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Während im Saale das Fest gefeiert wurde, wogte das Volk auf der Straße freudig durcheinander oder drängte sich auf die Galerien, welche, gleich den Emporen in Kirchen, den Saal umgaben, oder auf die Balkone (Altane), die in den oberen Stockwerken als Ausbauten auf Säulen oder Knäufen vorsprangen. Die Jubelrufe mischten sich in den Schall der Posaunen und Trompeten.

Wie nun der neue Kaiser die Festfreude erhöht und geweiht wünschte durch Sang und Lied, wie ein greiser Sänger eintrat und ein Ereignis aus des Kaisers eigenem Leben besang, und wie der Kaiser in dem Sänger den Priester erkannte, dem er einst auf der Gemsjagd einen frommen Dienst erwiesen hatte, das stellt uns Schiller in seiner Ballade „Der Graf von Habsburg" unvergleichlich schön dar.

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II. Erläuterungen. Str. 1-2, Nr. 1-17 siehe Vorbereitung! Str. 3. 18) Pokal Becher. 19) Es glänzet der Festschmuck des Saales und der Gäste, und es pranget eine reiche Auswahl von Speisen und Getränken anf dem Tische. 20) Die Kunst der Poesie schafft und bringt die rechte, reine, geweihete Lust; der Sänger heißt darum Bringer der Luft. 21) Die rechte Poesie erfreut das Herz, erhebt den Geist und heiligt das Leben. 22) Als Ritter und Graf pflegte Rudolf zu seinen Festen einen Sänger zu laden, und diese schöne Gewohnheit wollte er als Kaiser nicht entbehren; es wäre ihm dadurch die Festfreude verkümmert worden. (Diesen Zug hat der Dichter seinem Helden angedichtet, da in Wahrheit die Sänger oft unbegabt von Rudolfs Hofe gingen und sich über seine Kargheit beklagten. Das Auftreten des Sängers mußte aber begründet und Rudolf auch nach dieser Seite hin in ein günstiges Licht gestellt werden.)

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Str. 4. 23) In den Kreis der Fürsten, die den Kaiser um geben (ihn" ist vor umgebenden" ausgelassen!), tritt im langen Talar, einem bis auf die Fersen reichenden Amts- und Festkleide, ein greiser Sänger, deffen lockiges Haar silberglänzend ist, weil es eine lange Reihe von Lebensjahren gleichsam gebleicht hat. 24) In dem Golde der Saiten, den goldenen Saiten der Harfe, schläft gleichsam der Wohllaut, der süße Klang, und muß durch Anschlagen der Saiten aufgeweckt werden. 25) Was ist der Inhalt seiner Lieder? Er singt von der Minne Sold, d. H. von dem Lohn der Liebe, der in Erhörung und herzlicher Gegenliebe besteht, von allem Schönen, was den Sinnen gefällt und das Herz ergözt, von allem Hohen nnd Guten, wonach der Menschengeist strebt. Uhland: „Sie singen von Lenz und Liebe." 26) Der Sänger zweifelt, ob er einen würdigen Stoff für den höchsten Ehren- und Freudentag des Kaisers finden werde.

Str. 5. 27) Freundlich meint der Kaiser: Einem Dichter (Sänger) kann und werde ich das Singen nicht befehlen wie einem Ritter das Kämpfen. Seine Kunst ist eine Gottesgabe; er steht im Dienste des höchsten Herrn, der ihm im Herzen sagt, was und wie er singen soll. Empfängt er die Anregung von oben, dann wird sich dieser Drang des Gefühls schon im Liede äußern. Er gehorcht dann der gebietenden Aus deutschen Lesebüchern. Bd. III. 6. Aufl.

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Stunde, der Eingebung des Augenblicks, der göttlichen Inspiration. Eine Vorschrift über das Was, Wann und Wie kann und darf man ihm nicht machen. Goethe: „Ich singe, wie der Vogel singt." 28) Mit dem Sturm in der Luft und mit dem Quell aus der Tiefe wird die Gesangeskunst verglichen. Unergründlich ist der Ursprung von allen dreien. Joh. 3, 8: Der Wind bläset, wo er will, und du hörest sein Sausen wohl, aber du weißt nicht, von wannen er kommt und wohin er fährt. 1. Mos. 7, 11: Da brachen auf die Brunnen der großen Tiefe. Ps. 104, 10: Du läsfest Brunnen quellen in den Gründen, daß die Wasser zwischen den Bergen hinfließen. So tief, geheimnisvoll und unerforschlich sind auch die Gefühle, die den Sänger innerlich zum Singen treiben. 29) In seinem eigenen Herzen schliefen die dunklen Gefühle, die er selbst kaum klar erkannte, die aber in der rechten Weihestunde mit unwiderstehlicher Gewalt hervorbrechen und im Liede Ausdruck finden. Aber auch in den Herzen der Hörer weckt er dieselben Gefühle und wird so der Dolmetscher ihrer Gedanken und Empfindungen.

Str. 6. 30) Der Sänger greift in die Saiten, „schlägt in vollen Tönen“ und beginnt sein Lied. 31) Auf die Jagd. 32) Er will den flüchtigen, schnell springenden Gemsbock auf den höchsten Berggipfeln jagen. (Diese Jagd wird nicht zu Roß betrieben, wie es Str. 6 vermuten läßt und Str. 9 klar ausspricht.) 33) Knappen, von Knabe, waren Junker im Dienste der Ritter und selbst der Ritterwürde nahe. 34) Au ist eine wohlbewässerte, grafige Ebene. 35) Die geweihte Hostie, der wahre Leib Christi, in der Monstranz, Str. 7 Sakrament genannt. 36) Küster oder Mesner, der bei der Messe den opfernden Priester unterstüßt (in der Schreibung „Mesner" vom neulat. mansionarius, Haushüter, abgeleitet).

Str. 7. 37) Als der Priester naht, steigt der Graf vom Roß, entblößet demütig und ehrfurchtsvoll das Haupt und betet als gläubiger Christ den heiligen Leib des Heilandes an, der alle Menschen erlöset hat. 38) Im Hochgebirge, nahe der Quelle des Baches, war durch heftigen Regen der „Gießbach" angeschwollen und wälzte nun seine Fluten daher, die im Strudel (Wirbel) sich drehend und heftig strömend (nach Str. 8) den Steg, die schmale Brücke, weggerissen hatten.

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Str. 8. 39) Was machst, tust du? 40) Wallen = pilgern, wandern. 41) Die Himmelskost ist die heilige Hostie, welche nach katholischem Glauben Christus enthält und, insofern sie zu Sterbenden getragen und diesen gereicht wird, heilige Wegzehrung heißt. Himmelskost hier also heilige Wegzehrung." (G. Str.)

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Str. 9. 42) Der Graf hilft dem Priester auf sein eigenes, nicht auf des Knappen Pferd, um ihn zu ehren. 43) Er befriedigt noch weiter seine Jagdlust.

Str. 10. 44) Demutssinn: Da das Verständnis der urspr. Bedeutung von Demut (mhd. die-muot = Gesinnung des Dienenden; zu dem ersten Bestandteil die- vergl. unser „dienen“, muot aber Sinn) verloren gegangen ist, so konnte Schiller das zusammengesezte Wort "Demutsfinn" bilden Sinn, der der Demut oder dem Demütigen

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eignet. 45) Fortan wieder bestiege. 46) Christus als wahrhaftiger Gott und eins mit dem Vater, im Sakrament leibhaftig gegenwärtig, wird Schöpfer genannt. Kol. 1, 16. 47) 3u eigenem Gebrauch, Nuß und Frommen. 48) Was wir sind und haben, ist Gottes Eigentum, er hat es uns als Lehen gegeben, zum Gebrauch geliehen. Die Wiederholung des Bindewortes und“ (Polysyndeton) markiert die einzelnen Begriffe als gleichwertig. Str. 11 enthält die Wünsche des dankbaren Priesters. Das Bindewort „so“ sezt dieselben in innige Beziehung zu dem Vorhergehenden. 49) Hort das, worauf man seinen Trost, seine Hoffnung sezt, bes. in religiösem Sinne. „Gott, der allmächtige Hort“ erinnert an Ps. 18, 2: Herr, mein Fels . . ., mein Gott, mein Hort, auf den ich traue. 50) Hier auf Erden und dort im Himmel. 51) Sein Blick schaut prophetisch in die Zukunft, und seine Stimme erhebt sich zu feierlichem Schwunge. 52) Wie Gott euch, der so ritterlich und edelherzig waltet und wirkt, noch zu Ehren, auf einen höheren Herrscherplay, bringen möge, so wolle er euern sechs lieblichen Töchtern fürstliche, gekrönte Gatten geben und wolle die Nachkommen der Töchter bis in die fernsten Zeiten in Macht, Ehre und Glanz stehen lassen. (Wie Rudolf zum Kaiserthrone berufen wurde, so heirateten seine sechs Töchter in der Folge wirklich gekrönte Fürsten und brachten ihrem Vater sechs Kronen ins Haus. Und noch heute regiert und glänzt das Geschlecht der Habsburger in Österreich. Von den glücklichen Heiraten im Hause Habsburg erzählt auch der Vers: Bella gerant alii, tu, felix Austria, nube!)

Str. 12. 53) Während des Gesanges stüßte der Kaiser das Haupt in die Hand und sann nach; wie es schien, waren seine Gedanken nicht bei dem Sange, sondern in längst vergangenen Zeiten. 54) Am Schluß des Liedes erhob er sein Haupt und sah dem Sänger tief in die Augen. Da erkannte er den Priester und begriff der Worte Bedeuten, d. h. ihren Sinn, den ganzen Sachverhalt. 55) Die Rührung über das Walten der göttlichen Vorsehung überwältigte ihn und entriß ihm Tränen. In den Falten des Purpurs verbarg er bescheiden sein Antlig, damit man in ihm nicht den gepriesenen Grafen erkennen sollte. 56) Aber aller Augen richteten sich auf ihn, erkannten in ihm den Grafen und priesen das göttliche Walten, das einen frommen Dienst so herrlich gelohnt und ein begeistertes Prophetenwort so schön erfüllt hatte.

III. Vertiefung. 1. Ort und Zeit. a) Im Kaisersaale. Am 24. Oktober 1273 im altertümlichen Krönungssaale zu Aachen. Der Kaiser im Krönungsschmuck. Die Kurfürsten ihrer Erzämter wartend. Der greise Sänger im Talar und mit der Harfe im Arm. Die Tafel reich besezt mit Speise und Trank. Die Saaltüren geöffnet. Das jubelnde Volk auf den Galerien und in den Straßen, die Musik auf dem Balkon. b) In den Alpen. Im Sommer. Wiesental zwischen hohen Bergen. Einzelne Hütten an den Berghängen. Angeschwollener Gießbach. Der Steg fortgerissen. Der Graf und seine Knappen mit entblößten Häuptern neben ihren Rossen. Der Mesner mit dem Glöckchen, der Priester mit der Monstranz.

2. Charakter Rudolfs. Rudolf war geschmückt mit dem kaiserlichen Ornat, seine Person geheiligt und von den Kurfürsten geschäftig bedient, sein Amt das höchste auf Erden, seine Wahl mit allgemeinem Beifall begrüßt, sein Blick zufrieden, sein Herz beglückt. Er hält frühere Gewohnheiten in Ehren, liebt den Gesang als Weihe des Festes, urteilt treffend über das Wesen der Poesie und läßt dem Sänger volle Freiheit. Er war ein Freund der Jagd und scheute dabei auch die Gefahren im Gebirge nicht. Er verehrt mit frommem Sinn das Heiligste, hilft willig in der Not und verzichtet auf eigene Bequemlichkeit, wenn es gilt, das Heil anderer zu fördern. Demütig beugt er sich vor dem hochwürdigen Gute, bekennt sich als Lehensträger seines Heilandes, besteigt das Roß nicht wieder, das seinen Schöpfer getragen, und stellt es in den Dienst Gottes. Der Segen des Himmels macht aus dem mächtigen Grafen einen wackern Kaiser; sein ritterliches Walten im Schweizerlande wird erweitert zu einer gesegneten Regierung im deutschen Reiche. Seine lieblichen Töchter, die Zierden seines Hauses, werden gekrönte Fürstinnen und die Stammütter berühmter Geschlechter. Sinnend gedenkt er vergangener Zeiten; dankbar betet er das göttliche Walten an und schämt sich auch der Tränen nicht; bescheiden will er seine edle Tat vor der Menge verbergen. Weise nach, daß der Priester bejahrt, pflichteifrig, sangeskundig, bescheiden, dankbar, prophetisch begeistert war!

3. Gliederung. A. Das Krönungsmahl (Str. 1-3). Str. 1: Der Kaiser und die Fürsten im Krönungssaale. Str. 2: Die Zuschauer und ihre frohe Stimmung. Str. 3: Der Trinkspruch des Kaisers, der das Fest preist, aber den gewohnten Sänger vermißt.

B. Der Sänger und der Kaiser. (Str. 4-5.) Str. 4: Der Eintritt des greisen Sängers, sein Lob der Poesie und seine Frage nach einem würdigen Gegenstande. Str. 5: Die Antwort des Kaisers über die Freiheit des Sängers, über Ursprung und Macht des Liedes.

C. Das Lied des Sängers. (Str. 6-11.) Str. 6: Der Ritt des Grafen auf die Jagd und seine Begegnung mit einem Priester. Str. 7: Die Anbetung des Sakraments und das Beginnen des Priesters am steglosen Gießbache. Str. 8: Die Frage des Grafen nach dem Zweck seines Tuns und die Antwort des Priesters, daß er einem Sterbenden die heilige Wegzehrung reichen und darum eilig den Bach durchwaten müsse. Str. 9: Der fromme Liebesdienst des Grafen, seine Jagd und die Zurückführung des Pferdes durch den Priester. Str. 10: Der Verzicht aus Demut und Dankbarkeit auf das Roß zum Besten des göttlichen Dienstes. Str. 11: Der innige und prophetische Wunsch des Priesters für den Grafen und sein Haus.

D. Die Wirkung des Gesanges (Str. 12): Wiedererkennung des Priesters, des Kaisers Rührung, der Gäste Erstaunen und frommer Dank. 4. Grundgedanke. Gute Werke bleiben nicht unbelohnt.“ „Was ihr getan habt dem geringsten unter meinen Brüdern in meinem Namen, das habt ihr mir getan. Wahrlich, es soll euch nicht unbelohnet bleiben."

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5. Eigentümlichkeiten. Das jambische Versmaß erhält durch Anapäste eine größere Mannigfaltigkeit. Einigemal tritt an die Stelle des Anapästes der kretische Versfuß (—~—) und erzeugt eine gewisse Härte der rhythmischen Bewegung, z. B. Süßer Wohllaut -, Pfalzgraf des Rheins, Herr, ich walle Auch an unreinen Reimen wie fieben-üben, Blicken--Entzücken, Lehren-entbehren, entblößet- erlöset, gerissen-Füßen 2c. fehlt es nicht. (Diese unreinen Reime, die in der heutigen Dichtersprache streng verpönt sind, erklären sich aus der Tatsache, daß überhaupt in jener Zeit auch die Gebildeten nicht so scharf wie wir zwischen ö und e, ü und i unterschieden; deutsche Treue klang z. B. wie deitsche Treie". Schiller im besonderen hat stets in seiner Aussprache die Klangfarbe seiner schwäbischen Heimat beibehalten.) Sehr häufig wird die Partizipialform und der Genetiv angewandt, z. B. des perlenden Weins, Pfalzgraf des Rheins, der Posaunen Ton, das jauchzende Rufen der Menge, des Mächtigen Beute, in der Fürsten umgebenden Kreis, die Fülle der Jahre, der Saiten Gold, der Minne Sold, des Kaisers wert, mit lächelndem Munde, das Haupt mit Demut entblößet zc.

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Hyperbeln (Vergrößerung des Bildes, Übertreibung der Rede) sind: Herr der Welt, Richter auf Erden 2c.

Die Synekdoche (Teil für das Ganze) ist angewandt in: Posaunen für musikalische Instrumente; Speer für Waffen 2.

Wegfall der Endsilben: Königlich Herz, ritterlich Walten.

Polysyndeton (Häufung von Bindewörtern): Von dem ich Ehre und irdisches Gut zu Lehen trage und Leib und Blut und Seele und Atem und Leben zc. Das Bindewort und ist ungewöhnlich viel gebraucht.

Metaphern (Bilder): Die sieben Kurfürsten gleichen den Planeten. Der eiserne Speer waltet blind, d. h. die Raubritter fragen nicht danach, ob sie recht oder unrecht tun, ob die Waffen Schuldige oder Unschuldige treffen. Das silberweiße Haar ist durch die Jahre gebleicht wie die Leinwand auf der Bleiche. Die Töne schlafen in den Saiten wie Kinder in ihren Bettchen. Der Gesang gleicht in seinem geheimnisvollen Ausgangspunkte dem Sturm der Lüfte und dem Quell der Tiefe. Die dunkeln Gefühle schlafen im Herzen gleich den Tönen in den goldenen Saiten 2c.

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IV. Verwertung. 1. Für Herz und Leben. Freue dich mit den Fröhlichen und weine mit den Weinenden! Friede ernährt, Unfriede verzehrt. Jede Freude werde durch die Kunst erhöht und geweiht! Habe ein treues Gedächtnis für Wohltaten, aber ein schlechtes für Beleidigungen! Entziehe dir Freuden und Bequemlichkeiten, um des Nächsten Wohlsein zu fördern! Jede gute Aussaat reift zur Segensernte. Unser Geschick ist die Frucht unserer Taten und der göttlichen Vorsehung. - Denen, die mich lieben und meine Gebote halten, tue ich wohl bis ins tausendste Glied". Wohlzutun und mitzuteilen vergefset nicht. Wer sich selbst erniedrigt, wird erhöhet werden.

2. Verwandtes. Vergleiche die Behandlung des Sängers und sein Auftreten in „Der Graf von Habsburg", Str. 3, 4, 5, mit Des Sängers Fluch" und „Der Sänger"! Vergleiche über den Ursprung

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