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Dorfe ein Gut bestimmt, wird nun das ganze Dorf christlich, so kann die Gemeinde damit fundirt, und überdies durch Landdotation nachgeholfen werden.

Im Ganzen möchte Redner den Herrn Referenten bitten, gerade in dieser eminent praktischen Frage das Aeltestenamtes der Praxis und Geschichte ein größeres Recht einzuräumen, als er es in seinen Referat gethan hat.

Dir. Kühn: Glaubt auch, daß das Referat vom Standpunkt der Missionserfahrung aus sich wesentliche Einschränkung gefallen lassen müsse. Die in der Mission der Brüdergemeinde gegenwärtig herrschende Uebung sei eben durch die Verhältnisse geworden. Aelteste wollte man von Anfang an ernennen, aber wir leben ja nicht in einer apostolischen Zeit und verfügen nicht über apostolische Kräfte. Einzelne gute Nationalhelfer fanden sich von jeher, aber, wenn sie auch dem Herzen nach tüchtig waren, konnten sie doch die Leitung von Gemeinden nicht übernehmen, schon weil sie als alte Heiden weder lesen noch schreiben konnten oder wenigstens es sehr schwer lernten. So kam man mehr und mehr auf die Heranziehung durch die Schule. Redner führt ein Beispiel aus der Buschnegermission in Surinam an, welches eine höchst erfreuliche Wirksamkeit ungebildeter Gehilfen constatirt. Aber das sind Ausnahmen. Nur mit Furcht und Zittern kann man daran denken, solchen eingebornen Helfern eine Gemeinde ganz zu überlassen, sie müßten jedenfalls unter beständiger Leitung und Aufsicht des Missionars verbleiben. Insp. Zahn kommt auf die Gehaltsfrage zurück, und erinnert daran, daß an der Goldküste und wohl auch in anderen Gebieten, die Leute durch Handel u. dgl. oft weit mehr verdienen könnten als ihre Katechistenbesoldung beträgt. Wem es also um das Geld zu thun ist, der wird schwerlich durch den Gehalt, welchen die Mission giebt, angezogen oder festgehalten; im übrigen möchte er doch wünschen, daß man sich ja nicht mit einer bloßen Kritik der Vorschläge des Referenten begnüge, sondern mit viel größerer Entschiedenheit als bis jezt geschehen, den durchaus gesunden und beherzigenswerthen Grundgedanken des Vortrags zustimme.

Dr. Fabri: Die Grundtendenz des Vortrags verdiene ungetheilten Beifall, aber wenn man nun das Vorgeschlagene in die Wirklichkeit übersehen wollte, so finde sich ein schwer zu überbrücken der Hiatus. Redner legt im Hinblick auf Warnecks bibl. Erörterung

das Bekenntniß ab, daß sein theologisches Bewußtsein bezüglich der apostolischen Verhältnisse eine starke Veränderung erlitten habe; wenn er auch mit aller Entschiedenheit an einem specifischen Vorzug der apostolischen Zeit festhalte, so sei doch seine ideale Auffassung jener Verhältnisse mehr und mehr einer realistischen gewichen, und denke er sich nun jene Zustände den unsrigen viel näher, als er früher geglaubt. Der Unterschied liege wesentlich in den Gesammtverhältnissen, die sociale Basis sei eine andere als bei der alten Culturwelt, und doch, troß dieser veränderten Culturbasis sei aus der apostolischen Qualificationsbestimmung über Aelteste und Diakonen ersichtlich, daß eine Tendenz zu ähnlichen Erscheinungen, wie sie heute vorliegen, schon damals vorhanden gewesen sei.

Was speciell die Aeltesten betrifft, so mögen gerade im Alterthum ergraute Leute sich sehr wohl zu einem geistlichen Gemeindeamt geeignet haben, wie heute noch im Orient das Alter besondere Ehre genießt. Es ist aber in diesem Punkte wie sonst überall eine gewisse Logik der natürlichen Entwicklung anzuerkennen; unter den ge= gebenen Verhältnissen entwickelt sich doch meist das denkbar Beste.

Warned hat im Grunde Recht, wenn er dringend empfiehlt, die Gemeindebildung ernstlich in's Auge zu fassen, es mag dabei so schwach hergehen als es will. Wir müssen möglichst viele unbezahlte, lebendige Kräfte in den Dienst der Ausbreitung des Evangeliums hineinzuziehen suchen. Aber eine höhere Organisation der Gemeinden ist doch immer bedingt durch eine höhere Culturstufe. So lange die allgemeine Stufe des socialen Lebens sich nicht hebt, so lange kann man auch nicht über rudimentäre Anfänge hinauskommen.

Dr. Warned gesteht, daß er auf den Widerspruch, den er gefunden, ja auf noch größeren völlig gefaßt gewesen. Seine Vorschläge gingen eben etwas unsanft an gegen die bisherige Praxis, für welche natürlich jede Miss.-G. eine Apologie pro domo führe. Gerne gestehe er indessen zu, daß der Unterschied zwischen den Verhältnissen zur apostolischen Zeit und den heutigen in seinem Vortrage noch habe besonders berücksichtigt werden sollen und daß diese Berücksichtigung einige Modificirungen klar hervorgehoben haben würde, die in seinem Vortrage mehr latent geblieben, aber nach den in dem Auffage über „die apostolische und die moderne Mission“ von ihm entwickelten Anschauungen als bekannt vorausgesetzt worden. Den Vorwurf des Doctrinarismus resp. des Methodismus glaube

er aber entschieden ablehnen zu dürfen, da er wahrlich der Natur der naturgemäßen Entwickelung mit aller Entschiedenheit das Wort rede und seine Kritik auf geschichtlichen Thatsachen ruhe. Die gegen die ungeschulten Gehilfen geltend gemachten Schattenseiten seien ihm wohlbekannt, aber hier stehe mindestens Exempel gegen Exempel und die Vortheile der von ihm empfohlenen Methode seien zu groß, als daß man nicht immer wieder bitten und mahnen sollte: glaubt und wagt mehr. Wir müssen endlich der Gängelei der Heidenchristen ein Ende machen und der bisher eingeschlagene Weg hat erfahrungsgemäß nicht zum Ziele geführt. Er wolle ja gewiß nicht das Kind mit dem Bade ausschütten; daß die Aeltesten lesen und schreiben lernen, setzt sein Vortrag voraus, aber daß die jungen Leute jetzt schon griechisch und hebräisch lernen, scheine ihm eine Karrikatur. Auch er wolle mit der Zeit einen theologisch gebildeten geistlichen Stand, nur müsse man mit der Erreichung dieses Zieles warten können. Warten in Geduld sei überhaupt eine große Missionstugend, die man gegenüber der überstürzten Einführung heimischer Culturverhältnisse auf die Heidenmissionsgebiete nicht genug in Erinnerung bringen könne. Uebrigens müsse er noch bemerken, daß gerade unter uncultivirten Völkern der Dienst ungeschulter Gehilfen viel geleistet. Bei den Culturvölkern seien aber auch heutzutage die Verhältnisse denen der apostolischen Zeit doch nicht zu ungleichartig und müsse sich die Einführung des biblischen Aeltestenamts dort erst recht ermöglichen lassen. Was die Aeltesten bei den Kolhs betreffe, so seien Jellinghaus und Nottrott (die Goßner'sche Mission unter den Kolhs) seine Gewährsmänner.

Dr. Fabri hat ebenfalls den Eindruck daß viele Missionare nach den ihnen gewordenen schweren Enttäuschungen sich dahin neigen, die vorhandenen Kräfte eingeborener Christen zu gering zu taxiren, und zu wenig zu wagen. Man sollte mehr Muth haben.

Bweiter Gegenstand: „Der Segen der Missionsinspektionsreisen.“ Referent: Herr Direktor Kühn aus Berthelsdorf.

Referent beantwortet zunächst die Frage: „wer soll visitiren?" dahin: selbstverständlich der Missionsdirector und erörtert dann den Segen der Inspektionsreisen

1) für die Missionsleitung. Der Direktor lernt durch eigene Anschauung das Werk genau kennen, und gewinnt dadurch viel Material zu fruchtbringender Amtsführung. Zugleich erhöht sich seine Theilnahme für die Sache durch persönliches Eingehen in die Leiden und Freuden, in die Sorgen und Mühen des Missionslebens.

2) Weiterhin kommt eine Inspektionsreise dem Missionar zu gut. Der einzelne Arbeiter, welcher durch schwere Erfahrungen, durch Enttäuschungen mannigfacher Art oft allzusehr niedergedrückt wird, kann ermuntert werden durch den Visitator, welcher doch einen weiteren Ueberblick über das Ganze, auch über die Fortschritte des Werkes, zu haben pflegt. Andererseits können diejenigen, welche allzu sanguinisch ihre Arbeit betrachten, durch ihn ernüchtert werden. Manchem Bruder kann der Inspektor eher als die anderen Brüder seelsorgerlich nahe treten, das Gewissen schärfen u. dgl.

3) Erfährt der Missionar eine gewisse geistliche Erfrischung, so kommt das der ganzen Gemeinde zu gut. Diese wird überdieß im Besuch des Inspektors einen Liebesbeweis der heimathlichen Missionsgemeinde erkennen, ein neues Liebesband, welches sie mit dieser verknüpft. Manches, was dem Missionar zu ordnen nicht gelungen ist, kann der Inspektor durchsetzen, im Familienleben und im Gemeindeleben.

4) Der heimathlichen Gemeinde der Missionsfreunde wird nach mehrfacher Erfahrung auch ein Segen zu Theil; sie erblickt in der Reise ihres Inspektors eine ernste Aufforderung zur Fürbitte für ihn und das ganze Werk. Sie wird fester mit der Missionssache verknüpft, durch den Bericht des Inspektors wird das Bild des Missionsfeldes klarer, richtiger, vollständiger, und die wachsende Kenntniß des Werks erhöht wiederum das Interesse daran.

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5) Der Betrieb des ganzen Werkes wird sicher gefördert. Die Förderung des Inspektors kommt ohnehin dem Ganzen zu gut. Er kann aber auch an Ort und Stelle bei den Behörden das Werk empfehlen, zur Aufklärung von Mißverständnissen beitragen; auch in der Achtung der Heiden steigt das Werk durch den Besuch des großen Lehrers".

Dr. Fabri spricht den Dank der Conf. aus.

Dr. Wangemann dankt ebenfalls auf das herzlichste für dieses Referat, welches ihm einen Nachgenuß seiner vor 12 Jahren ausgeführten Visitationsreise gewährt habe; erklärt sich mit allem Gesagten völlig einverstanden. Redner möchte besonders den Segen der Gebetsgemeinschaft hervorheben, den eine solche Reise veranlassen könne, erzählt seine eigene Einsegnung zur Inspektionsreise durch Pastor Knak, der die Missionsgemeinde zu täglicher, treuester Fürbitte für den Inspektor kräftig ermahnt habe, und bezeugt, daß ihn das Bewußtsein, von den Gebeten der heimathlichen Gemeinde ge= tragen zu sein, außerordentlich gestärkt, ja, daß er den Segen hievon fast körperlich habe spüren dürfen.

Dr. Fabri ist vollkommen überzeugt von dem großen Segen der Inspektionsreisen, weist aber darauf hin, daß gewisse Umstände aus der Ferne deutlicher gesehen und richtiger beurtheilt werden können. Immerhin sei es das Normale, daß ein Inspektor im Anfang seines Berufslaufes hinausgehe, - nur soll die Reise nicht zu kurz bemessen werden, da sonst leicht die Brille des einen oder andern Missionars für die Ansicht des Inspektors maßgebend werden könnte.

Insp. Zahn erinnert daran, daß diese Reisen bei der Brüdergemeinde eine ältere Institution seien, und daß man die Erfahrung gemacht habe, wie spätere Inspektionen etwaige schiefe Resultate früherer Inspektionsreisen corrigiren. Redner sieht eine Gefahr in dem Umstand, daß ein Inspektor, der draußen gewesen sei, geneigt werden könne, alles immer nach dem Eindruck zu beurtheilen, den er empfangen habe. Jedenfalls müßte der Aufenthalt auf dem Arbeitsfeld ein längerer sein.

Dr. Schreiber fordert öftere Wiederholung der Inspektionsreisen. Aber dieselben sollen vom Visitator nicht sogleich nach seinem Amtsantritt unternommen werden, sondern erst nach genauer Instruktion und Orientirung, wozu immerhin mehrere Jahre erforderlich sein dürfen. Ferner sollte ein Inspektor, um nicht die verschiedenen Missionsgebiete nach einem einzigen zu beurtheilen, wo möglich alle besuchen. Er soll nicht mit einem Missionar oder Superintendenten reisen, sondern allein, und sollte die Sprache der Eingebornen verstehen.

Lic. Plath: Der sel. Wallmann sei principiell gegen alle Missionsinspektionsreisen gewesen, weil alles durch die Akten ersicht

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