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Also die Biographie Josephs ist kein Reflex der Geschichte der Stämme Ephraim und Manasse. Auch in bezug auf das Lebensbild Josephs leistet die neue Theorie nicht, was sie leisten soll. Dazu kommen aber auch noch Gründe, die sich aus anderen Gesichtspunkten gegen die moderne Ableitung der Lebensgeschichte Josephs ergeben. Diese Ableitung macht ja die Geschichte Josephs zu einem Produkt der Selbstverspottung Israels. Aber ist es irgendwie wahrscheinlich, daß eine Nation sich eine solche Tat, wie die Verkaufung Josephs, in ihre eigene Geschichte hineingedichtet hätte? Oder konnte Israel so töricht sein, seine Geschichte durch das Kapitel von der schmachvollen ägyptischen Knechtschaft zu bereichern?

Außerdem ist es ein Unrecht gegen den Charakter der hebräischen Geschichtsschreibung, wie sie oben, § 2, 3 ff. (S. 12ff.) auf Grund ihrer tatsächlichen Beschaffenheit gekennzeichnet worden ist, wenn man neuerdings bestreitet, daß das in ihr gegebene Lebensbild Josephs nicht auf wesentlich richtigen Erinnerungen beruhen könne. Auch ist an diesem speziellen Punkte der althebräischen Quellenangaben kein Anlaß zu solchem Mißtrauen gegen die Begründetheit des hebräischen Geschichtsbewußtseins. Weshalb denn sollen die Erlebnisse Josephs nicht in allem Wesentlichen durch die vier bis elf Generationen, wie sie nach meinen Beobachtungen (s. o. § 6, 2) in den verschiedenen Stämmen Israels zwischen Jakobs Söhnen und Moses Zeit gelebt haben, festgehalten worden sein? Welcher objektive, in Tatsachen liegende Grund, diese Möglichkeit und Wahrscheinlichkeit zu bestreiten, soll denn vorliegen? Einen solchen Grund gibt es nicht, und auch das ist ja aus der Luft gegriffen, wenn H. Wincker in KATS und in Abraham als Babylonier und Joseph als Ägypter" (1903), 32 das Prototyp von Joseph in einem Janchamu finden will, der in den Tell el-Amarnabriefen (nämlich Brief 61 31 usw.) als Beauftragter Amenhoteps erwähnt ist.

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Auf der anderen Seite gibt es aber Tatsachen, welche die Überzeugung von der wesentlichen Richtigkeit der althebräischen Erinnerungen noch weiter stützen. Denn, wie hauptsächlich Ebers nachgewiesen, zeigt die in der Genesis erzählte Geschichte Josephs in vielen Einzelheiten genaue Bekanntschaft mit der ägyptischen Kultur. Z. B. bezeichnet er das Scheeren der Haare Josephs (Gen 41 9 ff.) als eine ganz ägyp

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tische Sitte (Ägypten und die Bücher Mosis, S. 350), und er erweist den Traum Pharaos (41 1ff.) als einen „in allen Stücken ägyptischen“ (S. 353–360). Dieses Unteil ist auch von W. Spiegelberg in seinen Ägyptologischen Randglossen zum AT" (1904), 20 bestätigt worden, wie ja auch nicht etwa bloß hebräisches Paro (Gen 12 15 usw.) dem äg. pr (koptisch pero) Haus groß entspricht (so z. B. W. Spiegelberg, die Schrift u. Spr. der alten Äg. 1907, 26), sondern auch andere Ausdrücke im hebr. Bericht über Israels Berührungen mit Ägypten sich aus dem Ägyptischen erklären: 'áchu „Riedgras, Kalmus" (Gen 412; Ebers 338); 'abrēkh (41 43) „das Haupt beugen!" (nach Rossi) oder Dein Wort ist uns Wunsch" (nach Brugsch, Steininschrift usw. 83) oder „Paß auf!“ (nach Spiegelberg, Ägyptologische Randglossen zum AT 1904, 16f.) und saphenathpa neach (41 45), äg. Sapně-těph-onh (ursprünglicher: Dě-pnutě-ef-ōnh) der Gott spricht und er lebt" (nach Georg Steindorff in der Zeitschr. f. Ägyptologie 1892, 50 ff. und anderen Ägyptologen), wie ja auch der Name Asnath (Gen 41 45) ägyptisch ns-nt angehörig der (Göttin) Neith" (Brugsch, Gesch. 242) bedeutet. Das Gewicht dieses Arguments wird aber dadurch verstärkt, daß die Quellenschriften der Josephsgeschichte, obgleich sie in manchen Punkten voneinander abweichen, doch in bezug auf die ägyptischen Elemente derselben übereinstimmen. Diese müssen also wenigstens zum Grundwasser jener Quellen E und J gehören und bezeugen sich dadurch als alt. Ferner sagt Gen 47 13-26 J, daß in Ägypten alles Land, außer dem Priesterbesitz, Eigentum der Krone wurde. Nun berichten Herodot (II, 109. 141. 168) und Diodorus Siculus (I, 54. 73 f.), daß Landeigentum in einer früheren Zeit nur dem Könige und den Priestern, aber noch nicht auch den Kriegern gehört habe. In der Erzählung der Genesis spiegelt sich also die Zeit vor der Regierung des Sesostris (Ramses II.) wieder, der nach Diodorus Siculus den Kriegern Landeigentum gegeben hat.

Die Annahme von Brugsch, daß die große Hungersnot zu Josephs Zeit mit der außergewöhnlichen Hungersnot zusammenfalle, von der eine Inschrift zu El-Kab erzählt (H. Brugsch, die biblischen sieben Jahre der Hungersnot usw. 1891), ist freilich nicht zu sichern. Trotzdem ist auf Grund aller vorher gegebenen Darlegungen an der geschichtlichen Wirklichkeit der Person und Erlebnisse Josephs festzuhalten. Man darf daher auch weiterhin auf sein im Lebenskampfe verklärtes Charakterbild hinweisen und

braucht auch die folgenden schönen Zeilen von Fr. Rückert nicht als auf ein Phantasiegebilde bezüglich anzusehen:

Wie Jakob, da man Josephs Kleid ihm brachte
Und sein begrabenes Herzeleid, - erwachte;
Der Vater roch des Kleides Duft

da schwebte
Der Sohn im Duft aus seiner Gruft und lebte.
Er lebte wirklich, den er tot geglaubet.

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O sei der Trost nicht meiner Not geraubet!
Nie soll der Duft Es lebt mein Sohn!"

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- mir schwinden: ihn finden.

9. Es ist ja auch sehr natürlich, daß im althebräischen Schrifttum das Land Gosen (Gen 45 10 usw. EJ) neben dem Gebiete der Stadt Ramses (47 11 EP) als Wohnsitz der Israeliten angegeben ist.

Dieser Wohnsitz lag nach dem AT bis an den Nil (Ex 23 ff., Num 115), wie auch die Wunder Moses in die Gegend von So'an (Tanis am zweiten Nilarm von Osten her) verlegt sind (Ps 78 42 f.), aber doch wohl mehr östlich vom Nil. Dies ergibt sich allerdings nicht sicher aus dem hellenistischen Ausdruck Γεσεμ Αραβίας, da auch ein Distrikt Ägyptens Arabia genannt wurde, der 20. Gau, dessen Hauptstadt den altägyptischen Namen Kesem trug (koptisch mit dem Artikel pakos, dessen o sich auch in Gosen zeigt) und der zwischen dem sechsten und siebenten Nilarm lag (Joh. Dümichen, Geographie des alten Äg. in Onckens Allg. Gesch. I, 1, a, S. 244. 265). Aber auf Wohnsitze der Israeliten östlich vom Nil weisen die in Gen 47 11 und Ex 111 genannten Städte Ramses (östlich vom Pelusischen, also siebenten Nilarm) usw. Jedenfalls gehörte aber die Provinz Gosen doch auch zu „,Ägypten". Der Widerwille der Ägypter" gegen Kleinviehhirten (Gen 46 84) schließt nicht Gosen aus,,Ägypten" aus. Also kann der Abschnitt Ex 12 29 ff., wonach der Auszug von Ägypten ausging, nicht wegen der Nichtanwendung des Ausdruckes Gosen" einem anderen Erzähler als J zugeschrieben werden, wie es bei Ed. Meyer, die Israeliten usw. (1906), 35 geschieht.

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10. Was die Menge der Gottesreichsbürger in dieser Periode anlangt, so ist sie folgendermaßen zu taxieren und zu erklären.

Man darf nicht vergessen, daß die Knechte im Gesinde der Patriarchen durch die Beschneidung zur Zahl der Reichsbürger hinzugefügt wurden (Gen 17 12 f.). Nun besaß schon Abraham viele Knechte, wie man aus seinem Kriegszuge zur Errettung Lots ersieht, wenn auch die Zahl 318 (14 14) aus dem Namen seines Oberknechtes Eliezer (152) durch die Beachtung des Ziffernwertes der Konsonanten dieses Namens (1+30 + 10 +70+7+200 = 318) gewonnen sein kann. Auch Jakob konnte aus,,dem Volk, das mit ihm war", zwei,,Lager", wie es eigentlich heißt, oder Heerhaufen formieren (32 8-11). Nach diesen Analogien zogen auch mit den Israeliten zu Josephs Zeit (46 27 und Ex 15 EP) viele dienende

Personen nach Ägypten. Wie es in sorglosen Zeiten zu gehen pflegt, vermehrten sie sich in Gosen sehr stark (Ex 16), ohne daß man mit Kurtz II, 24 auf Grund von Aristoteles (Historia animalium 7, 4) und Plinius (Naturalis historia 7, 3) daran zu erinnern braucht, daß in Ägypten oft Zwillinge, Drillinge usw. geboren wurden. Gemäß § 6 ist freilich die Zahl der streitbaren und über 20 Jahre alten Männer, nämlich 600 000 (Ex 1237) oder 603 550 (Num 146), nicht als absolut genau verbürgt. Andererseits aber ist man nicht berechtigt, aus der Menge der auswandernden Israeliten die Unmöglichkeit der Auswanderung und die völlige Ungeschichtlichkeit des Pentateuch herzuleiten, wie es hauptsächlich Colenso getan hat (The Pentateuch usw. critically examined 1865, Part I, § 22-29), als wenn eine solche Volksmenge wegen der Schwierigkeiten des Überganges über das Schilfmeer und der allgemeinen Volksversammlungen, oder wegen der Enge der Sinaihalbinsel und der Kleinheit der Stiftshütte, oder wegen der Unmöglichkeit der Lebensmittelbeschaffung unbedingt unmöglich gewesen wäre. Einige von diesen Momenten besitzen gar keinen Grund, wie ja beim Versammeln des ganzen Volkes gewöhnlich nur dessen Vertreter gemeint sind, wie man aus Ex 197f. ersieht, und was das letzterwähnte Moment anlangt, so besaß die Sinaihalbinsel viele Weideplätze.

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11. Mit dem Auftreten eines neuen Königs, der Joseph und seine Verdienste um Ägypten Ägypten nicht kannte" (Ex 18), schlug der ägyptische Aufenthalt der Reichsbürger in eine Zeit der Strafe für weitreichende religiöse Untreue (Jos 24 12, Hes 205-8 usw. s. o. S. 73) und der Prüfung um.

Daß das Auftreten eines den Israeliten feindlichen Pharao dann am leichtesten verständlich ist, wenn es ein auf die Hyksosvertreibung folgender echtägyptischer Herrscher war, ist schon oben S. 83 dargelegt worden. Vielleicht war es Raises I., vielleicht auch Ramses II. Denn nach einem derselben war eine der beiden Magazinstädte benannt, zu deren Bau die Israeliten herangezogen wurden (Ex 111). Das äg. Pa-tum,,(Stadt) der untergehenden Sonne" ist gleich Пátovuos (Her. 2, 158) sowie gleich Pithom (Ex 111), und noch die koptische Übersetzung setzte Пlɛtoμ für das Howwv nós der LXX Gen 46 28. Zur Nennung von Heroonpolis war aber die LXX gekommen, weil Pithom und Heroonpolis nicht weit (nur 24 röm. Millien: 10 Stunden) voneinander entfernt lagen. Die Stadt Pithom ist durch die Ausgrabungen Navilles zu Tell el-Maskhûta 1883 wiedergefunden worden (vgl. z. B. in ZDPV 1885, 219 ff.). Ferner die daneben in Ex 111 genannte Stadt Ramses oder mit lockerem Silbenschluß Ra'amses hatte ihren Namen doch wohl von Ramses II., dem Sesostris der Griechen, welcher Name überdies auf einer Zusammenziehung von Seti I. und Ramses II. beruhen dürfte (Ebers in Riehms HW, S. 332). Beide Städte lagen nach den von Naville gefundenen Inschriften im Lande Thuku, wie der Papyrus Anastasi 6, 4. 16 von einem königlichen Grenzschloß von Thuku dicht bei den Sümpfen von Pithom"

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spricht (W. Max Müller in der Enc. Bibl., col. 3783). Nach Naville und Brugsch (Deutsche Revue 1883, S. 48 ff.) ging dieser Name Thuku (oder Thuket) später auf die Metropolis dieses Gaues über, während W. Max Müller die Meinung bevorzugt, daß „die Namen Pithom und Thuku Nachbarorte bezeichneten (indem Pithom offenbar die jüngere Gründung war) und dann durch ihre Ausbreitung zusammenwuchsen". Da nun äg. th (= engl. th) mit σ und D sehr verwandt ist, so ist das Thuku (oder Thuket) mit dem Orte Sukkoth zusammenzustellen, der hinter Ramses als erste Station der Israeliten genannt ist (Ex 12 37 13 20, Num 33 5 f.).

12. In dieser läuternden Prüfung trat der religiös-sittliche Fonds der Gottesreichsbürger in mehrfachen Spuren an das Licht der Geschichte.

Als wie tapfere Patriotinnen erwiesen sich jene hebräischen Hebammen (Ex 1 15-22)! Wie viele Zeugen religiöser Gesinnung treten uns in den mit Gottesnamen zusammengesetzten Eigennamen der Auszugsgeneration, wie z. B. Elişûr „mein Gott (ist) ein Fels" (Num 15 usw.) entgegen! Denn wenigstens ein Teil der in der esoterisch-priesterlichen Pentateuchschicht auftretenden Eigennamen wird mit Recht auch von Buchanan Gray (Hebrew Proper Names 1896, p. 209) so beurteilt, daß,,sie weder von einem späteren Schriftsteller geprägt wurden, noch auch nach dem Exil gebräuchlich gewesen zu sein scheinen", und zu diesen Eigennamen gehören z. B.,,die Zusammensetzungen mit şûr,Fels' und schaddaj‚Allmächtiger"". Ferner die Höhe des Nationalbewußtseins spiegelt sich in dem Namen des Vaters von Mose, nämlich 'Amrâm, also Volkhoch". Die Bewahrung der Volkstradition hatte jedenfalls auch so weit in Israel gewirkt, daß Mose trotz der ägyptischen Erziehung einen Sinn für seine Brüder behielt (Ex 2 11).

§ 20. Schicksalsverlauf der Gottesreichsbürger vom Auftreten Moses bis zur Erlösung Israels aus Ägypten.

1. Die geschichtliche Existenz Moses, dieses Grundelementes der historischen Erinnerung Israels (s. o. S. 12ff. 20f.), wird auch durch die ägyptische Herkunft seines Namens bezeugt.

Auf Denkmälern aus der Zeit von Ramses II. und seines Sohnes Merneptah wird von einem Prinzen MS erzählt, der ein Amt in Äthiopien verwaltete (Brugsch, Steininschrift usw. 220). Nicht bloß Josephus erzählte mit manchen Einzelheiten, daß Mose einen Feldzug gegen Äthiopien geleitet und eine äthiopische Prinzessin namens Tharbis geheiratet habe (Antiqu. II, 10, 2), sondern auch de Lagarde (Gött. Gelehrte Anzeigen 1884, 279) wollte mit jenen Erzählungen die Notiz zusammenstellen, daß Mose eine Kuschitin (s. o. § 7, 1), also eine Aldióлioσa heiratete (Num 12 1 EJ), worunter übrigens nicht mit Hommel (Aufsätze usw. 299) die Midianitin Şippora zu verstehen ist, deren Name dort nicht steht, sondern eine spätere zweite Frau Moses, die zu der zusammengesetzten Volksmenge gehört haben kann, die sich den ausziehenden

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