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mit Gott Inhaber alles Wissens über die Geheimnisse im Himmel und auf Erden geworden ist und der darum auch als Begründer der Astrologie, Astronomie, Rechenkunst usw. gilt. Auch die 365 Lebensjahre des Henoch, die ganz aus dem Schema der übrigen, viel höheren Lebensalter der vorsintflutlichen Urväter herausfallen, erklären sich jetzt leicht im Hinblick auf die babylonische Parallelfigur des Enmeduranki: denn wie die Zahl 365 jedenfalls mit den 365 Tagen des Sonnenjahres zusammenhängt, so ist es speziell der Sonnen gott, in dessen Stadt Enmeduranki König ist und der ihn in seine Gemeinschaft beruft.

Im Hinblick auf die im Vorstehenden namhaft gemachten Berührungen kann es nicht zweifelhaft sein, daß die biblische und die babylonische Tradition von den vorsintflutlichen Urvätern oder Urkönigen mit einander verwandt sind. Eine zweite Frage ist die, wie dieses Verwandtschaftsverhältnis zu denken ist. Die Annahme etwa, daß es sich hier irgendwie auch nur um eine Spur von wirklicher historischer Überlieferung handeln könnte, die einerseits bei den Babyloniern, andererseits bei den Hebräern sich erhalten hätte, ist selbstverständlich ohne weiteres abzuweisen. Aber auch die Möglichkeit, daß etwa die babylonische und die hebräische Sage in diesem Punkte auf eine gemeinsame Quelle, also etwa eine ursemitische Sage zurückgingen, kommt kaum in Betracht. Vielmehr spricht alles dafür, daß hier, wie auch bei den übrigen urgeschichtlichen Sagen, die Tradition in Babylonien einheimisch, in Israel erst von dort eingedrungen ist. Wann diese ursprünglich babylonische Sage von den Urvätern in Israel Eingang gefunden hat, ist dann wieder eine weitere Frage für sich. Voraussichtlich schon ziemlich frühzeitig, da sie schon in der alten Quelle Gen. 4 und hier bereits in recht eigenartiger Umarbeitung vorliegt. Allem Anschein nach ist die gleiche babylonische Sage dann noch einmal zu einer anderen, späteren Zeit nach Israel gekommen und hat dabei weniger einschneidende Umformung erfahren,

als das erste Mal. So würde es sich erklären, daß Gen. 5, das ja auch der späteren Quellenschrift des Pentateuch angehört, der babylonischen Sage relativ näher steht, als Gen. 4.

Weltschöpfung.'

Auch ein babylonischer Weltschöpfungsmythus war uns, wie die babylonische Sintfluterzählung, bereits aus Berosus bekannt. Und auch hier sind uns durch die Ausgrabungen die keilschriftlichen Originaltexte jetzt wieder zugänglich geworden, auf denen diese Angaben des Berosus fußen. Abgesehen von einigen kürzeren poetischen Textstücken, die das gleiche Thema in mehrfachen Variationen behandeln, ist es hauptsächlich ein großes, auf sieben Tafeln verteiltes episches Gedicht (vgl. Abb. 1), das in ausführlicher schwungvoller Schilderung die Weltschöpfung behandelt. Zwar ist dieses babylonische Weltschöpfungsepos bis jetzt leider immer noch nicht in ganz vollständigem Zustande in unsere Hände gelangt. Doch sind gerade neuerdings wieder beträchtliche Stücke, die bisher noch fehlten, hinzugefunden worden, so daß die noch bestehenden Lücken sich immer mehr schließen und die Aussicht immer größer wird, daß in nicht zu ferner Zeit auch dieses wichtige Literaturstück wieder vollständig der jahrtausendelangen Verborgenheit abgerungen sein wird. Der Gang des babylonischen Weltschöpfungsepos ist in kurzen Strichen folgender:

Am Anfang, ehe Himmel und Erde geschaffen waren, waren einzig der Urvater Apsū und die Urmutter Tiamat, beides Personifikationen der Urflut, vorhanden. Da entstehen zuerst

IS. Näheres in KAT3 S. 488-520 und S. 584-586.

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Abb. 1. Anfang der 4. Tafel des babylonischen Weltschöpfungsepos (mit Hervorhebung der Halbzeilen).

aus diesem Urpaare in mehreren aufeinander folgenden Generationen die Götter. Apsū und Tiamat, in ihrer bisherigen Ruhe gestört und darum unzufrieden mit diesem veränderten Zustand, schmieden einen Plan gegen die neuentstandene Götterwelt. Apsū unterliegt bei diesem Vorgehen. Dagegen führt Tiamat die Sache um so eifriger fort, erwählt sich in Kingu einen neuen Gatten und Helfer, zieht einen Teil der Götter auf ihre Seite und erschafft eine Anzahl von Ungeheuern, die ihr im Kampfe gegen die Götter als Helfer dienen sollten. Dieser Kampf und die Vorbereitungen dazu werden nun im weiteren Verlauf des Stückes ausführlichst geschildert. Die älteren Götter, Anu und Ea, versuchen zuerst vergeblich, der Tiamat entgegenzutreten, kehren vielmehr mutlos und unverrichteter Dinge wieder zurück. Da erbietet sich zuletzt einer der jüngsten, Marduk, der Sohn Ea's, den Kampf gegen die Tiamat aufzunehmen, knüpft aber daran die Bedingung, daß ihm, falls er Sieger bleibt, künftig der oberste Rang unter allen Göttern und das ausschlaggebende Wort in der Götterversammlung eingeräumt werde. In feierlicher Götterversammlung werden Marduk diese Bedingungen zugestanden und wird ihm als künftigem Götterkönig von den übrigen Göttern gehuldigt. Ausführlich wird darauf geschildert, wie sich Marduk zu dem bevorstehenden Kampfe mit Tiamat mit Waffen rüstet und ihr auf einem mit vier Rossen bespannten Wagen entgegenfährt. Kingu und die übrigen Begleiter Tiamat's geraten beim Herannahen Marduk's in Bestürzung. Sie selbst aber hält Stand und schleudert ihm trotzige Worte entgegen. Diese nimmt Marduk auf, indem er ihr seinerseits in einer Scheltrede ihre frevelhafte

Empörung vorhält. In dem hierauf folgenden, in den lebhaftesten Farben geschilderten Kampfe bleibt Marduk Sieger, durchbohrt der Tiamat den Leib und macht ihr den Garaus. Darauf wirft er ihren Leichnam hin und stellt sich darauf. Alsdann wendet er sich gegen die Götter in ihrem Gefolge,

bringt auch diese in seine Gewalt und setzt sie gefangen. Ebenso macht er die Ungeheuer, die sie sich als Helfer erschaffen hatte, und zuletzt auch den Kingu, ihren Gemahl, unschädlich. Dann kehrt Marduk zum Leichnam der Tiāmat zurück, zerschlägt ihn in zwei Teile und bildet aus den beiden Teilen Himmel und Erde. Von den einzelnen Schöpfungswerken, die im weiteren Verlaufe des Gedichtes aufgezählt gewesen sein müssen, sind einstweilen nur Bruchteile, auf die Erschaffung der Himmelskörper und auf die Menschenschöpfung sich beziehend, erhalten. Doch lehrt der Hymnus auf Marduk, in den das Schöpfungsepos ausläuft, im Zusammenhalt mit einigen kleineren Fragmenten und mit dem Berichte des Berosus, auch jetzt schon, daß auch die übrigen Schöpfungswerke ausführlich aufgezählt und auch sie alle dem Marduk zugeschrieben gewesen sein müssen.

Die Frage, in welchem Zusammenhang die biblische Schöpfungsgeschichte in Gen. I mit diesem babylonischen Schöpfungsmythus steht, ist nicht so ganz einfach zu beantworten und es haben sich darum auch in den letzten Jahren eingehende Erörterungen an ihre Beantwortung geknüpft, ohne daß bis jetzt volle Übereinstimmung unter den Forschern in diesem Punkte erzielt worden wäre. Eine Hauptfrage ist dabei die, ob Gen. 1, das in seiner jetzigen Form sehr jung ist und erst der späten priesterlichen Quelle des Pentateuchs angehört, nicht doch bereits auf eine in Israel in Umlauf gewesene ältere Form eines Schöpfungsmythus zurückgeht, die dann dem babylonischen Schöpfungsmythus noch bedeutend näher gestanden und von diesem im letzten Grunde erst ihren Ausgang genommen hätte. Diese These hat insbesondere Gunkel' aufs eingehendste zu begründen unternommen und der Schreiber dieser Zeilen bekennt, daß sie ihm immer noch als die bei weitem wahr

1 Schöpfung und Chaos in Urzeit und Endzeit, Göttingen 1895.

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