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gebracht wurden. Aber auch der Catechismus Luthers war in neurer Zeit zum Theil von andern Lehrbüchern verdrängt worden. Während man auch früher alle Confirmanden auf das apoftolische Glaubensbekenntniss verpflichtete, hatte man eingeführt, daß die Einzufegnenden ein selbst verfertigtes Glaubensbekenntniss ablasen, wobei häufig noch die Eitelkeit einen Streit darüber entzündete, wer von den Confirmanden hierzu auserwählt werden sollte. Wir können aber nur verpflichtet werden auf das Glaubensbekenntniss der Kirche, zu der wir uns zählen, aber nie auf das Glaubensbekenntniss eines Einzelnen, denn wir würden uns dadurch ja gar nicht zu dieser Kirche bekennen, was durch das Bekenntniss des apoftolischen Symbolum unstreitig geschieht. Der Lutherische Catechismus ift für die evangelische Kirche ein rechtes Segensbuch gewesen, das auch bis jezt von keinem andern Lehrbuche übertroffen oder erreicht worden ist. Damit soll nicht gesagt werden, daß jeder Christ durch ihn allein hinreichend unterrichtet werden könnte, und daß beim Religionsunterricht nicht noch manches erläuternd und ergänzend hinzuzufügen wäre; auch soll nicht geläugnet werden, daß in andern Schriften Einzelnes beffer ausgedrückt oder erklärt sein kann, wie z. B. die Erklärung der Gebote im Heidelberger Catechismus viel eindringlicher und tiefer ist. So wird denn allerdings bei Luthers Catechismus im Unterricht noch vieles nachzutragen oder weiter auszuführen sein; immer aber wird er ein fester Anhalt der evangelischen Glaubenslehre bleiben.

Zu diesem kleinen Catechismus hat nun Luther noch den, in demselben Jahre erschienenen großen gegeben, in welchem, zum Unterricht für die Geistlichen und Lehrer, ebenfalls die fünf Hauptstücke ausführlicher entwickelt und auf viele einzelne Lebensverhältniffe angewendet sind. Vornehmlich sind die Gebote sorgfältig erläutert und umfassen beinahe die Hälfte des Catechismus. Auch das Gebet des Herrn ist gründlich erklärt. Wir gehen jest in die Geschichte jener Tage zurück, wo Luthers Catechismus erschien. Es war eine traurige, für Deutschland, wie für ganz Europa, höchft bewegte Zeit. Die mächtigsten Gewalten waren im Kampfe begriffen, der Kaiser mit dem Papste zerfallen, Rom gestürmt, der Papst im Gefängniss. Dieser hätte unter den jezigen Umständen

durch den Kaiser auf das allertiefste gedemüthigt werden können; denn obschon einzelne Fürsten, wie Frankreich, auf seiner Seite standen; so war doch niemand da, der etwas Bedeutendes gegen den Kaiser unternehmen konnte. Aber Kaiser Karl V selbst hatte ungern den Krieg gegen den Papst geführt, auch den Zug nach Rom seinem Feldherrn nicht befohlen, denn er brauchte in diesen Tagen selbst die große Macht der Kirche. Der König von England nämlich, Heinrich VIII, (f. unten Vortrag 12) wollte sich von seiner ersten Gemahlinn, der treuen Katharina von Aragonien, trennen, weil Anna von Boleyn ihn gefesselt hatte, und dazu bedurfte er der Einwilligung des Papstes. Katharina aber war eine Tante des Kaisers, und dieser wollte, daß der Papst die Trennung verhindern solle. Überdies fühlte Karl durchaus keine Neigung, sich der Lehre Luthers hinzugeben, hätte dies auch schon aus Rücksicht für seine bigotten Spanier nicht gekonnt. So suchte er denn den Papst wieder auf seine Seite zu bringen und ordnete selbst Bußtage und Gebete für die Befreiung des von seinen Truppen gefangenen Papstes an. Solche Zwiftigkeiten indessen, die den Kaiser anderweitig beschäfftigten, trugen immer dazu bei, daß nichts zur Unterdrückung der Reformation geschah. Zum Glück für die Evangelischen waren auch die katholischen Fürsten Deutschlands unter einander zerfallen, wie Östreich und Baiern. Der Herzog von Baiern nämlich hatte selbst nach der römischen Königskrone gestrebt; vorzüglich aber die Krone Böhmens, welche Ferdinand, des Kaisers Bruder, ererbt hatte, an sich zu reißen gesucht.

Aber dennoch wäre schon jezt beinahe ein Krieg zwischen den Katholischen und Evangelischen ausgebrochen, indem die lezteren durch einen Betrüger verführt worden waren, an ein Bündniss zu glauben, welches die ersteren zu ihrem Verderben geschloffen haben sollten. Es sind dies die sogenannten Packischen Händel. Otto von Pack, im Dienste des Herzogs Georg von Sachsen, hatte dem Landgrafen Philipp von Hessen, dem Schwiegersöhne des Herzogs Georg, die Entdeckung gemacht von einem geheimen Bunde zwischen dem Herzog Georg von Sachsen, Brandenburg, Öftreich, Baiern, Chur - Mainz und anderen katholischen Ständen, hatte ihm sogar eine Abschrift des Vertrages gebracht, ja selbst ein, mit dem Siegel des Herzogs Georg versehenes Eremplar desselben gezeigt;

aber alles war reine Erfindung. Die katholischen Fürsten wussten nichts davon; und als sich dies erwies, musste Philipp um so mehr einlenken, als er, ohne erst die Sache näher zu untersuchen, nicht nur mit dem Churfürsten von Sachsen ein Schußbündniss geschlossen hatte, sondern auch schon in die Länder einiger geistlichen Fürsten, wie des Bischofs von Bamberg, eingefallen war. Nun wurde zwar die ganze Sache wieder beigelegt; das gegenseitige Misstrauen der katholischen und evangelischen Stände war aber dadurch sehr vergrößert worden.

Daneben waren aber in der evangelischen Kirche selbst Spaltungen ausgebrochen. Der Landgraf von Heffen, der sich von allen evangelischen Fürsten das äußere Schicksal seiner Glaubensgenossen am meisten angelegen sein ließ und immer bemüht war, sie zu gemeinsamen Maßregeln zu vereinigen, sah ein, daß alle seine Bestrebungen keinen großen Erfolg haben würden, wenn die evangelische Kirche nicht innerlich einig wäre und vor Entzweiungen bewahrt würde. Nun war aber ein Zwiespalt über die Lehre vom Abendmahl entstanden; denn auch in Deutschland hatten sich viele der Ansicht, welche die Schweizer darüber aufstellten, angeschlossen, wie denn der Churfürst von der Pfalz und der Landgraf von Hessen selbst späterhin zur reformirten Kirche übertraten. Philipp wünschte daher, daß Luther sich mit den Schweizern über jene Lehre vereinigen möchte; denn er konnte nicht begreifen, wie es möglich sei, daß Männer, wie Luther und Zwingli, welche beide so kräftig gegen das Papstthum ftritten, über diese einzelne Lehre zerfallen könnten, und hoffte daher, daß sie sich leicht bei einer persönlichen Zusammenkunft verständigen und versöhnen würden. Zu diesem Zwecke hatte er ein Gespräch zwischen den vornehmsten Theologen der beiden evangelischen Parteien vorgeschlagen, welches auch im October des Jahres 1529 zu Marburg zu Stande kam.

Ehe wir aber zur nähern Betrachtung desselben übergehen können, müssen wir uns zuerst zur Schweiz wenden und das Verhältniss der dortigen reformatorischen Bestrebungen klar machen.

Reformation in der Schweiz.

Die Schweiz, ein kleines Ländchen, zertheilt in eine Menge Cantone und Abteien, hatte, seit es allmählich zu einer größern Selbständigkeit gekommen war, einen geringen Zusammenhang mit Deutschland und dem übrigen Europa. Nur durch die Tapferkeit seiner Bewohner, welche als Hülfstruppen in vielen europäischen Heeren dienten, stand es mit dem Auslande in Verbindung. Das Auswandern der Schweizer, um sich in fremden Ländern zum Kriegsdienst anwerben zu lassen, nannte man Reislaufen (Reise heißt so viel als Marsch"). Die Schweizer wurden durch dieses Reislaufen sehr verderbt, indem sie der inländischen Sitten sich entwöhnten und nicht immer die besten aus der Fremde mit nach Hause brachten. Fromme Männer machten es deswegen auch zum Gegenstand ihrer Predigten, gegen dieses Unheil zu kämpfen und ihre Landsleute davon zurückzuhalten. Im Innern des Landes aber trug der Freiheitssinn der Eidgenossen die Erpressungen des Papstes und der geistlichen Herren nur mit dem größsten Unwillen und betrachtete diese, besonders den Cardinal und Bischof von Sitten, als die Blutsauger des Landes, weshalb ein Kampf gegen sie in vielen Seelen Anklag finden musste. Hier in diesem Ländchen trat nun ein zweiter großer Reformator auf.

Huldrich Zwingli war geboren am 1 Januar 1484 zu Wildenhausen im Toggenburgischen. Hier, in einer hohen Gebürgsgegend, wo Getreide nicht mehr wuchs, nur umgeben von Sennen und Hirten, verlebte er seine Kindheit, und der kräftige Knabe wuchs unter der Zucht eines kräftigen Vaters, welcher Ammann war, zu einem geraden, rèdlichen und tüchtigen Jüngling heran. Sein Vater hatte eine zahlreiche Familie und Huldrich wurde zum geistlichen Stande bestimmt; wie denn bei mehreren Kindern gewöhnlich eins in diesen eintreten musste. Dazu kam, daß er für sein Fortkommen gute Aussichten hatte; denn es befanden sich bedeutende Geistliche unter seinen Verwandten, durch deren Einfluss er auch wirklich schon 1506, in einem Alter von 22 Jahren, Priester zu Glarus wurde. Die ganze Lage und Bildung Zwinglis

war durchaus verschieden von der Luthers. Nie war er durch so harte äußere Prüfungen, nie durch so schwere Seelenkämpfe gegangen, wie dieser, nie in kirchlichem und mönchischem Wesen befangen gewesen, wie Luther. Er hatte auf den Universitäten zu Wien und Basel seine Studien gemacht, nicht hinter Klostermauern unter strengen Büßungen sich gehärmt; sondern die Wissenschaften und die Alten kräftig und fröhlich studirt. Nicht in Palästina allein, sagte er, habe Gott gewaltet: auch aus Platons Schriften und Pindars Oden könne man Göttliches schöpfen. Wenn er an das ewige Leben gedenke, so hoffe er auch Numa Pompilius und alle großen Männer der Vorzeit dort zu schauen. Nicht unter Seufzen und Ringen des Herzens war Zwingli aufgewachsen, sondern als eine lebensfrohe, freie, kräftige, wahre Natur, der nichts mehr zuwider war, als Heuchelei und Lüge. Die Lüge müsse härter be= straft werden, als Diebstahl, meinte er, weil sie die Mutter aller Sünde sei. Bei dieser Klarheit seines Geistes, bei dieser Kenntniss der Alten, musste ihm, als er sich zu Basel eifrig dem Studium der Theologie widmete, die heilige Schrift bald als das Höchste und Herrlichste erscheinen. Wir haben schon erwähnt, wie Erasmus 1516 das neue Testament herausgegeben hatte. Es war aber damals selten und theuer, und Zwingli konnte es nur geliehen erhalten. Er schrieb es daher sauber und rein ab, und sezte sich aus den Kirchenvätern erklärende Anmerkungen an den Rand. Er las und studirte es so fleißig, daß er es ganz auswendig lernte. Sein eifriges Forschen in der Schrift führte ihn zu einer reineren Erkenntniss des Christenthums, die ihm das Auge für die Missbräuche der Kirche öffnete, und von nun an stritt er mit großer Kraft ge= gen die Macht und den Übermuth des Papstthums. Dies wurde ihm aber leichter, als Luthern; denn sein Staatsleben und Bürgerthum war ein anderes, als in Deutschland, wo die Reformatoren von den Fürsten, diese von der Reichsversammlung, diese vom Kaiser, und dieser vom Papst abhängig waren. Zwingli dagegen war ein freier Republicaner und in seiner Gegend war die Herrschaft des Papstes nicht so einflussreich wie in Deutschland. Die einzelnen Cantone waren weder von einander noch von andern Gewalten abhängig und wenn der Rath der Städte für eine Sache

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