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Buch des Lebens und Gerichtsbuch, Prädestination

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buch), das im Himmel über die Menschen geführt wird, wenigstens zum Teil auf jene babylonische Idee von der Tafel des Lebens und der Tafel der Sünden zurückgeht. Ferner ist zu fragen, ob nicht die babylonische Anschauung von der Schicksalsbestimmung, Ausersehung und Berufung nachwirkt in dem Dogma von der Prädestination, das im apokalyptischen Judentum und im Neuen Testament eine so große Rolle spielt, und zwar sowohl der Prädestination des gesamten Weltlaufs als des Schicksals der einzelnen Menschen, wie letzteres in der neutestamentlichen Lehre von der göttlichen Vorausersehung und Berufung des einzelnen zum Heil in Christo vorliegt. Aber auch bei diesem Punkte ist, falls sich die Annahme dieser Zusammenhänge in der Tat bewähren sollte, wieder ausdrücklich zu betonen, daß es sich nicht etwa um eine mechanische Übernahme babylonischer Ideen durch das Spätjudentum handeln würde, sondern daß auch hier schon im apokalyptischen Judentum und insbesondere im Urchristentum eine ganz eigenartige Umbildung und Weiterbildung überkommener babylonischer Ideen stattgefunden hätte.

Engel und Teufel.'

Eine polytheistische Religion, wie die babylonische, kennt selbstverständlich eine Unzahl von göttlichen Wesen, unter denen wieder eine beschränktere Anzahl als die Hauptgötter hervorragen (vgl. Abb. 7). Da nun die babylonische Religion seit alters im wesentlichen auf Gestirnkult hinauslief, so erklärt es sich von hier aus, daß man in dieser Religion die Hauptgötter aufs engste mit Sonne, Mond und den fünf dem Altertum

IS. Näheres in KAT3 S. 451-464 und S. 620--635.

bekannten Planeten (Merkur, Venus, Mars, Jupiter, Saturn), sowie mit anderen hervorragenden Sternen oder Sterngruppen am Himmel, wie namentlich den in Babylonien heimischen zwölf Sternbildern des Tierkreises, verknüpfte. Weiter aber erblickte man auch in allen übrigen Sternen des Himmels göttliche Wesen und betrachtete so die gesamte Sternenwelt als einen himmlischen Hofstaat, den man sich um den obersten Himmelsgott als König dieses Staates versammelt dachte. Dabei hatte man

Abb. 7. Die babylonischen Hauptgötter auf den Felsenreliefs von Maltai.

im speziellen noch die Vorstellung, daß diese himmlische göttliche Sternenschar eine Ratsversammlung bilde, die unter dem Vorsitze ihres Himmelskönigs über die Schicksale der Menschen Beratung pflegte; ebenso galten diese Sterngottheiten als himmlische Krieger, die Gesamtheit der Sterne also als ein himmlisches Heer, das um seinen obersten Gott als seinen Heerführer geschart war.

Von dieser der babylonischen Astralreligion eigenen Betrachtung des Sternenhimmels lassen sich nun ziemlich tiefgehende Nachwirkungen schon im Alten Testament, wie besonders im späteren Judentum und im Neuen Testamente feststellen. Dabei ist vor allem im Auge zu behalten, daß naturgemäß in einer monotheistischen Religion, wie dem Judentum, die Götter

gestalten einer polytheistischen Religion in ihrer ursprünglichen Bedeutung keine Stelle mehr finden konnten. Vielmehr mußte eine Umbiegung des ursprünglichen Charakters dieser Sterngottheiten erfolgen: sie wurden zu depossedierten Göttern, zu bloßen „Engeln". Dabei schimmert aber noch deutlich genug an manchen Stellen der ursprüngliche Charakter dieser ,,Engel" als ehemaliger Sterngottheiten hindurch.

Unter diesen Engeln treten nun namentlich hervor die sieben Erzengel, zu denen u. a. Michael und Gabriel gehören, die fraglos im letzten Grunde auf die sieben babylonischen Planetengötter zurückgehen. Ferner die zwölf (Tierkreis-)Engel, die im Buch Henoch (Kap. 82) begegnen und die gewiß auch in den zwölf Engeln an den zwölf Toren des himmlischen Jerusalems in der Apokalypse Johannis (Kap. 21) zu erblicken sind. Diese zwölf Tierkreisengel gehen natürlich auf die zwölf göttlich verehrten babylonischen Tierkreisbilder zurück. Entsprechend werden die vierundzwanzig Ältesten, die in der Apok. Joh. 4 rings um den Thron Gottes auf 24 Thronen sitzen, in 24 Sternen, die die Babylonier nach Diodor außer den 12 Sternbildern des Tierkreises noch besonders unterschieden, ihr Vorbild haben. Desgleichen sprechen gewichtige Gründe dafür, daß die bei Ezechiel und in der Apok. Joh. vorliegende Vorstellung von den vier Keruben, als den vier großen Trägern des göttlichen Thronwagens, mit Menschen-, Löwen-, Stier- und Adlergesicht, den vier Seiten des Himmels zugewendet, im letzten Grunde von dem babylonischen zwölfteiligen Tierkreis am Himmel und zwar von vier Hauptbildern desselben, den vier Quartalssternbildern, ihren Ausgang genommen hat. Ähnlichen Ursprungs wird die Vorstellung von den vier Reitern auf vier verschiedenfarbigen Rossen (Sach. 1, vgl. Apok. Joh. 6) und von den vier Wagen mit viererlei verschiedenfarbigen Rossen (Sach. 6) sein. Weniger sicher ist dagegen, ob auch die biblische Vorstellung von den Engeln als Gottesboten und als

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Schutzengeln der einzelnen Individuen von entsprechenden babylonischen Vorstellungen ihren Ausgangspunkt genommen hat.

Während so die babylonischen Götter mehrfach als Engel in der jüdischen und auch christlichen Religion fortleben, haben andrerseits auch die Dämonenvorstellungen der Babylonier im Alten wie auch im Neuen Testament ihre deutlichen Spuren zurückgelassen. So finden sich die babylonischen Dämonennamen šēdu, lilītu und vielleicht auch labartu im Alten Testament. So hängt die im Neuen Testamente begegnende Vorstellung von einer Siebenzahl von bösen Dämonen wahrscheinlich mit den im Babylonischen eine große Rolle spielenden sieben bösen Dämonen zusammen. Endlich geht auch die Gestalt des Satans und zwar sowohl als eines übermenschlichen Wesens, das die Menschen bei Gott anklagt, als auch als obersten Fürsten des widergöttlichen Geisterreiches im letzten Grunde wahrscheinlich auf das Babylonische zurück und zwar im letzteren Falle auf den Widerpart des siegreichen Gottes im Drachenkampf, wie er oben im Abschnitte „Weltschöpfung" besprochen wurde, wenn auch gerade hier die persische Religion eine sehr tiefgreifende Vermittlerrolle gespielt haben wird.

Totenreich und Jenseitsglauben.'

Die Vorstellungen der Babylonier vom Totenreich, wie sie uns namentlich in dem sog. Mythus von Ištar's Höllenfahrt, in den Totenreichschilderungen des Gilgameš-Epos, in dem Mythus von Nergal und Ereškigal, aber auch an anderen Stellen der babylonischen Literatur, sowie in bildlichen Darstellungen (vgl. Abb. 8)

IS. Näheres in KAT3 S. 635-643.

Zimmern, Keilinschriften und Bibel.

entgegentreten, berühren sich in vieler Hinsicht sehr nahe mit den alttestamentlichen Schilderungen vom Totenreich, wenn auch der hebräische Name Seol für das Totenreich nicht, wie

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man eine Zeit lang geglaubt hat, in einem entsprechenden babylonischen Namen für das Totenreich wiederkehrt. Speziell die Art, wie man sich im Babylonischen das Totenreich als ein mit Mauern umgebenes unterirdisches finsteres Bereich, voll von Staub, vorstellte, worin die Totengeister als schattenhafte Wesen hausen,

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