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auch hier keineswegs der Ort dazu ist, näher in die Verhandlung über diese äußerst schwierigen und erst noch der gründlichsten Erörterung bedürftigen Fragen einzutreten.

Über den Sinn und Charakter des babylonischen Gilgamešepos als Ganzes sei noch bemerkt, daß es sich ziemlich deutlich als ein Sonnenmythus darstellt, der den Lauf der Sonne durch die zwölf Zeichen des Tierkreises zum Hintergrunde hat, wobei dann aber auch historische Ereignisse mit den mythischen und astralen Ideen vermengt worden sein mögen.

Kultgebräuche'.

Das babylonische Ritual zeigt, wie nicht anders zu erwarten, einen reichgegliederten Opferkult (vgl. Abb. 5). Dabei finden sich manche Opfergebräuche, die zwar schlagende Parallelen zu entsprechenden alttestamentlichen Opfergebräuchen bilden, die aber trotzdem in keinem historischen Zusammenhang mit diesen zu stehen brauchen, da sie ebenso auch in anderen Religionen begegnen und darum vielmehr allgemein menschlichen Ursprungs sein werden. Dahin gehört z. B. die Idee des Ersatzes eines Menschenopfers durch ein Tieropfer. So haben wir in babylonischen kultischen Texten Stellen, an denen vom Priester gesagt wird:2

Das Lamm, den Ersatz für den Menschen, gibt er für dessen Leben, den Kopf des Lammes gibt er für den Kopf des Menschen,

den Nacken des Lammes gibt er für den Nacken des Menschen, die Brust des Lammes gibt er für die Brust des Menschen usw. Oder es heißt an einer anderen Stelle: 3

Nr. 6.

IS. Näheres in KAT3 S. 589-591 und S. 594-606.
3 Cun. Texts XVII 6 Z. 10 ff.

2 IV R 26

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Abb. 5. König Assurbanipal über vier erlegten Löwen ein Trankopfer darbringend.

Ein Ferkel gib als Ersatz für ihn (den kranken Menschen),
das Fleisch anstatt seines Fleisches, das Blut anstatt seines Blutes gib
hin und sie (die Götter) mögen es annehmen.

Außerdem begegnen wir aber auch manchen babylonischen Kultgebräuchen, die gleichfalls in entsprechenden alttestamentlichen ihre genaue Parallele haben, bei denen es aber, namentlich wenn noch dazu die betreffenden Worte ganz übereinstimmen, wahrscheinlich ist, daß die enge Übereinstimmung auf einem historischen Zusammenhang zwischen der betreffenden babylonischen und hebräischen Kultsitte beruht. So liegt es

z. B. auf der Hand, daß wenn von den judäischen Frauen Jer. 7, 18; 44, 19 erzählt wird, daß sie der „Himmelskönigin“ Kuchen (kawwān) buken, und wenn wir andererseits aus den babylonischen Texten erfahren, daß der Himmelskönigin Ištar in ihrem Kultus u. a. auch ein als kamānu (kawānu) bezeichnetes Gebäck dargebracht wurde, die erwähnte hebräische götzendienerische Handlung eine direkte Nachahmung des babylonischen Ištarkults darstellt. Desgleichen ergibt sich das Ezech. 8, 14 als eine eingerissene Abgötterei erwähnte Beweinen des Tammuz durch Klagefrauen als eine genaue Nachahmung des babylonischen Tammuz-Kultes.

Handelt es sich bei den im Vorstehenden genannten Kultentlehnungen nur um notorisch ausländische Gebräuche, die vorübergehend in Israel Eingang gefunden haben, so erhebt sich aber auch bei einer Anzahl zum eigentlichen israelitischen Opferritual gehöriger Gebräuche und Ausdrücke die Frage, ob sie nicht ursprünglich aus Babylonien stammen, wobei eine Frage für sich ist, ob solche Entlehnung etwa bereits in früher Zeit oder erst in später Zeit stattgefunden hat. So werden z. B. im babylonischen Kultus mit Vorliebe zwölf (auch zweimal zwölf oder dreimal zwölf) Brote vor den Göttern aufgelegt (vgl. Abb. 6), wie ebenso auch im israelitischen Kult (Lev. 24, 5 ff.). Der beim Tieropfer der Gottheit in erster Linie dargebrachte

Teil ist im babylonischen Kult ein Stück der rechten Seite des Tieres (Schafes) und zwar wahrscheinlich die rechte Keule. Ebenso gehörte im israelitischen Opferkult speziell die rechte Keule des Opferschafs, ursprünglich wenigstens, zu den für Jahwe zu verbrennenden Opferstücken, wurde später dann aller

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Abb. 6. Ritualtext K. 3272 etc. mit Erwähnung von 3 mal 12 aufgelegten Broten.

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dings zu einem Priesterdeputat. Die technische Bezeichnung für sühnen" im israelitischen Kult ist kipper. Das gleiche Wort, kuppuru, ist auch im babylonischen Kultus das übliche Wort für die sühnende Reinigung im Sühneritual. Dabei ist im Babylonischen noch deutlich, daß dieses Wort eigentlich ,,abwischen" (von Schmutz) zum Zwecke der kultischen Reini

gung bedeutet, wie denn das Wort im Babylonischen auch noch außerhalb der Kultussprache in der gewöhnlichen Bedeutung „,abwischen" (z. B. von Tränen) vorkommt. Gerade der Umstand, daß dieses Wort kipper im Hebräischen nur in der speziell kultustechnischen Bedeutung,,sühnen" begegnet, macht es wahrscheinlich, daß das Wort, und damit dann voraussichtlich auch ein Teil der Sache, im Hebräischen nicht heimisch, sondern erst aus dem Babylonischen entlehnt ist. — Ganz Entsprechendes gilt auch für die hebräische Bezeichnung qiddaš für „heiligen, weihen" in ihrem Verhältnis zu babylonisch quddušu in derselben Bedeutung und mit dem gleichen kultustechnischen Gebrauch. — Weniger sicher, wenn auch aus manchen Gründen erwägenswert ist, ob auch die beiden im Alten Testament eine so große Rolle spielenden Worte berit ,,Satzung, Bund" und tōra „göttliche Kundtuung, Gesetz" im babylonischen Ritual ihre Parallele und vielleicht gar ihren letzten Ursprung haben.

Sabbat.1

Die vorliegenden Tatsachen sind folgende: 1. An mehreren Stellen der einheimischen babylonisch-assyrischen Vokabulare wird ein bestimmter Feiertag mit dem Namen šabattu aufgeführt und dieser einmal auch ausdrücklich als „Tag der Beruhigung des Herzens" (nämlich der erzürnten Götter) bezeichnet, demnach als eine Art Buß- und Bettag. 2. Aus den einheimischen babylonisch-assyrischen Festkalendern ist zu ersehen, daß der 7., 14., 21. und 28. Tag der (dreißigtägigen) Monate, ferner der 19. Tag (d. i. der 7×7. Tag des vorhergehenden Monats)

1 S. Näheres in KAT3 S. 592-594.

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