ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

immer bedeutend, weil es an der Stelle eines kaiserlichen ein unabhängiges ständisches Gericht geworden war, aber auch das hätte der Kaiser gern wieder aufgehoben, wenn er nicht der Beisteuer der Fürsten zu seinen Kriegen bedurft hätte; ja es wäre doch wohl zu Grunde gegangen, wenn nicht Churfürst Berthold von Mainz die Sache vermittelt hätte. Aber immer mehr zeigte sich die Macht der einzelnen Fürsten. Außer den geistlichen waren besonders die Churfürsten der Pfalz, Sachsen, Brandenburg und Böhmen, neben ihnen die Herzöge von Baiern, der Landgraf von Hessen und die Fürsten von Braunschweig mächtig. Das sächsische Land theilte sich nach den Stämmen der einst durch Kunz von Kaufungen 1455 geraubten Prinzen, Ernst und Albert, in das churfürstliche oder ernestinische und in das herzogliche oder albertinische Sachsen. Dem Churfürsten gehörte der Churkreis mit Torgau und Wittenberg, das Vogtländische und das Erzgebürgische so wie der Theil Thüringens, welchen jezt die Herzöge von Sachsen besizen; dem Herzoge der Meißner und Leipziger Kreis mit Meißen Dresden und Leipzig und der nördliche Theil Thüringens. Die Lausitzen waren böhmisch, die Ämter Dahme, Jüterbogh, Zinna und Luckenwalde magdeburgisch. Brandenburg war seit Herrschaft des hohenzollerischen oder burggräflich - nürnbergischen Hauses mächtiger geworden. Sein Churfürst Joachim I hielt treu zur römischen Kirche und sein Bruder Albert war Churfürst von Mainz und Erzbischof von Magdeburg.

Neben der Fürstenmacht bestand auch noch die von dieser immer mehr eingeschränkte Ritterschaft. Zwar war' seit der Erfindung des Schießpulvers und seitdem die Fürsten große stehende Heere zu halten anfingen und der Landfriede durch Reichsgeseße immer mehr gesichert wurde, ihre Macht sehr in Abnahme; aber doch stand noch mancher Gewaltige unter ihr da, welcher dem Ansehen der Fürsten sich entgegenseßte und, wie Franz von Sickingen, offne Kriege mit ihnen führte oder, wie Göß von Berlichingen, Anführer andrer empörter Schaaren wurde. Wie den Fürsten seßten sich die Ritter aber auch oft der Macht des Papstes und der Geistlichkeit entgegen und so finden wir auch unter ihnen Freunde einer neuen Umgestaltung des kirchlichen Wesens. Ferner hatten sich auch seit den Zeiten der Kreuzzüge die Städte erhoben und fingen an eine Bischon Vorträge.

2

bedeutendere Macht zu bilden und bei den Reichstagen eine einflussreichere Stimme zu führen, wie sehr auch oft Fürsten und Edelleute gegen sie stritten. Die Hanse kämpfte tapfer, selbst gegen Könige, und die oberdeutschen Städte wie Nürnberg, Augsburg, Straßburg waren trefflich gerüstet und widerstanden allen sie bedrängenden weltlichen und geistlichen Gewalten. Auch bei ihnen musste sich Theilnahme für die Besserung der Kirche finden. Endlich gährte es auch überall in der Bauerschaft, und hier fand sich, besonders in den Ländern, die von geistlichen Fürsten beherrscht wurden, welche Rom auf alle Weise zu plündern suchte, ein Zunder, welchen jedes gegen Kirchen- und Fürstengewalt ausbrechende Feuer der Empörung bald zu hellen Flammen anfachen musste.

Sehen wir nun auf die nähern äußern und innern Veranlassungen zur Reformation; so finden wir sie zuerst in der äußern Geschichte des Papstthums, in der Verlegung des päpstlichen Sizes nach Avignon, in der großen Kirchenspaltung, der wachsenden Macht der Concile, endlich in dem Einbrechen der türkischen Völker in Europa und den daran sich anschließenden bedeutenden Folgen.

Nach dem Tode des von Philipp dem Schönen von Frankreich vielfach bekämpften und gequälten Papstes Bonifacius VIII und seines unbedeutenden, nur wenige Monate regierenden Nachfolgers Benedict XI zwang König Philipp IV den neuen Papst Clemens V, Erzbischof von Bordeaur, 1305, seinen Sig in Frankreich zu nehmen. Im Jahre 1309 schlug er seinen Stuhl in Avignon auf, damals freilich nicht in französischem Gebiete gelegen, sondern zur Provence, dem Besißthum der Könige von Neapel, gehörend; aber dicht an der französischen Grenze und dadurch von den Königen Frankreichs abhängig. Daß die Päpste diese Abhängigkeit, wovon das Erkaufen Avignons sie nicht losmachte, tief fühlten, erhellt daraus, daß sie ihren dortigen Aufenthalt von 1309 bis 1376 selbst die babylonische Gefangenschaft nannten. Wie in Frankreich sank hierdurch auch ihr Ansehen in Italien, wo die mächtigen Barone im Kirchenstaat zu herrschen anfingen, daß der Papst sogar den abenteuerlichen Cola di Rienzi, den Tribunen Roms, welcher die alte Republik herstellen wollte, († 1354) eine Zeitlang ge

gen den Adel unterstüßte. Als aber endlich auf das Bitten der Römer, während Frankreich mit England in Kriegen verwickelt war, Gregor XI nach Rom zurückkehrte, schon 1378 starb und das römische Volk die Cardinäle zu steinigen drohte, wenn sie ihm nicht einen italischen Papst geben würden; so wurde zwar Bartolomeo de Prignani als Urban VI erwählt, aber seine Wahl von den Cardinälen, welche sich aus Rom gerettet hatten, für erzwungen und ungültig erklärt. In Fondi wählten sie dann aus ihrer Mitte Robert von Genf, welcher nun als Clemens VII seinen Sit in Avignon nahm, daß die Christenheit jezt unter zweien Päpsten sich spaltete, welche sich gegenseitig verdammten. Vergebens suchte man dies große Übel, wodurch die Kirche zerrissen wurde, durch das Concil zu Pisa beizulegen, wo man die beiden damaligen Päpste Gregor XII zu Rom und den starren Benedict XIII zu Avignon abseßte und 1409 an beider Stelle Alerander V zum Papst erwählte. Man erhielt dadurch, wie Kaiser Ruprecht vorhergesagt, nur eine päpstliche Dreifaltigkeit und der Tod Aleranders, welcher nach Gregors Vertreibung nach Gaeta, seinen Sig in Rom genommen hatte, befferte die Sache nicht, da an seiner Stelle Balthafar Coffa als Johann XXIII den Papststuhl bestieg. Zu der aus diesen Verhältnissen nothwendig hervorgehenden Geringschägung des päpstlichen Ansehens kamen nun noch die schweren Bedrückungen, welche der Papst ausübte und die als Reservationsund Provisionsrecht, Annaten (Tare für die Bischofsweihe zum Betrage des jährlichen Einkommens der Stellen), Quindemien (von Klöstern, Hospitälern), fructus medii temporis (Einkünfte erledigter Kirchenämter), Eremtionen, Dispensationen, Ablässe, Jubeljahr u. f. f. die Länder aussogen, und der allen Glauben übersteigende unsittliche Wandel der Päpste und Geistlichen, daß dies Alles den Ruf nach Besserung der Kirche an Haupt und Gliedern hervorrief und den Kirchenversammlungen, von denen man allein Heil erwartete, eine bedeutende Macht gegen die Päpste in die Hände gab.

Was das Concil zu Pisa schon angebahnt hatte, wollte nun Kaiser Sigismund durch das Concil zu Costnih ausführen. Nur mit großer Mühe hatte er Papst Johann XXIII zur Ausschreibung dieses Concils vermocht und nur mit innerm Widerstreben (obschon

er noch allgemeine Anerkennung hoffte) kam er selbst nach Costnig (der Falle, wo man die Füchse fängt). Der berühmte Johann Gerson vertheidigte den Sag, daß ein allgemeines Concil über dem Papst sei. So wurden drei Päpste, nachdem Johann XXIII noch vorher entflohen, aber wieder ergriffen worden war, abgeseßt, Gregor und Johann unterwarfen sich, Benedict aber floh nach Spanien und behauptete sein Recht bis zu seinem Tode; obschon auch Spanien und Portugal ihn verließen. Statt nun aber die verlangte Besserung der Kirche an Haupt und Gliedern eintreten zu lassen, wählte man troß des Widerstrebens der Deutschen einen neuen Papst, Oddo della Colonna, der sich Martin V nannte, am 11 Novbr 1417, welcher am 22 April 1418 das Concil aufhob, das bloß die Spaltung in der Kirche glücklich beendigt und ihr ein einziges Oberhaupt wiedergegeben hatte. Wie wenig auch diese Versammlung das rechte Heil der Kirche berathen konnte, zeigt sich sowohl in der Verdammung und Hinrichtung des großen Reformators Huß am 6 Juli 1415 und seines Schülers Hieronymus Faulfisch von Prag am 30 Mai 1416, als in der übermäßigen Schwelgerei, Üppigkeit und Unsittlichkeit, welcher die auf dem Concil versammelten Geistlichen, vornehmlich die italischen, sich hingaben. — So wurde es mit dem Papstthume nicht besser und neue Klagen bewürkten endlich, daß Papst Martin V kurz vor seinem Tode ein neues Concil 1431 nach Basel ausschreiben musste. Der neue Papst Eugenius IV sollte zwar nicht allein das Concil gestatten; sondern auch die Reformation fördern, wollte aber bald das Concil vertagen, welches unterdeffen in Unterhandlungen mit den Hussiten getreten war. Zwar widersetzte sich das Concil dem Papst, auf den auch Kaiser Sigismund einwürkte, als es aber zu eigentlicher Besserung der Kirche schritt, die Rechte des Papstes angriff und mit den Griechen in Verhandlungen trat, verlegte der Papst das Concil nach Ferrara, dann nach Florenz, zuleßt nach Rom, die Väter zu Basel aber erklärten dieses Concil für ein schismatisches, sezten Eugen IV 1439 ab und erwählten Amadeus von Savoyen als Felir V an seine Stelle. Nun hätte viel erreicht werden können, aber der schlaue Unterhändler Kaiser Friedrichs III (welcher nach Siegmund und Albrecht II seit 1440 den Thron bestiegen hatte)

Aeneas Sylvius Piccolomini, wusste das Ganze so zu lenken, daß der Papst in Einigem nachgab und daß, als Eugen IV gestorben war, sein Nachfolger Nikolaus V in nähere Unterhandlungen mit dem Kaiser und den deutschen Fürsten trat, wodurch die sogenannten Aschaffenburger oder Wiener Concordate deutscher Nation auf dem Reichstage zu Wien 1448 zu Stande kamen, welche dem Papste viele schon entzogenen Vortheile wieder zurückgaben. Als nun der Kaiser der unthätig gewordenen Kirchenversammlung zu Basel das sichre Geleit aufsagte und das Concil hierauf nach Lausanne verlegt wurde, entsagte Felir der päpstlichen Krone und das Concil wählte Papst Nikolaus V ebenfalls zum Papst und ging auseinander. So war die Einheit der Kirche zwar hergestellt, aber zugleich auch alle Hoffnung untergegangen, welche man auf die Concile gesezt hatte. Der Papst, dessen Ansehen bisher durch die Kirchenversammlungen bedeutend geschmälert worden war, konnte hinført nicht leicht dahin gebracht werden ein Concil zu berufen, über welches er nicht wie nachher beim Tridentinischen der vollkommnen Oberherrschaft gewiss war.

Sehr bedeutend greift nun endlich in die kirchlichen Verhältnisse ein der Einbruch der Türken in Europa. Schon bei Gelegenheit eines Erdbebens, welches die europäische Küfte am Marmarmeer verwüstete, war Prinz Soliman 1355 in Europa gelandet und schon 1361 konnte Sultan Murad I Adrianopel zu seinem Size machen. Von hier aus drang die Türkenmacht bald gegen die Länder der Servier und Bulgaren vor und nur die Siege Timur's, in deffen Hände Bajefid I fiel, hemmte eine Zeitlang ihre Fortschritte. Nachdem aber der große Murad II in blutiger Schlacht bei Varna (10 Novbr 1444) gesiegt und König Ladislav IV von Polen und Ungarn getödtet hatte, konnte auch die dahingeschwundene Macht der byzantinischen Kaiser nicht längeren Widerstand leisten und Conftantinopel fiel zum Schrecken des christlichen Europa's am 29 Mai 1453 in die Hand des grausamen Muhammed II, welcher nun auch andern christlichen Ländern Angriff und Untergang drohte. Ein unendlicher Segen erwuchs aber aus diesem Verderben dadurch, daß durch die Wuth der Türken die Gelehrten Ostroms mit den noch übrigen Schäßen der Wissenschaft nach Italien getrieben wurden, daß dort die Wissenschaften und alten Sprachen

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »