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scheinlichste Erklärung der vorliegenden Tatsachen erscheint. Dabei kommt namentlich auch das in Frage, ob nicht im Alten Testament selbst noch deutliche Spuren einer solchen älteren Rezension des Schöpfungsmythus vorliegen. Solche Spuren wären zu erkennen an mehreren Stellen der poetischen Bücher des Alten Testaments, wo von einem Kampf Jahwe's mit einem mythischen, drachengestaltigen Wesen die Rede ist, das bald unter dem Namen Rahab, Leviathan, bald mit der Bezeichnung Drache, Schlange, bald auch als das personifizierte Urmeer, Tehōm, auftritt. Hierbei kommt besonders auch noch der Umstand in Betracht, daß an mehreren der genannten Stellen unmittelbar hinter der Erwähnung eines solchen Kampfes Jahwe's mit einem drachenartigen Ungetüm von der Schöpfung der Welt durch Jahwe gesprochen wird, so daß es nahe liegt, daraus den Schluß zu ziehen, daß in Israel einst auch eine Form der Schöpfungserzählung bekannt war, bei der der eigentlichen Schöpfung ein Kampf des Schöpfergottes mit dem als Ungetüm vorgestellten Urmeer vorausging. Da nun in dem oben mitgeteilten babylonischen Schöpfungsmythus gerade der Kampf Marduk's mit dem personifizierten Urmeer, der Tiāmat, eine so hervorragende Rolle spielt, und da außerdem Tehōm dasselbe Wort wie Tiamat ist, nur in spezifisch hebräischer Gestalt, so liegt es in der Tat sehr nahe, anzunehmen, daß der babylonische Marduk-Tiamat - Kampf den Ausgangspunkt für den israelitischen Jahwe-Tehōm-Mythus, wie wir die Sache der Kürze halber nennen können, gebildet habe. Wir hätten dann weiter anzunehmen, daß in dem Schöpfungsbericht Gen. I der ursprünglich auch in Israel bekannt gewesene Kampf des Schöpfergottes mit der drachengestaltigen Tehōm, weil mit den geläuterten religiösen Vorstellungen der späteren Zeit nicht

I Insbesondere Jes. 51, 9 f.; Ps. 89, 10 ff.; Hiob 26, 12 f.; 9, 13; Ps. 74, 12 ff.; Jes. 27, 1; Ps. 104, 5 ff.

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mehr vereinbar, unterdrückt worden wäre und nur noch in der Nennung der Tehōm als des Urwassers, über dem der Geist Gottes schwebt (brütet), eine dunkle Spur zurückgelassen hätte. Dazu würden sich manche weitere Eigentümlichkeiten des Schöpfungsberichtes Gen. 1, so die Vorstellung, daß Wasser und Finsternis am Anfang geherrscht habe, die Schöpfung von Himmel und Erde durch die Scheidung von oberem und unterem Wasser, die besondere Betonung der Himmelskörper und ihrer Bestimmung und anderes recht gut bei der Annahme erklären, daß Gen. I im letzten Grunde auf den babylonischen Schöpfungsmythus zurückginge.

Es soll nun allerdings an dieser Stelle nicht verschwiegen werden, daß nicht nur von seiten mehrerer alttestamentlicher Forscher, sondern auch von seiten eines bekannten Assyriologen, Jensen, auts entschiedenste in Abrede gestellt wird, daß die erwähnten Kämpfe Jahwe's mit den drachengestaltigen Wesen und der Marduk-Tiāmat-Kampf des babylonischen Schöpfungsepos mit einander in Zusammenhang stünden. Speziell von Jensen wird dabei betont, daß die Tiamat des babylonischen Schöpfungsmythus überhaupt nicht als tier- oder gar drachengestaltig vorgestellt werden dürfe und daß darum auch babylonische bildliche Darstellungen, in denen ein Gott im Kampfe mit einem aus verschiedenen Tierteilen zusammengesetzten Ungeheuer erscheint, von dem Marduk-Tiamat-Kampfe schlechterdings zu trennen und auf eine ganz andere mythologische Szene zu beziehen seien. Es mag sein, daß in der Tat diese bildlichen Darstellungen des Kampfes eines Gottes mit einem Ungeheuer, von denen die bekannteste die auch bei Delitzsch, Babel und Bibel I S. 36 abgebildete ist, sich direkt nicht auf den Marduk-Tiāmat-Kampf beziehen. Immerhin bleibt meines Erachtens sehr mit der Möglichkeit zu rechnen, daß es sich bei diesen bildlichen Darstellungen, wenn auch nicht um ganz den gleichen, so doch um einen parallelen Mythus zu dem

Zimmern, Keilinschriften und Bibel.

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Marduk-Tiamat-Kampf handelt. Besonders beachtenswert sind dabei noch diejenigen Fälle, in denen, wie z. B. auf Abb. 2 und 3, das vom Gott bekämpfte Wesen Schlangenkopf und Schlangengestalt aufweist. Ob man auch in der großen Schlange,

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Abb. 2. Siegelzylinder mit Darstellung eines Drachenkampfes.

die sich auf den sog. Grenzsteinen in der Regel abgebildet findet (s. Abb. 4), eine an den Himmel versetzte Darstellung

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I Soviel steht wenigstens durch eine Inschrift Sanheribs (K. 1356) fest, daß dieser den Kampf Aššur's (der hier in Assyrien begreiflicherweise an Stelle Marduk's erscheint) mit Tiamat am Tore eines assyrischen Tempels des Namens,,Haus des Neujahrfestes" bildlich darstellen ließ. Ich gedenke über diese bisher nicht recht verstandene Inschrift demnächst an einem anderen Orte ausführlicher zu handeln; desgleichen über den Text K. 3476, der, wie es scheint, die Beschreibung eines Festspiels, näher wohl eines Neujahrsfestspiels enthält, bei dem der König die Rolle Marduk's spielt und u. a. Kingu, durch ein Schaf repräsentiert, auf einem brennenden Kohlenbecken verbrannt wird.

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des gleichen Ungeheuers zu erblicken hat, ist dagegen weniger sicher.

Endlich muß hier noch eines Gebietes Erwähnung geschehen, auf dem der babylonische Weltschöpfungsmythus aller Wahrscheinlichkeit nach in weiter Ausdehnung, bis in das Neue Testament hinein, nachwirkt, nämlich des Gebietes der Apokalyptik. Denn wenn man die Schilderungen eines Kampfes Jahwe's mit drachenähnlichen Wesen im Alten Testament ihrem letzten Ursprunge nach aus dem babylonischen Weltschöpfungsmythus herleitet, muß man das Gleiche auch mit Gestalten wie dem „Tiere“ in Dan. 7, dem „Drachen“ in Apok. Joh. 12 und an anderen Stellen der Apok. Joh. tun. Speziell zu dem siebenköpfigen Drachen der Apok. Joh. läßt sich auch bereits im Babylonischen das entsprechende Vorbild in einer siebenköpfigen großen Schlange nachweisen. Stammt aber das „Tier", der ,,Drache" der Apokalypsen aus der babylonischen Mythologie, so liegt es auch nahe, in dem Besieger des Tieres, des Drachen, in dem Menschensohn von Dan. 7, in Michael in Apok. Joh. 12, in dem Reiter auf weißem Pferd (Christus) in Apok. Joh. 19 Gestalten zu erblicken, die in einer Figur der babylonischen Mythologie wie Marduk, dem Besieger der Tiāmat, ihr Vorbild haben.

Paradies.'

Einen babylonischen Mythus, der etwa in derselben Weise wie bei der Sintflut, den Urvätern und der Weltschöpfung als das Vorbild der biblischen Paradieseserzählung in Gen. 2 und 3 gelten könnte, gibt es bis jetzt wenigstens nicht. Eine vielbesprochene und in sehr verschiedener Weise gedeutete Dar1 S. Näheres in KAT3 S. 520-530.

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