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geschlagen zu haben, als an solchen, daß er heftige Briefe entschuldigt mit der Versicherung, er habe sie aus großer Trübsal und Beklemmung des Herzens geschrieben mit vielen Thränen“.? Der Umschlag vom Saulus in den Paulus trägt sich auch nach Damascus im Kleinen noch manchmal zu, aber auch da, wo er geirrt und seine Meinung mit nichten, durchgesetzt, ist sein Verhältniß zu den Menschen doch unerschüttert, weil sie seiner gar nicht entrathen können. Er ist arg= wöhnisch, wie alle kränklichen Naturen,3 einmal sogar von Zuträgereien mißbraucht, aber die Liebe wird immer wieder Herr.

Denn es gibt doch mehr weiche als harte Züge in diesem Bilde. So bitter und heftig seine Urtheile im Einzelnen oft klingen, es liegt doch wieder viel Milde in seinen Gesammturtheilen, wie sie nur wahre Menschenkenntniß zu geben vermag. Dieses Sehen des Guten auch neben vielen Mißständen, das harten Naturen ewig versagt bleibt, verräth einen Reichthum an Liebe und wahrer Weisheit. Man vergleiche nur das Urtheil des Apokalyptikers über die christlichen Gemeinden, die dieser aus seinem Munde ausspeit, deren Leuchter er von der Stelle rückt, die er nackt, arm und bloß macht, während Paulus überall dankt für alle Gnadengaben, die reichlich sind unter den Heiligen und Erwählten. Beiderlei Gemeinschaften werden nicht viel schlechter noch besser gewesen sein - zum Theil sind es sogar dieselben - aber Paulus war im tiefsten Herzen weich und weiblich. Sein Temperament ist wohl cholerisch, aber sein Gemüth steht über seinem Temperamente.»

So stehen wir vor einer Individualität, die eben so erregbar als tief, eben so leidenschaftlich als gewissenhaft ist. Er ist durchaus eine Natur von eigener Art und wenn im Allgemeinen der semitische Pulsschlag seines Blutes, der leidenschaftliche Eifergeist des jüdischen Volkes unverkennbar ist, so ist dieser Mann doch mit nichten nach dem gewöhnlichen jüdischen Stempel geprägt. Denn um das Widerspruchsvolle dieses Bildes voll zu machen, ist neben diesem durchaus Temperamentsmäßigen seines ganzen Wesens zugleich wieder eine Schärfe des Denkens, eine Energie des Verstandes, die jeden Gedanken

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1 Gal. 4, 20. 22 Cor. 2, 4. 3 Man vgl. die ganz unwahrscheinlichen Motive, die er Phil. 1, 17, Gal, 2, 13. 6, 13 seinen Gegnern unterstellt. 41 Cor. 1, 11. Siehe dazu unten. 5 Vgl. Rom. 9, 1. 2 Cor. 11, 29. Gal. 4, 12-20.

bis in sein letztes Prinzip und jedes Prinzip bis in die lezten Con= sequenzen verfolgt und die Motive Andrer bis in die tiefsten verborgensten Windungen aufdeckt. Der Mann von so heißem Herzen, von solcher Weite des Gemüths ist doch auch wieder von einer so spitfindigen Dialektik, und braucht so zum Brechen spißige Beweise, wie nur irgend ein Rabbi, der nach dem eignen Bilde der Schule Berge an ein Pferdehaar zu hängen gelehrt wurde. Ob dem Samen oder den Samen das Heil verheißen sei, ob Abraham vor der Beschneidung oder nach der Beschneidung die Verheißung empfing, ob Moses Gesicht unter der Decke weiter glänzte, oder zu glänzen aufgehört hatte, das Alles sind ihm Fragen, in die sein grübelnder Scharfsinn sich vertieft, so daß man kaum glauben sollte, daß derselbe Mann auch wieder eine eminent praktische Natur war, von wunderbarer Fähigkeit die Menschen zu behandeln und zu beherrschen. Aber es ist aus seinen eigenen Aussagen klar, daß er bei seinem Eintritt in die Parteikämpfe zu Jerusalem sofort hervorragte unter allen Gleichzeitigen und das jüdische Synedrium hat kein geringeres Vertrauen in die geistige Bedeutung dieses unscheinbaren Mannes gesetzt, als nachmals die zahlreichen Gemeinschaften der messianischen Kirche, die von seiner Anwesenheit oft die Existenz oder den Untergang ihres Wesens abhängig meinten, Denn gerade solche krankhaft erregte Temperamente sind oft am besten geeignet, Alles durcheinander zu rütteln und den ewig trägen Stoff flüssig zu machen. Sie haben vor der schwereren, gesunden Natur voraus jene Raschheit des Handelns auf erste Eindrücke hin, jene Ruhelosigkeit des Lebens, jene durchreißende Energie und jenes momentane dämonische Ungestüm gegenüber dem Widerstand der stumpfen Masse und vor Allem ein stets auf dasselbe zurückkommendes Arbeiten und Drängen, das früher oder später an seinem Ziele anlangt.'

1 Vgl. Holsten, Zum Evang. des Paulus u. Petrus. p. 87 f.

Siebenter Abschnitt.

Bekehrung des Vaulus.

1. Das Wunder von Damascus.

Im Jahr 35, wenn unsere Voraussetzungen richtig sind, als reiferer Mann, war der cilicische Schriftgelehrte nach Jerusalem übergesiedelt, wo wir ihm in öffentlicher Thätigkeit, dem Synedrium nahestehend, begegnen. Bei dem Eifergeist, der Paulus damals beseelte, so daß er „weiter ging im Judaismus als viele Gleichzeitigen und ein heftigerer Zelot war für die väterlichen Ueberlieferungen",1 ist wohl anzunehmen, daß er sich mit ganzer Seele in alle jene Streitigkeiten um den Tempelschaz, die Siloahquelle, die Votivschilde warf, die eben diese Periode bewegten. Noch war der Kampf mit Pilatus, über den die Pharisäer doch schon so viele Siege erfochten hatten, nicht entschieden. Da fiel der Procurator wegen seines Einschreitens gegen die messianischen Träume der Samariter. Die Pharisäer mochten dieses Einschreiten gebilligt haben, da sie es den Jüngern Jesu gegenüber im gleichen Jahre noch nachahmen. Das hinderte sie nicht, den Umschwung auszubeuten und Paulus erlebte das angenehme Jahr, dessen die Herzen der Frommen sich freuten, als Vitellius bei dem ringsum wüthenden Weltbrand den Zündstoff in Judäa durch große Concessionen unschädlich zu machen suchte. Die Besteuerung der heiligen Stadt ward aufgehoben, und die heiligen Gewänder den Priestern zurückgegeben die Frage des Pharisäers nach dem Zinsgroschen, des Sadducäers nach dem Kopfbund war damit aus der Welt geschafft und am Passahfest des Jahres 36 riefen die Jerusalemiten dem syrischen Proconsul ihr Hosiannah zu, das im vorigen Jahre dem Galiläer ertönt hatte. Dieß die Fragen, in denen Paulus „ein

1 Gal. 1, 13.

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