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Alle Schwierigkeiten der neueren Theorie, daß die Geschichten der Patriarchen und Söhne Jakobs aus Reflexen späterer Stammesgeschichten entstanden seien, sind von mir in ,,Neueste Prinzipien der alttest. Kritik" (1902), 36 ff. entfaltet worden, und auch R. Kittel hat im HK zur Chronik, S. 10 anerkannt, daß ich auf etwas Richtiges aufmerksam gemacht habe. F. Wilke spricht in seiner sonst trefflichen Schrift,,War Abraham eine historische Persönlichkeit?" (1907), womit er für die geschichtliche Existenz des ersten Patriarchen eintreten will, doch auch daneben den Satz aus, daß,,z. B. die Wanderung eines Edomiterstammes mit denselben Worten wie der Zug Abrahams erzählt werde" (S. 41). Aber da ist der Beweis gänzlich zu vermissen, und deshalb muß auch der aus jener Behauptung gezogene,,Schluß, daß es sich bei der Wanderung Israels nicht um den Auszug einer einzelnen Person, oder Familie, sondern um die Bewegung eines ganzen Stammes handelte, sodaß Ábrahams Name gleichzeitig als Symbol, als Typus, als Repräsentant eines großen Wanderungs- und Siedelungsprozesses anzusehen ist" (S. 41) als unbegründet angesehen werden. Alles Material aber, was zur positiven Widerlegung auch dieser Stammtheorie dient, ist von mir in ,,Neueste Prinzipien usw.", S. 36 ff. entfaltet worden.

Mit einer neuen Wendung dieser Theorie behauptet A. Jeremias, Abraham sei,,Stammvater nicht im ethnologischen, sondern im religiösen Sinne“ (1906, 327) gewesen. Aber dies ist erstens nicht etwa der Sinn der von ihm angeführten Stellen Gen 12 2 (,,ich will dich zu einem großen Volke machen“) und Num 14 12 (,,ich will dich, Mose, zu einem großen Volke machen" steht schon in Ex 32 10 J), und zweitens wird dies nicht dadurch der Sinn der alttestamentlichen Stellen, daß auf einer neuen Stufe der Heilsgeschichte von Abraham als „,dem Vater der Gläubigen“ die Rede ist, oder dadurch, daß der natürliche Sinn der alttestamentlichen Worte über Abraham und seinen Sohn Isaak usw. als ,,ethnographisches Mißverständnis und Unglück der Juden" (Jeremias) bezeichnet wird. Auch F. Wilke hat in seiner soeben zitierten Schrift die Ansicht, daß „Abraham der Ahnherr Israels nicht im ethnischen, sondern im religiösen Sinne sei" (S. 42), keineswegs bewiesen. Denn die von ihm angeführten Quellenmomente, daß Abraham ägyptisches und philistäisches Gesinde erwarb (Gen 12 16. 20 20 14), und daß er auch nach 13 5 ff. und 14 14 über eine große Zahl von Knechten verfügte, begründen es nicht als die Meinung des ATs, daß Abraham nur im religiösen Sinne der Ahnherr oder „der religiöse Stammvater" (S. 46) Israels gewesen sei.

Übrigens die Namensform Abraham, die von Gen 175 an in allen Quellen gebraucht wird, kann a) nicht auf minäische (südarabische) Orthographie zurückgeführt werden (Hommel, die altisraelitische Überlieferung usw. 1897, 277), denn solche orthographische Verwendung des im Wortinnern findet sich sonst nicht im Hebräischen, und wenn der zweite Bestandteil des Namens in so altertümlicher Form bewahrt worden wäre, warum denn nicht auch der erste Teil in seiner älteren Form abî? Sayce will in The Exp. T. 1906/7 die Meinung Hommels dadurch stützen, daß er auf die Namen von Hyksoskönigen ‘Anthl (=‘Anati'el) und J'aqbhl

(= Ja qub'el) hinweist. Aber diese Fälle sind anders. Denn in ihnen wechselt nur ein Sp. lenis mit Sp. asper, wie solcher Wechsel dialektisch auch sonst vorkommt (m. Lehrgeb. II, 459). Übrigens sind diese Hyksosnamen in Wirklickkeit 'Anthr und J'qbhr oder J'bqhr geschrieben, und Ed. Meyer (Die Israeliten usw. 1906, 282) sieht in hr das äg. Verb her,,zufrieden sein", obgleich er die Ansicht,,,hr_sei eine Transkription von 'el, als zulässig bezeichnet. ) Auch schon deswegen ist,,Abraham" nicht als die ältere Form des Namens anzusehen (O. Procksch, das nordhebr. Sagenbuch usw. 1906, 338). y) Nach A. Jeremias (1906, 329),,könnte der Doppelname AbramAbraham einem Mondmotiv (Janusmond_mit_Doppelgesicht) entsprechen." Aber die „Mondmotive" in der Patriarchengeschichte sind in meinem Schriftchen „Altorientalische Weltanschauung und AT" (1905), 45-58 untersucht worden. d) Vielmehr hat die Form Abrâm zur Andeutung der Idee, daß er,,Vater einer Menge" werden solle (Gen 175), eine Zerdehnung erfahren, indem die Volksseele halb unbewußt einen Zusammenhang des dunkleren Abrâm mit (raham oder) hamon (Menge) herstellte. Die tatsächlichen Fälle solcher Wortzerdehnung sind in m. Lehrgebäude II, 486 aufgezählt. Nach der

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2. Die nationale Herkunft Abrahams. hebräischen Überlieferung (Gen 10) waren in der nachflutlichen Menschheit neben den Japhetiten oder Indogermanen (V. 2-5) und den Chamiten (V. 6-20) die Semiten (V. 21 ff.) ein koordinierter Zweig. Sprache und Gesichtstypus bestätigen die Richtigkeit dieses althebräischen Urteils.

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Ohne genügenden Anhalt sind die Semiten von Ernst v. Bunsen, die Überlieferung, Bd. 1 (1889), 61 ff. als ein Mischungsprodukt aus Japhetiten und Chamiten hingestellt worden. Ein Hauptstützpunkt dieser Aufstellung ist seine Meinung, daß auch in der Genesis die zweite Bevölkerungsschicht des unteren Euphrat-Tigris-Gebietes Japhetiten gewesen seien, die,,vom Osten her nach dem Land Sinar aufgebrochen waren" (S. 64). Damit bezieht er sich auf Gen 11 2, aber das dortige miqgèdem heißt,,nach Osten hin", wie 28 3 23 13 11. Von den Bergen Ararats (Urarțu Armenien z. B. nach Delitzsch, assyr. Lesestücke 1901, 192) aus (Gen 84) lag ja auch wirklich das Tiefland des Euphrat nach Südosten hin, und den Südosten bezeichnete der Hebräer einfach als Osten, wie von Kanaan aus die Mesopotamier ihm nicht nach Nordosten, sondern einfach nach Norden wohnten (291).-Übrigens weiß das AT nichts davon, daß qèdem ,,die untere Westhälfte" sei (A. Jeremias 1906, 189). Er nennt ferner die Übersetzung des miqgèdem von 28 und 11 a mit,,östlich" (Gesenius-Buhl, HWB.),,gezwungen". Aber er sollte die in m. Syntax § 318a gegebene Erklärung dieser feststehenden hebr. Ausdrucksweise beachten.

Innerhalb der

3. Die lokale Herkunft Abrahams. Semiten wieder stammte die Familie des ersten Patriarchen von Arpakhšad (Gen 10 24) ab. Nun schritt der Autor bei der Aufzählung der Semiten von 'Elam (östlich vom mittleren

1024)

König, Gesch. d. Reiches Gottes.

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Tigris) über Assur (ursprünglich bloß östlich vom oberen Tigris) nach Arpakhšad weiter. Schon darnach hat man dessen Wohnsitze im Nordosten zu suchen, und diese Erwartung wird auch durch den weiteren Fortgang der Aufzählung nahegelegt, weil diese weiter nach Aram (also z. B. Damaskus) und endlich nach Lud (also nach Kleinasien) hinschreitet. Dort im Nordosten, in der Nähe der Tigrisquellen, ist Arpakhšad auch von den Alten gesucht worden, denn in Jud 11 heißt Arphaxad ein König von Medien, und auch Josephus (Antiqu. I, 6, 4) hat Appasadns dort gesucht. Der Name Arpakhšad stammt nach A. H. Sayce (in The Expository Times 1906/7, 232) vom bab.-assyr. Arapkisadi,die Grenze des Kisad", d. h. der Hügelwall des Euphrat und Tigris als Gegensatz zu Edin oder Ebene. Dieser Name berührt sich mit der Ortsbenennung Arrhapachítis (assyr.: Arrapha nach Delitzsch, assyr. Lesestücke 1901, 192b), und diese bezeichnet das nördlich am Tigris gelegene Albaq" (H. Kiepert bei Nöldeke, neusyr. Gram. XX; die sem. Spr. 1899, 10). Eine südliche Lokalisierung von Arpakhšad wird auch nicht durch andere Angaben des AT verlangt. Denn dieses läßt Abraham zwar von Arpakhšad abstammen (Gen 10 22), aber erst als neunte Generation (11 10 ff.), braucht ihn also nicht aus dem Lande (des) Arpakhšad auswandern zu lassen. Wirklich ist hinter der Erwähnung Arpakhšads (10 24) berichtet, daß dessen Nachkommen zur Zeit Pelegs (10 25) an der Menschheitszerstreuung, die ja an Babel geknüpft ist (111-9), teilgenommen haben. Daher ist es nicht auffallend, daß noch spätere Nachkommen Arpakhšads, nämlich Tharah und die Seinen, südlich von Babel zu Ur sich befanden (11 28).

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Es ist auch kein unbegreiflicher Zug gewesen, wenn die Arpakhšaditen erst am Tigris und Euphrat abwärts nach den fruchtbaren und kultivierten Landstrecken nahe an Babylon zogen, dann aber nach einer Katastrophe, deren Reflex die Geschichte vom Turmbau (Gen 111-9) ist, aus dem dichtbevölkerten Babylonien vielleicht auf den Spuren der Phönizier (§ 8, 1) weiter nach dem Niederland am Mittelmeere hin (árṣa kena an 11 31) wanderten, allerdings nur bis zum westmesopotamischen Charran kamen. Gerade aber auch wegen des eigenartigen obgleich erklärlichen Verlaufs der Einwanderung Israels von Osten her, kann es nicht z. B. mit Marti, die Religion des AT usw. (1906), 14 in Zweifel gezogen werden,,,ob in jenen Nachrichten eine richtige historische Erinnerung über den Ursprung der Väter Israels vorliegt", oder ob dieses Volk sich nicht vielmehr,,im Süden des Landes Palästina also mehr in Arabien gebildet hat".

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Dagegen spricht auch noch das Attribut 'Ibri, das Abraham in Gen 14 13 bekommt und ihn als ,,einen von drüben, einen vom jenseitigen Ufer" (лɛoάτηs in LXX) bezeichnet. Damit ist aber nach aller Wahrscheinlichkeit das gemeint, was schon Hieronymus in der Vulg. dafür setzte: Transeuphratensis" (Nöldeke, die sem. Spr. S. 17 u. v. a.), in der Form ibira als Lehnwort in sumerischen Texten, als Aquivalent des sumerischen damqarun „ein Handelswanderer", und das bezeichnet Leute, die den Euphrat zunächst zum Zwecke von Handelsverbindungen überschritten (so jetzt gefunden von A. H. Sayce nach The Expository Times 1906/7, 233). A. Jeremias freilich sagt (1906, 313), jenes Eigenschaftswort 'ibri bezeichne Abraham als einen ,,nichtansässigen Mann, der den Stadtbewohnern gefährlich schien". Dies ist unbegründet, und es ist auch unerlaubt, eine dem Abraham beigelegte Bezeichnung nach dem Ausdruck Habiri zu deuten, der in den um 1500 (so setzt auch C. Bezold in „Die Kultur der Gegenwart" I, III, 1 [1906], 40 die Amarna-Zeit an) spielenden Amarnabriefen begegnet. Aber auch für diese genügt die Beschreibung der,,Habiri als der unansässigen Bevölkerung, die den Stadtbewohnern gefährlich schien," keineswegs, denn dabei bleibt ja gerade die Bezeichnung Habiri unerklärt. Die Habiri der Amarnabriefe (nämlich bloß 179-185!) sind vielmehr nach meiner in The Expository Times (1900), p. 238-240 begründeten Ansicht die nichtisraelitischen Seitenzweige der 'Ibrîm, nämlich die Edomiter usw., die vom Südosten her drängten, denn Abd-hiba beklagt sich über Raubzüge, die von Siri (Seir = Edom) und anderen südpalästinischen Gegenden aus gegen Urusalim (Brief 180, Z. 45 usw.), Ajaluna (Ajjalon) usw. unternommen wurden. Siehe übrigens noch unten in § 29, 2!

III. Anlaß und Art der Begründung des Gottesreiches.

§ 10. Die religiös-ethischen Anlässe der Gottesreichs-. begründung.

1. Welche negativen Tatsachen die Begründung des Gottesreiches veranlaßten, ist teils aus ausdrücklichen Äußerungen der israelitischen Quellen und teils aus dem Zusammenhang des Berichtes über Abrahams Berufung zu entnehmen.

a) Die Pentateuchquelle, die mir und anderen als die älteste erscheint, legt Abraham einmal den Ausdruck der Besorgnis, es möchte keine Gottesfurcht an diesem Orte sein, in den Mund (Gen 2011), und dieselbe Fixierung der Erinnerungen Israels über die Anfänge seiner kulturgeschichtlichen Stellung bemerkt: „Eure Väter wohnten vormals jenseits des Stromes (d. h. des wichtigsten Stromes von Vorderasien, nämlich des Euphrat) und dienten anderen Göttern, da nahm ich euren Vater Abraham und ließ ihn wandern im ganzen Lande

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Kanaan usw. (Jos 24 2). Da ist also die Verkennung der einen und wahren Gottheit als Anlaß der religionsgeschichtlichen Stellung Abrahams bezeichnet. Ebendasselbe liegt darin, daß die Götterbilder, die Laban verehrte (Gen 31 19 ff.), von Jakob als fremde Götter" vergraben wurden (35 2 E), wie denn auch in allen Geschichten über die Erzväter (auch nicht 28 17-19) keine Idololatrie erwähnt wird.

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b) Indirekt ergibt sich aus dem Zusammenhang der Erzählung über Abraham (Gen 121ff. J) mit der vorhergehenden Geschichte (11 1-9 J), daß den Bewohnern von Babylonien eine Verkennung der wahren Gottheit zugeschrieben wird, die an titanische Gottesbekämpfung erinnerte. Zu dieser hochgradigen Impietät auf religiösem Gebiete kam auf dem moralisch-ästhetischen noch eine Laxheit oder sogar Ausartung hinzu (Gen 342 195, vgl. 15 16, Lev 20 22 usw.), die ebenfalls es erklärlich macht, daß Isaak keine Kanaaniterin heiraten sollte usw. (Gen 244-7 J, usw., übersehen von H. Schultz, Alttestl. Theol. 87). Auch so war es motiviert, daß eine Pflanzschule der wahren Religion und Moralität begründet wurde.

Wie verhalten sich dazu die babylonischen Nachrichten?

Daß die Gottheit bei den Babyloniern in den Weltprozeß versenkt wurde, zeigt der Anfang des Weltschöpfungsepos: „Als droben nicht bestand der Himmel, drunten die Erde noch nicht war, als Apsu und zugleich ihr mitwaltender Sohn mummu (so nach H. Winckler, die babylonische Weltschöpfung 1906, 22) und tiâmat, die Erzeugerin von ihnen allen, ihre Wasser in eins mischten . als von den Göttern noch keiner geschaffen, ein Name nicht genannt, ein Schicksal nicht bestimmt war, da wurden hervorgebracht die Götter." Extreme Zersplitterung der Gottheit in Polytheismus herrschte bei ihnen z. B. nach dem Anfang der 1902 gefundenen Hammurabi-Gesetzesinschrift: „Als der erhabene Anu, der König der Anunnaki, und Bel, der Herr von Himmel und Erde, der das Schicksal des Landes bestimmt, die Herrschaft über die ganze Menschheit dem Marduk, dem Hauptsohne von Ea, übergaben usw." (nach R. F. Harper, The Code of Hammurabi 1904, p. 3). Was über babylonischen Monotheismus neuestens gesagt worden ist, wird in § 11, 1 beurteilt werden. Nicht ohne Wahrscheinlichkeit darf auch an die extreme Astrologie der Babylonier und an das Aufstreben bis zum Himmel in den babylonischen Etagentürmen (Herod. 1, 178ff.) erinnert werden, deren Spitze, wie es auch in einer Inschrift Hammurabis heißt, bis an den Himmel reichte (Keil. Bibl. I, 43, Z. 102f.; III, 2, S. 5, Z. 38:,,seine Spitze dem Himmel gleich zu machen"; Gen 11 4). Darin konnte auch eine Verkennung der wahren Gottheit liegen. Auch die Feststellung der Weltzeitalter auf 36000 (d. h. 3600 × 10)

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