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Meer durchschweift, mit Fackeln die Unterwelt durchstreift, endlich sie findet und nun diese Mysterien einsetzt. Im Leiden und der Erlösung der schmerzensreichen Mutter sollte sich der Mensch der eigenen ErLösung bewußt werden. 1

Wie tief dieser auf die Erschütterung des innersten Menschen berechnete Kult die Herzen ergriff, dafür haben wir bis in die jüngste Zeit hinab zahlreiche Zeugnisse. Er allein erinnerte noch an Gewalten, von denen der Mensch in der That sich abhängig fühlte, an Tod und Vergeltung und darum legte man auf diese Weihen so unendlichen Werth. Die Theilnahme an allen andern gottesdienstlichen Bräuchen konnte den Ungeweihten vor dem ewigen Pfuhle nicht retten, weil er diese Mysterien versäumt hat, während die Mysten der Gnade der Unterirdischen gewiß sind. Eine solche Anschauung war nur möglich, wo der ganze übrige Kultus zusammen genommen nicht mehr so viel Kraft und Leben besaß, als dieser eine Brauch. So waren die eleusinischen Mysterien der lebende Theil des Religionswesens, eine Institution, geordnet in ihren Vorständen, glänzend und angesehen in ihrer Repräsentation und gehaltvoll genug, um fortwährend von nah und fern eine unberechenbare Menge von Theilnehmern aus allen Klassen anzuziehen und in zahlreichen Filialen Nachahmung zu finden. Cicero nennt unter all dem Trefflichen, was das Menschenleben Athen verdanke, das Köstlichste die Mysterien, die nicht bloß lehren mit Freuden zu leben, sondern auch mit einer besseren Hoffnung zu sterben. 2 So rühmt auch Plutarch die sittlichen Wirkungen der Mysterien auf die Jugend. „Wenn sie zuerst sich unruhig und lärmend betragen, wenn sie hineingekommen, nehmen sie ein anderes Wesen an, werden still und stumm, gehorsam gegen die Gottheit, demüthig und sittsam.“3 In den letzten Stunden des Heidenthums aber, zur Zeit Marc Aurels, schaut Aristides in seinem Eleusinios gerührt zurück auf die unzähligen Geschlechter beglückter Männer und Frauen, die in dieser Feier ihre höchste Wonne gefunden und mit ihm reden die Embleme zahlreicher Sarkophage und Grabdenkmale, die auf die Hoffnungen von Eleusis hinweisen.

1 Plut. De Js. 25. Clem. Al. Protr. 2, 12. Verr. 5, 72. 3 De prof. virt, sent. p. 258. H.

2 Leg. 2, 14, 36. vgl. 4 Das schönste Denkmal

dieser Art, das Grab des Lysikrates, bezieht sich auf die Dionysien. Vgl. Overbeck, Gesch. d. Plastik. II, pag 63. ff.

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Als man in Rom ansing mit der Wiederherstellung des Kultus zu erperimentiren, lag es darum nah, dieses Institut auch in Italien einheimisch zu machen. Schon Augustus hatte sich mit dem Gedanken beschäftigt, die Mysterien wieder glänzender auszustatten und Kaiser Claudius ging damit um, sie von Attika nach Rom zu verpflanzen ' und zu Lucian's Zeiten suchten heidnische Reformer mit ähnlichen Mysterien das Heidenthum der Menge wieder schmackhafter zu machen. 2 Unter allen Umständen haben die eleusinischen Mysterien eine zähe Lebenskraft bewiesen und der erbitterte Kampf der Kirchenväter gegen dieselben beruht eben darauf, daß sie die Lehren vom zukünftigen Leben und der richtigen Vorbereitung auf dasselbe, die die junge Kirche als ihr Monopol in Anspruch nahm, den Zeitgenossen in heidnischer Form vermittelte und so ein Bedürfniß befriedigte, auf das das Christenthum seinerseits zu rechnen pflegt. 3

Es läßt sich in der That fragen, warum es den eleusinischen Mysterien dennoch nicht vergönnt war, zu einem bleibenden Religionsinstitut, zu einer neuen, auf den Unsterblichkeitsglauben gegründeten Kirche auszuwachsen. Fruchtbare Keime lagen in großer Anzahl in denselben. Ein ernster Glaube an das Jenseits, an eine vergeltende Gerechtigkeit, tiefsinnige Sprüche über Zeus, den Anfang, die Mitte und das Ende aller Dinge, bezeugen, daß reinere Gottesvorstellungen durch sie mitgetheilt wurden als der öffentliche Kultus sie voraussetzte. Auch fühlte man sich der Gottheit hier näher. Sie erschien hier in einem ganz anderen Lichte, den wechselnden Zuständen des Naturlebens unterworfen, leidend, sterbend, von Neuem geboren und so den Herzen der Sterblichen sympathischer. Zugleich wog das ethische Moment stark vor. Die Pflichten der Reinigung und Enthaltung, die man dem Adepten zumuthete, waren keineswegs lediglich äußerer Art, vielmehr setzt schon Aristophanes den gottgefälligen Wandel als erste Bedingung des Mysten voraus. Dennoch aber war dieser Mysterienkultus ein nur sehr unvollkommener Ausdruck einer wirklichen Geistesreligion. Nur zu deutlich regte sich in den orgiastischen Elementen, mit denen sich die Feier der Erlösten verband, der heiße Pulsschlag des alten Naturdienstes. Unvergessen, war dieser sonst so reinen Feier, daß Demeter die Göttin der Fruchtbarkeit war, deren ekle Symbole

1 Suet. Claud. 25. 2 Luc. Alex. 38 ff. Clem. Al. Strom. V, 689. Protr. c. 2. Augustin Civ. D. 7, 20. + Frösche, 145 ff.

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die Geweihten einhertrugen in mystischen Kisten, die sie beschauten und mit Hand und Mund berührten. In Zeiten des Glaubens hatte das als heilige Handlung gegolten, jetzt war es Vielen unanständig, so wie heute sich der Aufgeklärte an Liedern stößt, die die Väter mit Frauen und Töchtern voll Andacht sangen. Noch deutlicher wurde dieses Bewußtsein, daß hier der neue Wein in alte Schläuche gegossen sei, dadurch, daß die Eleusinen andern Mysterien vergesellschaftet waren, in denen das orgiastische Wesen der Naturreligion noch viel roher und ungebrechener sich darstellte. So kann man wohl sagen, die Eleusinen sind an der Gesellschaft der Dionysien zu Grunde gegangen, die dem Mysterienwesen, zumal bei der römischen Polizei, einen schlechten Namen machten.

Der gleiche Grundgedanke, der den Kultus des Osiris, Adonis, Attis in Aegypten, Phönicien und Kleinasien beherrscht, die Feier der absterbenden und wieder auflebenden Natur, war in Griechenland in milderen Formen im Demeterkult, in wilderen, orgiastischen, dem Wesen des Weingotts entsprechenden Bräuchen, im Dionysuskult zum Ausdruck gekommen. Auch hier hatten sich die wechselnden Schicksale des Naturlebens in die Leidens- und Lebensgeschichte des Gottes gekleidet, am ausführlichsten in dem, angeblich von Orpheus gestifteten, Kultus des thracischen Dionysos, Zagreus oder Jachos genannt, der die dunkle Seite des Mythos, das Leiden des Gottes in den Vordergrund stellte. Here verfolgt in unversöhnlichem Hasse das Kind der Semele, Dionysos; von ihr aufgestachelt reißen die Titanen es in Stücke, sein noch klopfendes Herz rettet Athene und Demeter gibt ihm einen neuen göttlichen Leib, während die Titanen der rächende Bligstrahl des Zeus zerschmettert. So ward die von den Stürmen des Winters zerpflückte und mißhandelte Rebe in ihrem Gott ein Bild des Menschenlebens. Unter Lichterglanz, den Fackeln seiner Pflegerinnen, schaukelte man am heiligen Grab zu Delphi jährlich ein Wiegenkind, wusch es in der Wanne und feierte so die Geburt des Gottes. 2 Den Antheil und die Liebe der Gläubigen zu steigern, zeigte man das Spielzeug, mit dem die Titanen das Kind aus der Burg lockten und rohe Fleischstücke, die schwärmende Mänaden umhertragen, anbeißen, sich wegreißen, erinnern an sein blutiges Leiden und seinen martervollen Tod. Endlich werden die Reste des göttlichen Leibes bestattet von Apollo in einem

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1 Plut. De a 9. Pausan. 8; 37, 3.

2 Plut. De Js. et Os. 35.

heiligen Grab. Durch diesen lezteren Zug wird Dionysos Zagreus auch Gott der Unterwelt, indem er allen Andern im Tode vorausging, wie er dann wieder, in neuem göttlichem Leibe hervorgehend, als Repräsentant der menschlichen Unsterblichkeit erscheint. Das war der Kern des Mythos, an die sich durch die Sage von Ariadne auf Naros und Semeles Rückführung aus der Unterwelt Gelegenheit zu üppigen Bildern anhängte.

War nun schon die öffentliche Feier der Dionysien eine wilde und ausgelassene, so feierte vollends bei den Mysterien das fleischliche Element seine Triumphe. Die Rückholung der Semele aus dem Hades, das Hinabsteigen des Gottes unter Leitung des Prosymnos, die Gefahren des Jugendlichen unter den Faunen, hielt Pausanias für unfromm zu berichten, allein in Italien fragte die Sittenpolizei näher nach dem Unfug dieser geheimen Darstellungen. Im Jahr 186 vor Christus, als mit der reichen Beute, wie Dio Kassius sagt, 2 auch die üppige Lebensart der Asiaten in Rom Eingang gefunden hatte, waren Mysterien in Rom in Uebung gekommen, die die Wüstheit des Cybeledienstes mit dem sinnlichen Raffinement des Jachos verbanden.3 Jm Haine der Stimula, d. i. der Semele, zuerst, dann bald an hundert andern Orten fanden gräuliche Orgien statt, denen auch Unschuldige zum Opfer fielen, die herbeigelockt, durch den Lärm fanatischer Musik betäubt, vergewaltigt und dann bei Seite geschafft worden waren. Seuchenartig griff das Unwesen um sich, immer zahlreicher wurde die Schaar der Mysten alter jam populus da schnitt der wackre Consul Albinus scharf in die Eiterbeule. Siebentausend Frauen und Männer wurden theils auf Lebenszeit eingekerkert, theils hingerichtet und damit dem wüsten Conventikelwesen ein Ziel gesetzt. Von da ab konnten die orphisch - dionysischen Mysterien sich kein Vertrauen mehr erwerben. Von einer tiefsinnigen Darstellung der Unsterblichkeitshoffnung waren sie zur verbotenen Form geheimer Ausschweifung entartet. So erzählt Tacitus, wie Messaline, im Palaste die Dionysien gefeiert: „Die Keltern knarren, es strömt der Most, Frauen mit Fellen ange= than, springen als opfernde oder rasende Bacchantinen umber. Sie selbst mit flatterndem Haare, den Thyrsus schwingend."4 Es begreift sich, daß solche Verruchtheit des einen Hauptzweigs der Mysterien auf

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8-18.

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12; 37, 5; 7; 28, 3. 2 Fragm. zum Jahr 567 d. St.

Tac. Ann. 11, 31.

3 Liv. 39,

das Institut selbst zurückwirkte. So enthusiastisch auch alle Theilnehmer sich über die eleusinischen Bräuche äußern, es kam nicht zu einer Akklimatisation derselben außerhalb Attika's. Wohl gab es Mysterien in großer Zahl, die alle Abwandlungen der Eleusinen und Dionysien, mit mehr oder weniger asiatischen Zuthaten genannt werden können aber sie blieben Geheimdienste. Zur öffentlichen Religion sind sie nicht geworden und waren darum auch stets der Gefahr und mehr noch dem Verdacht der sittlichen Corruption ausgesetzt.

7. Die fremden Kulte.

Durch Jahrhunderte hindurch hatten die Olympier die alten asiatischen Naturgottheiten zurückgeschoben. Verstummt war der heilige Ruf des Attis in den Städten Kleinasiens, nicht hörte man mehr die Klage um Adonis in den Griechenstädten Syriens und in der größten Stadt Aegyptens redete man mit Spott vom heiligen Apis und den Schmerzen des Götterpaars. Jetzt aber war die Zeit gekommen, in der die ehrwürdigen Gottheiten Asiens den Olympiern die Niederlagen heimzahlten, die jene ihnen in der langen, aufklärerischen Periode der Diadochen bereitet hatten. Fragen wir, wie es kommt, daß die religiöse Verehrung seit dem Jahrhundert vor Christus sich sichtlich von den lebensvollen Bildern der Olympier, zu den abstrakten schattenhaften Gestalten der asiatischen und ägyptischen Gottheiten wendet, so ist wohl eben ihre unfertige Allgemeinheit, einer der Gründe, warum man in ihnen passendere Symbole des Göttlichen findet, als in den individuellen, menschlichen Gestalten der Götter Homers. Die Zerflossenheit und Allgemeinheit der asiatischen Gottheiten, die von Haus aus auf dem Mangel an plastischer Kraft der dortigen Bevölkerungen beruht, kam jetzt ihren Religionsvorstellungen zu Statten, da der Zug der Zeit darauf ging, die concreten Götter wieder in allgemeine Prinzipien aufzulösen.

Aber auch ein anderes Moment ist nicht zu verkennen. Die an sich irr gewordene griechisch römische Welt sucht nach Autoritäten.

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