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nommen: er entkleidet den Charakter Bertrans der Wildheit, macht Liebe, Freundschaft und Treue zum Pulsschlag seines Lebens, läßt den Königssohn an einem Pfeilschuß (statt am Fieber) in Bertrans Armen und unversöhnt mit seinem Vater, der fern über dem Meere weilt, sterben. Der Knoten des Konflikts ist von dem Dichter ebenso fein geschürzt wie versöhnend gelöst: Der König ist über die Aufreizungen Bertrans, seine prahlerischen Äußerungen, seine unheilvolle Freundschaft mit seinem Sohne, seine Kühnheit, welche die Augen zur Königstochter erhebt, seinen hartnäckigen Widerstand aufs äußerste erzürnt. Nun steht der Feind vor ihm; Haß wie Gerechtigkeit fordern seine Vernichtung. Und der Sängerheld? Er steht gefesselt, aber geistig frei, im Angesicht seiner Burgtrümmer und des erzürnten Königs, aber furchtlos da; er leugnet nichts und hofft nichts, denn bevor seine Burg fiel und Fesseln seine Hände umschlossen, war er zum Tode getroffen und hatte sein Leben allen Reiz verloren: der liebste Freund war ihm gestorben, gestorben durch seine Mitschuld und unversöhnt mit dem Vater! Seitdem fehlte seinem Geiste die Klarheit, seinem Herzen die Spannkraft, seinem Arme die Stärke. „Nicht Saite noch Schaft blieb ihm“, d. h. nachdem er seinem Freunde das oben erwähnte Trauerlied gesungen, verstummten seine Lieder und schwiegen die Saiten seiner Harfe. Aber auch der Schaft seines Speeres hatte Ruhe, da ihm die Kampflust geschwunden war. Wenn das Herz das Beste verloren hat, was gilt dann Leben und Gut? Er stellte alle Feindseligkeiten ein und suchte nur noch den lezten Wunsch und Willen des sterbenden Freundes zu erfüllen. Das schlichte Bekenntnis des mutigen Mannes, der tiefe Schmerz des wilden Kriegers, die Hoffnungslosigkeit des lebensfreudigen Sängers, die ergreifende Erinnerung an den toten Sohn, der seinen liebsten Freund als den Zeugen seiner Reue und seines Todes und als lezten Boten mit der Bitte um Vergebung zu ihm sendet: dies alles entwaffnet den Zorn des Königs und stimmt sein Herz zur Milde und Großmut; er sieht in dem gefesselten Mann nicht mehr seinen Feind, sondern den Freund seines Sohnes, der nicht mehr des Hasses, sondern der Liebe wert ist. Es ist der Hauch der Treue, der des Königs Haß verweht und seinen Zorn stillt.“ (G. Str.)

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Dem feurigen Charakter des Helden und dem packenden Stoffe entspricht die kraftvolle und doch anmutige Sprache Uhlands. Die klangvollen männlichen Reime auf ort, ei, orn, aut, or, al, aft, ührt kehren viermal in jeder der achtzeiligen trochäischen Strophen wieder und beherrschen auch die reimlosen weiblichen Reime in den umschlungenen Zeilen.

III. Verwertung. 1. Für Herz und Leben. Was die Leidenschaft fündigt, weiß die Liebe zu verzeihen. Freundschaft und Liebe entschuldigen die Taten des Irrtums; Erkenntnis und Bekenntnis der Schuld find die Bedingungen der Vergebung. Unglück und Verlust läutern. „Ihr ist viel vergeben, denn sie hat viel geliebt." -Jrren ist menschlich, verzeihen aber göttlich.“

2. Verwandtes. David verzieh seinem aufrührerischen Sohne

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Absalom und beklagte seinen Tod. Otto der Große verzieh seinem Bruder Heinrich, der sich dreimal gegen ihn empört hatte. Die drei Söhne Ludwigs des Frommen empörten sich gegen ihren Vater und brachen ihm das Herz. Ebenso tat Heinrich V. seinem Vater. Der athenische Dichter Thrtäos wurde zur Zeit des zweiten messenischen Krieges nach Sparta „als erbetene Hilfe" gesandt und begeisterte durch seine Kriegsgesänge die Spartaner zu ungewöhnlichen Heldentaten. In Schillers Bürgschaft" lernt der Tyrann an die Macht der treuen Freundschaft glauben.

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3. Aufgaben. a) Welchen Erfolg hatte Bertrans Gesang bei dem Volke, bei dem Sohne des Königs, bei der Königstochter und bei dem König? b) In welchen Zügen gleicht Bertran dem Tyrtäos, dem Ratgeber Absaloms (Ahitophel), dem Dichter Simonides, der sich durch seinen Gesang aus den Händen der Räuber befreite?

6. Des Sängers Fluch.

Ludw. Uhland. Gedichte und Dramen. Stuttgart 1876. T. II, S. 226.
1. Es stand in alten Zeiten 1) ein Schloß so hoch und hehr,
weit glänzt' es über die Lande 2) bis an das blaue Meer;
und rings von duft'gen Gärten ein blütenreicher Kranz3),
drin sprangen frische Brunnen im Regenbogenglanz. 4)

2. Dort saß5) ein stolzer König 6), an Land und Siegen reich,
er saß auf seinem Throne so finster und so bleich);

denn was er sinnt, ist Schrecken), und was er blickt, ist Wut 9),
und was er spricht, ist Geißel 10), und was er schreibt, ist Blut. 11)
3. Einst zog nach diesem Schlosse ein edles Sängerpaar 12),
der ein' in goldnen Locken, der andre grau von Haar;
der Alte mit der Harfe, der saß auf schmuckem Roß,

es schritt ihm frisch zur Seite der blühende Genoß. 13)

4. Der Alte sprach zum Jungen: „Nun sei bereit, mein Sohn! 14)
denk unsrer tiefsten Lieder, stimm an den vollsten Ton 15)!
Nimm alle Kraft zusammen, die Lust und auch den Schmerz! 16)
Es gilt uns heut', zu rühren des Königs steinern Herz." 17)

5. Schon stehn die beiden Sänger im hohen Säulensaal 18),
und auf dem Throne sißen der König und sein Gemahl19):
der König furchtbar prächtig, wie blut'ger Nordlichtschein 20),
die Königin süß und milde, als blickte Vollmond drein. 21)

6. Da schlug der Greis die Saiten, er schlug sie wundervoll,
daß reicher, immer reicher der Klang zum Ohre schwoll;
dann strömte himmlisch helle des Jünglings Stimme vor,
des Alten Sang dazwischen wie dumpfer Geisterchor. 22)

7. Sie fingen von Lenz und Liebe 23), von sel'ger, goldner Zeit,
von Freiheit, Männerwürde, von Treu' und Heiligkeit;24)
sie singen von allem Süßen, was Menschenbrust durchbebt 25),
fie singen von allem Hohen, was Menschenherz erhebt. 26)

8. Die Höflingsschar im Kreise verlernet jeden Spott,
des Königs troz'ge Krieger, sie beugen sich vor Gott27);
die Königin, zerflossen in Wehmut und in Lust 28),
fie wirft den Sängern nieder die Rose von ihrer Brust.

P.

9. Ihr habt mein Volk verführet; verlockt ihr nun mein Weib?" 29) Der König schreit es wütend, er bebt am ganzen Leib;

er wirft sein Schwert, das blißend des Jünglings Brust durchdringt,
draus statt der goldnen Lieder ein Blutstrahl hoch aufspringt.

10. Und wie vom Sturm zerstoben ist all der Hörer Schwarm 30).
Der Jüngling hat verröchelt in seines Meisters Arm 31);
der schlägt um ihn den Mantel und seht ihn auf das Roß,
er bind't ihn aufrecht feste, verläßt mit ihm das Schloß.

11. Doch vor dem hohen Tore, da hält der Sängergreis,
da faßt er seine Harfe, sie, aller Harfen Preis. 32)
An einer Marmorsäule, da hat er sie zerschellt 33);

dann ruft er, daß es schaurig durch Schloß und Gärten gellt 34):
12.,,Weh euch, ihr stolzen Hallen!35) Nie töne süßer Klang
durch eure Räume wieder, nie Saite noch Gesang,
nein, Seufzer nur und Stöhnen und scheuer Sklavenschritt 36),
bis euch zu Schutt und Moder 37) der Rachegeist zertritt.

13. Weh euch, ihr duft'gen Gärten im holden Maienlicht!
Euch zeig' ich dieses Toten entstelltes Angesicht,

daß ihr darob verdorret, daß jeder Quell versiegt,

daß ihr in künft'gen Tagen versteint, verödet liegt. 38)

14. Weh dir, verruchter Mörder, du Fluch des Sängertums! 39) Umsonst sei all dein Ringen nach Kränzen blut'gen Rühms 49)! Dein Name sei vergessen, in ew'ge Nacht getaucht,

sei wie ein leßtes Röcheln in leere Luft verhaucht!”41)

15. Der Alte hat's gerufen, der Himmel hat's gehört 42);
die Mauern liegen nieder, die Hallen sind zerstört 48);
noch eine hohe Säule zeugt von verschwundner Pracht 44),
auch diese, schon geborsten, kann stürzen über Nacht.45)

16. Und rings statt duft'ger Gärten ein ödes Heideland;
kein Baum verstreuet Schatten, kein Quell durchdringt den Sand 46) ;
des Königs Namen meldet kein Lied, kein Heldenbuch 47):
Versunken und vergessen!48) das ist des Sängers Fluch. 49)

I. Vorbereitung. Vom Mai 1810 bis in den Januar 1811 hielt sich Ludwig Uhland in Paris auf, um die reichen, zum Teil zusammengeraubten Schäße der dortigen Bibliotheken zu studieren. Besonders versenkte er sich mit liebevoller Hingabe in die frohsinnige, liebe und liederreiche Zeit des französischen und deutschen Minnesangs im Mittelalter. Im Geiste sah er die edlen Sänger oder französischen Troubadours, d. h. Finder schöner Lieder und Weisen, mit ihren Harfen und meist in Begleitung eines Schülers oder Jongleurs, der die gedichteten Lieder sang, von Schloß zu Schloß, von Hof zu Hof ziehen, ihre Lieder singen und den Ehrenfold empfangen. In welch schneidendem Gegensatz stand jene goldene Zeit, da der Dichter mit dem Könige ging und Fürsten nach dem Sängerruhme geizten, zu der ehernen Gegenwart! Ein finsterer, ehrgeiziger Soldatenkaiser beherrschte Frankreich, und Kriegsgeschrei erfüllte die Lande. Die Freiheit und Würde der Völker, insonderheit des deutschen, wurde mit Füßen getreten, die Kunst unterdrückt und verfolgt, wenn sie sich nicht in den Dienst des Machthabers stellte. So wurde der Buchhändler Palm in Nürnberg, weil er die Schrift Deutschland in seiner

tiefsten Erniedrigung“ verbreitet hatte, 1806 erschossen, die Schriftstellerin Frau v. Staël aus Paris verbannt. Napoleon liebte es, an seinem Hofe den größten Prunk zu entfalten. Rohe Krieger, die meist von der Pike auf gedient und auf den Schlachtfeldern ihre Würden erkämpft hatten, sowie feile Höflinge umringten die finstere Gestalt das Herrschers. Seit dem 1. April 1810 war er mit Maria Luise, der Tochter des österreichischen Kaisers Franz, vermählt. Uhland hat wohl einmal den 41 jährigen Herrscher von eigenen Gnaden neben der 18 jährigen Kaisertochter von Gottes Gnaden gesehen, den Schrecken neben der Anmut, den düstern Nordlichtschein neben lieblichem Vollmondlichte. Jene Zeit und ihre Eindrücke gaben ihm den Anstoß zu einer seiner vollendetsten Balladen, zu „des Sängers Fluch". Seit Jahrzehnten ist dies Gedicht ein Edelstein unserer Literatur, das Eigentum jeder deutschen Schule und das Entzücken von jung und alt. Die Ausgabe der Uhlandschen Gedichte und Dramen von 1876 bezeichnet als Geburtstage der Ballade den 3. und 4. Dezember 1814. Zweifellos ist aber die Idee des Gedichts in der Zeit des Pariser Aufenthalts in dem Dichter aufgekeimt. Er selbst hat einem Freunde gesagt, daß sich die Ballade auf Napoleon und sein Verhältnis zur Freiheit bezieht. Nur sind nicht alle Züge der neuen, sondern die meisten der alten Zeit entlehnt. Altes und Neues, Nahes und Fernes, Besonderes und Allgemeines find zu harmonischer Einheit zusammengeflossen und in eine dichterische Höhe und poetische Ferne gerückt. Der Dichter bleibt nie beim Einzelfall stehen, sondern entfaltet denselben in seinen mannigfaltigen Beziehungen, wie er wiederum als Gesetzgeber aus der Fülle der Erscheinungen das Gesezmäßige zu finden weiß. Sein Seherauge sammelt wie ein Brennspiegel die Lichtstrahlen von Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft, und sein Künstlersinn formt aus der regellosen Fülle des Stoffes die harmonische Einheit der Dichtung und das für alle Zeit Gültige.

II. Unmittelbarkeit. 1. Guter Vortrag der Ballade durch den Lehrer. Die schönen Gegensäße sind hervorzuheben. Der öftere Szenenwechsel ist durch kleine Pausen anzudeuten. Der aufsteigende Gang der Handlung bis zur Katastrophe in Str. 9 muß durch maßvolle Steigerung des Tones markiert werden. Die absteigende Entwickelung von Str. 10 ab muß sich durch leiseren Ton und ruhigere Bewegung fühlbar machen, nur das dreifache „Wehe" des Alten, der dreimalige Schrei eines überwältigten Herzens, das zum Himmel aufschreit, hebt die Stimme wieder und gibt ihr einen erschütternden Ernst in ihrem Klange.

2. Erläuterungen. Str. 1. 1) Der Dichter nennt keine bestimmte Zeit und keinen bestimmten Ort, da ja weder Lied noch Chronik von dem Tyrannen berichten; was er aber sagt, das gilt für alle Zeit und für jedes Land. 2) Seine Turmzinnen und zahlreichen Fenster leuchten und sind weithin sichtbar. 3) Die Gärten mit ihren duft- und farbenreichen Blüten umgeben das Schloß wie ein Kranz. 4) In den aufsteigenden und zerstäubenden Wassersäulen der Springbrunnen brechen sich die Sonnenstrahlen und erzeugen die Regenbogenfarben.

Viele

Züge dieser Beschreibung passen genau auf das Schloß zu Versailles mit seinen herrlichen Gärten und Wasserkünsten.

Str. 2. 5) Da saß der stolze König, d. h. es war seine Residenz. 6) Er war stolz auf seine Siege und auf seinen Besiß an Land und Leuten; er beugte sich vor niemand, selbst vor Gott nicht. 7) Er blickte finster, weil er unzufrieden war, und sah bleich aus von der finstern Arbeit seiner bösen Gedanken. 8) Er finnt, wie er den Menschen Furcht und Schrecken einjage. 9) Aus seinen Blicken leuchtet Mißtrauen, Zorn und Wut. 10) Wenn er spricht, so verlegt er jemanden durch Hohn, Tadel und Beschimpfung, oder er diktiert Züchtigungen mit der Geißel (Peitsche). 11) Am liebsten unterschreibt er Todesurteile. — In Gedanken und Blicken, Worten und Taten zeigt er sich als grausamer Tyrann.

Str. 3. 12) Zwei Sänger von edler Abkunft und Gesinnung. 13) Alter und Jugend, Erfahrung und Jugendfeuer, zu Roß und zu Fuß, Harfe und Stimme im schönem Verein.

Str. 4. 14) Sein Zögling, der Sohn seines Geistes und seiner Liebe. 15) Lieder vom tiefsten, ergreifendsten Inhalte und in schönster Vortragsform. 16) Das Dichtergemüt, das himmelhoch jauchzet und zum Tode betrübt ist, das findet auch das ergreifende Wort, das die Herzen der Hörer zu Schmerz und Freude stimmt. 17) Sein Herz ist fühllos wie ein Stein, unempfänglich für Schönes und Gutes, für Freude und Schmerz; nur Ehrgeiz und Haß hat Raum darin. Heut gilt es den lezten Versuch, den König umzustimmen!" Das ist die Losung der beiden Sänger. Aus Liebe zu ihrem geknechteten Volke und zu der mißhandelten Freiheit wagen sie sich mutig hinein in die Höhle des Löwen. Die Kunst der Poesie und damit alle sittlichen Mächte sollen an das Herz des Königs klopfen, um es der Milde und edlen Regungen zugängig zu machen, und um sein Tyrannenregiment in ein menschenwürdiges zu verwandeln. Ist aber nicht von vornherein das Wagnis zu groß, ein steinernes Herz rühren zu wollen?

Str. 5. 18) Im Thronsaal, den hohe Marmorsäulen tragen. 19) Seine Gemahlin, Gattin. 20) Düster, unheimlich und erschreckend wie ein Nordlicht, das in dunkler Nacht gleich einer Feuersbrunst aufflammt und allerlei abergläubische Vermutungen weckt. 21) Ihr Wesen glich der milden Schönheit und dem Frieden einer „mondbeglänzten Zaubernacht“.

Str 6. 22) Der Gesang war eine wunderbar ergreifende Vereinigung von Saitenklängen und Menschenstimmen, von himmlischem Jubel und dumpfem Geistergrollen.

Str. 7. 23) Lenz und Liebe gehören zusammen als selige, goldene Blütezeit in der Natur und im Menschenherzen. 24) Heilig sei das Wort, der Eid, die Pflicht. 25) Beglückende Empfindungen. 26) Erhebende Gedanken. Str. 7 zeigt in wunderschöner Weise die Aufgabe und den Inhalt der Poesie. Weshalb haben die beiden gerade diese Stoffe zu ihrem Liede gewählt?

Str. 8. 27) Sie erkennen eine höhere Macht über sich, die ihre Herzen unwillkürlich packt und den Spott verstummen läßt. 28) Tränen

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