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Sacharja 99f. gegenübergestellt. Diese Direktive war freilich sehr nötig gegenüber den Ereignissen, die nunmehr für das Gottesreich heranrollten.

§ 34. Die prophetisch-königliche Leitung des Gottesreiches in der Zeit der Auseinandersetzung mit der assyrischen Weltmacht (ca. 740-625).

1. Das Emporsteigen der assyrischen Macht. Es war Tiglathpileser von Nivive (ca. 1100), der seine Herrschaft auch über Babylonien ausdehnte, wenn diese Oberherrschaft auch noch keinen dauernden Bestand hatte (C. Bezold, Ninive und Babylon 1903, 39). Die Hegemonie Assyriens über den untern Euphrat-Tigris wurde seit Assur-nassirpal (ca. 884 bis 860), der von sich erzählt: „Im großen Meere (Mittelmeer) reinigte ich meine Waffen" (ebenda, S. 40), immermehr zu einer Vorherrschaft über ganz Vorderasien. Ihm folgten mehrere große Eroberer, wie Salmanassar II. (860-824), Salmanassar III. (782-772), Tiglathpileser III. (745-727).

Der im althebräischen Schrifttum zuerst erwähnte assyrische Herrscher trägt den Namen Pûl (2 Kön 15 19), und doch wird unter den Königen von Assyrien keiner mit diesem Namen erwähnt. Es ist aber zweifellos, daß Pulu oder Pûl nicht, wie von vielen behauptet wurde, ein anderer als Tiglathpileser III., sondern ein und dieselbe Person mit diesem ist (C. P. Tiele, Bab.-ass. Gesch. 217). Die Identifizierung ist hauptsächlich auch von Eb. Schrader begründet worden („Die keilinschriftliche Königsliste" 1887, 14f.). Tiele gibt folgende Gründe für dieses Urteil an: a) Der König Pul (= Phul) 2 Kön 15 19 kann schwerlich ein anderer sein als der, welcher in V. 29 Tiglathpileser genannt wird. b) Berossos setzt gerade in die Mitte des 8. Jahrh. seinen Phulus als rex Chaldaeorum, und wir wissen, daß Tiglathpileser in der Tat König von Babel und der botmäßigen Chaldäer gewesen ist. c) Gerade für das Jahr, in welchem Tiglathpileser den Chaldäer Ukinzir einschloß und sich auf den Thron Babyloniens schwang, nennt der Kanon des Ptolemaeus als gleichzeitige babylonische Könige den Chinziros und den Poros, und diese Namensform kann aus Pulu entstanden sein, da ja der Zitterlaut auch sonst in den des r übergegangen ist (Belege gibt mein Lehrgeb. II, 459!). d) Die Identität beider ist aber dadurch zur Gewißheit erhoben worden, daß der König von Babel, der nach Ukinzir regierte, in der 1884 von Pinches herausgegebenen

Königsliste Pulu, aber in der babylonischen Chronik (edidit Frd. Delitzsch 1906, S. 19) Tukulti-pal-ésarra heißt.

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2. Israels Beziehung zur Weltmacht. Beim Ringen nach einem Verständnis dieser schwierigen Frage bin ich zu folgenden Schlüssen gelangt: In der früheren Zeit, wie derjenigen der Richter und ersten Könige bis in die syrische Periode hinein, war es keine Verletzung der Pflicht, sondern eine Aufgabe der weltlichen Vertreter des Gottesreiches, dessen Grund und Boden zu verteidigen und ihn auch so weit auszudehnen, als es zur Sicherung des Jahvevolkes diente und Gelegenheit verschaffte, den Namen Jahves über Völker zu nennen (Am 912) und sie dadurch zu indirekten Bürgern des Gottesreiches zu machen. Die Tendenz zu einer Eroberungspolitik freilich und zur Ausgestaltung des Reiches Israel zu einem Militärstaate war gleich von vornherein nicht in die Prinzipien des Gottesreiches eingeschlossen, weshalb sogar auch David gegenüber eine prophetische Warnung erging (s. o. S. 207 f.). Nunmehr trat aber eine Periode ein, wo die ninivitischen Beherrscher des Tigris- und Euphratgebietes bei ihrem Vordringen nach der Küste des Mittelmeeres auch Palästina angreifen mußten. Nicht bloß also ließ der Weltgeschichtslenker ein für Israels nationale Kräfte übermächtiges Weltreich entstehen, sondern auch das Zusammenstoßen dieser Macht mit dem irdischen Sitze des vorchristlichen Gottesreiches war gleich durch die göttliche Wahl dieses Sitzes mitgesetzt. Der Zusammenprall mußte also erfolgen, auch ohne daß gerade die allerschlimmsten Vertreter des Volkes Israel zur Zeit des schärfsten Vordringens der Weltmacht lebten und ohne daß es gerade damals eine spezielle Schuld auf sich geladen hatte. Indem Israel gemäß dem göttlichen Erziehungsplane von der riesenhaften Weltmacht überhaupt angegriffen und annektiert werden mußte, sollte es auf irdische Größe verzichten und sich auf seine höheren Ziele besinnen lernen.

Von der Weltmacht gleichsam umflutet (Jes 87), hätte aber das Jahvevolk trotzdem seine Existenz in dem ihm zugewiesenen Lande bewahren und damit eine Operationsbasis für seine kulturgeschichtliche Aufgabe behalten können, wenn es sich auf die Erfüllung seiner religiös-moralischen Weltgeschichtsmission hätte einschränken wollen. So begreifen sich die Direktiven, die von den Propheten gerade zur Zeit des Zusammenstoßes von Gottesreich und Weltmacht betont

werden: nämlich das Volk des Ewigen solle nicht mit Waffengewalt den erobernden Weltmächten entgegentreten. Denn niemals hat Jesaja sich gegen die Anerkennung der assyrischen Oberhoheit ausgesprochen, aber im Gegenteil gesagt: „Im Stillehalten und Vertrauen soll bestehen eure Heldenhaftigkeit“ (30 15). Dieses Stillehalten umfaßte aber hauptsächlich auch das Nichtverkennen des göttlichen Strafauftrages, aus welchem doch mindestens von Jesaja (105) das feindliche Vorgehen der Weltmacht gegen das Gottesreich leider manchmal hergeleitet werden mußte, weil die eigene Feindseligkeit Israels gegen die Gottesreichsprinzipien oft sehr breite Dimensionen und eine sehr radikale Art annahm. Wenigstens sollte auf jeden Fall die doch nicht ohne Gottes Zulassung eidlich versprochene Treue einem Oberherrscher gehalten werden; sonst müsse Gott in solchem Falle auch als Rächer des Eidbruches auftreten (Hes 17 12-16). Das Jahvevolk solle ferner nicht in der Ansammlung einer Kriegsmacht (Hos 220, Sach 9 10, Jes 30 16) und nicht durch Koalition mit anderen Mächten (Jes 301f.) nach staatlicher Bedeutung streben. Vielmehr solle das Jahvevolk die Errettung seiner Existenz nur von dem lebendigen und allmächtigen Gott erwarten (Jes 31 8: Assur soll fallen durch einen Nicht-Mann, d. h. durch übermenschliche Hilfe). Wie die Leistung des Gehorsams (§ 25, 1) hauptsächlich seit den Reden Hoseas nur Liebe, zur Herzenshingabe an Gott verinnerlicht wurde (1 6f. 2 3. 6. 25 31 66 111, vgl. auch Deut 65), so trat beim zunehmenden Zusammenbruch der mit der zweiten Periode hervortauchenden Gottesreichsgestalt auch der Glaube (§ 16, 1), das Vertrauen auf die Wahrheit der vergangenen und zukünftigen Gottesbezeugung, wieder mehr in den Vordergrund: Jes 7 9: „Gläubet ihr nicht, so bleibet ihr nicht"; 28 16:,,Wer da glaubt, wird nicht mit zur dahineilenden Beute (81) gehören (vgl. Hab 24).

Aber Israel und wenigstens die Hauptmasse seiner tonangebenden Glieder konnte sich nicht entschließen, diese Intentionen der Gottesherolde zu billigen. Hinter jenen prinzipiellen Worten Im Stillehalten und im Vertrauen soll bestehen eure Heldenhaftigkeit" mußte Jesaja fortfahren: „Aber ihr habt nicht gewollt, sondern spracht: Nein, sondern auf Rossen wollen wir dahinfliegen usw." (30 15f.). Weil mit dieser grundleglichen Verkennung der wahren Aufgaben des Jahvevolkes auch Irreligiosität überhaupt und vielfache Immoralität im

Hauptteile der herrschenden und dienenden Schichten des Volkes Israel parallel gingen (Jes 6 9ff. 1 10 ff. 21 ff. 3 15 5 11 usw.): so mußte die Gottheit damals die äußersten Straf- und Zuchtmittel in Aussicht nehmen, um zunächst Israel und durch dieses Volkes Schicksal alle Völker auf die letzten und erhabensten Ziele der menschlichen Volksverbände hinzuweisen. Er mußte zur politischen Unselbständigkeit auch noch Exilierungen hinzufügen. So mußte er in dieser Periode unter seinen Eigenschaften die Heiligkeit in den Vordergrund treten lassen (Jes 63: Dreimal heilig ist der Ewige usw.) und mußte sich als „der heilige (Gott) Israels" (Jes 14 usw.) enthüllen, d. h. als die Wesenheit, die über alles Unästhetische und Unethische erhaben ist und daher gegen jede Verkennung ihrer rein sittlichen Zielpunkte reagieren muß. Nur durfte mit der heiligen Gerechtigkeit Gottes auch seine menschenfreundliche Gnade um die Palme des Sieges ringen und das Friedensreich der Gottheit denen als unentreißbares Kleinod zeigen, welche die Richtigkeit der prophetisch-göttlichen Bahnen anerkennen wollten (1 18 2 2-4 4 2-6 6 13 usw.). Diese Glieder des Jahvevolkes aber, die sich der göttlich - prophetischen Leitung willig unterwarfen, waren die 'Anawîm (sich beugende, demütige: Am 27 84, Jes 114 29 19 327 Zeph 23), und sie gehörten zu dem Rest", der einen heiligen Samen" zu einer Bürgerschaft des sich erneuernden Gottesreiches bildet (Jes 6 13 73), und so tritt seitdem eine interne Scheidung innerhalb Israels oftmals sehr deutlich zu Tage (Jes 3 10. 15 usw. usw.).

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Während die wahren Propheten Israels sich nur im Dienste des himmlischen Weltenkönigs stehend wußten (1 Kön 171, Am 37 usw.) und nur vom religiösen Gesichtspunkt aus den Gang der Geschichte beurteilten, sind sie neuerdings ,politische Agenten" (Winckler, Gesch. Isr. I, 91. 95) oder Aufpasser des Großkönigs (KAT 1903, 170f.) genannt worden, sodaß z. B. Amos, wenn nicht im Auftrag, so doch im Sinne der Politik eines Ahas tätig gewesen sei" (Religionsgeschichtler usw. 1906, 38).

Aber auch diese Behauptung ist eine Verdrehung der geschichtlichen Wirklichkeit. Denn Amos hat auf die Anweisung des Priesters Amasja in Bethel, seinen Posten zu verlassen, frank und frei sich allein auf seine göttliche Mission berufen (713) und war nach allen seinen Äußerungen (1 3 37f. usw.) sich nur dessen bewußt, im Dienste des Ewigen

zu stehen. Deshalb ist gegen diese Behauptungen Wincklers auch von K. Budde (das AT u. d. Ausgrabungen 1903, 24), von mir (die bab. Gefangenschaft der Bibel 1905, 54-60), von F. Wilke (Jesaja und Assur 1905, 51-54) und von Frd. Küchler (die Stellung Jesajas zur Politik seiner Zeit 1906, 42f.) opponiert worden. Der Letztgenannte bemerkt z. B. mit Recht: Wenn wir in jenen Worten Jesajas (205) eine assyrische Parole erkennen sollten, so müßte eine wirkliche Übereinstimmung gefordert werden. Diese ist aber nicht vorhanden, denn in der betreffenden Äußerung Sargons über Pir'u von Muşri wird dieser nur als ein sie nicht befreiender König bezeichnet, aber in Jes 205 wird ausgesprochen, daß das Vertrauen der Judäer auf Äthiopien, ihren Hoffnungsstrahl, und auf Ägypten, ihren Ruhmestitel, zu schanden werden soll.

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Auch Küchler erkennt an, daß Jesaja nur eine Politik, die Politik Jahves" oder das Prinzip der politischen Nichtbeteiligung“ (S. 37) kannte. Wenn aber dieses Prinzip, wie es oben genauer von mir aus Jes 30 15 usw. entwickelt worden ist, von Küchler S. 57 als etwas Ungeheures" bezeichnet und bemerkt wird, daß Jesaja von König und Volk mehr verlangte, als Menschen möglich scheinen will": so ist doch nicht beachtet, daß Israel eine besondere Mission in der Menschheitsgeschichte hatte, und daß die Männer wie Jesaja eine besondere Kategorie von Geistern bildeten (Jer 7 25 usw.).

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3. Der im vorvorigen Abschnitt als leider notwendig erwiesene Gang der Erziehung vollendete sich zunächst am Reiche Israel. Denn Menahem (§ 33, 2, Schluß) der zehn Jahre lang die Richtung Jerobeams I. weiter verfolgte, mußte schon an Phul von Assyrien schweren Tribut zahlen (2 Kön 15 17-22). Nachdem ihm sein Sohn Peqachjah zwei Jahre gefolgt war (15 22-24), wurde dieser durch Pèqach, den Sohn Remaljahus, gestürzt. Dieser hat in seiner zwanzigjährigen Herrschaft (15 25-29) zwar als Bundesgenosse des damaszenischen Königs Reşîn das Bruderreich Juda zu bekämpfen gewagt (15 37, Jes 71), mußte aber von Tiglathpileser die Einwohner großer Teile Israels im Osten und Norden Palästinas wegführen lassen (15 29 vgl. Jes 823), und wohl infolgedessen zettelte Hôschêa eine Verschwörung gegen ihn an (2 Kön 15 30). Obgleich dieser in seiner neunjährigen Regierung nicht ganz wie die früheren Könige Israels (172) die Forderungen der legitimen Religion Gesamtisraels vergaß, so mußte er doch,

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