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Aus deutschen Lesebüchern

Dichtungen in Poesie und Prosa
erläutert für Schule und Haus

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Vorwort zur ersten Auflage.

Mit diesem dritten Bande findet das Erläuterungswerk „Aus deutschen Lesebüchern" seinen Abschluß für Volks- und Mittelschulen. Das lezte Heft wird darum eine kurze Poetik, Biographien der Dichter, Sach- und Namenregister und literarische Fingerzeige bringen.

Die Auswahl muß sich bei der Fülle des Stoffes auf „Perlen aus den Lesebüchern der Oberklassen" beschränken und minderwertige, besonders prosaische Stoffe, von eingehender Besprechung ausschließen.

Die Anordnung wird mehr als bisher auf die innere Verwandtschaft der Dichtungen Rücksicht nehmen. Maßgebend soll dafür das Uhlandsche Wort aus „Des Sängers Fluch" sein:

Sie fingen von Lenz und Liebe, von sel'ger, goldner Zeit,
von Freiheit, Männerwürde, von Treu' und Heiligkeit;
sie singen von allem Süßen, was Menschenbrust durchbebt,
fie singen von allem Hohen, was Menschenherz erhebt."

Naturgemäß und zwanglos werden sich epische, lyrische und didaktische Dichtungen zu Gruppen vereinigen.

Für die Methode gelten auch in dem vorliegenden Bande die Grundsäge, welche im Vorwort zum I. Bande aufgestellt und in ihrer psychologischen Berechtigung nachgewiesen sind.

Die meisten Dichtungen bedürfen einer gewissen Vorbereitung, um die unmittelbare Wirkung des Vortrags und der Lektüre zu erhöhen. Diese Vorbereitung gleicht der Bereitung des Ackerbodens zur Aufnahme der Aussaat. Vorbereitet wird der Genuß einer Dichtung dadurch, daß man die Seele des Hörers in die rechte Stimmung und Spannung versezt und ihr die notwendigen Vorbedingungen für das Verständnis gibt. Die rechte Stimmung entsteht meistens dadurch, daß man die Quelle und Veranlassung der Dichtung, die Situation und Stimmung des Dichters kennen lernt, aus welcher die Dichtung entstand. Leicht erzeugt sich dadurch eine Stimmung im Hörer und Leser, die der des Dichters beim Schaffen verwandt ist. Das Verwandte aber versteht und liebt sich. Die notwendigen Unterlagen für das Verständnis gibt man, indem neue, unbekannte Vorstellungen der Dichtung an bekannte angeknüpft und in deren Licht gerückt werden. Die unmittelbare und stärkste Wirkung der Dichtung wird durch guten Vortrag erreicht. Auf ihn hat der Lehrer allen Fleiß zu verwenden.

Der tiefere Gehalt der Dichtung erschließt sich, wenn ich den szenischen Aufbau gleichsam als Situationsgemälde schaue, die Charaktere in ihren Eigenschaften und Tätigkeiten verstehe, den Ge= dankengang, der in einem Grundgedanken gipfelt, verfolge und die Schönheiten der poetischen Form finde und empfinde.

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Wie jeder Bildungsstoff geistig, sittlich und praktisch zu verwerten ist, wenn er sich in Lebensstoff umsehen und zum Bildungsgewinn werden soll, so muß auch durch vielseitige Verwertung der Dichtungen ihre Wirkung kräftig und nachhaltig gemacht werden. Wenn die Dichtung ihren Schein warm in das Herz wirft und hell als ein Licht auf meinen Lebensweg strahlt; wenn sie in geistigen Zusammenhang mit verwandten und bekannten Bildungsstoffen tritt, so daß eins das andere hält und erklärt; wenn mündliche und schriftliche Übungen zu geistiger und sprachlicher Herrschaft über den Stoff führen; wenn durch Auswendiglernen und schönen Vortrag auch die schöne Form gedächtnismäßiges Eigentum wird: dann erst habe ich volles Besizrecht über die Schäße unserer Literatur erworben.

Möchte unser Buch diese Erwerbsarbeit fördern und deutsches Volkstum pflegen helfen! Die Herausgeber.

Vorwort zur dritten Auflage.

Die neue Auflage dieses dritten Bandes unseres Erläuterungswerkes „Aus deutschen Lesebüchern" hat keine wesentlichen Veränderungen, sondern nur verschiedene Berichtigungen erfahren, wofür wir insonderheit Herrn Gymnasialoberlehrer Dr. Rud. Klußmann in Gera dankbar verpflichtet sind. Mit Dank sind ferner die Verbesserungen des Herrn Gymnasiallehrers Gerhard Strottfötter zu Dorsten i. W. (in der Beilage zum Jahresberichte 1887) benußt worden.

Möge das Buch im neuen Kleide sich neue Freunde gewinnen!
Die Herausgeber.

Vorwort zur vierten Auflage.

Die neue Auflage ist nach Bedürfnis verbessert und vermehrt worden, besonders durch die hingebende Mitarbeit des Oberlehrers Dr. Paul Polack in Gera. Für die sprachliche Einzelerklärung hat er mit Dank Pauls vortreffliches „Deutsches Wörterbuch" benußt. Möchte das Buch weiter die Liebe zu unseren herrlichen Dichtungen steigern und ihre erziehliche Kraft flüssig machen helfen!

Die Herausgeber.

Vorwort zur fünften und sechsten Auflage.

Nur einzelne Berichtigungen und eine Anzahl Erläuterungen von neuzeitlichen Dichtungen unterscheiden die neue Auflage von den früheren. Möge der Lebenslauf des Buches weiter wie bisher ein gesegneter sein! Die Herausgeber.

I.

Sänger und Gesangesmacht.

„Sie fingen von Lenz und Liebe, von sel'ger, goldner Zeit,
Bon Freiheit, Männerwürde, von Treu' und Heiligkeit;
Eie singen von allem Süßen, was Menschenbrust durchbebt,
Sie singen von allem Hohen, was Menschenherz erhebt."

1. A. Der lehte Dichter. Anastasius Grün. Gedichte. Berlin 1869. S. 191.

1. „Wann werdet ihr Poeten
des Dichtens einmal müd'?
Wann wird einst ausgesungen
das alte, ew'ge Lied?

2. Ift nicht schon längst zur Neige
des Überflusses Horn?
Gepflückt nicht jede Blume,
erschöpft nicht jeder Born?"

3. Solang' der Sonnenwagen
im Azurgleis noch zieht
und nur ein Menschenantlig
zu ihm empor noch sieht;
4. Solang' der Himmel Stürme
und Donnerkeile hegt

und bang vor ihrem Grimme
ein Herz noch zitternd schlägt;

5. Solang' nach Ungewittern

ein Regenbogen sprüht, ein Busen nach dem Frieden und der Versöhnung glüht; 6. Solang' die Nacht den Äther mit Sternensaat besät

und noch ein Mensch die Züge der goldnen Schrift versteht;

7. Solang' der Mond noch leuchtet, ein Herz noch sehnt und fühlt; solang' der Wald noch rauschet und einen Müden kühlt;

8. Solang' noch Lenze grünen
und Rosenlauben blühn;
jolang' noch Wangen lächeln
und Augen Freude sprühn;
9. Solang' noch Gräber trauern
mit den Zypressen dran;
solang' ein Aug' noch weinen,
ein Herz noch brechen kann:
10. So lange wallt auf Erden
die Göttin Poesie,

und mit ihr wandelt jubelnd,
wem sie die Weihe lich.

11. Und singend einst und jubelnd
durchs alte Erdenhaus

zieht als der leßte Dichter der legte Mensch hinaus. 12. Noch hält der Herr in Händen die Schöpfung ungeknickt wie eine frische Blume, auf die er lächelnd blickt. 13. Wenn diese Riesenblume dereinstens abgeblüht und Erden, Sonnenbälle als Blütenstaub versprüht:

14. Erst dann fragt, wenn zu fragen die Lust euch noch nicht mied,

ob endlich ausgesungen

das alte, ew'ge Lied!

I. Vorbereitung und dann Vortrag. „Es gibt nichts Neues unter der Sonne!"so sprechen viele dem Prediger Salomo nach. Was geschieht, ist schon dagewesen. Auch die Poeten oder Dichter wissen nichts Neues Aus deutschen Lesebüchern. Bd. III. 6. Aufl.

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