höhere Wesen nennt man Limo's; es werden hiermit die abgeschiedenen Geister bezeichnet, besonders die der Häuptlinge, wie denn auch der lebende Häuptling behauptet, Limo zu sein, was das Volk ihm nachplappert. Eine Sage giebt es von einem Gott (limo) mit nur einem Bein. Das ist vielleicht eine historische Erinnerung an frühere Gößenbilder, die aus einem Holzblocke mit einem Kopfe bestanden, wie dergl. ja bei anderen Neger= völkern noch zu finden. Ueber Welt- und Menschenschöpfung existirt eine läppische Sage, die vielleicht mehr Kindermärchen sein soll. Der Vater eines Chuveane hatte die Erde und die Thiere darauf gemacht. Beim Viehhüten macht Chuveane Menschen und bringt sie Abends heim

mit der Frage an den Vater, wer diese gemacht habe. Der Alte antwortet, er wisse es nicht. Der Sohn sagt: „Du weißt es nicht?" und verjagt den Vater, um die Herrschaft einzunehmen. - Das Todtenreich liegt nach der Vorstellung der Sotho im Westen, wo die Sonne untergeht. Es gibt auch unpersönliche Limo's; das sind Orte oder Gegenstände, an denen und durch welche die persönlichen Limo's sich offenbaren und wirken. Berschiedene Dinge sehen aus wie Reste äthiopischen Gößendienstes. Eine häufig im seichten Wasser stehend angetroffene graue Ibisart darf z. B. nicht getödtet werden. Ein vom Crocodil Gebiffener wird verbannt. Nach religiösem Gebrauch sieht es auch aus, daß, wenn eine Mondfinsternig eingetreten, die man ,,Verrottung des Mondes" nennt, das ganze Bolk am nächsten Morgen johlend zum Wasser läuft, um eine Waschung vorzunehmen.

Bon Amuleten war weiter oben schon die Rede. - Die Priester des Aberglaubens sind die Ngaka's, die Feimänner oder Geheimkünstler, so zu sagen der Magierorden; dieselben bilden auch die Zunft der Aerzte. Sie wahrsagen durch Werfen von Knöcheln und anderen Zauberdingen, aus deren Lage das Betreffende gedeutet wird. Zum Regenmachen gibt es besondere Ngaka's, varoka va pula. Durch allerlei Zaubereien müssen die Limo's, sonderlich der verstorbene Häuptling, bewogen werden, Regen zu spenden. In Kriegszeit werden die Waffen, die Ortschaften, die Bege gefeit; alles mit „Medizin.“ Um den Feind zu behexen, sucht man etwa einen verherten Rhinocerosschädel Nachts vor seinen Kraaleingang. zu sehen. Das Feien der Ortschaften kostet mitunter Menschenleben, indem etwa der abgeschnittene Kopf eines Menschen dazu verlangt wird. Bon sonstigem Aberglauben sei noch Folgendes angeführt: Sieht Jemand im Wege eine Blindschleiche, so kehrt er um, um nicht Unglück zu haben. Zu Malokong1) in Mankopane's Lande hieß es von einer Quelle, daß da eine weiße Schlange hause, welche das Wasser spende und den, der sie erblickt - was aber sehr selten geschehe -, reich mache.

Neben den Ngaka's existirt noch eine andere geheime Zunft, die der Gistmischer, der lói. Das sind die Schwarzkünstler der Bosheit, die Heren. Vor ihnen lebt man in beständiger Furcht. Freilich wird ihnen Bieles schuldgegeben, was ganz gewöhnliche natürliche Ursachen hat, welche aber die unwissenden Heiden sich nicht erklären können. So Mancher

1) In den Berliner Miff.-Berichten immer Malokûng" gedruckt.

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