Achtes Capitel. Lavater und seine Freunde, und insbesondere seine Freundschaft mit Goethe. " Ein edler Mensch zieht edle Menschen an Und weiß sie festzuhalten." Wenn nach Lavater's eignem Ausdrucke nur Kinderfeelen mit jungfräulichem Gemüthe und Manneskraft zur Freundschaft taugen, so war er ohne Zweifel vor Tausenden glücklich dazu organisirt. Von Gott ausgestattet mit einem weichen, edeln, leicht entzündlichen Herzen voll inniger Menschenliebe verband er mit großer Gutmüthigkeit und Treuherzigkeit einen für die Freuden der Freundschaft stets offenen, ja man möchte sagen, fast leidenschaftlichen Sinn. Ihm war es ein tief= empfundenes, unabweisbares Bedürfniß, sich menschlich an ein menschliches Herz anzuschließen, das warm und herzlich sich umfassen ließ, vor dem er Alles, was ihm jedesmal am nächsten lag, ganz rückhaltslos und ungehindert ausschütten, das er ohne hohle Förmlichkeit, ohne geschraubte, herzlose Complimente auf Du und Du anreden konnte. ,,Ach", schreibt er daher einem Freunde,,,wie doch die Menschen sich so unmenschlich von einander entfernen! Mit wem ich nicht sans à propos über Alles Alles sagen kann, halb, ganz, Bodemann, Lavater. 2. Aufl. 14 |