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wird wol als lói hingerichtet, der es nicht ist. Was hilft aber unschul dig sein, wenn der Wahrsager Einen als schuldig bezeichnet hat? Die lói, Männer und Weiber, sollen Nachts splitternackt umherlaufen und Böses thun; sollen abgerichtete Paviane haben, die den Kühen die Milch ausmelken noch niemand hat aber die Paviane selbst gesehen -; sollen Leichen ausgraben und deren Gebeine zu Zaubereien benutzen; sollen auch die bekannte egyptische Gaukelkunst verstehen, Stäbe in Schlangen zu verwandeln; u. s. w.

Außer Zaubereien verstehen die Ngaka's sich aber auch auf wirkliche Arzneikunde; und sie haben manches gute Mittel, das sie aber nicht ver rathen. Ihre Chirurgie ist sehr roh. Gliederbrüche werden mit Rohrstäben umschient, die man fest mit Bast umwickelt. Schröpfen versteht man auch; dieses wird aber auf eigenthümliche Weise vorgenommen. Man macht Hauteinschnitte, sett darauf ein kleines Horn, welches an der Spite mit einem Loch versehen ist, und pumpt durch Saugen an Letterem die Luft aus, so daß das Horn sich festsaugt und Blut zieht. Kranke Zähne schneidet man aus. Da dies eine qualvolle Tortur ist, so laufen die Eingeborenen lieber zu,,Mynheer," dem Missionar, der durch seinen Schlüssel den Zahn mit einem Ruck herauszieht. Ich hatte oft das Vergnügen, kranke Zähne auszuziehen.1) Wenn der Ngaka nicht weiß, wo es einem Kranken eigentlich sißt, so muß etwa eine Ziege herhalten (auf die vermuthlich der Ngaka Appetit hat); die wird mit dem Kopfe in ein Gefäß mit Wasser gesteckt, in welches „Medizin" gethan ist. So bald die Ziege erstickt ist, wird sie abgeschlachtet, behufs Untersuchung ihres Inneren. Da findet sich denn leicht irgend eine Abnormität, besonders nach so gewaltsamer Todesart. Wo es der Ziege sigt, da sißt es dann dem kranken Menschen. Probatum est! Zu empfehlen für die Herren Aerzte, die trotz Section oft nicht wissen, was einem verstorbenen Patienten eigentlich gefehlt.

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1) Die blendend weißen Zähne der Eingeborenen sind eine Einbildung von Solchen, die nur oberflächlich beobachtet. Die Sotho wie die Kaffern haben durchschnitt lich nicht bessere Zähne als Unsereins. Die häßlichsten Zähne, die mir vorgekommen, habe ich bei dem alten Häuptling Matschiokoane zu Blauberg gesehen. Man täuscht sich gewöhnlich durch den Farbengegensatz zwischen den Zähnen und der dunkeln Haut, der ja bei uns nicht vorhanden. Ebenso verhält es sich mit dem gepriesenen Weiß der Augen, das wenigstens bei den Sotho und Kaffern etwas bräunlich tingirt ist. Bei einem deutschen Schornsteinfeger leuchtet, wenn er vom Ruße schwärzlich gefärbt ist, das Weiße im Auge entschieden stärker hervor als bei einem afrikanischen Schwarzen.

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Nun zu meinem Lieblingsthema, das freilich auch meine crux ge= worden: der Sotho-Sprache! Dieselbe verhält sich zum Kafir etwa wie Holländisch zum Hochdeutschen. Das Kafir ist aber wohlklingender und würde es noch mehr sein, wenn es die häßlichen Schnalzlaute nicht hätte, die dem Sotho wie soweit mir bekannt fast allen übrigen Negersprachen fehlen. Die genaue Unterscheidung der Sotho-Laute ist für Europäer, die es an dem nöthigen Studium fehlen lassen, oft schwer, und es ist mir noch kein einziger Missionar vorgekommen, der diese Laute sämmtlich richtig aufgefaßt hätte und demgemäß auch richtig unterschiede. Daher kommt es denn, daß die Orthographie des Sotho (mit dem Kafir ist es ebenso) noch sehr im Argen liegt. Was würden wir zu einer Orthographie sagen, wo man,,wagger" statt „wacker", sitsche" statt „siße“ gedruckt fände? Und solcher Art Fehler begeht man im Sotho in aller Gemüthlichkeit, ohne sich an den Nachweis derselben zu kehren, und zwar aus „praktischen“ Rücksichten. (!) Als ob Vermeidung der Corruption der Sprache, der Erschwerung des Sprachstudiums, der Unverständlichkeit in Rede und Schrift u. s. w. keine „praktischen“ Rücksichten wären! Schreiber dieses, der angeregt durch Dr. Lepsius,,Standard-Alphabet," das Lautsystem zu seinem besonderen Studium gemacht, hat sieben Jahre lang gegen die unbrauchbare Orthographie im Sotho angekämpft, aber vergebens, obgleich gegen die Richtigkeit1) jeiner Darlegungen nichts vorgebracht werden konnte. Es wäre endlich hohe Zeit, den angewöhnten Schlendrian aufzugeben.

Die oft behauptete nahe Verwandtschaft des Baues des Sotho und des Kafir mit dem des Hebräischen beruht einfach auf Unkenntniß beider Sprachen. Wenn man so oberflächlich von den Verbalspecies derselben hört, sowie von Präfixen und Suffixen, so wird man ja an das Hebräische erinnert; aber das bildet noch keinen Grund für die Behauptung einer Verwandtschaft, ebenso wie Aehnlichkeit oder Gleichheit des Klanges wie der Bedeutung von Wörtern verschiedener Sprachen noch nichts beweist für irgendwelche Verwandtschaft. Ehe man dies erkannt, tappt man oft zu und freut sich, sprachliche Verwandtschaften entdeckt zu haben, und verfolgt solche Entdeckungen aufs eifrigste; es ist aber Wind. So vergleicht z. B. Casalis (Etudes sur la langue Sechuana) das Wort amaniti

') Von welcher nun auch Herr Prof. Dr. Lepfius durch einen von mir nach Deutschland mitgebrachten Sotho sich zu überzeugen die Gelegenheit gehabt.

mit P, während der Stamm niti ist und ama Pluralpräfixe; bana (richtiger vana) mit ", während der Stamm ana lautet, welcher die Kleinheit bezeichnet; kapele (pele = vor, ka ist locative Präpof.) mit SAR, u. s. w. Döhne (Zulu-Kafir-Dictionary) vergleicht u. a. hlangana (W. hlang, ana ist Reciprokendung) mit DJJ. (!)

Das Hervorstechendste am Sotho ist die überaus große Mannigfaltigkeit der Verbalformen, von der man eine Idee geminnt, wenn man bedenkt, daß zunächst folgende Verbalspecies gebildet werden: Doppelter Causativ, Relativ (oder Directiv), Reciprok, Neuter-Activ (oder Deponens), Neuter - Passiv (oder Subjectiv), Inversiv (und zwar intransitiver, transitiver und causativer), Stativ, Iterativ; welche Species noch dazu theils verdoppelt, theils zusammengesezt werden, wodurch wieder eine neue Fülle von Bildungen entsteht. Sodann werden folgende Modi (Aussageweisen) unterschieden: Affirmativ und Negativ, zerfallend in Effectiv, Potential und effectivischen wie potentialen Conditional; diese wiederum zerfallen in Infinitiv, Indicativ, Intentiv (oder Final), Imperativ (resp. Optativ) und Particip. - Von Zeitformen werden vier einfache und elf zusammengeseßte gebildet; außerdem können noch 22 doppeltzusammengesezte gebildet werden, als weitschweifigere (und damit feinere) Ausdrücke der einfach-zusammengeseßten.

Interessant sind auch die drei Töne, die das Sotho hat und die überhaupt den Negersprachen eigen zu sein scheinen; wenigstens hat sie Prof. Lepsius (Stand.-Alph.) im Ibo, Yoruba, Eve und Akra notirt. Im Kafir, in welchem sie bis dahin sonst noch von niemand entdeckt zu sein schienen, habe ich sie ebenfalls beobachtet.1) Sie erinnern an die chinesischen Töne. Uebrigens steht das Sotho nicht auf dem Entwickelungsstandpunkte des Chinesischen, sondern auf der sog. agglutinativen Stufe.

Ungemein zahlreich sind die Mundarten des Sotho. Der kleinste Stamm spricht anders als sein Nachbar. Auch haben die Männer wie die Weiber je ihre besonderen Ausdrücke, die oft dem anderen Geschlechte gar nicht bekannt sind.

1) Es ist merkwürdig, daß z. B. die sonst unmögliche Unterscheidung der 2. und 3. Pers. sing. (beides u geschrieben) nicht längst auf eine Untersuchung geführt hatte, ob die beiden u nicht in irgend etwas verschieden sind.

Was die Zeiteintheilung betrifft, so kennt das Sotho kein Woche, sondern nur Tage, Monate (zu 28 Tagen) und Jahre. Jahreszeiten werden drei gezählt: Selemo (= Ackerzeit, September bis Decem= ber), Leclavula (= Herbstzeit, Januar bis März) und Marecha (= Winterzeit, April bis August).

Es mögen endlich einige Proben der Volkspoesie in deutscher Ueberseßung folgen. Zunächst Lieder.

1. Schlafliedchen beim pollo.

Zauntäubchen, laß herumgehen, Schwarzhals, Schwarzschnäbelchen Hinter den Zaun von Klippmüllerchen.

Wasser trinken wir, :,:,

Waffer trinken wir zum Abendbrot,

Wackeln (dann) hin und her im Schlaf.1)

2. Sternlein.

Ein Sternlein ist am Himmel,

Es macht „Husch,“ es macht „Plumps" in den Born,

Es sagt: Maratatuvu, verjag mir Kuvu,

kuvu verjage Crocodil.

Thiere des Flusses, sie haben einander lieb, sie geben einander Antwort: Wenn er schreit, der Ibis, so sagt der Frosch: Ich quake.2)

3. Räthselliedchen.

a. Ihr Häuptlinge mit einander, ihr gebt Einem nichts ab, Es beschämt euch der Därmer des Räthsels.

,,Es ist, sage ich, der Honigkuďuk.“

b. Am Berg zu Schleimersheim wallt's auf und nieder, Es geberdet sich wie ein Löwe.

-

Was ist's? „Es ist, sag ich, das Herz.“

1) „Zauntäubchen“ sind die Theilnehmer am pollo, weil sie fich draußen an den Hecken umhertreiben. „Laß herumgehen," nämlich Wasser, das zu trinken beim pollo eine Zeit lang nicht gestattet ist. Klippmüllerchen" ist verblümter Name des Häuptlings. „Wackeln hin und her im Schlaf," indem sie am Feuer fißend einniden.

2) „Sternlein“ ist die Sternschnuppe. „Maratatuvu“ ist ein Wafferthier; welches, weiß ich nicht. „Kubu“ ist das Nilpferd. Zu beachten ist die Spur von Reim in Maratatuvu“ und „Kuvu.“

c. Mutters Mäuerchen, es donneri vor Zorn,

Es donnert, das Vich es flicht;

Es donnert, es grollt, es verjagt die Ackerer vom Ackern.
„Wohl zu verstehen, es ist, sag ich, der Alarm."

d. Wenn du's gesehen, Kind des Crocodils,

Es ist so und so groß, es wächst, es wird sehr groß.
„Das Menschenkind, hab ich Recht ?“

e. Ein Baum ist im Süden, trieb der Astlöcher zwei.
„Die Nase, wenn du sie gesehn.")

4. Spottlied auf Schreiber dieses.

Und wenn ich laufe, durchnäßt vom Regen,
So will ich doch nicht gehn zu Mouvane;

Er ist voll Lügen, wir kennen ihn.

Er sagt: 3ch rede Gottes Wort; (doch) er ligt.2)

5. Geistliches Lied von Martin Sevuschane.

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Fool

e e e e

Fool

e

Wasche mich mit Deinem Blut, ich will Dich preisen unter den Menschen.

In c. ift

1) In a. ist „Därmer“ ein Individuum, welches Därme im Leibe hat. „Des Räthsels“ d. H. der zu errathen ist. Der Honigkucuk ist ein Freund des Menschen, indem er ihn zum wilden Honig führt. In b. ist „Schleimersheim“ die Brust, wol wegen der Schleimabsonderungen in den Athmungsorganen. „Mutters Mäuerchen“ der Mund eines Weibes mit seinen Zahnreihen. Da donnert's, so daß Alles erschrickt, wenn nämlich ein Weib Alarmgeschrei erhebt, etwa wegen nahender Feinde. In d. ist,,Kind des Crocodils" Einer, der das pollo mitgemacht. Er Der wird so genannt wegen der Waschungen, die mit dem pollo verbunden sind. Ausdruck „Süden“ in e. ist vielleicht gewählt, weil die Sotho, von Norden herkommend gleichsam mit ihrem Angesicht nach Süden gerichtet sind.

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2) Mouvane“ Blasbälgchen, ist ein Spitzname, den mir die Ko pa'schen gegeben, weil ich auf einer Reise das Feuer mit dem Handblasbalg_angefacht. Zur Erinnerung an jenes merkwürdige Ding nannte man mich Mouvane. Trotz des Liedes ließ man sich nicht abhalten, unter meinem Dache Schuß gegen den Regen zu suchen.

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