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Der Kaiser nahm die Bittschrift höhnisch lächelnd an, und dieser Umstand machte besonders den Churfürsten Johann Friedrich nachdenklich. Bald hörte man auf dem Reichstage auch von den Kriegsrüstungen des Kaisers, und als die Evangelischen anfragten, was diese zu bedeuten hätten, ließ er ihnen antworten: er werde den gehorsamen Ständen, wie bisher, alle Gnade erzeigen, wider die ungehorsamen aber nach Recht und kaiserlicher Autorität verfahren.

Als dies alles der Churfürst von Sachsen erfuhr, befahl er seinen Gesandten, den Reichstag heimlich zu verlassen, und von da an rüsteten sich die Evangelischen eifrigst. Sie bemerkten, daß sich der Kaiser wieder dem Hause Baiern zulenkte, welches bisher gegen ihn gewesen war, weil es die Übermacht Österreichs mit neidischen Augen ansah; doch hatte der Herzog von Baiern versprochen, neutral zu bleiben. So wussten die Evangelischen nicht, wer ihr Freund und wer ihr Feind sei. Sie hofften sogar, selbst der Bruder des Kaisers, der König von Böhmen, der sich in der legten Zeit milder gezeigt hatte, werde nicht gegen sie sein, wenn er auch nicht auf ihre Seite träte. Diese Ungewissheit über die eigentlichen Absichten des Königs von Böhmen und des Herzogs von Baiern war die nächste Veranlassung zu dem Unglück der Evangelischen.

Der Kaiser suchte, außer den Landsknechten, welche in Schwaben angeworben wurden, von allen Orten her Truppen herbeizuschaffen. Von Italien zogen die Truppen heran, welche der Papst für ihn hatte anwerben müssen, und aus den Niederlanden die, welche er dort hatte ausheben lassen.

Am 20 Juli 1546 wurde dann die Reichsacht über die Häupter des Schmalkaldischen Bundes vom Kaiser ausgesprochen. Karl hatte auch nicht ohne Grund gehofft, daß die Streitigkeiten der Evangelischen unter einander ihm ein Übergewicht geben und diese an raschen und kräftigen Rüstungen hindern würden, denn die oberdeutschen Städte und die Fürsten waren uneinig, und auch unter den Fürsten selbst war ein Zwist ausgebrochen.

Philipp von Hessen, welcher der eigentliche Kriegsfürst zu sein glaubte, strebte nach dem alleinigen Oberbefehl. Es war ihm daher nicht recht, daß der Churfürst von Sachsen auch mit zu Felde ziehen wollte. Dieser aber war genöthigt, selbst mit in den Krieg zu ge

hen, weil ein großer Theil seiner Lehnsleute und Untersassen mitzog und er da nicht fehlen zu dürfen glaubte.

Der Kaiser aber hatte sich gleichwohl in seiner Hoffnung verrechnet. Er war bemüht gewesen, seinen Angriff nur als gegen eine politische Partei gerichtet erscheinen zu lassen, und wollte besonders die oberländischen Städte dadurch zurückhalten, daß er sie ermahnte, sich nicht mit den Aufrührern zu vereinigen, indem er ihre Religionsfreiheit nicht beschränken wolle. Der Papst aber hatte durch seine Bulle gegen die Kezer dafür gesorgt, sein Bündniss mit dem Kaiser als zur Ausrottung der neuen Lehre abgeschloffen darzustellen.

Da das evangelische Volk hieraus erkannte, daß es auf seinen Glauben abgesehen sei, so konnte der Schmalkaldische Bund seine Thätigkeit schnell entwickeln. Während sich bei dem Kaiser in Regensburg kaum 9000 Mann befanden, hatten die verbündeten Niederdeutschen schon 35,000 Mann zu Fuß und 6000 zu Ross, also ein großes Heer, zusammengebracht, mit welchem sie gegen die Do-、 nau anrückten, um sich den oberdeutschen Bundesgenossen anzuschließen. Von diesen führte Schärtlin von Burtenbach, den die Städte Augsburg, Ulm und Straßburg zum Feldobersten gewählt hatten, die Macht der oberdeutschen Städte an, und der Herzog Ulrich von Würtemberg hatte den tapfern Hauptmann Hans von Heydeck mit bedeutender Hülfe geschickt.

Da der Kaiser seine Rüstungen noch gar nicht beendigt und nur erst eine kleine Zahl Truppen versammelt hatte, so schienen die Evangelischen im Vortheil zu sein. Aber ihr zweifelhaftes Verhältniss zu Ferdinand und Baiern und ihre übergroße Furcht, diese zu beleidigen oder irgendwie ihr Gewiffen mit der Sünde des ersten Angriffs zu beschweren, hinderte sie, diesen Vortheil zu benußen.

Schärtlin war in Tirol eingebrochen und hatte dort den Truppen, welche der Kaiser aus Italien erwartete, die Päffe verlegt. Jubelnd schrieb er es den Fürsten, aber diese sagten, man dürfe nicht in die Länder des römischen Königs einfallen, der nicht ihr Feind sei. Auch hatten sie ihm anbefohlen, in Baiern keine Feindseligkeiten auszuüben. Schärtlin musste also zurückgehen. Am 4 August vereinigten sich die Fürsten mit den Truppen der Süddeut

Bischon Vorträge.

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schen bei Donauwverth, wo sie zusammen etwa 60,000 Mann stark

waren.

So konnten die italienischen Hülfstruppen ungehindert nach Regensburg ziehen und sich mit dem Kaiser vereinigen, der ein eben so großes Heer, wie die Verbündeten, zusammenbrachte. Dies war allerdings schon ein großer, durch die übertriebene Ängstlichkeit der evangelischen Fürsten verschuldeter Übelstand. Es ist indeffen nicht begründet, daß, wie gewöhnlich behauptet wird, der ganze Krieg von den Evangelischen schlecht geführt worden und nur eine fortdauernde Kette von Missgriffen gewesen sei; sondern, abgesehen davon, daß die evangelischen Fürsten mit Ferdinand und Baiern nicht Krieg anfangen wollten, weil sie hofften, daß diese neutral bleiben würden, ist der Kampf nicht ohne Tapferkeit und Einsicht geführt worden.

Die Evangelischen hatten sich mehr nach dem Westen gezogen, so daß sie den Rhein im Rücken hatten und Herren des rechten Rheinufers waren. Von Westen her wollten sie nun die Donau hinunterziehen, und zwar auf dem rechten Ufer, wo der Kaifer sich befand. Weil ihnen aber hier der Weg zu sumpfig und gefährlich schien, so zogen sie das linke Ufer entlang dem Kaifer entgegen. Dieser hatte sich, weil er noch nicht stark genug war, anfangs von Regensburg, wo er zuerst stand, nach Landshut zurückgezogen. Nachdem sich aber spanische und italienische Völker mit ihm vereinigt hatten, nahm er seine frühere Stellung bei Regensburg wieder ein, und ging dann, noch mehr verstärkt, die Donau hinauf nach Ingolstadt, wo er ein festes Lager bezog und die Donau links und die Stadt hinter sich hatte. Die Evangelischen beschoffen dieses Lager. Der Kaiser aber erwartete hier noch die Hülfstruppen, welche aus den Niederlanden im Anzuge waren und als jene dies erfuhren, brachen sie auf, um erst die Niederländer anzugreifen und ihre Vereinigung mit dem Kaiser zu hintertreiben. Dieser aber hatte ihnen des Weges kundige Reiter entgegengeschickt, worauf sie ihren Weg änderten, über Nürnberg zogen und ungehindert in Ingolstadt anfamen.

Die Beschießung des Ingolstädtschen Lagers wird häufig unrichtig dargestellt. Allerdings konnten die Fürsten dem Kaiser da

durch nur geringen Nachtheil zufügen, da seine Verschanzungen ihren Kugeln widerstanden; auch hatten sie sich fast ganz verschoffen, und weil sie nicht, wie Schärtlin rieth, stürmen wollten; so sahen sie sich freilich genöthigt, die Beschießung aufzuheben. Doch geschah dies nicht, wie bisweilen gesagt wird, in der Art, daß sie von hier aus in schimpflicher Flucht nach Hause geeilt und der Kaiser durch ihre Dummheit zum ausgelassensten Lachen gebracht worden wäre. Man darf nur auf die Zeit achten, wo die Fürsten sich trennten. Die Beschießung des Lagers wurde im Anfang des Septembers aufgehoben, die Fürsten aber trennten sich erst am 23 November. Es kann hier also von keiner Flucht die Rede sein.

Sie zogen sich nicht von Ingolstadt in ihre Länder zurück; sondern nach Nördlingen, um diese Stadt, welche mit im Bunde war, gegen den Kaiser zu decken, der jezt stark genug war, um sein Lager zu verlassen und angriffsweise zu verfahren.

Er hatte sich bald zum Meister der Donau gemacht und bedrohte die schwäbischen Reichsstädte. Die Fürsten zogen sich weiter zurück nach Ulm zu, wo sie bei Giengen ein festes Lager_aufschlugen, um Um zu decken. Hier konnten sie von dem Kaiser und Alba so leicht nicht angegriffen werden. Philipp von Hessen meinte, hätten die Kaiserlichen ihn bei Ingolstadt fünf Tage erwartet, so wolle er sie hier auch erwarten. Die Kaiserlichen thaten indessen nichts, um Ulm zu gewinnen, woraus schon hervorgeht, daß die Fürsten nicht aus Unkunde des Kriegführens diese Stellung ge= wählt hatten. Karl bezog ein Lager bei Sontheim an der Brenz, wo er viel leiden musste. Seinen Truppen fingen die Lebensmittel an zu fehlen und es brachen unter ihnen, vornehmlich unter den Italienern und Spaniern, die das Klima nicht gewohnt waren, Krankheiten aus, besonders die rothe Ruhr. Dazu kam, daß das Concil allmählig einen Bruch mit dem Papst herbeigeführt hatte.

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Dieses Concil war am 13 December 1545 zu Trident eröffnet worden, und hatte die dritte Sigung gehalten, als Luther kurz vor seinem Tode sprach: Betet zu Gott für die evangelische Kirche, denn das Concil und der leidige Papft zürnen sehr." Am 13 Februar 1546 war nehmlich der Beschluss gefasst worden, daß über nichts entschieden werden sollte, bevor nicht die Meinung der

Theologen darüber gehört worden, und diese es gebilligt hätten. Dadurch musste nothwendiger Weise die evangelische Kirche ganz unterdrückt werden, denn die Theologen waren sämmlich aus der Schule der Dominikaner, und wozu diese ihre Zustimmung geben sollten, das musste gegen die evangelische Kirche sein.

Wir haben schon gesehen, wie auch nur wenige deutsche Bischöfe zugegen waren, weil die meisten in Besorgniss für ihre eignen Länder, diese nicht verlassen wollten. Der Papft hatte aber das Gesez gegeben, daß niemand sich vertreten lassen dürfe, und also war fast die ganze deutsche Nation vom Concil ausgeschloffen. Der Papst hatte dieses aber in jeder Beziehung so einzurichten gewusst, daß es ganz von ihm abhängig war. Die meisten, welche es besuchten, waren aus Italien und Spanien; und die wenigen, welche noch aus andern Ländern, wie Frankreich, Polen, sich dort einfanden, waren auch ganz auf seiner Seite. Da überdies nach der Zahl der Köpfe gestimmt wurde, so konnte er gewiss sein, in allen Sachen die Oberhand zu behalten. Es ging so weit, daß gar keine Beschlüsse gefasst werden durften, die nicht vorher vom Papst gebilligt worden waren. Wenn daher etwas vorkam, worüber die Legaten nicht ausreichend mit Instruction versehen waren; so schickten sie erst nach Rom, um die Befehle des Papstes, gleichsam als Aussprüche des heiligen Geistes, einzuholen. Als daher eine Wasserfluth über Italien gekommen war, welche die Anfunft der Nachrichten aus Rom verzögerte, wodurch die Beschlüffe des Concils aufgehalten wurden, so sagten die Spötter: es müsse mit dem heiligen Geist wohl anders geworden sein, als vordem, wo er, wie es heißt, „auf dem Wasser geschwebt habe"; denn jezt könne er nicht übers Waffer kommen.

Der Kaiser war mit diesem Gange des Concils durchaus nicht zufrieden; denn er hatte immer noch den Gedanken, eine Besserung der Kirche an Haupt und Gliedern vorzunehmen, den Papst zu beschränken und sich zum Haupt der Kirche zu machen. Auch hoffte er, daß auf diesem Wege eine Einigung mit den Protestanten herbeigeführt und die Kirche nicht zerrissen, wohl aber gereinigt wer den würde. Der Papft dagegen fürchtete nichts mehr als dies. Er hatte daher auch nur mit Widerwillen zugegeben, daß das Con

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