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langsam vor sich ging, das Wort, das nicht an seine Feinde, sondern an seine liebsten Freunde gerichtet ist: „O du ungläubige und verkehrte Art, wie lange soll ich noch bei euch sein ?" Wie die Freundlichkeit und Leutseligkeit Gottes, so erschien in Christo auch die Geduld Gottes und ,,ein Beispiel hat Er uns gelassen, daß wir sollen nachfolgen seinen Fußstapfen".

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Nun Paulus kannte diese Fußstapfen nicht blos, er wandelte darin. Leset nur 2 Cor. 11 und 12 welch ein Wandel in Geduld! Auf dem Acker seines natürlichen Herzens war diese Geduld nicht gewachsen, sie mußte eine Frucht des heiligen Geistes sein, der über den einstigen Saulus ausgegossen war wie über die andern Apostel, eine Frucht des verborgenen Umgangs mit dem erhöheten Jesus, der ersetzte, daß er in den Tagen seines Fleisches nicht mit ihm gewandelt war. Diese Geduld bewies mehr als alle Wunder, die Paulns that, daß der HErr aus ihm nicht nur einen im Heiligungsleben gereiften Jünger, sondern auch einen für die Pflanzung und Pflege seines Weinbergs geschickten Apostel gemacht hatte.

Bis auf diesen Tag hat die Geduld den Charakter eines solchen Beweismittels. Sage mir ob du Geduld hast und ich will dir sagen ob du vom Geiste Gottes erfüllt bist. Doch in dieser Allgemeinheit wollen wir jetzt von der Geduld nicht reden. Paulus legitimirte sich durch fie als Apostel. Die Geduld ist also ganz speciell eine Legitimation zum Missionsberuf. Nicht durch Zeichen, Thaten und Wunder, sondern vor allem durch Geduld beweist sich der Missionsarbeiter und zwar I. der Missionar,

II. der Missionsfreund.

Beiden gilt: „Hier ist Geduld und Glaube der Heiligen.“

I.

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Als erste Geduldsschule, in welche der Missionar muß, ist das Missionshaus anzusehen. Wie sich die Sache bei uns gestaltet hat, treten in der Regel nicht universitätsmäßig gebildete Theologen in den Missionsdienst, sondern gläubige junge Leute aus den verschiedensten Ständen, Kaufleute, Handwerker, Bauern. Und die Missions Gesellschaften thun keineswegs Unrecht, die solche nicht auf dem landläufigen Wege zu Theologen gebildeten Leute als Missionare aussenden. Unser Herr Jesus erwählte die Zwölfe auch nicht von den theologischen Schulen Jerusalems, nur den Saulus berief er sich von den Füßen Gamaliels und das hatte seine besonderen Gründe. Es ist auch keineswegs durch die Missions

geschichte bewiesen, daß etwa die „Theologen" besonders auserwählte Rüstzeuge gewesen wären und vor den „Nichttheologen" großen Erfolg gehabt hätten. Der Herr braucht auch im Missionsdienst mancherlei Leute und wenn es der „Theologen nicht viele sind, die da sprechen: „Hier bin ich, sende mich“, so wollen wir uns freuen, daß Nichttheologen in den Riß treten. Damit meine ich aber durchaus nicht, daß wir keine „Theologen" als Missionare nehmen sollten, ich sage nur, mit den Theologen kommen wir nicht aus, wir brauchen der Arbeiter mehr als die Universitäten uns stellen. Freilich so vom Comptoir oder Handwerkstisch oder Pfluge weg kann man die Leute nicht aussenden. Die Erfahrung hat gelehrt, daß ein gewisses Maaß der Bildung, besonders der theologischen Bildung nicht zu entbehren ist. Die jungen Leute müssen daher in ein Missionsseminar einteten und dort außer Deutsch, Geschichte, Geographie, Englisch und vielleicht Holländisch tüchtig die biblischen Wissenschaften studiren, auch in etwa die Grundsprachen lernen, in denen die Schriften des Alten, und des Neuen Testaments geschrieben sind. Das ist für viele eine harte Nuß, die sie knacken müssen. Sie haben vielleicht in den Kreisen, in welchen sie bisher gelebt, ein Ansehen genossen und nun müssen sie 4, 5, 6 Jahre auf den Schulbänken Plaß nehmen und als Schüler sich behandeln laffen, obgleich sie längst aus dem Knabenalter heraus sind. Da heißt's demüthig sein und Ausdauer beweisen und in aller Geduld lernen und warten. Das ist keine leichte Sache, zumal wenn die jungen Leute wie auf Kohlen stehen und möchten heute lieber als' morgen zu den Heiden gehen.

Aber es kommen mehr und schwerere Geduldsschulen. In die zweite geht's sofort nach der Ankunft auf dem Arbeitsfelde. Da die evangelische Mission auf Grund biblischer Anweisung den Heiden das Evangelium in ihrer Muttersprache predigen soll, so muß der junge Missionar diese Sprache vorerst tüchtig lernen, ehe er in die eigentliche Missionsarbeit eintreten kann. Aber, fragst du vielleicht, geschieht das denn nicht schon im Missionshaus? In den meisten Fällen ist das durchaus unthunlich, nicht nur weil es oft an Leuten fehlt, die die betreffenden Spra chen lehren könnten und die Erfahrung gezeigt hat, daß sie mitten unter dem Volke, welches sie redet, schneller und richtiger gelernt werden, sondern vornämlich weil die meisten größeren Missions-Gesellschaften unter verschiedene Heidenvölker ihre Boten senden und man nicht von vornherein bestimmen kann, dieser Zögling wird zu diesem, jener zu jenem Volke gesandt. 3. B. die Rheinische Missions Gesellschaft arbeitet in Südafrika, wo

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holländisch, namaquasch und hererosch gepredigt werden muß, unter den Dajaks und Batta und Nyassern, die wieder ihre eignen Sprachen reden, und in China nun ist's doch unmöglich, daß diese 7 Sprachen im Missionshause gelehrt und von allen Zöglingen gelernt werden, zumal es so schon genug zu lernen giebt. Man muß die Missionare also die betreffende Volkssprache an Ort und Stelle lernen lassen. Kommen die jungen Leute nun in ein Land, dessen Sprache schon bekannt ist, wo sie Lehrmeister und Grammatik und Lexikon finden, so mags noch gehen, obgleich's auch da oft Geduldsproben genug giebt und es nicht leicht ist lange Zeit eine gebundene Zunge zu haben. Z. B. wenn einer chinesisch lernen muß, das so schwer richtig zu sprechen ist, weil die einzelnen Worte meist eine 4, 6, 8fach ganz verschiedene Bedeutung haben je nach dem Ton, der auf das Wort gelegt wird.1) Wie niederschlagend ist es da, wenn der arme Missionar, nachdem er es endlich so weit gebracht, daß er predigen kann, sich öffentlich auslachen lassen muß, weil er durch eine falsche Betonung ohne es zu ahnen eine Albernheit gesagt hat. Oder wenn man den jungen Bruder unter die Hottentotten sendet und seine Zunge will sich nicht in die schrecklichen Schnalzlaute schicken, die ihre Sprache für unser Ohr so verunstaltet! Aber wenn's nun gar zu einem Volke geht, dessen Sprache man noch gar nicht kennt. Welche Geduld wird da Jahre lang erfordert, bis die lieben Brüder den Eingebornen mühsam alle Worte und die Veränderungen derselben in Declination und Conjugation abgelauscht haben.2) Und wie viele Sprachen haben die Missionare gleichsam erst entdecken müssen. Ich will jezt nicht davon reden, welcher Dank ihnen seitens der Sprachwissenschaft für diese Entdeckungen gebührt, sondern nur welche Geduldswerke sie damit gethan haben. Und dabei habe ich einer großen Schwierigkeit noch gar nicht gedacht, die mehr oder weniger in allen heid= nischen Sprachen zu überwinden ist, nämlich daß in ihnen die Worte für die meisten Grundbegriffe der christlichen Religion ganz und gar fehlen. Wie lange dauert es nun bis selbst die der Umgangssprache mächtigen Missionare den Heiden klar machen können, was Versöhnung, Rechtfertigung,

1) Siehe Lechler: „Acht Vorträge über China“. (Basel): Sprache und Literatur der Chinesen.

Der Verfasser will seine Leser nicht überladen mit Citaten; die angeführten meist zugänglichen Quellen entnommenen find aber zu dem Zweck gegeben, damit die allgemeine Charakteristik event. durch eine Reihe concreter Einzelzüge noch anschaulicher gemacht werden könne.

2) Siehe Berichte der Rh. M. G. 1850 Nr. 3, wo Wallmann sehr anschaulich erzählt, welche Geduld H. Hahn und Rath nöthig hatten, um sich der Sprache der Herero zu bemächtigen.

Wiedergeburt, Heiligung, ja selbst was Demuth, Selbstverleugnung, Dankbarkeit 2c. eigentlich ist. Nicht wahr, ein Missionar muß sich legitimiren durch viel Geduld!

Wir kommen zu einer dritten Geduldsschule, das sind die Reifen. Bei uns heißt es heutzutage kaum noch: „kein Reisen ist ohn' Ungemach“, so bequem haben wir's. Und doch wie ungeduldig werden wir, wenn sich der Schnellzug einmal um 10 Minuten verspätet! Aber ganz anders ist es mit den Missionsreisen in den meisten Heidenländern. Manche denken sich solche Reisen höchst romantisch und beneiden wol gar die Missionare darum. Aber in Wirklichkeit sind sie eine Kette von Geduldsproben, welche die meisten Phantasiereisenden und Abenteuerliebhaber schwerlich bestehen würden. Der Missionar reist nicht zum Vergnügen oder aus bloßer Reiselust, sondern weil sein Beruf ihn zu einem Reiseprediger macht, der meist weithin im Lande den Samen des Evangelii ausstreuen muß. Nun will ich jetzt nicht davon reden, was für Gefahren den Missionar umgeben auf diesen Reisen theils in Folge des Klimas, der Kälte im Norden,1) der Hiße im Süden, theils von wilden Thieren oder wilden Menschen u. f. f., sondern nur auf die Geduld will ich hinweisen, welche meist auch die ungefährlichen Reisen fordern. 3. B. die Reisen in Südafrika. Endlich ist der liebe Bruder reisefertig, der große Wagen in Stand, die 10, 12 Paar Ochsen davor, die Weiber alle zur Stelle und fort gehts nach dem Lande seiner Sehnsucht. Aber o weh, schon nach 3 Stunden bleibt die ganze Karawane im Sumpfe stecken, alles Schlagen auf die Ochsen hilft nicht, man muß mitten im Sumpfe ausspannen und neue Zugthiere besorgen, was eben nicht sehr eilig vor sich geht.") Oder man kommt an einen Fluß, der wegen der Regenzeit noch zu vollufrig ist, als daß das Durchfahren könnte riskirt werden. Was ist zu thun? da es weder eine Brücke noch eine Fähre giebt, so muß man eben warten bis sich das Wasser verlaufen hat, vielleicht 8 oder 14 Tage. Denkt aber der junge Missionar, das sei doch um aus der Haut zu fah ren" und er will nicht warten, weil's ihn pressirt und fährt durch, so kommt er wol erst recht aus dem Regen in die Traufe, er verfehlt die Furt und der Wagen schlägt um! Nun kann er noch Gott danken,

1) Man lese z. B. die Reise des Br. Rinderknecht (Miss. Bl. der Brüdergemeinde 1874 Nr. 3) oder die noch gefährlichere des Br. Bindschedler (Ebendaselbst 1875 Nr. 4) in Labrador!

2) Siehe z. B. Wangemann: „Maleo und Sekukuni“ die Reise der Missiomare Grüner und Merensky zu dem König Sivaz S. 9 ff.

wenn Menschen und Thiere nicht ertrinken, wenn er, nachdem das Wasser sich verlaufen hat, seine Sachen wiederfindet, was nicht verdorben ist trocknet, und nach 2 oder 3 Wochen weiter ziehen kann. Jetzt geht's über ein Gebirge, natürlich ohne Weg und Steg; 's ist eine halsbrecherische Partie, aber doch geht's besser als der Missionar sich dachte, dies Mal bewährten sich die Ochsen; plößlich knack, bricht die Axe entzwei! Zum Glück ist eine kleine Schmiedewerkstatt im Reisewagen, aber es vergeht doch Zeit bis alles wieder in Ordnung ist. „Gott sei Dank,“ spricht der Missionar, „die Berge und Flüsse habe ich nun hinter mir, die Ebene wird ja keinen weiteren Aufenthalt bringen". Man spannt Abends aus und läßt die Ochsen, wie gewohnt, grasen; aber am andern Morgen sind alle verschwunden! Nun geht's an's Suchen, über dem möglicherweise ein ganzer Tag verloren wird. Endlich sind wieder alle zusammen und die Reise wird fortgeseßt. „Aber", fragt der Missionar den Treiber, der den Zug führt,,,bist du auch sicher, daß wir auf dem rechten Wege sind, mir kommt die Sache bedenklich vor?" ,,Mir auch, Herr", lautet die Antwort, ich weiß nicht wo wir sind, noch wohin wir uns wenden müssen“. Mit Schelten ist da natürlich gar nichts gethan, sondern der Missionar muß sich in Geduld fassen, die Wagenspur mühsam suchen oder mit seinen Instrumenten sich zurechtfinden und darauf verzichten, daß auf missionarichen Reisen die gerade Linie die kürzeste Verbindung zwischen 2 Punkten ist.1)

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Wenn auch nicht ganz so schlimm aber doch Geduld genug fordernd find die Reisen auch in China. Meist geht's zu Wasser per Boot. Wie oft wird da der arme Missionar von den Bootsleuten genarrt, daß sie zur verabredeten Stunde nicht da sind, oder auf einmal erklären nicht fahren zu können 2c. Doch genug, ihr seht, auch der reisende Missionar muß ein Mensch sein, der warten kann und der ruhig bleibt, wenn er es mit

1) Die Sache hat auch noch eine andere sehr ernste Seite. Die Ungeduld hat schon manchem jungen Missionar das Le ben gekostet. Statt sich erst zu acclimatisiren und ihrer Kraft zu schonen eilen sie, besonders bei Untersuchungsreisen, als ob ihnen der Boden unter den Füßen brennte, ganz vergessend, daß man im heiBen Klima zumal als Neuling nicht 10stündige Märsche machen darf, wie eben wieder die Basler auf ihrer Recognoscirungstour nach Okwau gethan. (Siche: „Begoro und Otwau. Bericht über 2 Untersuchungsreisen als Vorbereitung für die Asante-Mission“). Möchten doch alle Missionsleitungen ihre ausgehenden jungen Boten mit allem Ernst vor dieser unverständigen Ungeduld warnen und ihnen für alle, sonderlich aber für die Anfangsreisen Vorsicht und Langsamkeit zur ernstesten Gewissenspflicht machen!

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