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zeit von Hehl mit Anna Maria Jähne. 1) So waren jetzt Hehls die Hauseltern des Waisenhauses, er bei den Knaben tätig, sie bei den Mädchen, und Hehl hatte die innere Oberleitung über Waisenhaus, Flügel und Gemeinanstalt. Gleichzeitig bekam Dürr, der Apotheker des Waisenhauses, die Leitung des Geldwesens und war als solcher dem Herrn Hauptmann v. Schweinitz, der Zinzendorfs Vertretung als Gutsherr übernommen hatte, verantwortlich.2)

Da Hehl die bedeutendste Erzieherpersönlichkeit des Waisenhauses war, werfen wir hier einen kurzen Blick auf seinen Lebensgang.3) Er wurde am 30. April 1705 zu Ebersbach im Württembergischen geboren und von den frommen Eltern zum Studium der Theologie bestimmt. Nach längeren inneren Kämpfen wurde er am 14. August 1725 ohne menschliches Zutun plötzlich erweckt und lebte nun im Tübinger Stift in Gemeinschaft mit andern frommen Studenten. Nach kurzen Berührungen mit Christian David und Zinzendorf lernte er im August 1734 Spangenberg kennen. Dieser besuchte die verbundenen Studenten fleißig und fragte gelegentlich, ob nicht einer von ihnen geneigt wäre, als Informator zu dem jungen Grafen Christian zu gehen. Die Brüder sahen einander an, und endlich sagte einer, er dächte, Br. Hehl sollte ein wenig auf die Seite gehen. Er verschloß sich auf seiner Kammer, fiel vor dem Heiland nieder, gab ihm aufs neue sein Herz und, wozu er ihn brauchen wollte, in dem Glauben, es werde so geschehen. Sie riefen ihn zurück, und Spangenberg sagte, die Brüder glaubten, er schicke sich gut dazu. Voll innigem Dank, daß er gewürdigt sei, zur Gemeine zu gehören, kam er im November 1734 in Herrnhut an. Die Information bei dem jungen Grafen Christian besorgte er, bis dieser 1736 nach Jena kam. Bald aber bekam er neue Ämter, schon im Februar 1735 wurde er Mitältester der ledigen Brüder, also Gehilfe Leonhard Dobers, und wohnte von da ab bei ihnen im Gasthof. Am 12. Februar wurde er daraufhin von Zinzendorf in die Gemeine aufgenommen. 4) Im August 1735 wurde er Gehilfe des Waisenvaters und zugleich mit der Aufsicht über einige größere Knaben betraut. Diese Arbeit gelang ihm nicht, und so wurde sie ihm auf seine Bitte wieder abgenommen, und stattdessen wurden ihm einige 4-6jährige Kinder übergeben, die er mit Gehilfenschaft eines Bruders Tag und Nacht zu besorgen hatte. Am

1) J. T. Tgbch.

2) J. T. Tgbch. 27. XI. u. 13. XII. 1737.

3) Sein Lebenslauf: R 22 1b, abgedruckt NBG. 1849 1 S. 535 ff.
4) R 6 Ab Nr. 12 1.

24. September wurde der Gemeine sein Brief verlesen. Er bezeugt darin der Gemeine seine Willigkeit, bei den Kindern zu dienen, weil es Herzen sind, die der Gnade fähig. Die Kraft hofft er durch der Gemeine Gebet zu erlangen. 1) In diesem Amt lebt er nun mit ganzer Seele; es ist ihm „das seelige Joch, wo man Einfallt lernet".2) Keine äußere Arbeit ist ihm zuviel, er badet die Kinder 3), er beflickt sie.) Seine Treue erwirbt ihm allgemeines Vertrauen, immer mehr kleine Kinder werden von den Eltern seiner Obhut übergeben. Zinzendorf lobt seine Einfalt, Treue und Mütterlichkeit und nennt ihn „einen Kinderwärter, der seinesgleichen wenig oder gar nicht hat, er lebt so gantz in dieser Sache, daß sein Bette mit Wiegen umgeben stehet".5)

So erhielt er im August 1737 die Leitung des Knabenwaisenhauses, des Flügels und der Gemeinanstalt und heiratete im November die Leiterin des Mädchenwaisenhauses, und nun arbeiten sie beide mit solcher Hingabe, daß Hehl noch im Februar 1738 an Zinzendorf schreibt: „Unser meister Umgang ist so nach Gelegenheit, wenn eins bey dem andern was zu fragen, zu hohlen oder etwas übrige Zeit hat. Wäre das nicht, wir würden kaum einmal recht bekannt."6)

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Hehl ist keine Führernatur, jedoch gegenüber dem bis aufs äußerste aufopferungsvollen, aber harten und rücksichtslosen Rohleder ist er kraft seiner Treue, Besonnenheit und Geduld wohl geeignet, innere Fortschritte herbeizuführen. Er ist der Mann der kollegialen Leitung, die er, vorhandene Einrichtungen benützend, bis ins einzelne ausbaut. Mißbilligend schreibt er: „Die Brüder im Flügel verstehen einander nicht zu wohl und sehen zuviel einer auf den andern, und da sieht gar leicht einer des andern Fehler eher als seine Gnade."") Demgegenüber erinnert er, wie die Brüder hüpsch communiciren möchten miteinander, wo Fälle von Kindern vorkommen, da man sich nicht gleich rathen kann“, ebenso „daß die Brüder, sonderl. die neue nichts möchten fürnehmen, da sie auch etwa gute Meynung u. Grund vor sich hätten, da sie nicht fleißig voraus conferirten darüber". 8) Solche Konferenzen können fast nur nach 10 Uhr abends oder vor 6 Uhr morgens gehalten werden, weil die Brüder am Tag größtenteils mit Aufsicht beschäftigt sind; doch sie sind nötig, und da setzen die Brüder fest, daß 3) R 4 B Va 3 6.

1) R 6 Ab Nr. 12 1.

2) R 4 B Va 5 10. 1737.

4) R 4 B Va 25. 4. VIII. 1736.

5) R 5 A 7 53. 1737.

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6) R 4 B Va 3 2.

7) R 4 B Va 3 2.

8) R4 B Va 27. 24. I. u. 14. III. 1738.

unsre Conferenzen des Nachts so fortwähren sollen. Dabey aber ist zu beobachten: 1) daß die Brüder alle hüpsch wachsam u. munter seyn sollen, damit der Zweck der Sache erhalten werde auf allen Seiten... Wiedrigenfalls aber, daß einer ... schläfferig wäre, so sollen die Brüder aneinander Recht haben einander recht ernstlich zu wecken... 2) Daß man hüpsch fleißig und pünktlich zusammenkommen solle zu rechter Zeit. 3) Von rechtswegen die Conferenz an ihrem gewöhnl. Tag nie ausgesetzt werden soll“.1)

Diese Konferenzen sind nun sehr verschieden nach Umfang und Zweck. Bei besonders wichtigen äußeren oder inneren Fragen kommen die Hauptarbeiter, eventuell auch die Hauptarbeiterinnen des Waisenhauses mit den Vertretern der Helferkonferenz Martin Dober und Michael Linner zusammen, damit die Angelegenheiten im Sinn der Gemeine entschieden werden.2) Über die innerhäuslichen Konferenzen berichtet Hehl an Zinzendorf3): „Unser Haus-Regiment ist jezt so in Gang. Wir Brüder Jacob Till, Hehl und Henrich Nitschmann conferiren immer, und, was Sachen sind außer eines jeden seiner Stube, das nehmen wir auch gemeinschafftlich für und durch, aber auch, was in eines jeden seiner Stube fürkommt, das macht nicht leicht einer allein aus, sondern wenn es leicht etwas von Wichtigkeit ist, so fragt er doch die andern um ihren Rath oder Meynung. Andere Brüder werden mit darzugezogen, sofern es ein oder des andern Person, Stub oder Kinder angehet wir kommen zusammen, wenn wir können, aber wir können einander nun schon nicht mißen.) Betriffts oeconomie-sachen so ziehen wir Dürren mit darzu, Er nach Gelegenheit Liebischen (den Landwirt des Waisenhauses). Mit den Brüdern insgemein conferiren wir alle Wochen 2 mal, Dienstags und Freytags nachts, über unsern Plan, über die Kinder und sonst was fürfällt. Mit zwei „Classen Knaben“, die Gehülfen sind, oder der andern Vorgänger, werden auch wöchentlich zwei Unterredungen gehalten, wie es bey ihnen oder im Haus geht oder gehen soll.“5)

.....

Endlich wird, da das Knaben- und Mädchenwaisenhaus wirt

1) R 4 B Va 27. V. 1738.

3) R 6 Aa 32 D 2. IV. 1738.

2) J. T. Tgbch. 23. I. u. 3. II. 1738.

4) Solche Konferenzen „besonderer Brüder" über innere Fragen oder Organisationsänderungen werden erwähnt: J. T. Tgbch. 2. VI., 29. u. 30. IV. 1738. Vgl. R4 B Va 31. 12. III. 1738.

5) Sie zuzustuzen, haben Br. Jacob Till u. ich diesen Monat her angefangen vielfältig mit ihnen zu conferiren über der Kinder Zustand u. Führung.“ R 4 B Va 32. 1. I. 1738.

schaftlich eine Einheit bilden, jeden Freitag früh von 5-6 Uhr eine ökonomische Konferenz sämtlicher Brüder und Schwestern, die im Waisenhaus an den Kindern oder in der Wirtschaft zu tun haben, abgehalten. Die erste solche Konferenz fand am 13. Juni 1738 statt. Sie wurde eröffnet mit dem Gesang des Verses:

So spann uns denn, du Liebeshand von neuem an den Wagen,
Da lauter Wollen vorgespannt in diesen Segenstagen.

Ja, krön uns mit Barmherzigkeit, und laß uns niemals Waisen,
Gehorsam und Gelassenheit soll noch den Meister preisen.

Dann werden die äußern Bedürfnisse, z. B. an Löffeln und Leinwand, besprochen und an Dürr gemeldet, kleine Ungleichmäßigkeiten der Zeiteinteilung abgestellt, es wird festgestellt, was die Schwestern nähen sollen usw.1)

Nimmt man nun dazu, daß Hehl auch noch bei den Konferenzen der Lehrer der Flügelanstalt und bei denen der Gemeinkinderanstalt in ähnlicher Weise tätig war, so bekommt man einen deutlichen Eindruck von seinem Wirken. Großes und Kleines, Äußeres und Inneres wird durch brüderliche Besprechung erledigt, gewiß oft auf umständlichem Wege, aber um recht einig und gesegnet zu werden".2)

Endlich hat Hehl noch durch monatliche Berichte 3) über das Erziehungswesen Herrnhuts die Verbindung mit Zinzendorf aufrechtzuerhalten. Er berichtet da über die Lehrer, erbittet sich neue Arbeitskräfte und macht Mitteilungen über besondere Disziplinarfälle, über den religiösen Stand der einzelnen und der Gesamtheit. Zinzendorf fügt mit lebendiger Anteilnahme seine Randbemerkungen hinzu, stellt auch wohl Fragen, und Hehl beantwortet diese Fragen umgehend. Man gewinnt bei der Lektüre dieser Berichte durchaus den Eindruck von einem vertrauensvollen Zusammenarbeiten beider.

Hehls Leitung bedeutet also für das Waisenhaus eine Zeit des Fortschritts. Es wird Ordnung in der verwickelten Leitung und verständnisvolles Zusammenwirken hergestellt, und dadurch gelingt es, allmählich die Zeiteinteilung, die Hausordnung und die erzieherischen Grundsätze immer zweckmäßiger auszugestalten.4)

1) Protokolle solcher Konferenzen vom VI.-X. 1738 u. vom II.-VII. 1739 siehe R 4 B Va 28 u. 14.

2) J. T. Tgbch. 12. IX. 1738. Vgl. auch 25. IX. u. 24. X. 1738.

3) Sie sind erhalten für die Zeit vom 1. I.

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9. II., vom 17. III.-17. IV. und vom 28. V.-24. 7. 1738. Vgl. R 4 B Va 3 2 u. 3 u. R 6 Aa 32 D 2. *) Vgl. darüber bei den einzelnen Abschnitten.

5. Der Ausgang des Waisenhauses.

Auch äußerlich bezeichnet diese Zeit die Blütezeit des Waisenhauses. Am 1. September 1738 waren (jedenfalls inkl. der Flügelanstalt) 78 Knaben von 4-20 Jahren und 53 Mädchen von 4-19 Jahren darin.1)

Aber die Maßregeln der Regierung hatten zwar nicht direkt das Waisenhaus, wohl aber die Existenz Herrnhuts bedroht. Zinzendorf war aus Sachsen verbannt und der Zuzug zur Gemeine Herrnhut untersagt. So hatte Zinzendorf einen neuen Stützpunkt für seine Sache suchen müssen und ihn in der Wetterau gefunden. Dahin ließ er nun nicht bloß viele Geschwister kommen, sondern auch die Kinder der „Streiter", der Boten Herrnhuts, die von der Gemeine und Zinzendorf unterhalten wurden, während ihre Eltern in der Ferne für den Herrn arbeiteten. Am 21. Januar 1738 reisen z. B. eine Anzahl Mädchen aus dem Waisenhaus ab, um über Berlin nach der Wetterau überführt zu werden. Am 12. Juli 1738 findet wieder eine starke Abwanderung dorthin statt, diesmal auch von Knaben.2) So büßt das Waisenhaus seinen Charakter als „Anstalt für Streiterkinder" zum guten Teil ein.

Aber auch als Waisenhaus im eigentlichen Sinn konnte es Zinzendorf jetzt, wo sich seine Arbeit an andern Orten immer mehr ausdehnte, nicht mehr halten, und so findet, nachdem er am 15. September 1738 inkognito in Herrnhut gewesen war und eine lange Konferenz gehalten hatte, von der wir keine nähern Nachrichten besitzen 3), am 26. September eine Konferenz vom „Hauptplan und Zusammenhang" des Waisenhauses statt. In ihr wurde den Waisenhausbrüdern die Proposition getan, ob sie das Waisenhaus für ein Werk des Heilands hielten und ob sie sich getrauten, auf die Providenz des Heilands dieses Werk ohne sicheren und gewissen Zuschuß von der Herrschaft fortzuführen. Sie erklärten sich: Ja.4) In welchem Geist sie es taten, sehen wir aus der Zusammenkunft vom 24. Oktober. Da hatten die Waisenhausbrüder ein Liebesmahl ,und die 2 Anstaltsbrüder auch dabey, und alle zusammen warens die Herr Dürr, M. Hehl, M. Liebisch, Jac. Till, H. Nitschmann,

...

1) R 6 Aa 32 D 1.

2) J. T. Tgbch. 12. VII. 1738. Vgl. auch Diarium der Anna Dober. Bbte. 1883. S. 276.

3) J. T. Tgbch. 15. IX. 1738.

4) J. T. Tgbch. 26. IX. 1738. R6 Ab 13 6a 1738. Vgl. auch J. T. Tgbch. 12. X. 1738.

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