ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

doch, daß man die Abweichenden nicht verwerfe, denn unter jeder der beiden Gestalten ist Christi Leib und Blut ganz und gar enthalten."

So wurde den Evangelischen gar nichts eingeräumt als das Aufgeben einiger Festtage und die Erlaubniss für ihre verheiratheten Geistlichen, ihre Weiber zu behalten, wie der Genuss des Abendmahls unter beiderlei Gestalt und auch dies Beides nur bis das Concil darüber beschließen werde. Dennoch war auch dies den Katholischen noch zu viel und der päpstliche Legat Sfondrato erklärte: unerhört sei es, daß ein verheiratheter Geistlicher ein heiliges Amt verwalte, und auch das Abendmahl unter beider Gestalt zu genießen könne nur der Papst und das Concil erlauben, und machte noch mehrere Ausstellungen.

Es war unbegreiflich, wie ein evangelischer Geistlicher wie Agricola zu solchen Bestimmungen seine Stimme hatte geben können.

Auf dem Reichstage selbst traten nur der Churfürst von Brandenburg und der von der Pfalz bei, Moriz berief sich auf seine Unterthanen, er könne sich für sie nicht verpflichten, denke aber, sie würden einsehen, daß er nichts in der Sache ändern könne. Pfalzgraf Wolfgang und Johann von Cüstrin widerseßten sich heftig. Die katholischen Stände machten dem Kaiser so viel zu schaffen, daß er sich nur vor ihnen mit dem die Evangelischen auf alle Weise kränkenden Ausspruch retten konnte: die Anordnung gehe Niemanden an, der bei der alten Religion geblieben sei!

Zwölfter Vortrag.

Der Kaiser suchte hierauf mit aller Macht das Interim bei den Evangelischen durchzuseßen. Zu den Fürsten, welche sich diesem Bekenntniss aus aller Kraft widerseßten, gehört auch der gefangene Churfürst Johann Friedrich, dem man es, da er doch nicht aus der Reihe der Fürsten geschieden war, ebenfalls zur Annahme vorlegte. Er aber verweigerte diese Annahme durchaus, obgleich der Kaiser ihm dafür die Freiheit versprechen ließ, und sagte, da er dafür halte,

daß die evangelische Religion dem Worte Gottes gemäß sei, so stehe es nicht bei ihm, die erkannte Wahrheit fahren zu lassen, und wenn er in das Interim willige, so würde er die Lehre Jesu Christi selbst verdammen und die größßte Sünde von der Welt, die Sünde wider den heiligen Geift, begehen. Als man ihm darauf die Bibel und Luthers Schriften wegnahm, sah er ruhig zu und sagte, er werde doch behalten was er daraus gelernt habe. Die Sage, die den frommen Churfürsten als einen Heiligen betrachtet, berichtet, ein Donnerschlag habe, als er so gesprochen, seine Worte bekräftigt.

Die offenbare Ungerechtigkeit, welche der Kaiser dadurch, daß er die Katholischen von der Annahme des Interims entbunden, gegen die Protestanten bewiesen hatte, sollte nun durch den Zwang der Einführung bei den Lezteren noch himmelschreiender werden.

Man suchte zunächst die oberdeutschen Städte zur Annahme der verhassten Formel zu zwingen und der Kaiser brauchte alle Mittel um auf die einzelnen Mitglieder der Magistrate zu wirken, und feinen Willen durchzuseßen. Wo dies nicht so leicht gelang, wie bei Nürnberg, welches sich gefügt hatte, wurden gewaltsam die Stadträthe verändert und die Gewalt mehr der Gemeine entrissen und den alten Geschlechtern gegeben, die Zünfte aber aufgehoben, wie in Augsburg und Ulm. Den Handelsstädten drohte er mit Aufhebung ihrer Privilegien, wodurch er die Kaufleute zwang, sich seinem Willen zu fügen. Costnih wurde sogar in die Acht erklärt und von aller Hülfe verlassen aus Angst gezwungen sich in König Ferdinands Schuß zu geben, welchem nicht die Annahme des Interims genügte; sondern der bei Todesstrafe die evangelische Predigt verbot.

Gegen die Geistlichen brachen nun schwere Verfolgungen aus. Meuslin in Augsburg, Veit Dietrich in Nürnberg, der bald vor Kummer starb, Frecht in Ulm, Joh. Brenz in Schwäbisch Hall, Nopp in Regensburg, Alber in Reutlingen, Ambrosius Blaurer in Costniß, Erhard Schnepf in Tübingen und viele andere mussten fliehen und zum Theil wie Brenz in dunkeln Wäldern eine Zuflucht suchen. Man wollte 400 verjagte Prediger im Oberlande zählen. Auch Bucer und Fagius in Straßburg nahmen ihre Entlassung, als gegen das Interim zu predigen verboten wurde.

Heftigerer Widerstand war aber im Norden zu erwarten, wo zunächst alle großen Städte wie Hamburg, Lübeck, Bremen, Lüneburg, Braunschweig, Hannover, am meisten Magdeburg sich widerseßten, leztere Stadt über welche schon am 27 Juli 1547 wegen Theilnahme an der Rebellion des Churfürsten Johann Friedrich und Verlegung der Rechte des Erzbischofs und des Domcapitels die Acht ausgesprochen worden war. Flacius Jllyricus entflammte dort Alles gegen das Interim. Heftig lautete die Erklärung gegen dasselbe, man verhöhnte es in Predigten und Schriften und gab es der öffentlichen Verachtung und dem Hasse Preis.

Selbst Churbrandenburg fand bei seinen Geistlichen den stärksten Widerstand, eben so der Markgraf von Culmbach und in der Neumark war von Einführung nicht die Rede. Auch andre Fürsten Niederdeutschlands konnten nur durch Zwang, und dennoch ohne Erfolg bewogen werden, sich des Interims anzunehmen. Am bedeutendsten musste aber erscheinen, was in Sachsen, dem Lande der Reformation selbst, wo Melanchthon wieder nach Wittenberg zurückgekehrt und die Universität neu aufgerichtet war, geschehen werde.

Churfürst Moriz, dem bei der Rückkehr von Augsburg auch nicht der freudigste Empfang in seinen Landen geworden war, hatte sich schon in Augsburg für seine Unterthanen dahin erklärt, daß er sich über das Interim, als über eine Religions- und Gewissenssache, erst mit seinen Theologen und Ständen berathen müsse; doch wolle er dahin zu wirken suchen, daß es die Seinigen auch annähmen. Einen besonders schlimmen Stand hatten die Geistlichen, die an der Spige ihrer Confession standen, vor allen aber Melanchthon. Dieser, jezt nicht mehr von Luther gehalten und immer zum Nachgeben geneigt, auch von Moriz vielfach begünstigt, nahm sich nicht so fest und stark, als man von ihm erwartet hatte. Anfangs zwar schrieb er mit Kraft gegen das Interim, und der Kaifer verlangte deswegen sogar seine Auslieferung von Moriz, welche dieser jedoch verweigerte. Doch wollte Moriz sich mit dem Kaiser nicht verfeinden, und forderte daher Melanchthon zur größften Mäßigung bei der Prüfung des Interims auf, indem er von ihm Vorschläge verlangte über die Form, unter welcher dasselbe in Sachsen

einzuführen sein möchte. Da suchte Melanchthon in allen außerwesentlichen Stücken möglichst nachzugeben und Alles zu vermeiden, was den Unwillen des Kaisers erregen könnte. Auch hatte Melanchthon sich früher schon mit dem Herrn von Carlowig, einem churfürstlichen Rathe, der von Luther gehafft wurde, in ein Verhältniss eingelassen und an denselben einen Brief geschrieben, der ihm, obgleich er nicht so schlimm war, als manche ihn machten, die Feindschaft vieler Evangelischen zuzog. Er hatte darin auf die Starrheit Luthers und des früheren Hofes hingewiesen; wodurch er sich selbst, wie seine Gegner meinten, ganz in die Hände der andern Partei gegeben hatte, daher auch der Kaiser selbst gesagt haben sollte: „Nun, den habt ihr; sorgt nur dafür, daß ihr ihn festhaltet."

Wenn nun aber Moriz sich gern dem Kaiser gefällig erzeigen wollte, so war er doch auch nicht Willens den evangelischen Glauben zu verleugnen. Er schlug daher einen Mittelweg ein und ließ durch Versammlungen von Geistlichen in mehreren Städten, wie Meißen, Pegau, Torgau, Kloster Celle, und zuleht in Leipzig, eine neue Kirchenordnung berathen, durch welche das Interim so abgeändert werden sollte, daß es die Evangelischen annehmen könnten. Diese neue Kirchenordnung, das sogenannte Leipziger Interim, wurde aber mit großem Widerwillen vom Volke aufgenommen, und man sah es an als einen schmählichen Rückfall aus der evangelischen in die katholische Kirche. Selbst Calvin, der sonst so freundlich gegen Melanchthon war, schrieb an diesen: „Es hat mehr Seufzen und Jammer verursacht, daß du ein klein wenig gewichen bist, als wenn hundert andere ganz abgefallen wären“; was Melanchthon besonders schmerzlich war.

Noch mehr trug zur Unzufriedenheit der Evangelischen bei die erwähnte Härte des Kaisers gegen die süddeutschen Städte. Der Kaiser aber meinte irrthümlich, jezt sei die Zeit gekommen, wo er seine Absicht mit dem Interim vollständig durchseßen werde. Denn um besonders auf die nördlichen Staaten zu wirken, hatte er bei der Abfassung des Interims auch den Hofprediger des Churfürsten von Brandenburg Agricola, zugezogen; dennoch hatte sich nicht allein der Markgraf Johann von der Neumark, wie schon erwähnt, entschieden ge

gen das Interim erklärt, sondern sein Bruder, der Churfürst von Brandenburg Joachim II, der nur in wenigen Kirchen seines Landes die Einführung des Interims durchseßen konnte, schrieb sogar mit Entseßen an Melanchthon und Bugenhagen, ob es wahr sei, daß sie, wie er vernommen, die Messe und alle katholischen Gebräuche wieder eingefeßt hätten; was diese aber verneinten.

Seinen ganzen Hass warf aber der Kaiser auf das geächtete Magdeburg, welches troh seines Missgeschicks nicht aufhörte, die evangelische Lehre selbst mit Waffen des Wizes zu vertheidigen, wodurch der Kaiser und auch Churfürst Moriz verspottet wurden. Darüber ergrimmte der Kaiser noch mehr, und wollte die Acht gegen die Stadt durch Truppen vollziehen lassen, die dem Bischof angehörten und aus dem Adel der umliegenden Gegend bestanden. Dies schien jedoch den benachbarten Fürsten zu gefährlich und die 1550 auf dem Reichstage zu Augsburg versammelten Stände übertrugen daher die Vollstreckung der Acht dem Churfürsten Moriz von Sachsen. Und so zog denn dieser, mit Hülfe Brandenburgs und der Anhaltischen Fürsten, gegen Magdeburg, um es zu belagern; die Stadt aber vertheidigte sich eine lange Zeit muthig.

Unterdessen richtete der Kaiser seine Aufmerksamkeit wieder auf das Concil, welches er von Bologna nach Trident zurückzubringen wünschte. Der alte Papst Paul III war am 10 November 1549 gestorben. Durch den Tod seines Sohnes Farnese und die Wegnahme Piacenzas durch den Kaiser, war er mit diesem sehr verfeindet gewesen. Der neue Papst Julius III aber, dem es um die Hülfe des Kaisers gegen die kleinen Fürsten in Italien zu thun war, fügte sich gern in allen Dingen nach seinen Wünschen, und verlegte das Concil wieder nach Trident. Auf Verlangen des Kaisers traten auch die deutschen Bischöfe, welche nicht mit nach Bologna gegangen waren, mit den früher von ihnen geschiedenen italienischen Geistlichen wieder zusammen.

Nun hoffte der Kaiser Alles durchseßen zu können und das Kaiserthum mit der Hoheit des kirchlichen Ansehens zu schmücken, so daß der Papst von ihm abhängig wäre. Daher verlangte er, man folle in Sachen der Religion verhandeln ohne sich an die Legaten des Papstes zu kehren, und auch die Evangelischen sollten

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »