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bewegt u. so geschlagen, daß er ängstlich anzusehen war, denn er war dazu in seinem langwierigen arrest präparirt, dem scheint es wird zu großem Seegen gediehen seyn. Es ward sehr ernstl. über ihn gebethet u auch sonderl. über die welche andre verführten, die sollte der HE. zum Fluch unter uns setzen u die Rache solte sie treffen, in specie wer sich von nun an unterstünde mit Hentzscheln das Geringste zu thun zu haben. Es ward gesungen: Halte un dir unbefleckt . . ." 1) Noch drastischer drückt sich der Bericht vom 2. VII. 1735 betreffend ein Mädchen, das einige andre Kinder hatte verführen wollen, aus: „Am 5. (VI.) hatte der Teuffel wiederum einen töhrichten und sich selbst schädlichen Streich gethan, und wäre in eine Sau gefahren, so alle ViertelJahr einmahl geschieht, daß wir können Ihn besser kennen lernen u. Einhalt thun. Diese Sache [die Strafe] hat den Monath durch gewährt, u ist noch nicht zu Ende, aber wird bald aus sein ... dadurch die Seele eine Gelegenheit zur Errettung gekriegt, wenn sie es brauchen will. Gesungen: Kom ach kom mit Feuerstrahlen." 2)

F. Körperliche Arbeit, Bewegung und freie Beschäftigung.

Gemäß dem Grundsatz der damaligen pietistischen Erziehung wird im Waisenhaus der Teil des Tages, der nicht für Gottesdienste und Unterricht verwendet wird, mit körperlicher Arbeit zugebracht (vgl. oben die Zeiteinteilung von 1736). Dieselbe besteht teils in häuslichen Verrichtungen teils in Handwerksbetrieb. Beide werden allmählich immer besser geordnet. Noch 1733 kehrt unter den Knaben aus, „wer dazu kommt". 3) Später aber werden bestimmte Ämter eingerichtet, z. B. ein Gehilfe bei den Kranken, einer auf dem Bettsaal1), ein anderer, der die Wäsche an den Bach zu fahren hat3) u. a. 1733 haben

Ebenso entwickelt sich der Handwerksbetrieb. sie nur Holz zu machen und Wolle zu spinnen, „es haben aber viele keine gesetzte Arbeit".") Da hat Spangenberg organisierend eingegriffen. Er schlägt vor, nach Bautzen an den Strumpfhändler zu schreiben, ob er einigen Kindern Arbeit im Strumpfwirken geben und bezahlen wolle, empfiehlt, einen Webstuhl ins Waisenhaus zu nehmen, weil die Kinder Zeug und Leinwand brauchen und dadurch an Arbeit gewöhnt werden, und gibt einen älteren Knaben dem Erzieher, der gleichzeitig die Schuhe für das Waisenhaus

1734.

1) R 6 Ab Nr. 11 4 a, 2 u. 5 b.
2) R 6 Ab 1 u. R 6 Ab 12 Nr. 1a.
4) R4 B Va Nr. 5 3 a. 1735.
6) R4 B Va Nr. 1 8.

2. VII. 1735. 3) R4 B Va Nr. 1 s.. 5) R4 B Va Nr. 27. 19. V. 1738.

macht, als Lehrling bei.) So gibt es schon 1735 eine Stube für den Schneider, und diesem sind zugeordnet die Kinder, welche das Schneiderhandwerk lernen, aber nur extra der Schulklasse.2) Ebenso bekommt der Waisenhausbäcker einen 12 jährigen Knaben als Gehilfen, der aber außer dem Backen ordentlicherweise auch noch zur Schule gehalten sein soll. 3) Nach einer Übersicht von 1735 haben die Mittleren (6-10 jährigen) von 10-12, 1-2 und 3-6 Uhr zu spinnen oder zu stricken, die Großen von 7-10, 1—3 4-6 Uhr Zwirn oder Wolle zu spinnen, zu nähen oder Schuhe zu machen.) In einem Verzeichnis von demselben Jahr ist bei den 14 Großen von 13-17 Jahren bemerkt: 1 Bäcker, 1 Schuster, 3 Schneider, 1 Stricken, 1 Wollkrampeln usw., bei den 15 Mittleren: 10 Stricken, Spinnen, Spulen, und bei den 12 Kleinen: 4 Stricken, 1 Wollkrampeln.5) 1738 wohnen sie nach Alter und Arbeit eingeteilt auf verschiedenen Stuben: auf der einen sind 17 Kinder mit Wollspinnen, Stricken und Wirken, auf einer andern 11 Kinder mit Rockenspinnen, auf der dritten einige Knaben mit Nähen und Schuhemachen beschäftigt.) Natürlich ist diese Kinderarbeit nicht immer zufriedenstellend; so wird erinnert, daß sie akkurater dazu angehalten werden, beim Stricken nicht soviel Maschen fallen zu lassen), im ganzen hat man aber den Eindruck, daß es vorwärts geht. 1736 wird der Bau eines Farbhäusels mit 2 Kesseln zum Färben von Zeug, Strümpfen und Wolle vorgeschlagen ), und 1739 läßt man einen befreundeten Färbermeister aus Görlitz kommen, um einmal wieder die nötigen Handgriffe zu zeigen. 9) Auch die kleinen Kinder werden wenigstens schon zum Stricken angehalten. Ein 11 jähriger soll ein Paar Strümpfe stricken und ein 8jähriger ihm dabei helfen, 2 andere von 11 und 10 Jahren stricken in 3 Tagen jeder einen „Sücklich“ für den Waisenvater Hehl.10)

Ganz ähnlich entwickelt sich die Arbeit bei den Mädchen. 1733 ordnet Zinzendorf bei ihnen die Einrichtung des Wochendieneramts für häusliche Verrichtungen z. B. Kehren an.11) Kurz vorher befiehlt die Gräfin, daß sie nähen lernen. 12) 1734 und 35 wird berichtet, daß sie nähen, wollspinnen, stricken, flachsspinnen, bei der Wäsche und in der Küche helfen. 13) So wird jeden Sonn1) R4 B Va Nr. 21. 2) R4 B Va Nr. 1 13. 3) R4 B Va Nr. 25. 5) R 4 B Va Nr. 5 3. 7) R4 B Va Nr. 31. 9) R4 B Va Nr. 2 14. 17. II. 11) R4 B Va Nr. 21. 9. XII. 1733. 13) R4 B Va Nr. 1 13.

13. XI. 1736.

6) R 6 Aa 32

19. III. 1738.

4) Vgl. Anm. 2. D 2.

8) R4 B Va Nr. 24.

10) R 4 B Va Nr. 3 6. 13., 15., 16. VI. 1739.

12) R4 B Va Nr. 1 10. X. 1733.

abend die Wäsche aus dem Knabenwaisenhaus zu ihnen herübergebracht, und außerdem werden bei ihnen die Hemden, die Tischtücher und die Bettwäsche genäht, die im Waisenhaus nötig sind.')

So wurden Kleider, Schuhe, Wäsche und Strümpfe für Erzieher und Kinder im Waisenhaus selbst hergestellt und ausgebessert und damit manche Ausgabe erspart, und durch den Verkauf der Strümpfe flossen dem Waisenhaus wenigstens kleine Einnahmen zu. Man betrachtete diese Arbeit aber auch als eine Vorbildung der Kinder fürs praktische Leben: „Sie haben ordentliche Arbeit u können dabey was lernen." 2) "Sie sollen eine Fertigkeit darin bekommen, damit sie in allen kleinen und geringen Dingen nützlich und brauch-bar werden." 3)

Ursprünglich hatte man nicht die Absicht, die eigentliche Ausbildung der Knaben im Handwerk im Waisenhaus zu unternehmen.. Als die ersten Zöglinge alt genug waren, um ins Leben hinaus-zutreten, bot sich nun in der kleinen und armen Emigrantenkolonie noch wenig Gelegenheit, ein Handwerk zu lernen. So plant man,. einige nach Berlin zu schicken, um daselbst verschiedene Künste, z. B. „balbieren und mahlen" zu lernen, doch es wird dort kein geeigneter Meister gefunden. Auch der Plan, sie nach Dresden. zu geschickten Meistern zu bringen und unter der Aufsicht von Gichtelianern [er]ziehen zu lassen, erweist sich als undurchführbar; stellte man doch Anforderungen, denen auch die Herrnhuter Meister nicht immer entsprachen. Man nimmt z. B. einen Bäckerlehrling: auf seine Bitte vom Ortsbäcker ins Waisenhaus zurück, „denn er leidet gewissen Schaden beim Jäschke, denn es ist der Arbeit zuviel, dabey er keine Erweckung genießen kann". So übernimmt das Waisenhaus mit seiner streng religiösen Lebensordnung auch die praktische Vorbildung für mehrere Gewerbe und behält solche Knaben bis zum 17ten Jahr.*) Ist das betreffende Gewerbe aber im Waisenhaus nicht vertreten, so bietet es einem solchen Lehrling; wenigstens Kost und Aufsicht in den Freistunden. 5) Auch nach beendeter Lehrzeit dauert die Fürsorge noch fort. Ein solcher kommt in den Gasthof, wo damals die ledigen Brüder Herrnhutswohnten und sich durch Landwirtschaft und Handwerk ihr Brot verdienten. Beim Übergang verfährt man rücksichtsvoll: so hat 1) R 4 B Va Nr. 2 14. 21. IV. 1739. 2) R4 B Va Nr. 24.

1736.

3) R4 B Va Nr. 1 13. 1734.

4) R4 B Va Nr. 21. 2. I., 15. u. 24. II. 1734.

5) R 6 A 32 D 2. III. 1738.

Wird übrigens mit einem Zögling ein besonderer Weg eingeschlagen, so wird dies durchs Los ausgemacht, z. B. als

W. Neißer Diener beim Herrn Grafen wird.

R4 B Va Nr. 21. 15. II. 1734.

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Jakob Liebich Erlaubnis, im Waisenhaus zu speisen, bis er sein eigen Brot essen kann. Dann aber heißt es: Kann Liebich nicht sein eigen Brodt essen, denn er näht u. verdient sich täglich wenigstens 1 ggl.? Das hat nicht jeder lediger Bruder auf dem Gasthof."1) Diese Aufgabe der praktisch gewerblichen Vorbildung der Jugend, die das Waisenhaus somit für einen Teil der Knaben Herrnhuts übernimmt, wird in den Brüdergemeinen später allgemein von den Brüderhäusern übernommen, wovon unten beim „Chor der ledigen Brüder und größeren Knaben" weiter die Rede sein wird. Ausdrücklich aber wird bei allem Handwerksbetrieb betont, „daß es nicht das Ansehen gewinne als wenn unsere Anstallt, die eigentl. eine Anstallt für Kinder ist, sich in eine Wirthschafft oder Gewerb verwandelt hätte. It. daß nicht unsere Brüder, die Handwerksleute sind, die idee kriegen, als wenn sie mehr um des Handwerks willen da wären als um der Kinder willen u. diesen zulieb oder auch an ihnen arbeiteten. In welchem letzten punct aber die Brüder schon zu bedeuten und auch zu employiren sind, jegl. nach seiner Gabe, die er nebst s. Handwerk hat zu Kindern". 2)

...

... "

Mit Unterricht und körperlicher Arbeit in der Werkstatt ist aber der Tag eines Kindes noch nicht zweckmäßig ausgefüllt, es muß Motion" dazu kommen. Das erkannte man sehr wohl, und in der Tat gab es Gelegenheit dazu, seit auf Spangenbergs Antrag der Garten hinter dem Haus von der Herrschaft dem Waisenhaus überlassen war.3) Über die Gartenarbeit wird später festgesetzt, daß das Jäten allein auf den Mädchen bleiben soll;: was es sonst im Garten zu arbeiten gibt oder wo Gehilfenschaft in der Herrschaft Garten verlangt wird, daß solches auf die Knaben ankommen soll. Ferner dehnt schon Spangenberg den landwirtschaftlichen Betrieb aus: das Waisenhaus erhält von der Herrschaft Kühe und Schweine, und später wird das Obergut für die Anstalt gepachtet. So gibt es öfter Gelegenheit, daß die Kinder mit ihren Erziehern beim Heumachen und bei der Ernte helfen.*)

Doch die landwirtschaftlichen Arbeiten sind an bestimmte Jahreszeiten und gutes Wetter gebunden: so setzt Spangenberg fest, daß die gesunden Kinder, die großen wie die kleinen, im Winter täglich 2 Stunden unter Aufsicht eines Bruders Holz sägen und

1) R4 B Va Nr. 21. 10. u. 24. II. 1734.

2) R 6 Aa 32 D2. Hehl im April 1738.

3) R 4 B Va Nr. 21.

gemüse versorgt werden, 4) R 4 B Va Nr. 27.

15. II. 1734. So könnte das Waisenhaus mit Zuwelches man sonst kauffen muß."

23. V. u. 4. VII. 1738.

zerhacken 1); ein andermal wird verlangt, daß besonders die in der Schneiderstube und im Flügel, also die, welche sonst am wenigsten Bewegung haben, Holz machen.2) Natürlich kann aber das ganze Haus nicht ausreichend mit Holzmachen beschäftigt werden, daher bleibt die Motion mangelhaft, nicht bloß in der ersten Zeit, sondern trotz Zinzendorfs mehrfacher Erinnerung auch später.3) Die damit verbundenen Schäden erkannte man klar: „Es wurde abgeredt, daß die elenden [kranken] Kinder solten mutzion haben.“ 64) Doch kommt man nur sehr allmählich zu Fortschritten. Teilweise ist die Ängstlichkeit daran schuld: nur bei gutem Wetter darf ausgegangen werden. 5) Auch beschränkt Zinzendorf die Motion der Mädchen wohl auch aus Ängstlichkeit auf den Garten: „Die Hannel von Seydewitz ist mit einem Kinde allein im Pusch gewesen soll schlechterdings nicht mehr geschehen."6) Vor allem aber denken die hart arbeitenden, in jener Zeit streng pietistisch urteilenden Einwohner Herrnhuts überhaupt nicht an Spazierengehen oder gar Spielen. Trotzdem setzt sich das Spazierengehen allmählich durch. 1736 wird sonntags von 1-2, manchmal auch von 5-6 Uhr ausgegangen, am Alltag nur nach 8 Uhr, also nur im Sommer nach Feierabend.") Endlich aber wird in der Konferenz bestimmt: „Wegen des Ausgehens der Kinder zu sorgen, daß nichts davon abgehe, u. weil jetzt des Abends sichs nicht mehr wohl will thun laßen, daß mans den Kindern manchmal des Tags erseze u. die Brr. in der Gemeine bedeute, warum dieses geschehe." 8) Womöglich gibt man übrigens immer noch dem Spazierengehen praktische Zwecke, z. B. im Wald Besenreisicht zu holen), oder wie in Halle sollen die Knaben der Flügelanstalt von 1--2 Uhr unter Anführung ihrer Docentium die Handwerker besuchen.10) Nicht ohne zarte Poesie ist es endlich, wenn dann und wann einmal mit einem Spaziergang ein religiöser Zweck verbunden wird und z. B. Jacob Till zur Feier des Bettags mit seinen Knaben im Hutberghäusel Bande" hält oder wenn Jakob Till und Wenzel Neißer zusammen im Busch eine Rasenbank abstechen, um dort sich mit den Kindern

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1) R4 B Va Nr. 21. 4. I. 1734.

2) R 4 A Va Nr. 27. 14. IV. 1738.

3) R4 B Va Nr. 18. X. 1733: „Sehr wenig u. was auch ist das geschicht in keiner Ordnung, 3 oder 4 machen eine Zeit her des Tags ein par Stunden Holtz." Nr. 32. I. 1738: „Den Winter durch siehts mit der Motion schlecht aus.“ 4) J. T. Tgbch. 30. V. 1736. 5) R 4 B Va Nr. 19. 1736.

6) R4 B Va Nr. 21. 18. XII. 1733.
8) R4 B Va Nr. 27. 29. VIII. 1738.
10) R 4 B Va Nr. 19.

7) R4 B Va Nr. 19.

9) R4 B Va Nr. 2 s. 11. VII. 1738.

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