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denn es ist keine Gewalt, ohne von Gott usw." (Rm 13 1 ff.). Richtig hat daher auch Klemens Alexandrinus († ca. 218) in seinen Stromata V, § 99 den Staat (die лоhτɛiα) der Griechen für vergleichbar mit dem der Juden und dem der Christen gehalten, nur daß er ihn als einen ,,eisernen und ehernen" (odnoāv xai xahxv) gegenüber dem silbernen Staate (no. άoyvoã) der Juden und dem goldenen Staate (noλ. xovoñ) der Christen bezeichnete. Dies wurde nicht ohne Grund auch von dem,,Vater der Kirchengeschichte" Eusebius in seiner Praeparatio evangelica XIII, 13, 16 wiederholt. Mit Recht hat daher auch Augustin (De civitate Dei IV, 4) nur von den die Gerechtigkeit verleugnenden Staaten (remotâ iustitiâ quid sunt regna etc.?) gesagt, daß sie aufgehört hätten, Institutionen zur Schützung des Rechts und zur positiven Kulturförderung zu sein.

2. Es gibt aber einen Herrscher, ohne den die Bewegung und Ordnung innerhalb des Universums gar nicht gedacht werden kann. Es muß eine Wesenheit im Weltall existieren, der wegen ihrer absoluten Unzusammengesetztheit die Bewegungstendenz in urkräftigster Art eigen ist. Denn die sichtbaren Bestandteile der Welt unterliegen als zusammengesetzte alle dem Gesetz der Schwere, wie überdies auch der Auflösung. Jener Ausgangspunkt der Bewegung des Weltalls aber, den schon der größte Logiker der antiken Menschheit, Aristoteles, als den notwendigen Quellpunkt des Weltprozesses forderte, jener „ruhende Pol in der Erscheinungen Flucht", zu dem uns all unser Sinnen angesichts des flimmernden Sternendoms immer und immer wieder in ununterdrückbarem Rückschluß hintreibt, der ist das Pneuma, der Geist, von dem auch der Prophet (Jes 31 3 usw.), wie Christus (Joh 424), gesprochen hat, und das ist der göttliche Weltbeherrscher. Das Herrschaftsgebiet dieses zentralen Geistreale, das mit seinen unendlichen Impulsen - einem gigantischen Herzen gleich (Ps 104 29f.!) - den innersten Kraftquell des Weltalls bildet, läßt sich aber nach zwei Hauptregionen zerlegen. Denn die Gottheit beherrscht - durch ihre Geistesimpulse oder auch durch Vermittelung von Menschen

a) die Weltsubstanzen, -kräfte und -gesetze (Am 4 13: „Siehe, er ist der Bildner von Bergen und der Schöpfer von Hauch oder Geist, und er ist es, der dem Menschen verkündet, was sein Sinnen ist, der Morgenröte zu Dunkel macht und über die Höhen der Erde hinschreitet: Jahve, der Gott der Heerscharen (Seba'ôth), ist sein Name"; Gen 2 4bff.; 11-23; Ps 8. 104 usw.), ferner die Geister der transzendenten Weltsphäre (Ps 103 19. 21 usw.) und endlich die Erdbewohner (z. B.

Ps 338: Fürchten mögen sich vor Jahve alle Irdischen usw.!"). Die Menschen sind Unterherrscher der Gottheit nach Gen 1 26. Alle diese Gebiete der Machtbetätigung Gottes kann man das Naturreich Gottes nennen.

Eine zusammenfassende Stelle darüber lautet:,,Dir, o Herr, ist die Größe und die Gewalt und der Schmuck und der Sieg und die Pracht, weil alles im Himmel und auf Erden; dir, o Herr, gehört das Königtum und das Emporragen über alles als Haupt" (1 Ch 29 [Luth.: 30] 11). Dazu folgende Bemerkung! Das Wort mithnasse' ist in 11b als ein Substantivum gemeint, wie durch viele Analogien in meiner Syntax § 233d erwiesen ist. Der Grieche hat gar zu frei mit,,vor deinem Angesicht verwirrt sich jeglicher König und Volk" übersetzt. Die Vulgata hat mit ,,et tu es super omnes principes" sich der andern Auslegung „,und du bist es, der sich erhebt über alle als Haupt" (Zöckler) zugeneigt, die aber nach den in m. Stilistik usw., S. 180 besprochenen Fällen nicht hinreichend gesichert werden kann.

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b) Das preiswürdigste Herrschaftsgebiet der Gottheit ist aber das, welches kurzweg „das Reich Gottes" genannt wird. Dessen Veranlassung und Wesen lassen sich in folgenden Strichen zeichnen. a) Das wahre Menschheitsziel ist Gottesanerkennung und Gottesgemeinschaft. In diesem Satze gipfelt die Völkerweisheit und konzentriert sich die biblische Erkenntnis. Denn Cicero sagte (Tusculanarum disputationum I, 13): „Keine Völkerschaft ist so wild, niemand von allen steht so sehr unter dem menschlichen Niveau (tam est immanis), daß seinen Geist nicht die Ahnung (opinio) von Gott benetzt oder berührt hätte (imbuerit) ... Jn jeder Sache aber ist die Übereinstimmung aller Völkerschaften als ein Naturgesetz zu betrachten." Ferner der Satz Die Toren sprechen usw." (Ps 14 1) besagt: Nur die, welche die menschlichen Seelenkräfte nicht voll besitzen oder sie anzuwenden zu träge sind, leugnen die Existenz Gottes, d. h. sie ziehen nicht einen Schluß z. B. von der Bewegung solcher Dinge, die alle dem Gesetz der Schwere unterworfen sind, auf einen Kraftquell, welchem wegen seiner Beschaffenheit der Bewegungstrieb in ursprünglichster Weise innewohnt, und bleiben so im Materialismus stecken, über dessen Rätsel man das von mir bearbeitete Buch „Ballard, die Wunder des Unglaubens" (1903 bei Edw. Runge) nachlesen kann. Übrigens kann nābāl in Ps 14 1 seine sonstige Bedeutung,Tor“ (LXX: άpqwv, Vulg.: insipiens) besitzen und braucht nicht mit Briggs, The Psalms (1906), p. 109 die abgeleitete Bedeutung unverschämt“ beigelegt zu bekommen. Ferner

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Paulus hat in jener dort im Mittelpunkt der griechischen Weisheit gehaltenen wahrhaft großzügigen Rede AG 17 22 ff. als obersten Zweck der Menschenschöpfung dies bezeichnet, daß die Menschen Gott suchen, daß sie also Gottsucher" seien, welches moderne Wort übrigens auch schon in Ps 14 2b, 246 usw. auftritt (AG 17 27), und Augustin begann seine Confessiones mit den Sätzen: „Du hast uns zu dir hin geschaffen, und unser Herz ist unruhig, bis es in dir ruhet. B) Aber teils Undankbarkeit gegenüber dem Quellpunkt tausendfältiger Wohltaten und teils ein über das richtige Maß hinaus gesteigerter Selbständigkeitstrieb des Menschen drohten, Pietätslosigkeit gegenüber dem - doch auf jeden Fall geheimnisvollen und scheu zu verehrenden Welthintergrunde in Menschenvergötterung gipfeln zu lassen (Gen 11 1 ff.). 7) Da hat das grundlose Gotteserbarmen ein Gemeinwesen begründet (Gen 121), in welchem die wahre Gotteserkenntnis enthüllt und der volle Gottesfrieden gestiftet werden soll: das göttliche Gnadenreich.

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Auch dieses letzterwähnte Gottesreich besitzt naturgemäß zwei Faktoren seiner Existenz: erstens die Betätigung einer bestimmten, eben auf diesen Zweck gerichteten Seite der Gottesherrschaft und zweitens einen Herrschaftsbereich. Auch dieser letztere Faktor des speziellen Gottesreiches ist gleich in der ersten Stelle, wo es in der Literatur Israels auftaucht, deutlich erkennbar. Denn da wird auch eine Sphäre dieser Gottesherrschaft, ein „Land" (Gen 12 1b), und da wird ein Kreis von Gottesreichsbürgern, ein Volk" (122), erwähnt. Dieser Tatbestand ist bei vielen neueren Erörterungen über das Wesen des Gottesreiches übersehen worden. Weil aber von jenen beiden Faktoren des Gottesreiches die Gottesherrschaft als Funktion der vorausgehende und grundlegende ist, so konnte er in der Gottesreichsgeschichte im Vordergrund bleiben, während der andere Faktor, die irdische Sphäre des speziellen Gottesreiches und der nationale Charakter seines Bürgerbestandes, in den Hintergrund treten konnte.

Wenn diese hier unumgänglichen Andeutungen über Veranlassung und Wesen des speziellen Gottesreiches dem Leser naturgemäß die Frage nach der Wirklichkeit desselben auf die Lippen gedrängt haben, so können ihm im folgenden hoffentlich Quellen gezeigt werden, aus denen er sich von dieser Wirklichkeit überzeugen kann.

§ 2. Die Quellen der Gottesreichsgeschichte.

1. Wenn man jetzt, wo die Ausgrabungen im Orient mit ebensoviel Energie wie Scharfsinn betrieben werden, von Zeugnissen der Vergangenheit hört, denkt man nicht mit Un

recht zunächst an Denksäulen oder Inschrifttafeln und andere Baudenkmäler. In der Tat ist auch die israelitische Vergangenheit bei diesen Errungenschaften der neuesten Zeit nicht ganz leer ausgegangen. Denn um auf die Spuren der geschichtlichen Existenz Israels, die bei den Ausgrabungen am Euphrat-Tigris und am Nil mitgefunden worden sind und im weiteren Verlaufe dieser Darstellung zu verwerten sind, jetzt nur hinzudeuten, so war es gewiß ein wichtiges Ereignis, als die Siegessäule des Moabiterkönigs Mesa gefunden wurde, deren Echtheit kürzlich wieder von mir in der ZDMG 1905, S. 233ff. und 791 ff. erwiesen worden ist (vgl. auch den Beweis in 1907, 85). War es doch, als ihr 34 zeiliger Bericht in phönizisch-althebräischen Buchstaben über Ereignisse um 890-850 (vgl. 1 Kön 16 16 ff.; 2 Kön 34) entziffert wurde, wie wenn ein Scheinwerfer seinen hellen Strahl über eine nur teilweise beleuchtete Gegend wirft. Auch die neuesten Ausgrabungen im südwestlichen, mittleren und nördlichen Palästina in den Ruinen von el-Hesî (dem alten Lachis), Gezer und Tell-Ta ánnek (vgl. namentlich E. Sellin über Tell-Ta'annek in den Abhandlungen der Wiener Akademie, philosophisch-historische Klasse 1904f.) haben viele Materialien zutage gefördert, die zur Bestätigung und anschaulicheren Vervollständigung des Bildes dienen, das in den althebräischen Geschichtsquellen von den Kulturzuständen der Kanaaniter (z. B. ihren mehreren Astarten Ri 2 13 usw.) entworfen worden ist.

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Aber diese Ausgrabungen haben, wie eine in der Wissenschaftlichen Beilage der Allgemeinen Zeitung (1907, Nr. 19) von mir veröffentlichte Prüfung ihrer Ergebnisse gezeigt hat, nichts z. B. über die vorkanaanitische Völkerschicht Palästinas enthüllt, die in den althebräischen Nachrichten (Gen 145; Dt 2 10 ff.) erwähnt ist, und so haben sich diese, wie einstmals bei der Entzifferung der babylonisch-assyrischen Texte, so auch jetzt wieder bei der Deutung der kanaanitischen Funde (Sellin a. a. O. 1904, S. 99) als treffliche Führer bewährt. Sie sind, wie ich schon einst in meiner Abhandlung ,,Die Schriftdenkmäler Assyriens und das Alte Testament" (NKZ 1891, S. 12-14) ausführte, der Text geblieben, zu dem in den Ausgrabungsfunden nur ein sporadischer Kommentar aufgeschlagen worden ist.

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2. Doch fassen wir nun die hebräischen Geschichtsquellen selbst ins Auge! Wie wir bei ihnen nicht durch die soeben erwähnte neuerliche Wahrnehmung der Kritik überhoben werden können, so ist diese nicht nur berechtigt

in der Ausrüstung des Menschenwesens begründet und von der Bibel selbst empfohlen (Jer 2 10-13; Mt 169; Lk 1257; AG 17 11; 1 Thess 5 21 usw.) sondern wird auch von der Beschaffenheit dieser Quellen herausgefordert.

Denn betrachten wir zunächst einmal die Form dieser Berichte, wie sie in ihrem hebräischen Originaltext vorliegt! Da fällt z. B. auf, daß das Wort für „ich" in den Erzählungen bis Ex 34 11 häufig durch anokhí, seltener durch aní ausgedrückt ist. Aber wie verwunderlich muß bei dieser Lektüre dem Leser schon dies sein, daß in Ex 31-61 fast immer anokhí, aber in dem inhaltlich gleichen Abschnitt 62 bis 75, und zwar mehrmals bei ganz denselben Sätzen, das andere Wort aní begegnet! Noch auffallender aber ist folgender Umstand. Nachdem noch in 34 11 anokhí gelesen worden ist, findet man dann in Kapitel 35-40 und in allen 27 Kapiteln des Leviticus und in Numeri 1-10 kein einziges anokhí, wohl aber ca. siebzig aní gebraucht. Erst mit Numeri 11 12. 14. 21 beginnen wieder die Stellen von anokhí. Dieser schon an sich bedeutungsvolle Wechsel gewinnt weiterhin noch dadurch an Gewicht, daß er mit anderen formellen Unterschieden verknüpft ist. Um auch den Nichtkennern des Hebräischen verständlich zu bleiben, wählen wir als weiteres Beispiel aus diesen Verschiedenheiten den Wechsel der Gottesbezeichnungen, der in gewissen Partien der ersten biblischen Bücher beobachtet wird („Gott" in Gen 11-23; „Gott der Herr“ in 24b ff. usw.). Nämlich in jenen Abschnitten bis Ex 61, die das anokhi sehr bevorzugen, steht der Gottesname Jahve (bei Luther: = der Herr) im Vordergrunde, aber in den Abschnitten bis Ex 75, die fast ausnahmslos aní zeigen, herrschen die Gottesbezeichnungen Elohim Gott und El schaddaj „der allmächtige Gott".

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Andere sprachliche Differenzen, die sich mit den beiden Unterschieden verknüpfen, sind, wie diese selbst, in meiner „Einl. ins AT", S. 168-170 mit Angabe aller Stellen vorgeführt, wozu ich in meinem Historisch-kritischen Lehrgebäude der hebr. Sprache noch z. B. dies gefunden habe, daß nur in Partien, die anokhi bevorzugen, noch die alte Verbalendung ûn auftritt: Gen 3 3f. usw. (alle Stellen samt Vergleichung des übrigen AT siehe dort in Bd. II, 423). Schon durch dieses Zusammentreffen mehrerer formellen Unterschiede in ebendenselben Abschnitten verbietet sich aber die Meinung, daß der Wechsel der Gottesnamen un ursprünglich sei, und zu dem erwähnten Hindernis dieser Meinung gesellen sich noch folgende hinzu. Erstens ist der Wechsel der Gottesbezeichnungen,

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