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tes Werk nicht zerstören, und wenn wir auch unterliegen und sterben, so werden schon andere kommen, die es fortseßen.“ Auf diesen felsenfesten Glauben traute er. Er wusste, er habe nichts der äußern Ehre wegen gethan, sondern nur zu Gottes Ehre, und darum glaubte er, sein Werk könne nicht untergehen, weil es Gottes Werk sei, und hat diesen Glauben in seinem Kraftliede „Ein feste Burg ist unser Gott" so herrlich ausgesprochen.

Die evangelischen Stände kamen noch in demselben Jahre am 22 December zu Schmalkalden zusammen. Diese Stadt, am Thüringer Walde in den Bergen gelegen, war nicht der erfreulichste Aufenthalt. Da aber die Angelegenheit so dringend als wichtig war, hatte man sie gewählt, weil dort die Fürsten am leichtesten und schnellsten zusammenkommen konnten. Hier wurde der Grund zu dem Schmalkaldischen Bunde gelegt, welcher dann auf einer zweiten Zusammenkunft zu Schmalkalden am 29 März 1531 wirklich abgeschlossen wurde. Die evangelischen Stände, welche die Augsburgische Confession unterschrieben hatten, mit Ausnahme des Markgrafen Georg von Brandenburg und der Stadt Nürnberg, verbanden sich dadurch zur gegenseitigen Vertheidigung, wenn irgend einer von ihnen um des evangelischen Glaubens willen und zu deffen Unterdrückung angegriffen werden sollte. Die Theologen, welche früher immer der Meinung gewesen waren, die Fürsten dürften sich dem Kaiser auch dann nicht widerseßen, wenn er Gewalt brauche, um ihren Glauben zu unterdrücken, waren jezt durch die Juristen vom Gegentheil überzeugt worden. Diese hatten dargelegt, der Kaiser sei kein unumschränkter Monarch, sondern die Verfassung des deutschen Reichs sei eine andere. Der Kaiser könne eigenmächtig den Fürsten nichts nehmen; nur mit Bewilligung der Stände dürfe er in solchen Dingen, die das Recht derselben angingen, verfahren. Die Fürsten hätten nicht allein dem Kaiser geschworen, sondern dieser ihnen auch: er wäre also eben so gut gebunden, ihnen in allen Stücken ihr Recht widerfahren zu lassen. Bräche er aber den Eid und wolle er sie in solcher Sache mit Krieg überziehen: so wären sie dann gleichfalls ihres Eides entbunden, und er habe aufgehört ihr Kaiser zu sein. Daher dürften sie ihm, wenn sie mit so offenbarer Ungerechtigkeit angegriffen wür

den, Widerstand leisten. Als die Rechtsgelehrten zu Wittenberg dieses Urtheil ausgesprochen hatten, traten ihm auch die Theologen, und selbst Luther, bei. Dieser sagte: „Wenns so ist, freue ich mich, daß der Kampf nicht wider Gottes Recht, sondern mit Gottes Recht geführt werden kann." Dennoch rieth Luther immer noch wie früher vom Kriege ab; nur die Gegenwehr gegen ungerechten Angriff hielt er nach jenen Darlegungen für erlaubt und den Geboten Gottes gemäß. Mehrere einzelne Städte, im Ganzen elf, gesellten sich noch zu dem Bunde der Fürsten; die Seele desselben aber war der Churfürst Johannes und der Landgraf Philipp.

Noch ein Umstand schien den Protestanten gefährlich zu werden, nehmlich die Wahl des Erzherzogs Ferdinand zum römischen Könige. Der Kaiser hatte die Krone seinen Nachkommen zu hinterlassen gewünscht, aber die Fürsten waren früher nicht dazu geneigt gewesen; auch war sein Sohn Philipp noch zu jung. Da er aber die Kaiserkrone gern seiner Familie erhalten wollte, so beabfichtigte er jeßt, sie seinem Bruder Ferdinand zuzuwenden. Damit die Fürsten ihm nicht dieselbe Einwendung machen möchten, wie vormals seinem Großvater Marimilian; so hatte er die Kaiserkrönung in Bologna empfangen. Nun erklärte er, es würde sehr gut sein, wenn er in Deutschland, von wo er bisweilen auf lange Zeit abwesend sein müsse, einen Stellvertreter hätte, der mit ihm alle Macht theilte. Die geistlichen Fürsten hatten wenig gegen Ferdinand einzuwenden; denn er hatte sich stets so gezeigt, daß sie einen eifrigen Beschüßer ihrer Kirche, die Protestanten dagegen einen heftigen Feind an ihm erwarten mussten. Daß der Churfürst von Sachsen aber nicht geneigt sein werde, ihn zu wählen, konnte der Kaiser wohl erwarten. Dieser behauptete daher, der päpstliche Bann gegen Luther erstrecke sich auch auf seinen Beschüßer, den Churfürsten Johannes, der also gar nicht zur Wahlversammlung berufen werden müsse. Die andern Fürsten aber wollten dies nicht zugeben. Daher musste denn der Papst erklären, daß selbst ein Fürst, der im Bann wäre, zum Fürstentage berufen werden könne. Der Churfürst aber ging nicht selbst dahin, sondern schickte seinen Sohn, den Churprinzen, nach Cöln, wo die Wahl statt haben sollte. Dieser legte Protest gegen die Wahl Ferdinands ein, und merk

würdiger Weise auch Baiern; leßteres aus alter Eifersucht gegen Östreich. Baiern meinte, sein Adel sei höher, als der Öftreichs, und wäre gern selbst zum Nachfolger ernannt worden. Dies war günstig für die Evangelischen, welche so einen mächtigen Feind weniger hatten. Auch die andern katholischen Fürsten wollten doch, obgleich fie für Ferdinand stimmten, keineswegs offnen Krieg mit den Protestanten. Der Churfürst von Mainz, Albert von Brandenburg, fragte: was man wohl zu erwarten hätte, wenn bei einem solchen innern Kampfe die Türken plöglich in Deutschland einfielen? Dieser geistliche Fürst war, obschon durch Tezel übel berüchtigt, dennoch in vieler Hinsicht ein vortrefflicher Mann, der stets auf das wahre Wohl des Reiches bedacht war, selbst Ulrich von Hutten lange beschüßt hatte und viel milder, als andere, gegen die Protestanten gesinnt war. Sachsens und Baierns Protefte blieben indessen fruchtlos; Ferdinand wurde gewählt. Der Kaiser kam von nun an nur noch selten nach Deutschland, während sein Bruder alle Reichsangelegenheiten besorgte. Dieser zeigte sich aber später, nachdem er Kaiser geworden war, viel milder als früher, daß seine Wahl keinesweges die traurigen Folgen für die Protestanten hatte, welche jezt zu besorgen waren.

Neunter Vortrag.

Jezt wollen wir auch die Geschichte der Reformation in der Schweiz bis auf diesen Zeitpunkt, das Jahr 1531, fortführen. Wir haben oben bereits gesehen, wie hier die Reformation seit 1519, wo Zwingli das Amt eines Predigers am Münster in Zürich antrat, auf eine ruhige, geräuschlose Weise ins Leben getreten war, und wie Zwingli dahin strebte, seine Landsleute nicht bloß in religiöser Beziehung, sondern auch politisch frei zu machen. Besonders eiferte er gegen die Pensionen, welche angesehene Schweizer von auswärtigen Fürsten bezogen, wogegen sie sich verpflichtet hatten, die Pläne derselben in ihrem Vaterlande zu unterstüßen, für sie Truppen zu werben und so das Blut und Leben ihrer

Mitbürger zu verhandeln. Die aus fremdem Kriegsdienst zurückkehrenden Schweizer brachten dann knechtisches Wesen und große Zügellosigkeit in die Heimath zurück, und die alte Einfachheit und Reinheit der Sitten ging dadurch unter. Für das Innere des Landes aber wünschte Zwingli, daß die Cantone unter einander einiger sein möchten und die strenge Aristokratie aufgehoben würde. Er war für diese Ideen begeistert, weil er meinte, daß ohne äußere und innere politische Freiheit auch die wahre evangelische Freiheit in seinem Vaterlande nicht recht gedeihen könne. Nach alten Rechten besaßen die Urcantone: Uri, Schwyz und Unterwalden, so wie diejenigen, welche sich ihnen zuerst angeschlossen hatten, Luzern, Zürich, Glarus, Bern und Zug, zusammen die acht alten Orte genannt, ein bedeutendes Übergewicht über die anderen, was nach Zwinglis Ansichten ferner nicht statt finden sollte. Er hatte deswegen auch in Zürich dahin gewirkt, daß die früheren Adelsverbände ihre Vorrechte aufgeben mussten. Die Einführung der Reformation aber gab zu neuen Uneinigkeiten Veranlassung. Es zeigte fich bald ein großer Zwiespalt zwischen den Bergcantonen, die der alten Lehre treu blieben und dem Eindringen der neuen Lehre widerstehen wollten, und den bedeutenden Städten, Zürich, Bern, Basel, Schaffhausen und St. Gallen, in welchen allein die Reformation bis zum Jahre 1523 festen Fuss hatte fassen können. Noch ein anderer Umstand verursachte Zwistigkeiten. Es gab in der Schweiz eine Menge Ämter, worüber mehrere Cantone gemeinschaftlich die Oberaufsicht führten und an deren Besegung ste gemeinsamen Antheil hatten. Es entstand dann häufig Streit darüber, wer eine erledigte Stelle besehen solle. Besonders war dies jezt bei geistlichen Stellen der Fall, weil die Katholiken sowohl, als die Reformirten darauf bedacht waren, sie ihren Glaubensgenoffen zuzuwenden. In einigen Cantonen wurden die Protestanten von den Katholischen hart gedrückt. Die Reformirten wollten dies nicht länger dulden und schlossen sich an einander an; besonders hatten sich Zürich und Bern eng verbündet. Da die katholischen Cantone sahen, daß sie für sich allein der großen Macht der Städte nicht würden widerstehen können; so geschah, was sonst in der Geschichte der Schweiz unerhört ist, daß die fünf alten Cantone: Lu

zern, Uri, Schwyz, Unterwalden und Zug mit dem römischen Könige Ferdinand, ihrem Erbfeinde, einen Bund schlossen. Dies musste als die höchste Verhöhnung der schweizerischen Freiheit angesehen werden. Die Cantone hofften aber in diesem Bunde Großes auszurichten; denn man war übereingekommen, daß Alles, was in der Schweiz selbst erobert werden würde, den Cantonen, Alles, was man außerhalb erobern werde, dem Könige gehören sollte, dem man überdies Costnig überlassen hatte. Hierzu kam, daß ein evangelischer Prediger Zürcher Gebietes, Jakob Keyser, der nach Uri gehen wollte, in einem der Bergcantone gefangen genommen und im Juni 1529 in Schwyz verbrannt worden war.

Jezt zogen die Städte gegen die Bergcantone. Die Macht der ersteren war bei weitem überwiegend, und man sah ein, daß es zur Vernichtung der Bergcantone kommen könnte. Schon standen die beiden Heere einander gegenüber; da vermittelte noch der Landammann Johann Äbli aus Glarus einen Frieden zu Kappel, worin beiden Theilen gleiche Freiheit der Religionsübung zugestanden und nur der Bundesbrief mit Ferdinand herausgegeben wurde. Zwingli erblickte aber hierin nur das Verderben seiner Glaubensgenossen. Er machte auch dem Vermittler Vorwürfe darüber und sagte: „Du wirst darüber einst vor Gott Rechenschaft ablegen müssen." Denn er erkannte, daß dieser Friede, den die Katholischen nur geschlossen hatten, um Zeit zu gewinnen, nicht von Dauer sein könne und meinte, man müsse jezt gleich das Werk vollführen oder es werde in Zukunft nie wieder eine so günstige Gelegenheit zum Gelingen desselben sich darbieten. Und er hatte Recht. Denn es war durch diesen Vertrag keine Einigkeit des Glaubens, sondern vielmehr ein furchtbarer Hass unter beiden Parteien entstanden, und die Bergcantone verfolgten nach wie vor die Evangelischen.

Zwingli verfuhr hier ganz anders als Luther. Dieser hatte stets Alles angewendet, um Krieg zu verhüten, und wollte, die Evangelischen sollten lieber in die Gewalt des Kaisers fallen, als sich ihm widersezen. Zwingli dagegen drang auf offenen Kampf. Zwar waren in seinem Lande die Verhältniffe anders als in Deutschland; denn es fand dort keine solche Unterordnung statt wie hier;

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