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hat keine weiteren Kenntnisse als die, welche man in einer Anfangsschule auf offenem Lande sich erwer ben kann, und ist nie weiter gekommen, als von Draguignan bis Nizza.

Es ist hinlänglich, diesen Michel eine Minute lang steif anzuschauen, um ihn in den tiefßten Schlaf zu versenken, gleichviel ob er in seinem Bette ligt, oder von einer zahlreichen Gesellschaft umgeben auf einem Stuhle siht. Ist er einmal eingeschlafen, so vermö gen dicht vor seinem Ohr fallende Flinten- oder Pistolenschüsse ihn nicht zu erwecken. In seinem Schlafzustande werden, ohne die geringste Schwierigkeit, eine Menge intellektueller Kunststücke von ihm in Ausführung gebracht, wovon wir eine rasche Skizze entwerfen wollen, indem wir unsere tiefe Ehrfurcht bekennen für die überlegene Macht, die einen solchen Mechanismus in des Menschen belebter Karkasse eingerichtet hat.

Michels Geist erhebt sich, je nach den seiner Lö fung unterzogenen Fragen, bald zu den Sternen, bald springt er über zu den Gegenfüßlern, bald versenkt er sich unter die Rinde unsers Erdballs selbst. Er beschreibt mit aufferordentlicher Geistesgegenwart und Urtheilskraft die Oertlichkeiten, die man ihn solchergestalt besuchen läßt. Aus sich selbst befaßt er sich nur mit dem Gesammtanblick; die Ausmalung der Einzelnheiten hängt von der Laune der ihn Befragen. den ab.

Bezeichnet man ihm z. B. eine abwesende Person, die er nie gesehen, so entwirft er augenblicklich ihr fysisches und moralisches Bild. Er stellt ihr Horos fop, durchschaut ihr Inneres, entdeckt den kranken

oder fehlerhaften Theil, deutet das zu benußende wirksamste Heilmittel an und schreibt vor, wie es in Anwendung gebracht werden soll.

Man hat den provenzalischen Hellsehenden in Gedanken Gegenden bereisen lassen, wovon er, tausend gegen eins gewettet, nicht den entfernteßten Begriff haben konnte, und seine Antworten haben den Beweis von einer unerklärlichen Errathungsgabe aufgestellt, welche, nach den bis heute bekannten Kräften der menschlichen Leibesbeschaffenheit, nicht annehmbar scheinen.

So beschrieb er unter andern, der Wahrheit ge mäß, die kleine Stadt Martigues, im Departement der Rhonemündungen, als sehr lang und in drei Theile gesondert. Er erzählte ebenfalls, daß bet Saint-Chamans eine Brücke über die Touloubre (Fluß der sich in die Seen von Camargue ergießt) fübre, und daß auf dieser Brücke sich ein römischer Triumf bogen befinde. In einem oberhalb Salon gelegenen Schlosse waren, um 10 Uhr Abends, mehre Personen beim Kartenspiel begriffen. Er sah sie und beschrieb ihren Anzug. Nicht weniger befriedigend deutete er, auf die an ihn gerichteten Fragen, mit der erstaun lichsten Genauigkeit alle Einzelnheiten der römischen Arena und des neuen Kanals von Arles an, wovon er im wachenden Zustande nicht den mindesten Be griff hatte.

Das alles ist jedoch wenig bedeutend, im Vergleich mit einer diesem jungen Menschen eigenthümlichen Wunderkraft, über deren Ursprung und Entwickelung sich die Köpfe zu zerbrechen, Dr. Garcin Gelehrten und Filosofen das Vergnügen lassen will.

Unser Michel (vielleicht heißt er gar Hans Michel) hat nämlich noch die Eigenschaft des „Rückblicks in die Vergangenheit.“ Vör wie vielen Jahren, oder Jahrhunderten, oder Jahrtausenden (es scheint: je länger je besser) ein Ereigniß sich zugetragen haben mag, wovon er nie, unter keiner Bedingung, das geringste gewußt haben kann: er erforscht es unfehlbar und stellt es der Wahrheit gemäß dar.

So hat man ihn unter andern das Schicksal des feit 1833 verloren gegangenen Schiffes „Lilloise" ers forschen lassen. Michel hat bestimmt, an welchem Lage, wie unter welchen Umständen diese Korvette von Cherbourg (Name, den er nie zuvor genannt,) absegelt, und welche Richtung sie verfolgt. In der Entfernung von 103 franz. Stunden (etwa 57 deutsche Meit.) von Frankreichs Küste wurde sie, sagt er, von heftigen Stürmen überfallen und zurückgehalten. Im Mat 1833 legte sie bei Island an und verließ diese Insel am 13. Juni. Von jest bis zum Mai 1837 verliert er sie gänzlich aus dem Gesichte und findet sie erst wieder hoch im Norden, wo ein gewaltiger Frost herrscht, der die Bewohner des Landes verhindert, sich zu zeigen und ihm zu sagen, wie es heißt. Das Schiff geht von da wieder unter Segel, und er entdeckt es erst Ende Dezembers in der kältesten Gegend, die er je bereiset hat. Ein Ereigniß, das er nicht näher zu erklären vermag, des gewaltigen Frostes wegen, den er in allen Gliedern verspürt “, bedrohet die Lilloise mit den größten Gefahren. Er vernimmt das Angst- und Notbgeschrei der Mannschaft. Die Korvette wird von der Flut verschlungen. Alles verschwindet, alles geht zu Grunde, nicht ein ein

ziges Individuum vermag sich zu retten, sogar die drei an Bord befindlichen Kazen nicht. Dies Unglück ereignete sich in einer Entfernung von 1500 Stunden (1125 Meilen) von London....

Das ist ohne Zweifel die unerhörteste SinneUeberspannung, deren je in den Jahrbüchern der menschlichen Seelenkunde Erwähnung geschehen ist. Obgleich die eben beschriebene Seereise, nach Gar cins Aussage, den Hellsehenden sehr ermüdet, der häufigen Temperatur - Veränderungen wegen, „ die er eben so gut verspürte, als wenn er sie wirklich hätte ertragen müssen", ließ man ihn in derselben Sizung noch einige andere Reisen machen, die er mit der gleichen Genauigkeit, durch die bloße Macht der Einbildungskraft, beschrieb. Er sah auch die Belagerung von Konstantina gerade zu der Zeit, wo fie unternommen wurde und verkündete den Tod des Generals Damrémont an dem Tage, wo er wirk lich fiel.

Um wieder auf den Heilmittel-Instinkt zurückzukommen, so verordnete Michel, über die Krankheit einer Dame aus der Gegend befragt, eine Pflanze, die er unter dem Namen Malla Donna *) bezeichnete, und die man weder in seinem Lande noch in der Botanik kennt. Es war nun darum zu thun, die räthselhafte Pflanze zu erspähen. Der hellsehende Bauerbursch erklärte: sie wachse mitten in einem Walde, unter einer grünen Eiche, 400 mètres **)

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*) Wahrscheinlich hatte der „, erstaunliche Hellseher“ von der Belladonna sprechen hören und seinen „Souffleur" übel verstanden.

**) Merkwürdig, daß ein Landmann, der gar nichts von

von einer Meierei, deren Eigenthümer er namhaft machte.

Man führte ihn ins Freie, zur Aufsuchung der unbekannten Pflanze, Da er sie, aller Mühe und Anftrengung ungeachtet nicht finden konnte, streckte er fich im Walde auf den Boden aus und entschlief. In seinem magnetischen Schlummer deutete er denselben Baum, nordöstlich vom Vorwerk an, und zwar immer in der stereotypen Entfernung von 400 Mètres. Endlich fand man das Haus, maß in verschiedenen Rich tungen die angegebene Strecke und entdeckte richtig die Pflanze (welche?) unter einer immer grünen Eiche !!!..

"

Es scheint übrigens, daß die Dinge, über die man an den Hellseher von Figanières Fragen richtet, eine Art Kreislauf um ihn machen und daß, wenn er sie auch nicht im ersten Augenblicke erfaßt, cr sie bet seinen späteren, Kunststücken" felten, verfehlt. Nach feinem Erwachen hat er, von allem was er gesehen, nur die Erinnerung wie von einem Rundgemälde, das auf allen Seiten ihn umschlossen, und dem er die Umstände, die Ideen und Worte entnommen, woraus seine Antworten zusammengesezt waren.

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Die Entwickelung der Intelligenz und die Ueberspannung der Einbildungs. fraft" werden, wie man sieht, immer hervorspringender in den Offenbarungen des Somnambulismus. Deleuze versichert sehr ernsthaft, daß der erste von

Mètres weiß, wenigstens die richtige Bedeutung des
Wortes nicht kennt, sich ordonnanz gemäß ausdrückt, und
nicht, wie ihm der Schnabel gewachsen ist, 400 bis 500
Schritt fagf.

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