Und das beängstigt mir das Herz. Es mögen mehr als zehne sein, Die mächtiger, als ich allein;
Das möchte wohl den Muth mir kehren: Doch mein ich, besser ists mit Ehren Mit euch mich auf den Weg zu machen, Zu reden selbst in meinen Sachen, Als daß ich Weib und Kinder mein Stürze in Angst und Noth hinein. Denn sicherlich wär ich verloren. Es ist dem König angeboren Zu hohe Macht, als daß ich sollte Nicht alles leiden, was er wollte. Kann ich ihn nicht für mich gewinnen So muß auf gut Vertrag ich sinnen.<<
Wie Reineke von seinem Weibe Abschied nimmt und mit dem Dachse nach Hofe geht; auch wie er diesem unterweges beichtet.
Reineke sprach: »Frau Ermelein,
Ich befehle euch die Kinder mein, Ihr sollt sie wohl bewahren.
Vor allem schüßt mir vor Gefahren Mein jüngstes Söhnchen Reinhardlein, Dem steht sein Bärtchen schon so fein Rings um sein Mäulchen überall, Ich hoff daß er nach mir ausfall. Da ist auch Rossel noch, der Dieb, Den hab ich auch nicht minder lieb.
Haltet die Kinder gut in allen Dingen, Wollt meinen Willen ihr vollbringen. Ich dank's euch, mag ich wiederkommen.<< So hat der Fuchs Abschied genommen, Und läßt daheim Frau Ermelein Mitsammt den beiden Söhnen sein. Er läßt sein Haus so unbestellt, Wie schlecht der Füchsin das gefällt.
Sie waren noch nicht weit gegangen, Als Reinke so hat angefangen : >>Grimbart, mein liebster Freund und Vetter, Ich fürcht, ich finde keinen Retter In der Gefahr, geh in den Tod. Auch leid ich im Gewissen Noth Um alles, was durch mich geschehn; Darum will ich zur Beichte gehn. Und weil kein Pfaffe hier
So seid der Beichtger ihr.
»Ihr müßt«, sprach Grimbart, »auch auf Treu und Glauben
Geloben nimmer mehr zu rauben.
Abthun Verrath und Dieberein,
Soll euch die Beichte nüglich sein.« —
»Das weiß ich wohl«, sprach Reinke drauf:
»So fang ich an denn, merket auf:
Confiteor tibi pater et mater, Daß der Otter und dem Kater Durch mich ist Unrecht viel geschehn, Dafür ich will zur Buße stehn.<
Der Dachs sprach: »das versteh ich nicht, Gebt deutsch von eurer Schuld Bericht,
Damit ich's recht verstehen kann.<< - Reineke sprach: »Ich hab' gethan Unrecht an allen, die da leben, Und bitte sehr mir zu vergeben. Den Båren, meinen Ohm hab ich Im Block gefangen grausamlich, Wo er geschunden ward am Haupt, und mehr geschlagen als man glaubt. Den Kater lehrt' ich Mäuse fangen, Daß er blieb in dem Stricke hangen, Da ward ihm arg das Fell geschoren, Wobei er gar ein Aug verloren. Daran war Schuld niemand als ich. Mit Recht verklagt der Hahn auch mich, Ich nahm ihm seine Kindelein,
Waren sie groß nun oder klein,
Ich pflegte alle fortzutragen,
Mit Recht mag er den Fuchs verklagen.<
Wie Reineke noch einige seiner Schandthaten beichtet, sonderlich wie er den
Wolf öfters hintergangen habe. (1413-1622.)
»Der König selber ist mir nicht entgangen, Er hat von mir oft Schand' empfangen«, Sprach Reinke, »auch die Königin
Nahm von mir manchen Schaden hin:
In Schmach sind sie durch mich gekommen. Am meisten hab ich mitgenommen
Mit Fleiß den Wolf, in vielen Tagen Könnt ich es doch nicht alles sagen. Ich nenn ihn Ohm, doch ist er's nicht, Er ist von meiner Sippschaft nicht. Er kam einst, es ist wohl sechs Jahr Schon her, zu mir nach Elemar Ins Kloster, wo ich zu der Zeit Mich frommen Uebungen geweiht. Er bat, daß ich ihm helfen sollte, Weil er ein Mönch auch werden wollte. Er meint es zieme sich für ihn, Und fing die Glocken an zu ziehn, Das Lauten deuchte ihm so süße: Er ließ von mir sich beide Füße Anbinden fest mit gutem Willen Ans Glockenfeil, die Lust zu stillen Und um das Läuten ihm zu lehren. Er kam dabei zu wenig Ehren; Er läutete so aus den Maßen, Daß alle Leute auf den Straßen In Schreck und Angst geriethen groß. Der Teufel, meinten sie, wär' los. Sie liefen, wo sie hörten läuten, Und eh er sie noch konnt' bedeuten, Er woll' ins Kloster sich begeben, Da nahmen sie ihm schier das Leben.
Drauf bat er mich ihn zu beehren Und eine Platte ihm zu scheeren:
Da ließ ich ihm zu Elemar Abbrennen von dem Schopf das Haar, Daß ihm die Schwarte hat geknackt. Ich hab ihm weidlich aufgepackt. Einst lehrte ich ihn Fische fangen, Da hat er manchen Schlag empfangen. Ich führt' ihn einst ins Jülich-Land Zu einem Pfaffen wohlbekannt; Es war ringsum kein Pfaffe reicher. Der hatte einen großen Speicher, Darin manch eine Speckseit' lag, Um die empfing er manchen Schlag. Es fand sich in dem Speicher noch Gesalzen Fleisch in einem Trog. Das Fleisch dem Wolf so lieblich roch, Er brach sich durch die Wand ein Loch. Ich bat ihn, sich hindurch zu zwingen, Um ins Verderben ihn zu bringen. Er fraß von jenem Fleisch so viel
Daß es ihm dann unmöglich fiel, Zum Loche wieder 'raus zu kommen, So war der Wanst ihm aufgeschwommen. Und seine Klage war nicht klein: Denn wo er hungrig kam hinein,
Da konnt er satt heraus nicht kommen.
Ich hatt' ins Dorf den Weg genommen
Und Lärm und groß Geschrei gemacht Und in die Patsche ihn gebracht. Hin lief ich wo der Pfaffe saß,
Bei Tafel, wo er trank und aß;
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