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im Auge, zumal ich voraussetzen darf, dass die christliche Kirchen- und Dogmengeschichte, angesichts der allgemein anerkannten Wichtigkeit des Manichäismus und seiner überaus gefahrdrohenden Ueberwucherung aller andern Glaubensbekenntnisse im Verlauf der ersten christlichen Jahrhunderte vom dritten an, diesen Beitrag bei der Dürftigkeit der bisher vorhandenen Quellen gewiss gern in den Bereich ihrer erneuten Untersuchungen hineinziehen wird. Hat er sich doch die Erhellung so manchen Dunkels in der beregten Frage zu einer seiner Hauptaufgaben gestellt, und gerade in dieser Beziehung will ich nicht verschweigen, wie der Horizont der orientalischen Studien sich immer gemeinnütziger zu erweitern und eine umfassendere Theilnahme für sich in Anspruch zu nehmen berufen ist.

Dasselbe Thema liess Gieseler bei Besprechung der von Aug. von Wegnern herausgegebenen Schrift *) in den Studien und Kritiken (Bd. I, S. 604 und 629) die Hoffnung aussprechen, dass der Verfasser und gewiss mit Gieseler's Zustimmung auch jeder andere seine Kenntniss der orientalischen Sprachen auch auf andern Gebieten zum Nutzen der Kirchengeschichte anzuwenden fortfahren werde.

Ausser dem Fihrist habe ich handschriftlich Mas'udi's Goldene Wiesen und sein Tanbîh benutzt, sonst aber alle einheimischen bis jetzt gedruckten Quellen, unter denen Schahrastâni obenansteht, in den Kreis der in dem Commentar niedergelegten Untersuchungen hineingezogen.

Daneben halte ich den Glauben fest, dass sich noch Manches in arabischen und persischen, vorzugsweise aber in den bis in die frühesten Jahrhunderte des christlichen Zeitalters zurückgehenden syrischen Schriften über Mânî und seine Lehre finden wird, da zumal in Bezug auf letztere bei den von Mâni und seinen Schülern syrisch verfassten Glaubensbüchern, bei der Nähe des Schauplatzes ihrer Thätigkeit und dessen unmittelbarer Berührung mit den syrisch redenden Völkerschaften es Wunder nehmen muss, dass jene bis jetzt so wenig Erhebliches bieten. In jedem Falle macht sich die

*) Vgl. S. 3 Anm. **).

Voraussetzung geltend, dass eine in syrischer Sprache verbreitete manichäische Literatur vorhanden gewesen sein muss. Auch die Frage liegt nahe, ob nicht bei dem Untergange der nabatäischen Literatur so manche manichäische Schrift betheiligt gewesen sein mag. Auffällig bleibt es, dass der Engel, durch welchen Mânì seine Eingebungen erhielt (s. S. 84), einen nabatäischen Namen führt, welcher den arabischen Lesern durch ein, entsprechendes arabisches Wort erklärt werden musste. Ging die arabische Uebersetzung aus dem Nabatäischen hervor? wol möglich, da dieses dem Arabischen wenigstens ebenso nahe stand als das Syrische *).

Oft bot sich bei Niederschrift des Commentars Gelegenheit sich in Excurse und ganze Abhandlungen über die aufgeworfenen Fragen zu verlieren, zumal ich wiederholt in die Versuchung gerieth wenigstens mehrfache Parallelen aufzustellen und von Mânì ausgesprochene Behauptungen weiter zu begründen. Ich gedenke beispielsweise nur seines Ausspruchs, dass er sein System auf Magismus und Christenthum aufgebaut habe, und der Behauptung seiner Schüler von den beiden Lichtern auf seinen Schultern, als er vor Sâbûr I. erschien **). Allein diese Aufgabe liess ich absichtlich fallen; es galt mir nur einen möglichst correcten Text herzustellen, diesem eine wortgetreue Uebersetzung beizufügen und im Commentar kurz das Wahre zu treffen, indem ich den Text wie er die Veranlassung bot in schlichten Worten verständlich zu machen suchte. Unter dieser Bedingung durfte ich die weitern Ausführungen gern Andern überlassen, die sich dazu berufen fühlen, und werde mich freuen ihnen einigermassen den Weg zu diesen erneuerten Studien gebahnt zu haben.

*) Auf einige höchst wichtige aber bis jetzt in Europa, soviel bekannt, nicht vorhandene Quellenschriften habe ich in der einleitenden Vorerinnerung hingewiesen. Vgl. S. 32.

**) Wie Mânî in der Höhle, so hielt sich Zoroaster nach der Erzählung seiner Anhänger (s. Dio Chrysost. orat. 36 S. 93 Ausg. von Reiske) der Weisheit und Gerechtigkeit wegen auf einem Berge auf, welcher in Brand gerieth und sich brennend erhielt. Der König und die Grossen eilten dahin um zu beten und Zoroaster ging φανεὶς αὐτοῖς ἵλεως aus dem Feuer hervor.

Sind mir da und dort in einer meiner Darlegungen aus Mangel klarerer Einsicht oder aus reinem Versehen Täuschungen zugestossen, so werde ich für jede Belehrung in dieser Beziehung dankbar sein, indem ich wiederholt darauf hinweise, dass es sich für mich vor allem um die Veröffentlichung einer wichtigen Quelle handelte. Ist mir die Erreichung dieses Vorhabens zu einiger Befriedigung gelungen, so sehe ich wenigstens mein Streben nicht unbelohnt, da ich sehr wohl weiss, wie zum allseitigen Verständniss des Ganzen so manche Ergänzung übrig bleibt.

Noch erlaube ich mir ein Wort über die Transscription der orientalischen Wörter für Nicht-Orientalisten hinzuzufügen. Mögen sie keinen Anstoss nehmen, wenn sie die gewöhnlichsten Wörter nicht so geschrieben finden, wie sie sich ihnen fast allgemein anderwärts bieten wie Muhammadaner statt Mohammedaner und Aehnliches. Es galt die Consequenz in Bezug auf die Vocale a i u ohne die Neigung nach e und o soviel thunlich festzuhalten, obwol ich mich auch da und dort absichtlich accommodirte, wie wenn ich Abû'lfedâ statt Abû'lfidâ drucken liess, da jene Schreibweise bisher so fest eingebürgert war, dass ich kein Bedenken über derlei Namen erregen mochte.

Noch sage ich allen denen, durch deren entgegenkommende Vermittelung ich in Besitz der Quellen gelangte oder die zum nähern Verständniss derselben beitrugen, meinen aufrichtigsten Dank.

Dresden, am 14. December 1861.

Gustav Flügel.

Einleitende Vorerinnerung.

Wenn enn es begründet ist, dass keine Sekte der ersten Jahrhunderte des Christenthums berühmter und berüchtigter wurde und für die christliche Kirche gefahrdrohender auftrat als die manichäische, so muss eine so viel möglich genaue Kenntniss derselben schon deshalb unsere Aufmerksamkeit lebhaft in Anspruch nehmen, weil wir dadurch den Ursachen näher treten, aus denen jene Gefahr hervorging, zumal ihre Lehre selbst erleuchtete Männer in ungewöhnlicher Anzahl umstrickte. Dass ihr Anhang, ihre Ausbreitung, ihre Macht auf nicht blos zufälligen Umständen eine Unterlage finden konnte, lehrt uns schon die Zähigkeit, mit welcher die Manichäer den blutigsten Verfolgungen widerstanden und hier und dort bis ins 12. Jahrhundert und noch weiter herab immer wieder auftauchten, nur um von neuem die Feuerprobe auf sich zu nehmen. Jenen Ursachen nachzuspüren, war daher eine Hauptaufgabe aller Derer, die sich mit der Geschichte der christlichen Kirche der ersten Jahrhunderte beschäftigten, und die Sorgfalt, die Ausdauer und das Aufbieten von Gelehrsamkeit und geistiger Kraft, alle Nachrichten über den Ursprung und das Wesen der manichäischen Lehre zusammenzutragen, zu prüfen und in geschichtlichen und dogmatischen Zusammenhang zu bringen sind der unwiderlegliche Beweis, dass diese Erscheinung das kirchliche Gebiet mächtig in Bewegung gesetzt haben musste und deshalb uns noch gegenwärtig anzieht und fesselt.

Um so willkommener wird uns jeder neue Beitrag zu

FLÜGEL, Mani.

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einem tiefern Einblick in einzelne Lehren sein, die Mânî zu einem vollständigen System ausgebildet hatte, zumal die Lücken höchst fühlbar und umfassend sind, welche nach allen Seiten hin unserer Kenntniss seines Systems entgegentreten.

Unsere Aufgabe wird allerdings durch die Beschaffenheit des zu behandelnden Gegenstandes, der in einem gegebenen Text vorliegt, beschränkt und es kann infolge dessen unsere Absicht keineswegs sein, systematische Erörterungen über den Manichäismus durchzuführen d. h. das manichäische Religionssystem in seiner Gesammtheit zu untersuchen und darzustellen, also die Keime, die dogmatische Bedeutsamkeit, die Verwandtschaft und den Zusammenhang desselben mit frühern Religionssystemen, wie überhaupt dessen ganzes Wesen und Einfluss hier zu verfolgen, als vielmehr zunächst den Text sprachlich und sachlich zu erklären und daran diejenigen Erläuterungen zu knüpfen, die den weitern religiös-philosophischen und dogmatischen aus dem gegebenen Text hervorgehenden Forschungen und Folgerungen den Weg ebenen und zugänglicher machen; und das hinwieder bietet vielseitige Gelegenheit, manche bisher behauptete falsche Ansicht zu entfernen, ungewisse Annahmen und unsichere Vermuthungen zu beseitigen oder völlig Irrthümliches aus diesem Theile der Kirchen- und Dogmengeschichte zu bannen. Hoffentlich findet auf diese Weise mehr als eine wesentliche Frage ihre Entscheidung und dieser und jener Zweifel seine Lösung, doch immer nur so, dass im Ganzen mehr durch Andeutungen zu weitern Forschungen angeregt wird, als durch allseitige Untersuchungen der behandelte Gegenstand erschöpft werden kann.

Wir haben aber bei den Erläuterungen, abgesehen von dem Reinsprachlichen, Zweierlei zu unterscheiden, das Historische und das Dogmatische. Unser Hauptaugenmerk wird es daher sein, für beides einen mehr sichern Grund und Boden zu gewinnen, und wenn bis jetzt in Bezug auf das Historische den orientalischen Quellen ein Vorzug eingeräumt werden musste, während der dogmatische Theil seinen Stoff mehr aus den sogenannten abendländischen Quellen entlehnte, so wird sich nun allerdings in dem bisher mit Lebhaftigkeit geführten Streite über die grössere Glaubwürdigkeit auf der einen oder der anderen Seite die Wagschale zu Gunsten der einheimischen Berichte senken.

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