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machen können, so wäre es ja schon Tharah geworden. Also sind auch die neuesten Versuche von G. Beer (,,Saul, David, Salomo“ 1906, 61. 67. 73), die prophetische Religion Israels mit dem Nomadenideal in Zusammenhang zu bringen, unbegründet.

c) Man könnte ja sich versucht fühlen, die religiöse Eigenart Israels auf eine besondere nationale Begabung dieses Volkes zurückzuführen. Denn man könnte sagen: Wie die Hellenen die Anlage besessen haben, das Kunstideal auszubilden, so wäre es die eigentümliche Befähigung der Hebräer gewesen, die religiöse Idee am vollkommensten auszugestalten. Aber dieser Versuch scheitert hauptsächlich daran, daß die Geschichte Israels von Sonderbestrebungen gegenüber seinen religiös-moralisch-kultischen Prinzipien förmlich durchzogen ist (vgl. auch Jer 2 10-13, Jes 43 24 usw.). Folglich kann die legitime Religion Israels nicht als das Erzeugnis seiner Volksindividualität angesehen werden.

Allerdings Wellhausen bemerkt in,,Die Kultur der Gegenwart" I, 4 (1906), 9, in der alten Zeit seien,,die heiligen Angelegenheiten die nationalen gewesen, Israel sei das Korrelat zu Jahve, die Religion sei das israelitische Volkstum gewesen". Aber diese Sätze widersprechen erstens auch den ältesten Quellen. Mose wurde ja nicht durch seinen nationalen Sinn (Ex 2 12) zum Herold Jahves, und er setzte beim Volke Widerstreben gegen dessen Anerbieten voraus (41 J) usw. Sodann hebt Wellhausen jenen letzten Satz auch selbst wieder auf, indem er zu ,Volkstum" hinzusetzt ,,zwar nicht, wie es in jedem Augenblick wirklich ist, sondern wie es sein soll". Folglich war die Religion Israels eben nicht identisch mit dem Volkstum. Nein, was etwa Israels Volkstum genannt werden kann, war etwas anderes, als seine prophetische Religion. Die Propheten waren nicht die Dolmetscher des Volksideals.

3. Nach dem Gesamtbewußtsein der israelitischen Nation, wie es sich in deren ganzer Literatur ausprägt, besaß der religiöse Sonderbesitz Israels seinen Ursprung in einer speziellen Gottesberührung seiner Propheten. Aber worauf beruhte nun dieses Bewußtsein der führenden Geister Israels? Diese Frage soll hier in der Kürze so beantwortet werden.

F. Max Müller z. B. hat im ersten Bande seiner Essays die Stellung Abrahams in der Religionsgeschichte so ableiten wollen. Er spricht von einem „ursprünglichen Schauen Gottes" (S. 337) und meint damit, in der eigenartigen Beanlagung des Menschen sprudele die Quelle des ursprünglichen Erschauens der Gottheit. Indes die das Tierniveau überragende geistige Ausrüstung des Menschen, die ihm allerdings einen Rückschluß vom Weltbestand auf einen gigantischen Intellekt als den Urheber des Weltplans ermöglicht, kann ja nur die allgemeine Religiosität der Menschen, aber nicht die besondere Gottesbeziehung der führenden Geister Israels schaffen. Trotzdem behauptet Max Müller weiter: Dieses ursprüngliche

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Schauen hat Abraham betätigt" (S. 353). Indes ist es, wie gesagt, ganz unmöglich, das besondere religiöse Bewußtsein des prophetischen Israels aus der allgemeinen Menschenanlage und Menschenerfahrung herzuleiten.

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Auf einen transzendentalen Ursprung ihrer Mission weisen ja nun auch die religiösen Führer Israels hin und Abraham sowie Mose waren ebensolche Nebî'îm, Herolde der Gottheit (Gen 207, Hos 12 14 usw.) und um diesem ihrem Anspruch gerecht zu werden, müssen mindestens folgende Momente beachtet werden:

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1. Ihre Geistesklarheit, wie sie sich z. B. in jenen scharfen Worten Jesajas gegen sophistische Begriffsverdrehung (5 20: Wehe denen, die Finsternis Licht nennen usw.!") und Illusionismus (V.21) ausspricht. 2. Die verurteilende Charakteristik, die sie von anderen Propheten Jahves nicht etwa Baals! -, also von einer äußerlich ganz verwandten Kategorie von Geistern, zu entwerfen wagten (Hos 45, Jes 31 usw., Mi 35 ff., Jer. 23 usw.), und zwar vor dem Tribunal ihrer Zeitgenossen, die doch beide Klassen kannten. 3. Eine ebenso bestimmte positive Aussage, wie die des Micha „Ich bin voll Kraft, dem Geiste Jahves" (38), wie bestimmte negative Aussage: nicht aus unserem Herzen, denn die Prophetenrivalen sind Propheten aus ihrem Herzen" (Hes 13 2. 17 usw., Jer 31 33!). Ich fahre nicht fort mit der Aufzählung solcher Momente, denn das qualitative Gewicht dieser drei kann durch hundert andere nicht gesteigert werden.

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Es ist ja ein schöner Satz von Wellhausen über die alttestamentlichen Propheten, daß das gottbegnadete Individuum ein Mysterium bleibt* (Die Kultur der Gegenwart I, IV [1906], 15). Aber dieser Satz genügt noch nicht. Denn die Propheten selbst wollten kein Mysterium sein, wie soeben mit einigen Strichen angedeutet worden ist. Ihrem religionsgeschichtlichen Anspruch und der menschheitsgeschichtlichen Stellung der legitimen Religion Israels wird man nur gerecht, wenn man dies anerkennt: Männer, wie Abraham und Mose sowie dessen Nachfolger (Deut 18 15, Jer 7 25), müssen Erfahrungen gemacht haben, durch die sie auf unwegdeutbare Weise vom Vorhandensein einer Geistespotenz überzeugt wurden, die nicht zu dem für gewöhnlich wirksamen Komplex der Weltkräfte gehört, und dadurch sind die Fundamente zur israelitischen Religionsgeschichte eingesenkt, die spezifische Gottesbeziehung Abrahams geknüpft, das Gottesreich begründet worden.

So sehr auch in Wissenschaft und Kunst manchmal ein menschlicher Genius seinem Jahrhundert vorangeeilt ist, so kann die religiöse Sonderstellung Israels doch nicht auf einen genialen

Griff Abrahams zurückgeführt werden. Denn die Männer, welche die Reihe der Propheten Abraham (Gen 207) und Mose fortsetzten, zeigen in ihren Äußerungen keine Spur von dem Bewußtsein, daß ihre Mission aus menschlicher Genialität stamme, sondern hundert Spuren vom Gegenteil. Daher kann das Schlußurteil nur dieses sein: das einzigartige Faktum der religionsgeschichtlichen Stellung Israels fordert zu seiner befriedigenden Erklärung einen einzigartigen Quellpunkt, und dieser ist nach dem Bewußtsein der führenden Geister Israels ein Impuls von der transzendentalen Sphäre her gewesen. Wer aber darf einen solchen für unmöglich erklären? Sagt doch auch Harnack (das Wesen des Christentums, S. 17f.): Der Naturzusammenhang ist unverbrüchlich, aber die Kräfte, die in ihm tätig sind und mit andern Kräften in Wechselwirkung stehen, kennen wir längst noch nicht alle", und sogar dem einfachen Nachdenken über ein Weltall, in dem soviel Erscheinungen sich zeigen, die den menschlichen Geistesprodukten gleichen, muß es als die einzige richtige Lösung des Welträtsels sich aufdrängen, wenn man mit dem Propheten (Jes 31 3) und mit Christus (Joh 4 24) den Geist als die welterhabene und das Universum souverän beherrschende Urmacht anerkennt. Da dies aber der Fall ist, so besteht kein vernünftiger Grund, dem lebendigen Gott der alttestamentlichen Propheten das Dasein und die Wirksamkeit abzusprechen. Während endlich Wellhausen von seinem Standpunkt aus gestehen muß: Warum die israelitische Geschichte von einem annähernd gleichen Anfang aus zu einem ganz andern Endergebnis geführt hat, als etwa die moabitische, läßt sich schließlich nicht erklären" (Isr. u. jüd. Gesch. 1901, 36), haben die prophetischen Organe der legitimen Religion Israels diese Erklärung gekannt, und die objektive Geschichtsforschung hat weder Anlaß noch Recht, ihre durch Klarheit, Interesselosigkeit und Schwierigkeit bis zum Martyrium hervorragenden Aussagen zu verwerfen.

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§ 12. Die Gerechtigkeit der Begründung eines speziellen Gottesreiches.

Zu jenen negativen Anlässen der Begründung des Gottesreichs (§ 10) kam als positiver Quellpunkt der Liebesratschluß der Gottheit hinzu. Sie verfolgte den Plan, die zur Freiheit geschaffenen Menschen trotz ihres Freiheitsmißbrauchs zur Gemeinschaft mit sich und dadurch zur wahren Harmonie und Beseligung zu führen, und zur weiteren Durchführung dieses Plans begründete sie nunmehr in Abrahams Familie eine Pflanzschule der wahren Religion und Sittlichkeit, um sie da einwurzeln zu lassen und als einen unerschütterlichen und zur Blüte sich entfaltenden Baum zur religiösen Orientierung und Segnung der Menschheit heranwachsen zu lassen. Dieser neue Schritt in der Durchführung des religionsgeschichtlichen Heilsplanes kann weder inbezug auf die vorhergehenden Generationen noch in bezug auf die gleichzeitigen Zweige des Menschengeschlechts der Ungerechtigkeit angeklagt werden.

Denn 1) was die vorhergehende Periode anlangt, so war das über die Zeitgenossen Noahs verhängte Strafgericht erstens das Recht des die Gerechtigkeit als Grundgesetz der Weltgeschichte aufrechterhaltenden Weltenherrn, und zweitens kann auch dann nicht von Ungerechtigkeit gesprochen werden, wenn jenes Strafgericht dem Menschengeschlecht als ein Beispiel davon gelten sollte, was dem die Gottheit mit ihren tausend Wohltaten verachtenden Menschen eigentlich gebührt und was die Gottheit als Strafe zu verhängen imstande ist. Als dann auch dieses negative Mittel der Erziehung des Menschengeschlechts bei dessen Mehrzahl seine warnende Wirkung verfehlt hatte, wurde ein positives Mittel, ein neuer Grad der Herabneigung des Göttlichen zum Menschen in der Berufung Abrahams, zur weiteren Erziehung des Menschengeschlechts angewendet. 2) Was aber sodann die mit Abraham und der geraden Linie seiner Nachkommen gleichzeitigen Menschen betrifft, so kann die Gründung des speziellen Gottesreiches wegen dessen anfänglichen Partikularismus abermals nicht zu einem Akt der Ungerechtigkeit gestempelt werden. Denn erstens ist das richtig, was schon J. H. Kurtz (Gesch. des Alten Bundes I, 45) geltend machte: Um wieder universalistisch beginnen zu können, hätte das damals existierende Menschengeschlecht wieder bis auf eine Familie vernichtet werden müssen, und so schließt der partikularistische Anfang der neuen Heilsgeschichtsperiode einen grandiosen Beweis der göttlichen Barmherzigkeit in sich. Zweitens aber hat sich auch an Israel das Grundgesetz vom Gleichgewicht der Rechte und Pflichten im strengsten Maße durchgesetzt, und die Freude über seine besondere Gottesbeziehung ist in Israel oft genug durch den Jammer über die menschenseitige Verletzung dieser Beziehung erstickt worden.

Das Bewußtsein, daß mit der Höhe der Stellung auch das Maß der Verantwortlichkeit für Israel gewachsen ist, ist auch im alten Israel selbst schon deutlich zum Ausdruck_gekommen. Denn z. B. Amos sagte im Namen seines Gottes zu Israel: „Aus allen Geschlechtern der Erde habe ich euch allein erkannt, d. h. zu meinen vollen Bekannten gemacht; darum will ich an euch auch alle eure Missetaten ahnden" (32). Ebendasselbe Bewußtsein kommt im Gleichnis vom Weinberge (Jes 5 1-7) zum erschütternden Ausdruck. Jedenfalls hat sich an Israel das Prinzip „Wem viel gegeben ist, von dem wird viel gefordert" usw. (Sap 67, Lk 12 48, Röm. 2 12. Mt 19 30) in seiner ganzen Schärfe geltend gemacht, wie auch schon Hieronymus im Kom. zu Jes 28 28a unter lechem Brotkorn" Israel verstanden hat.

Auf der andern Seite darf in bezug auf die Nichtisraeliten nicht behauptet werden, daß die Gottheit sie ganz vernachlässigt habe, oder, wie Frd. Delitzsch (Babel und Bibel II, 36) sich ausdrückt, selbst der Gottlosigkeit und dem Götzendienst preisgegeben" habe. Dies soll mit nackten Worten in Deut 4 19 ausgesprochen sein. Dort heißt es nämlich „daß du (Israel) deine Augen nicht zum Himmel erhebest und sehest die Sterne usw. und sie anbetest, welche (oder: da sie) Jahve allen Völkern unter dem ganzen Himmel zuerteilt hat!" Aber dies soll nur eine eindrucksvolle Form der Warnung vor der Gestirnanbetung sein. Israel soll den Sternen um so weniger huldigen, als Gott diese allen Völkern als Hinweise auf den Schöpfer und Herolde seiner Ehre (Jes 40 26, Ps 191 usw.) gegeben hat. Gott ist ferner dadurch, daß er in einem Volke eine Pflanzschule der wahren Religion gründete, auch nicht aus der Geschichte genommen worden", wie A. Kuenen in de Godsdienst van Israël II, 358 sich ausdrückte. Denn er läßt nicht nur durch die Himmelssphären seine Herrlichkeit verkünden (Ps 19.1 usw.), sondern belehrt auch den Landmann (Jes 28 26), leitet auch die Geschichte der Nichtisraeliten (Am 97 usw.), ist auch „ein Erzieher von Völkern und Lehrer von Menschen" (Ps 94 10), hat sich auch ihnen nicht unbezeugt gelassen" (Gen 50 20: zu erhalten viel Volks; AG 14 16 f., Röm 1 19 f. 2 14–16), ja sie zu Mitteilnehmern an den Segnungen des in Abrahams Berufung begründeten Gottesreiches bestimmt (Gen 12 3b 18 18 22 18 26 4 28 14, Jes 22-4 usw., Mal 111), und so ist die Menschengeschichte durch die Organe der biblischen Religion nicht unter einem ganz schiefen Gesichtswinkel" (Delitzsch a. a. O., 38), sondern unter einem höchst idealen Gesichtspunkt betrachtet worden: alles Menschenringen besitzt darnach sein höchstes Ziel in der Teilnahme an der Enthüllung der lebendigen Gottheit (Sach 8 23).

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§ 13. Die Realität des Gottesreiches.

Was das Verhältnis der Gottesbeziehung Abrahams und seiner rechten Nachkommen zu den für sie gebrauchten Bezeichnungen anlangt, so ist diese Gottesbeziehung

1. mit folgenden Ausdrücken bezeichnet worden:

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a) Sie ist ein Bund genannt worden: Gen 157ff. (EJ?), wie 17 1ff. (EP). Abraham war ein Freund" Gottes (18 17 ff. J), während Henoch und Noah (5 22. 24. 69 EP) nur als solche bezeichnet sind, die mit Gott wandelten. Diese Idee war in Israel alt, und wir haben weder Anlaß noch Recht, sie aus der Zeit Abrahams oder gar Moses wegzudatieren.

Denn gleich der älteste Schriftprophet hat seine Reden mit einer Drohung gegenüber Damaskus begonnen: wegen einer nicht absehbaren Reihe von Vergewaltigungen von seiten dieser Macht wird der Ewige für Israel eintreten (Am 13-5). Ohne eine geschichtliche Erklärung vorauszuschicken, hat er demnach eine positive Beziehung zwischen Gott und Israel als seinen Zuhörern oder Lesern bekannt vorausgesetzt. Ist es nicht, als wenn ein Blitzstrahl die ganze vorausgehende Zeit erleuchtete? Derselbe Redner

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