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(Sellin, Tell el-Ta‍annek 1904, 101). Indes,,viel merkt man nicht von direkten Importen" (S. 95).

Aber die Hauptfrage ist ja doch, wie weit die babylonischen Religion sideen und mythologischen Anschauungen damals bei den Kanaanitern verbreitet waren, sodaß sie von ihnen auf die Israeliten hätten übergehen können. Einen tatsächlichen Anhalt, um diese jetzt vielfach angenommene Verbreitung beweisen zu können, schien der Umstand zu bieten, daß unter den Amârna-Texten auch ein Text über die Vermählung der Unterweltsgöttin Ereškigal mit dem Gotte Nergal und die Legende von Adapa aus der Stadt Eridu gefunden worden ist. Aber die Amârna-Texte enthalten auch viele Korrespondenzen zwischen Babylonien und Ägypten (Keilinschriftl. Bibl. V, 1-30). Folglich können jene beiden mythologischen Texte auch aus Babylonien mitgeschickt worden sein, und A. Jeremias hat in „Das AT usw." (1906), 169 Beweise für den babylonischen Ausgangspunkt dieser Texte erbracht, denn die gute Schrift und Stilart, die sich von den kanaanäischen Schriftstücken wohltuend unterscheiden, sprechen für Babylonien als Ursprungsland". Gewiß ist in Ta annek ein Zylinder mit der keilschriftlichen Aufschrift,,Atanachili... Diener des Nergal" gefunden worden (Sellin, Tell-T. 1904, 28). Aber wenn auch At. ein Kanaaniter war, so braucht der Kult des Gottes Nergal keine tiefen Wurzeln in Kanaan geschlagen zu haben (H. Vincent, Canaan usw. 1907, 171). Ferner war der kanaanitisch-phönizische Mythus von Adonis, dessen Kultus von Lucian (De dea Syria, cap. 6-8) so lebhaft beschrieben wird, mit dem Mythus des babylonischen Tammûz, der Personifikation der Frühjahrssonne und -vegetation, sehr ähnlich. Aber wenn wenn wieder Winckler in Religionsgeschichtler und geschichtlicher Orient" (1906), 33 behauptet:,,Die kanaanäische Religion war die altorientalische", so muß dem gegenüber auch immer wieder betont werden, daß neben den Ähnlichkeiten nicht die Verschiedenheiten übersehen werden dürfen. Die Kanaaniter-Phönizier hatten aber auch z. B. in bezug auf den Weltursprung ihre eigenartige Auffassung, wie man aus Eusebius, Praeparatio evangelica I, 10 und z. B. Lagrange, Études sur les religions sémitiques, 2. éd. (1905), 406 ersehen kann.

Also bestand Gefahr, daß wenigstens die kanaanitischphönizischen Religionsanschauungen, Kultuseinrichtungen und Sittlichkeitsgrundsätze von den Israeliten übernommen würden.

Aber wie schon S. 176 gesagt worden ist, die damalige Umänderung des inneren Wesens der prophetischen Religion Israels läßt sich durch kein positives Moment erweisen, aber vom Gegenteil läßt sich nun noch ein Beweis erbringen. Eine Spur vom Tammûzkult findet sich trotz der Verwandtschaft von Tammûz und Adonis erst zur Zeit des späteren direkten Einflusses der Babylonier auf Juda (Hes 814, vgl. weiter in „Die bab. Gef. usw." 1905, 29-35 und 10-20). Dieses eigenartige Wesen der legitimen Religion Israels wurde durch die Gottesherolde geschützt, die Gott,,vom Auszug Israels aus Ägypten an" hat auftreten lassen (Jer 7 25). Aber wohl war die Sorge Josuas in bezug auf die große Masse der Israeliten und deren Verhalten zu den Gottesreichsprinzipien begründet. Denn leider ist es ja eine häufige Erscheinung in der Geschichte der Menschheit, daß die Glut pietätsvoller Dankbarkeit für die großen Hilfen und Helfer, die in entscheidenden Momenten einer Volksgeschichte mit Begeisterung anerkannt worden sind, hinterher zu einem matt glimmenden Aschenhaufen zusammenbrennt.

Diese Gefahr war nun aber damals für Israel sehr drohend. Denn die religiösen Hauptanschauungen der Kanaaniter, die Personifikation der Leben hervorlockenden Sonne in Ba al und die Personifikation der gleichsam gebärenden Naturkraft in "Astarte, lagen dem gewöhnlichen Menschenhorizont näher, als die Idee des ewigen und geistigen Gottes der prophetischen Religion Israels. Die Versinnlichung der Götter aber durch. Statuen und sonstige Symbole und endlich der rauschende, ja direkt sinnliche und wollüstige Kultus der Kanaaniter mußte einen verlockenden Reiz auf die gewöhnlichen Geister in Israel ausüben. Ihnen bot sich, wie man wohl sagen kann, der kanaanitische Kultus mit seinen Tempelprostituierten (Deut 23 18 usw.) wie jene Hierodule an, die im GilgameschEpos sich vor Eabani als Verführerin hinwarf, um ihm seine Kraft zu nehmen". So war große Gefahr, daß auch in dieser geschichtlichen Situation, wie es häufig geschehen ist, die Besiegten den Siegern Gesetze auferlegten. Von dieser Gefahr kann man den Blick nicht wegwenden, ohne noch an folgendes zu erinnern. Wenn Israel nun auch nur von natürlichen Gesichtspunkten bewegt worden wäre, wie die von Kuenen und Wellhausen (in „Die Kultur der Gegenwart" 1906) empfohlene Gesamtmeinung über die ältere Religion Israels es

behauptet: woher wäre dann der Gegensatz zwischen der israelitischen und kanaanitischen Geistesart überhaupt gekommen? Sowohl die Tatsache des Gegensatzes als auch die Kraft, ihn siegreich zu gunsten der Jahvereligion durchzukämpfen, sind unvertilgbare Geschichtszeugnisse für die ganz besondere Eigenart der legitimen Religion Israels.

§ 30. Das Reich Gottes unter wechselnden Organen der Gottesleitung (Helden-Richtern usw.).

1. Die ergänzende Detaileroberung der im Prinzip zuerteilten Stammesgebiete machte, wie die alte Quelle (vgl. m. Einleitung 252 f.) in Richt 1 erzählt, langsamere und unvollständigere Fortschritte, als man gehofft hatte, und zunächst blieben noch an vielen Punkten des Landes unabhängige Reste der früheren Bevölkerung (12–20. 21. 22–29. 30. 31f. 33 ff.). Dieser Umstand trug viel dazu bei, daß bei der auf Josua und die Zeitgenossen seiner ruhmvollen Periode folgenden Generation die Entschiedenheit des Gegensatzes gegen kanaanitisches Kultuswesen erschlaffte (Richt 22). So mußte die Energie des Angriffs auf die im Lande gebliebenen Kanaaniter nicht nur an sich selbst nachlassen, sondern der teilweise Mißerfolg der israelitischen Waffen und die Zähigkeit des Widerstandes der Kanaaniterreste war auch eine Strafe des Bundesgottes für den Bundesbruch (23). Andere Seiten dieser göttlichen Geschichtslenkung konnten darin gesehen werden, daß die fortdauernde Nähe der kanaanitischen Bevölkerung die Israeliten zu militärischer Tüchtigkeit für die Verteidigung des Vaterlandes anreizen (32) und eine lebendige Mahnung zur religiösen Treue (34) sein mußten. Leider aber ließ die große Masse der Israeliten sich wenig warnen. Sie machten mit den gottesdienstlichen Stätten der Kanaaniter keineswegs tabula rasa, wie dies schon nach den alten Bundesbüchern (Exod 23 24 E, 34 12-16 J usw.) geschehen sollte, sondern wandte sich dem Kult des Sonnengottes und den verschiedenen Arten der Astarteauffassung und -verehrung zu (2 13: daher die Mehrzahl ‘Astarôth d. h. Astarten; s. o. S. 6. 147). Erst die politische Not, in die Israel unter den Angriffen der auf diesen unverstandenen Eindringling naturgemäß von allen Seiten her heranrückenden Feinde geriet, konnte die Erinnerung der Masse dieses Volkes wieder auf seine große Vergangenheit und seine Bestimmung zurücklenken, ihm die alte Begeisterung für seine

religiös sittlichen Ideale wieder anfachen und Persönlichkeiten in ihm erstehen lassen, die es zum Siege führten.

Auf diese Weise entstand in den nächsten Zeiten ein häufiger Wechsel zwischen erschlaffender Untreue, knechtender Not, erneuerter Pietät gegen den erhabenen Erlösergott, Aufschwung zu kräftigem Eintreten für die Religion des ewigen Gottes und alle damit zusammenhängenden großen Güter und edlen Ziele des Gottesreiches.

Die Behauptung, daß die religiös-ethische Beurteilung dieses Wechsels erst von späteren Autoren in die alte Zeit hineingetragen worden sei, gehört auch zu den modernen Aufstellungen über die Art des Volkes der wahren Religion unter den Völkern des Altertums. Denn Wellhausen sagte in der Neubearbeitung von Bleeks Einleitung ins AT, § 91f., kein vordeuteronomischer Schriftsteller habe die Sünde als die Ursache des Nationalunglückes Israels betrachtet. Dieser Ausspruch wirkte weithin tonangebend, und doch entbehrt er der tatsächlichen Grundlage. Oder hat man wirklich vor dem Deuteronomium, das nach Wellhausen und vielen Neueren 621 nicht bloß gefunden, sondern verfaßt ist, in Israel nicht „die Sünde als der Leute Verderben" gekannt und geltend gemacht? Nun, um von allen Propheten, die vor 621 gewirkt haben, nur Amos zu erwähnen, so hat er doch von Schuld der Damaszener und anderer Feinde des Jahvevolkes gesprochen und ihnen Vergeltung vonseiten seines Gottes angedroht (13-5 usw.). Ebenderselbe hat für die Verwerfung der Satzungen Jahves usw. auch dem Volke Israel selbst die Reaktion des gerechten Gottes verkündigen müssen (2 4ff. usw.). Wer aber darf auch die Gerichtsdrohung eines Elia (1 Kön 17 usw.) oder eines Nathan (2 Sam 12 1-4) aus der Geschichte streichen? Ich halte dies nicht einmal in bezug auf die Fabel Jothams (Richt 98-15) für objektiv erlaubt. Jedenfalls aber erschallt doch in dem anerkannt alten Deboraliede ein „Fluch“ über die Stadt Meroz, weil sie ihre Pflicht gegen ihre Nation versäumt und nicht mit unter denen war, die Jahve zur Verteidigung des Vaterlandes zu Hilfe eilten (Richt 5 23).

So wird es wohl dabei bleiben müssen, daß auch an diesem Punkte der zentrale Kern der religiös-sittlichen Prinzipien des Jahvevolkes sich als alt bewährt. Das Bewußtsein der Wechselbeziehung zwischen Pietät und Heil, Pietätslosigkeit und Strafe ist der allein echten unter allen antiken Reli

gionen gleich mit angeboren worden. Auch meine ich aber, daß die Strafe als sittlich notwendiges Korrelat der Pflichtverletzung für den doch auf Moralität angelegten Menschen so selbstverständlich sei, daß auch z. B. bei den Römern ein Tacitus nichts Neues tat, als er diesen Kausalnexus geltend machte. Abgestumpfte Gewissen und sittlich gleichgültige Beurteiler des Ganges der Geschichte hat es wohl immer und überall gegeben; aber weder bestimmt sich nach ihnen das Niveau des Menschenwesens noch beseitigen sie die Wahrheit des Satzes,,Die Weltgeschichte ist das Weltgericht".

2. Die einzelnen Wechseltälle jenes interessanten Schauspiels, in welchem man die emporraffende Kraft einer geistigen Religion mit der niederziehenden Schwere der Sinnlichkeit um die Herrschaft über die Majorität eines Volkes ringen sieht, sind nicht von ebensolcher Bedeutung, wie die prinzipielle Seite dieses Kampfes. Doch soll auch an den einzelnen Wendungen desselben der Blick nicht ganz achtlos vorübergleiten. Genug der Warnung vor Verkennung des höheren Prinzips auch in unserer Zeit und im eigenen Leben, wie genug des Anreizes zu verehrungsvoller Bewunderung der Langmut des Weltgeschichtslenkers enthält auch jede einzelne Wendung.

a) Über 37-11 hat doch auch ein Mann, wie E. Bertheau im KEHB zum Richterbuche, 2. Aufl., 72f., geurteilt: „Der Kriegszug des Kuschan Rischcathájim, des Königs von Mesopotamien oder (V. 10) des Königs von Aram, hat geschichtliche Analogien an andern Kriegszügen aus den Euphrat- und Tigrisländern nach Palästina, da, wie in späteren, so auch schon in früheren Zeiten die Herrscher in diesen Ländern die westlichen Gegenden bis zum Mittelländischen Meere hin zu unterwerfen suchten; vgl. die Nachrichten des Diodorus Siculus II, 2. 5 von der Ausdehnung des altassyrischen Reiches und die Nachrichten 1. Mos., Kap. 14."

In der Tat ist es doch überaus gewagt, wenn man in neuesten Kommentaren Urteile, wie dieses, liest:,,D 2 wünschte am Anfang eine vollkommen gesetzmäßig verlaufende Richtergeschichte, er wünschte für Juda, den einzigen Vertreter Israels zu seiner Zeit, auch einen Vertreter unter den Richtergestalten. Den Mann dazu lieferte 1 13-15: Othniel. Daß er gar kein Israelit war (vgl. zu 1 13), störte nicht zu einer Zeit, wo sein Stamm bereits völlig mit Juda verschmolzen war". Nein, das störte wirklich nicht, denn Othniel hatte sich durch eine Heldentat zum Schwiegersohn Kalebs gemacht und kämpfte im Verein mit den Judäern. So wird er wohl auch

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