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von einem bloß materiellen Interesse eingegeben zu sein scheint, fällte das Gericht nach kurzer Berathung sein Urtheil in folgenden Worten:

"In Erwägung da durch die Verhandlung festgestellt worden, daß den 13. November d. J. So. mers, ohne alle Aufreizung von Seiten Beaumonts, freiwillig und mit Vorbedacht diesem Hiebe mit seiner Reitpeitsche gegeben;

"Vergehen, welches durch den Artikel 311 des Gesetzbuches vorausgesehen;

» verurtheilt das Gericht den nicht erschienenen Somers zu zweijähriger Haft, 100 Fr. (46 fl. 40 kr.) Strafe und Bezahlung aller Prozeßkosten."

Nachschrift. Einige Tage nach Bekanntmachung des vorstehenden Urtheils, hat Somers einen langen Brief in die englischen Zeitungen einrücken lassen, worin er sich in Ausfällen und Schmähungen gegen Wenworth-Beaumont, gegen dessen Advokaten, Karl Ledrü, und gegen die französischen Gerichte erschöpft, ohne dabei den Enschluß auszusprechen, vor den legten sich zu stellen, oder die Sache auf eine rechts- und vernunftgemäße Weise zu Ende zu bringen.

Noch ein Mörder aus Leichtsinn und Neberspannung.

Der 24jährige Alexander Deugnet, gebürtig von St. Omer, Handlungsreifender für seinen Bruder, der sich an der Spiße einer großen Kurzwaaren-Handlung befindet, hatte sich in ein junges Frauenzimmer, Namens Viktorina Lécläse verliebt und war auf

dem Punkte, mit ihr sich zu verheirathen. Die Hochzeit sollte in einigen Tagen gefeiert werden.

Ganz unerwartet wurde die junge Person von einer Unpäßlichkeit befallen, welche sie nöthigte, der Verordnung des Arztes gemäß, das Zimmer zu hüten. Ihr Verlobter pflegte sie mit vieler Sorgfalt, wachte an ihrem Bette und schien von den zärtlichsten Gefinnungen für sie durchdrungen. Am Sonnabend, nachdem er den ganzen Nachmittag bei ihr geblieben, begab er sich in ein Kaffehaus mit einigen seiner Freunde, zwei von diesen bis zu seiner Rückkehr bei Viktorina Léclüse lassend.

Dem übeln Gebrauche der französischen Jugend gemäß, ermangelten Deugnets Begleiter nicht, im Kaffehause über seine Treuherzigkeit sich lustig zu machen, die ihn seine Braut zwei jungen Burschen anvertrauen ließ, von denen (ihrer Behauptung nach) wenigstens einer ihr gar nicht gleichgiltig sei. Die unbesonnenen Einflüßterer trieben ihren Unfug noch weiter, indem sie ihrem Kameraden sagten: er sei ein Spielzeug seiner Verlobten, die nur deshalb mit ihm fich verheirathen werde, um, wenn er in den Geschäften seines Bruders reise, desto ungestörter mit ihrem begünstigten Liebhaber ihr Wesen treiben zu können.

Deugnet war bei diesen Mittheilungen wie vom Bliß gerührt. Er nahm Abschied von seinen Freunden, und ohne zu der jungen Léclüse zurück zu kehren, brachte er die Nacht in einer fast wahnsinnigen, fieberischen Aufregung zu. Mit Tagesanbruch lud er zwei Pistolen, steckte dieselben zu sich, und begab sich nach dem Hause, worin feine Verlobte wohnte. Ob nun eine Erklärung zwischen ihm und ihr stattgefunden,

weiß man nicht. Aber kaum waren, seit feinem Eintritt in die Krankenstube, einige Minuten verstrichen, so vernahm man einen schnell hinter einander fallenden Doppelschuß, der alle Bewohner des Hauses erfchreckte.

Man eilte nach des Mädchens Zimmer, wo man ein entseßliches Schauspiel gewahrte. Viktorina lag unbeweglich auf dem Boden. Eine Kugel war ihr durch das linke Auge in den Kopf, und im Nacken wieder herausgefahren; die zweite hatte ihr die Kinn lade zerschmettert. Das Blut floß stromweis aus ihren beiden schweren Wunden. Alexander Deugnet stand neben ihr, ganz ruhig ein Pistol ladend, womit er, wie er später erklärte, sich selbst den Schädel hatte zerschmettern wollen. Er ließ sich ohne Widerstand festnehmen und ohne das mindeste Bedauern über seine That, beklagte er sich nur, daß man ihn verhindere, Hand an sich felbst zu legen.

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Ich liebte leidenschaftlich meine Braut,“ sagte er, und wenn ich Zuneigung für jemand habe, so ist es in allem Ernst. Kaum erfuhr ich nun, daß sie mich nur aufziehe und aus meiner Liebe sich ein Spiel mache, so beschloß ich zuerst sie, dann mich selbst umzubringen. Deshalb nahm ich zwei Pistolen zu mir.

„Die gerechten Vorwürfe, die ich ihr machen zu können mich berechtigt hielt, wurden von zu mit Hohn erwiedert. `Sie lachte mich aus und gab mir nur zu deutlich zu erkennen, daß alles, was meine Freunde mir über sie gesagt, wahr sei. In diesem Augenblicke war ich nicht mehr Herr über mich. Ich ergiff ein Pistol und schoß es gegen sie ab. Sie fiel nicht. Ich besorgté sie verfehlt zu haben und jagte

ihr noch eine Kugel durch den Kopf. Diese Uebereilung allein thut mir leid. Denn das zweite Pistol war für mich bestimmt. Ich bedaure niemand als meinen armen Bruder, der immer so gütig, so wohlwollend sich gegen mich benommen. Was aus mir werden mag, kümmert mich wenig. Ich habe sterben wollen; die Menschen mögen nun mit mir thun, was sie für gut erachten."

Deugnet wiederholte die gleichen Worte auch vor den Geschwornen. Er ist sehr klein, hat ein äusserst schwächliches, weibisches Ansehen, und obgleich er schon das 24ste Jahr zurückgelegt, scheint er doch kaum 19 Jahr alt. Seine Haltung und sein Gesicht lassen in ihm einen ruhigen, bedachtsamen Karakter vorausseßen. Er hat bereits verschiedene sehr ernstliche Zwistigkeiten in seiner Familie erregt, die, um sich seiner zu entledigen, ihn in Handelsgeschäften eine Reise nach Südamerika hatte machen lassen, in der Vorausseßung, daß durch sein Verweilen in entlegenen Ländern und durch die Reibung mit allerlei Menschen, seine Heftigkeit sich einigermaßen vermindern und er noch ein nüßliches Leben führen werde.

Leider war, er nicht besser zurückgekehrt, als er abgereiset war. Der Fehler schrieb sich von früher her: er lag in der unvernünftigen, einseitigen und verzärtelten Erziehung, welche er erhalten; ein nur zu häufiger Mißbestand, den man als den ersten Grundstein der Verschrobenheit und des Unglücks der meisten Menschen betrachten muß.

Die arme Viktorina Léclüse war von ausgezeich neter Schönheit; aber auch eben so leichtsinnig, anbesonnen und übereilt. Daß sie ihren Verlobten ab

sichtlich gereizt, unterligt keinem Zweifel nach den vielfältigen Zeugnissen, welche in dieser Hinsicht über ihr Begehen eingegangen find. Sie überlebte ihre schweren Verlegungen nicht, sondern verschied am andern Morgen nach dem Ueberfall, um Gnade für ihren Mörder bittend.

Dieser wurde von den Geschwornen eines „freiwillig, doch ohne Vorbedacht verübten Mordes schuldig" erklärt, und der überdem ausdrücklich geltend gemachten mildernden Umstände. wegen, nur zu zehnjähriger Einsperrung, ohne vorherzugehende öffentliche Ausstellung, verurtheilt.

Die beiden Endpunkte der Größe und Niedrigkeit.

Ein junges Frauenzimmer war in einem reichen Hause im Loire - Departement erzogen worden. Bis zu ihrem 20sten Jahre hatte jedermann sie als zur Familie gehörig betrachtet. Erst nach dem Ableben derjenigen, welche sie für ihre Eltern gehalten, erklärte ihr die, welche sie ihre Schwester nannte, daß sie in Zukunft dieser Bezeichnung sich zu enthalten habe, weil sie ein unehelich erzeugtes Kind sei, das man mitleidig einem Findelhause entnommen und mit den wirklichen Kindern der Familie auf gleichen Fuß ge stellt. Jeßt, wo es um Theilung des Nachlasses der verstorbenen Eltern zu thun sei, habe sie auszutreten und ein mit ihrer Geburt mehr in Uebereinstimmung stehendes Gewerbe zu wählen.

Einige Monate nachher verlangte die Bedauerungswürdige von den Gerichten die Wiedererstattung eines

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