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lich sei und jede erforderliche Einwirkung auf brieflichem Wege geschehen könne. Beide Voraussetzungen sind unrichtig. Freilich, manchmal sind die Wirren derart, daß selbst der umsichtigste Visitator den Knoten nicht zu lösen vermag.

Dr. Wangemann theilt, wiederholter Aufforderung folgend, einige Specialfälle mit als Belag für die Punkte 3 u. 4 des Referats mit, berichtet namentlich ad 3, von seiner Einwirkung auf die Gemeindeorganisation, wie er es habe durchsetzen können, daß der Zehnte der Landesprodukte als Kirchensteuer überall eingeführt worden sei (die ad 2 gegebenen Aufschlüsse entziehen sich wegen ihres vertraulichen Charakters der weiteren Veröffentlichung).

Dir. Kühn bemerkt gegen Schreiber, es sei doch sehr vortheilhaft, den Vorsteher eines Bezirkes auf der Reise mitzunehmen, da dieser sehr schäßenswerthe Winke geben könne. Im übrigen muß man doch auch dem Visitator das zutrauen, daß er so viel Schärfe des Blicks besitzt, um das Trübe und Schiefe im Urtheil eines Begleiters herauszufinden zu können.

Dr. Fabri fragt wegen des Tauschhandels, ob derselbe nicht für die Mission gefährlich sei.

Dr. Wangemann constatirt, daß er bei den Missionaren einen heftigen Widerwillen gefunden habe, durch Tauschhandel Geld zu machen. Kleine Nebeneinkünfte durch ärzliche Berathung u. dgl. kommen nicht in Betracht. Als ein großer Schaden wäre es anzusehen, wenn die Missionare so schlecht besoldet würden, daß sie Handel treiben müßten. Das lähme und trübe die geistliche Wirksamkeit.

Dr. Schreiber: Die Gehaltsverhältnisse der Missionare können nur durch Autopsie der allgemeinen Verhältnisse erkannt und geregelt werden, da die Länder hierin sehr verschieden sind.

Dr. Wangemann berichtet ad 5, von seinem Verkehr mit Häuptlingen in Südafrika und von dem heilsamen Eindruck, welchen die Anwesenheit des „,großen Lehrers" (oder des „großen Elephanten") bei ihnen zurückgelassen habe.

Pfarrer Schott: Auch Inspektor Josenhaus halte auf Grund seiner vor 25 Jahren in Indien gewonnenen Visitationserfahrungen die Inspectionsreisen für sehr wichtig, und besonders zur Orientirung eines neuen Inspektors für dringend nothwendig.

Es wird noch berathen über die Militärverhältnisse der Missionszöglinge.

Insp. Zahn theilt ein Schreiben der Leipziger Missionsgesell-* schaft mit, worin die Frage angeregt wird, ob nicht alle deutsche Gesellschaften gemeinsame Schritte thun wollen, um für die Candidaten des Missionsdienstes die gleichen Vergünstigungen zu erhalten, wie die Lehrer sie genießen (6 Wochen).

Dr. Fabri giebt ausführlichen Bericht über den Verlauf der in Bezug auf diese Sache von ihm mit dem Kriegsministerium geführten Verhandlungen wie über das befriedigende Resultat derselben, daß nämlich zur Zeit die Barmer Zögling thatsächlich nur ein Fahr dienen und schließt mit dem Rath nicht gegen ein einjähriges Dienen zu petitioniren, zumal auf manchen Zögling der einjährige Dienst in mehrfacher Hinsicht eher förderlich als schädigend eingewirkt habe. Statt eines gemeinschaftlichen Schrittes in dieser Angelegenheit empfehle sich, daß jede einzelne Missionsgesellschaft die in Barmen mit so gutem Erfolg eingeschlagenen Wege gehe. Damit ist die Sache erledigt und die Verhandlungen dieses Tages werden mit Gebet geschlossen.

Zweiter Tag. Mittwoch, den 24. Mai.

Nach Gesang und Gebet verlas Inspektor Lic. Plath aus Berlin sein Referat über:

„Die Pflege des nationalen Elementes durch die Mission.“

Referent wies zuerst hin auf die Berührung des heutigen Themas mit der vor 8 Jahren behandelten Frage: Frage: „Nach welchen Gesichtspunkten dürfen Rechte, Sitten und Gewohnheiten der Heiden in den Missionsgemeinden geduldet werden“, und mit dem vorm Jahr auf einer Londoner Conferenz besprochenen Thema: Bis zu welchem Grade sollen bekehrte Heiden die Sitten und Gebräuche des occidentalischen Christenthums an= nehmen?" und kennzeichnet sodann den Unterschied zwischen englischer und deutscher Behandlungsweise dieser Frage. Was das nationale Element sei, wurde dann nach dem Workverstande näher

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bestimmt und die Bedeutung der Nationalität namentlich auch gegenüber den Anschauungen der neusten Cultur-Historiker (Hellwald) betont. Bei der ungeheuren Weite dieses Gebietes könne es sich nur darum handeln, allgemeine Grundregeln aufzustellen für die Praxis, um nicht nur möglichst viel einzelne Seelen zu gewinnen, sondern um die heidnische Nationalität zu einer christlichen umzubilden. Dazu ist von Seiten des Missionars ein liebevolles Eingehen auf die volksthümliche Eigenart erforderlich, daß er sie nicht im Gefühl seiner Ueberlegenheit behandelt, als etwas das gegenüber der eigenen Nationalität doch verschwinden müßte, andrerseits sich jedoch auch hüte vor der zu weitgehenden, verwerflichen Accomodationspraxis der Jesuiten. Diese hier behandelte Frage tritt uns übrigens auf dem Missionsgebiet überall auf Schritt und Tritt entgegen, sei es daß man z. B. wie gestern am Aeltesten-Amt, oder wie hernach von der Bibelübersetzung redet, überall darf dabei die Pflege des Nationalen nicht übersehen werden. Als Beispiele wurden näher beleuchtet die Pflege der Sprache, z. B. die rechte Weise der Wahl der Taufnamen, bei welcher der Missionar aus dem Sprachschat des Volkes die passenden soll hervorsuchen, sodann die Behandlung der Tracht, in welcher durch den Missionar nur in soweit Aenderungen sollten herbeigeführt werden, als es der Anstand erfordert. Was sich von Kunst unter einem Volke findet, das muß möglichst bald in die Bahn geleitet werden, daß es dem Evangelium und zur Ehre Gottes dienen kann, namentlich können dazu nationale Melodien und volksthümlich gedichtete geistliche Lieder dienen, die ungleich besser sind als wenn unsere Psalmen und Gesänge nur in die Sprache des Volkes übersetzt werden.

Der Sinn für diese Dinge, der Blick für die Bedeutung des nationalen Elementes, der auch das Kleine und Unscheinbare beachtet, muß in den Missionaren geweckt werden. Es ist schon viel, wenn nur auf jedem Gebiet wenigstens Einer sich findet, der hierfür rechtes Verständniß hat. Alle Missionare aber müssen es verstehen, sich zu dem Volke herab zu lassen. Solcher intime Umgang mit dem Volk wird mehr helfen als etwa das Studium der Ethnologie. Zum Schluß wurde noch einmal an die große Wichtigkeit einer Sammlung von Sprüchwörtern auf allen Missionsgebieten erinnert und auf die Gefahr hingewiesen, die darin liegt, wenn etwa diese

Pflege des Nationalen statt der Predigt des Evangeliums von einem Missionar zum Mittelpunkt seiner Thätigkeit gemacht werden sollte. *)

Prof. Hofstede de Groot: Nationale Elemente sind in der Kirchengeschichte von Anfang an hervorgetreten. Die Juden erfaßten das Evangelium wesentlich als neues Gesetz, die Griechen als neue Philosophie, die Römer als einen Gottesstaat, die Ger manen als persönliche Verbindung mit Gott. Das ist gerade das Göttliche am Christenthum, daß es sich dem Charakter eines jeden Volkes anpassen kann und seine Individualität nicht zerstört sondern heiligt. Es ist noch gar nicht abzusehen, welche neue nationalen Auffassungen des Evangelii etwa bei den Hindus oder Chinesen hervortreten werden. Leider wird diese berechtigte Berücksichtigung des Nationalen oft übersehen. Daß die Evangelisirungsarbeit der Engländer und Amerikaner in Italien z. B. so wenig Erfolg hat, kommt gewiß zu einem großen Theil aus diesem Grunde. Die Mission muß die Beschuldigung unwahr machen, daß sie den Völkern ihre Eigenthümlichkeit nehme.

Dr. Schreiber: Man verwechsele zu viel Christwerden und Europäerwerden. Wenn z. B. ein Batta Christ werde, sagen die Heiden: „hast du nun eine weiße Haut gekriegt?" Wir wollen christliche Battas. Der Same, der ausgestreut wird, ist überall derselbe, aber die Pflanze entwickelt sich in dem verschiedenen Volksboden verschieden. Das Ziel sind nicht die heimischen Zustände. Wie verschieden sind z. B. die Anstandsbegriffe. Hier muß der Missionar Takt besigen. Wo ein Volk seinen eigenthümlichen Charafter verloren, da gewinnt das Evangelium gemeiniglich auch wenig Eingang.

Insp. Zahn spricht zunächst ein Wort zur Ehrenrettung der Engländer. Die Ch. M. S. habe die Bedeutung des Nationalen lange erkannt. Männer wie Crowther und Patteson seien redende Beweise, daß auch Engländer die Nationalität ehren und pflegen. Wir Deutsche seien in diesem Stück eigentlich noch eine unversuchte Unschuld. Und wenn wir jest, nach dem nationalen Aufschwung

*) Referent hat diesen Vortrag in extenso bereits abdrucken lassen in dem von ihm herausgegebenen „Chriftl. Hausfreund“ (Mai).

Colonien hätten wer weiß ob wir nicht in denselben Fehler der Ueberschätzung der eignen Nationalität fallen würden. Uebrigens scheine ihm mit Pflege des Nationalen zu viel der Mission zugemuthet. Man könne ihr nur zumuthen das berechtigte Nationale nicht zu verderben.

Dr. Warned. Der moderne Weltverkehr wirke entnationalisirend. Viele Völker schämen sich den Europäern gegenüber ihrer Nationalität. Hier hat die Mission eine wichtige Aufgabe durch Regulirung der entnationalisirenden Einflüsse des Weltverkehres. Es wird viel Selbstverleugnung vom Missionar gefordert werden müssen in Bezug auf Wohnung, Nahrung, Kleidung. Von ganz besonderer Wichtigkeit ist die Pflege der Sprache. Ja nicht die deutsche Sprache als Unterrichtssprache oder auch nur als Unterrichtsgegenstand auf den Seminaren einführen. Auch die dem Volke fremden Stationsnamen müssen fort. Warum denn immer biblische Namen? Ferner wird sich der Cultus national verschieden gestalten müssen. 3. B. der nüchtern reformirte Cultus wird nie den Spaniern zusagen. In China mnß sich der Cultus anders gestalten als in Indien und bei den Grönländern anders als bei den Kaffern.

Dr. Wangemann betont die Bedeutung des nationalen Liedes, will jedoch die deutsche Sprache nicht von den Seminaren ausgeschlossen wissen. Sodann macht er darauf aufmerksam, daß bei allen nationalen Gestaltungen wesentlich 2 Faktoren in Betracht kamen: das Natürliche, Anerschaffne, Individuelle und die Sünde und es sei meist sehr schwer, sofort zu erkennen, ob in einer nationalen Eigenart der zweite Faktor der eigentlich constituirende sei. W. bespricht eingehend das Häuptlingswesen, die Eheverhältnisse und das Rothschmieren bei den Kaffern, überall komme hier mehr oder weniger die Sünde in Betracht.

Insp. Petri: Macht auf das Studium der Ethnologie aufmerksam in den Missions-Seminaren und verweist besonders auf die Zeitschrift der Berliner ethnol. Gesellschaft.

Dr. Gundert: Wenn das Nationale mit Religion und Sittlichkeit nichts zu thun hätte, dann hätte die Mission keine Verpflichtung zur Pflege. Gewiß ist alles Nationale viel mit der Sünde verflochten und in der Erkennung dieser Verflechtung lernt

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