ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub

Die Conferenz wurde wie gewöhnlich mit Gesang, Schriftwort und Gebet eröffnet. Die Eröffnungsansprache hielt Pastor pr. Vietor aus Bremen über die Losung (Ps. 40, 11) und den Lehrtext (Matth. 9, 28) des Tags.

Nach einigen geschäftlichen Mittheilungen seitens des Inspectors Zahn wurde Dr. Fabri um Uebernahme des Präsidiums gebeten und Dr. Schreiber und Pfarrer Braun zu Protokollführern ernannt. Darauf ertheilte der Vorsitzende das Wort dem Dr. Warnec zur Erstattung seines Referates über

„das biblische Aelteftenamt in seiner Bedeutung für die heutige Heidenmission.“

Referent gab am Faden einer eingehenden biblischen Untersuchung, welche nach einander die Gründe für die Einführung des Aeltestenamts in den apostolischen Gemeinden, die Aufgaben dieses Amtes, die Qualification zu ihm, die Besoldung, die Ordination, die Wahl, die Zahl der Presbyter erörterte unter vielfacher Beleuchtung durch Exempel aus der heutigen Missionspraxis sowohl eine Kritik der derzeitigen Gehilfenbildungsmethode, als eine Reihe positiver Vorschläge in Anlehnung an das apostolische Vorbild. Was er besonders beanstandete war, daß man das Model für die Heranbildung eines eingebornen Gehilfenstandes in zu einseitiger Weise den heimischen, durch eine 1000jährige geschichtliche Entwickelung gewordenen Kirchenverhältnissen entnimmt, die Bedeutung der schulmäßigen Bildung, ja der Bildung überhaupt für den Dienst im Reiche Gottes überschäßt und lange nicht genügend in Rechnung setzt, daß die Mission eine Kirchengründende Thätigkeit ist, bei der man den Muth haben muß originale Wege zu gehen. Er bes kämpfte zwar nicht geradezu die Schulung eingeborner Gehilfen in expreß zu diesem Zwecke errichteten Seminaren, aber er forderte, daß die persönliche Erziehung der Gehilfen durch das Vorbild des Missionars in viel größerem Umfange playgreifen müsse und daß in bereits organisirten Gemeinden weder die Missionare, die durchaus nicht Pastoren seien, noch von der Missionskasse besoldete studirte Eingeborne als Pastoren fungiren sollten, sondern Aelteste im biblischen Sinne des Worts, d. h. Männer, die mit den in den Pastoralbriefen geforderten Eigenschaften ausgerüstet auch ohne

eigentliche theologische Schulung und zunächst ohne Aufgabe ihres bürgerlichen Berufs das Evangelium verkündigen, die Sakramente berwalten und Seelsorge und Kirchenzucht üben. Ein solches Presbyterat, meinte er, werde auf dem Wege gesunder Entwicklung die Schule werden, aus der ein wirklich im Volke wurzelnder, nicht entnationalisirter, von den Gemeinden unterhaltener berufsmäßiger geistlicher Stand hervorgehe, bei dem dann mit der Zeit auch das Bedürfniß nach solider theologischer Bildung wachse. Erhält jede der durch den Dienst der Missionare gesammelten Gemeinden auch nur einen Presbyter (selbstverständlich nicht im modernen sondern im biblischen Sinne des Wortes, was stets mit großer Entschiedenheit den seit Calvin gangbar gewordenen irrthümlichen Auffassungen des Aeltestenamts gegenüber betont wurde), so haben wir ohne den kostspieligen, weitläufigen und für die Missionsanfänge zu gekünstelten Apparat vieler theologischer Seminare so viele Mitarbeiter, als wir Gemeinden haben; wir erhalten wirklich selbständige Gemeinden und ein volksthümlich begründetes Christenthum, und unsere Missionare werden für neue Arbeitsfelder frei und können an die Gründung weiterer Gemeinden denken, ohne durch die Ausdehnung der Arbeit die Missionskassen mit immer neuen, schließlich unerschwinglichen Ausgaben zu belasten. Auf den Einwurf, daß solche ungeschulte Laienpastoren zu ihrem Beruf nicht tüchtig genug seien, verwies er ebenso auf die schwachen Leistungen der geschulten Gehilfen, als auf eine Reihe tüchtiger Zeugen unter den Kolhs, Karenen, Madagassen, Südsee-Insulanern 2c., denen die schulmäßige Bildung gefehlt hat. Ein anderes Bedenken, daß die tauglichen Männer nicht da seien, suchte er durch den Zuspruch zu beseitigen: „suchet, so werdet ihr finden" und durch die Hinweisung auf die Thatsache, daß z. B. auf Tahiti und Madagaskar die Leute sich wohl gefunden, als die Noth zwang sie zu suchen, daß die Presbyterianer, Methodisten 2c. sie finden, warum sollten die kirchlichen Missionsgesellschaften vergeblich suchen. Eine Besoldung aus der Missionskasse dürfen sie durchaus nicht beziehen, ordinirt sollten sie werden, aber unter der Superintendenz eines Missionars arbeiten.*)

[ocr errors]

*) Die „Allg. Miss. Zeitschrift“ wird in einer ihrer nächsten Nummern den Vortrag in extenso bringen.

Dr. Fabri: spricht im Namen der Anwesenden dem Ref. Dank und Anerkennung aus.

Dr. Wangemann: Ist selbst ein alter Schulmann und ganz einverstanden mit der Warnung vor eingelernter Schulmeisterei. Aber Ref. idealisire zu sehr, und trage den wirklichen Verhältnissen zu wenig Rechnung. In unseren Gemeinden aus den Heiden finden sich solche Aelteste, wie Warneck sie will, im Allgemeinen thatsächlich nicht. Die Parallele mit apostolischen Zuständen hat keine rechte Beweiskraft, denn wir stehen in keiner Pfingstzeit, haben keine Apostel, und müssen mit untergeordneten Kräften arbeiten. Wangemann hat bei seiner Visitationsreise nach Südafrika 13 Missionsgesellschaften in ihrer Arbeit beobachtet, und fand bei der franz. Mission unter den Bassutos das Aeltestenamt am meisten durchgeführt, aber nur theilweise mit gutem Erfolg. Diese Leute sind dem Hoffärtigwerden ebenso ausgeseßt wie die seminaristisch gebildeten Katechisten, fallen oft in grobe sittliche und doktrinelle Verirrungen. Unter Culturvölkern finden sich vielleicht noch eher solche Aelteste, wie Warneck sie meint.

Dr. Gundert: Verwahrt sich zunächst dagegen, daß Warneck der altpietist. Mission es als eine Art Vorwurf anrechne und es als durch die Missionsgeschichte widerlegt bezeichne, daß die Mission sich hauptsächlich auf Gewinnung einzelner Seelen lege. Das sei und bleibe die Aufgabe der Mission, einzelne Seelen zum Reiche Christi zu sammeln. Sonst sei er durchaus mit Warnecks Ideen einverstanden. Der selige Rhenius sei am Ende seiner Laufbahn bei dem Satz angelangt, daß man, wenn man weiter gehen wolle, von einzelnen Gemeinden zurücktreten und sie sich selbst und der Leitung bewährter Katechisten überlasse solle. Diese sollten auch unbedenklich besoldet werden. Nur habe es dann über die Ordinationsfrage Streit gegeben. Freilich habe man es vielfach mit unzuverlässigen Leuten zu thun, traurige Erfahrungen liegen vor, aber im Ganzen meine er, sollte man nicht so kleinmüthig sein, sondern mehr wagen, es würde ein Segen darauf liegen. Im Verlauf der Zeit sei leider das Urtheil der Missionare zu ungünstig geworden gegen die Selbständigmachung der Gemeinden.

Inspektor Zahn: erinnert an das Wort eines alten Lehrers: „die Jungen glauben an die Allmacht der Methode, die Alten au

die Allmacht der Natur." Manches von dem, was Dr. Warnec vorschlägt, ist schon bisher von den Missionsgesellschaften, selbst bei verschiedenem Standpunkt, versucht worden. Im wesentlichen sei er einverstanden mit der Auffassung des biblischen Aeltestenamts, die Referent gegeben. Das Wichtigste sei, daß in der apostolischen Zeit jeder Christ gepredigt. Es ist freilich im Allgemeinen zuzugeben, daß die urchristlichen Zustände und Institutionen für uns normativ sind, aber dieser Saz modificirt sich durch die Verschiedenheit der Verhältnisse im Einzelnen. Welche Differenz ist doch zwischen damals und jetzt! Zwischen dem Bildungsstand eines Apostels Paulus und seiner Neubekehrten war bei weitem nicht die Kluft wie zwischen unseren jezigen Missionaren und den Leuten, mit welchen sie es zu thun haben. Da muß offenbar die Schule nachhelfen; lesen, schreiben müssen sie lernen. Gerade zur Selbständigkeit der Gemeinden ist ein weiterer Unterricht derer nothwendig, welche irgendwie als Lehrer oder Vorsteher in ihnen wirken sollen. Daher müssen die Nationalgehilfen etwas von Theologie verstehen, müssen mindestens das Neue Testament einigermaßen in der Ursprache lesen, mit einem Wort, die Anfänge eines studierten Pastorats von Eingebornen drängen sich schon jezt, eben durch das Bedürfniß, auf. Man bildet die Leute, weil man gebildete Männer braucht. Daß bei dieser Bildung manches Fremdländische mit unterläuft, kommt daher, daß wir ehen Fremde sind, läßt sich somit nicht ganz vermeiden. Was Warneck mit dem Ausdruck „Gehilfenbestallungsfieber" sagen will, ist nicht recht verständlich. Traurige Erfahrungen endlich werden in allen Fällen gemacht, bei ungebildeten Aeltesten nicht weniger als bei seminaristisch gebildeten Gehilfen.

Dr. Schreiber: Bewährte Männer wären für unsere Heidengemeinden freilich werthvoller als unbewährte, selbst wenn lettere gebildet sind. Aber woher die Leute nehmen? Redner hätte gerne in seiner Gemeinde solche Aelteste eingeführt, wie es ja die heimische Mission schon frühe versucht hat, aber während einer 7jährigen Wirksamkeit konnte er die geeigneten Persönlichkeiten nicht finden. So bleibt doch nichts übrig als die Leute schulmäßig heranzubilden, und in Wirklichkeit haben so gebildete als Katechisten schon gute Dienste gethan. Immerhin mag ein Unterschied sein zwischen einzelnen Völkern, man denke an die Kolhs, Madagassen, Karenen, wo reißende Fortschritte in Erfassung des Christenthums zu verzeichnen

find. Aber solche Lust und Trieb ist oft den Menschen angeboren, der Missionar kann das nicht geben. Im Allgemeinen wird es doch dabei bleiben, daß Leute, welche im Heidenthum groß geworden sind, sehr schwer und langsam gewonnen werden und mit vielen Nachwehen des Heidenthums zu kämpfen haben, während bei jüngeren mehr zu hoffen, durch christliche Bildung ein schönes Ziel zu erreichen ist.

Lic. Plath: Wir stehen wieder vor der gleichen Frage wie am Schluß der Conferenz vor 4 Jahren. Er erinnert an Worte von Insp. Josenhans, worin es als bedenklicher Irrthum scharf gegeißelt wird, wenn Missionare mit der Pastoration einer eingebornen Gemeinde sich begnügen. Was übrigens unsere gegenwärtigen Verhältnisse in der Mission in Beziehung auf Nationalgeistlichkeit betreffe, so müsse anerkannt werden, daß Alles geschichtlich so geworden sei, ähnlich wie auch in der christlichen Kirche die ersten Wege bald verlassen worden seien in dem Maße, als die Kirche sich weiter entwickelte.

Die 7 Kolhsgemeinden mit ihren 25,000 Heidenchristen haben nie das Warneck'sche Aeltestenamt gehabt. Die Aeltesten waren und find eben Leute, welche auf Anlaß des Missionars gewählt, am Sonntag aus der heiligen Schrift etwas ihnen Geläufiges erzählen, auslegen, auf Ordnung sehen, Kranke besuchen, aber die Sakramente nicht verwalten und durchaus nicht eine förmliche Lehrthätigkeit entfalten.

In Beziehung auf die seminaristische Bildung Eingeborener muß es freilich als ein großes Unglück angesehen werden, wenn es nicht zu einer wirklichen Bekehrung kommt. Aber arbeiten denn die Seminare bloß für Anhäufung von Kenntnissen? haben sie nicht wesentlich die Aufgabe der Erziehung der jungen Leute, und kann man nicht im Allgemeinen eine Freude haben an der Frucht des Seminars? Für einen, der die heilige Schrift lehren soll, ist übrigens eine gewisse Schulbildung unumgänglich nothwendig. Ungeschulte Lehrer oder Aelteste haben sich bis jetzt in praxi viel weniger bewährt als seminaristisch gebildete.

In der Besoldungsfrage kommt Dr. Warneck zu dem Resultate: lieber gar keine Helfer als durch die Missionskasse besoldete! Da müßte denn doch mancher gesegnete Arbeiter entlassen werden. Ein festes Gehalt ist nothwendig, und bei einiger Weisheit läßt sich das auch wohl durchführen. Für den eingebornen Priester ist in jedem

« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »