ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

neu aufblühten und die heilige Schrift wieder bekannt wurde und daß so, noch durch die große segensreiche Erfindung der Buchdruckerkunst um 1440 begünstigt, der Sinn für Besserung der Kirche und Zurückführung ihrer Lehren auf die Lehren der heiligen Schrift in vielen Seelen dauernd angeregt wurde.

Viel lebendiger aber noch, als durch alle diese äußeren Verhältnisse wurde die Sehnsucht nach Besserung der Kirche hervorgebracht durch den innern jammervollen Zustand derselben. Zunächst war es das unglaubliche Sittenverderben, was überall im geistlichen Stande theils durch das Gebot der Ehelosigkeit der Geistlichen, theils durch die überhand nehmende Sinnenluft von den niedrigsten Klöstern an bis zum Papstthrone überhand genommen hatte. Wenn Päpste wie Johann XXIII, welcher in 70 Klagepuncten aller nur möglichen schändlichen Laster bezüchtigt wurde, wie Alerander Borgia, dessen Hof ein Abgrund von Ruchlosigkeit und Sünde war, deffen natürlicher Sohn Cäsar Borgia, ein Abschaum der Menschheit, Brudermord und jegliche Schande ungescheut beging, als Stellvertreter Christi dargestellt wurden, welchen Frevel hätte es noch geben können, der dann nicht jedem erlaubt erschienen wäre? wenn gottgeweihte Klöster zu Schaupläßen der niedrigsten Lüste umgeschaffen wurden, wo sollte man noch Reinheit und Unschuld des Gemüthes suchen? Zu diesem Sittenverderben kamen nun noch große Spaltungen und Kämpfe in der Kirche selbst. Die beiden bald mehr, bald weniger begünstigten Bettelmönchsorden der Dominicaner und Franziscaner lagen in beständigem Streit mit einander. Im Franziscanerorden selbst waren Spaltungen und die strengeren Spiritualisten erklärten den Papst sogar für einen Kezer, weil er die Bettelarmuth Christi mit Recht leugnete. Mönche und Weltgeistliche bekämpften einander aufs bitterste und machten sich so dem Volke verächtlich. - Das göttliche Wort der heiligen Schrift aber war den Händen der Weltlichen entzogen worden und die Geistlichen selbst kannten es nicht mehr; der Glaube an Jesum Christum ging unter in dem Dienst der Heiligen, vornehmlich in der übermäßigen Verehrung Maria's und leere äußre Gebräuche traten an die Stelle eines geistigen Herz und Sinn über das Irdische erhebenden Gottesdienstes.

Dritter Vortrag.

Mehr aber noch als diese innern Gebrechen der Kirche, welche wir eben betrachtet haben, als das fündliche Leben der Geistlichkeit, der innre Streit in der Kirche und die Ertödtung des wahren Glaubens in äußern Gebräuchen, bereitete der durch jene geweckte Sinn für Frömmigkeit und höhere Heilserkenntniss die Reformation vor und erfüllte die Seelen mit der Sehnsucht nach gründlicher und dauernder Befferung der Kirche. Dieser frömmere Sinn hatte sich bereits im Mittelalter gezeigt. Schon Bernhard, der fromme Abt von Clairvaur († 1153), hatte im zwölften Jahrhundert gegen die Lafter der Geistlichkeit und die Missbräuche in der Kirche mit strafendem Ernst und großer Beredsamkeit gesprochen. Viele fanden sich bei dem leeren Gepränge des äußern Gottesdienftes nicht befriedigt, zogen sich daher lieber in die Stille ihres Herzens zurück und strebten nach innerer Gemeinschaft mit Gott und rechtschaffenem Wandel. Hieraus entstanden die sogenannten Mystiker, welche in dieser ganzen trostlosen Zeit das rechte Salz der Kirche Christi gewesen sind. Vorzüglich waren es die Predigten von Tauler, welche die Sehnsucht nach einer Besserung der Kirche an Haupt und Gliedern verbreiteten. Johann Tauler, um das Jahr 1360 Prediger zu Straßburg, würkte durch seine begeisterten Predigten auf seine Zeitgenossen und auf spätere Geschlechter. Von ihm bis zur Reformation finden wir keinen Redner, der ihn überragte, keinen, der ihm auch nur gleich käme; ja auch jest werden wir sagen müssen, er würde noch heut zu den größften und herrlichsten Kanzelrednern gehören. Diese Predigten, so wie die ,,deutsche Theologie", deren Verfasser unbekannt ist (1518 von Lu» ther herausgegeben und neuerlich von dem Prediger Grell, Berlin 1817) und ähnliche Schriften der Mystiker führten immermehr zu der Überzeugung hin, daß aller äußere Gottesdienst, wenn er nicht im Innern des Gemüths seinen Grund finde, ohne Werth sei, daß vielmehr der Mensch sich selbst in seiner Sündhaftigkeit erkennen müsse, um zur Buße und Besserung und dadurch zum seligen Frieden mit Gott geleitet zu werden. Durch dies alles wurde das in

nere Wesen der Menschen schon vortrefflich vorbereitet zu dem großen Werke der Reformation. Dahin wirkte auch der Orden der Augustiner-Eremiten. Der Kirchenvater Augustinus hat zwar selbst keinen Orden gestiftet; er wurde aber als der Schußheilige dieses Ordens angesehen, welcher zu den Bettelorden gehörte und nach der sogenannten Regel des Auguftinus eingerichtet war, die man aus Augustins Anordnungen selbst geschöpft haben wollte. Dadurch aber, daß der Orden, welcher erst 1256 durch Alerander IV vereinigt ward, dies nur als eine Reformation des Ordens ansah und sich von dem heiligen Augustin selbst herleitete, wurden seine Anhänger auch auf die Schriften des Kirchenvaters hingewiesen. Auguftinus († 430) hatte aber an sich selbst durch das Lesen der Briefe Pauli eine entschiedene Lebens- und Sinnesänderung erfahren, darauf vor allem kräftig auf die Gnade Gottes hingewiesen und es klar dargelegt, daß der Mensch allein durch diese, aber nicht durch gute Werke gerecht werde. Dadurch hatte er einen Grund gelegt zu allen folgenden Angriffen gegen das Papstthum, und seine Einwürkung erstreckt sich selbst über die Zeiten der Reformation hinaus; wie denn auch die Jansenisten (Sec. 17 u. 18) sich ganz auf die Lehren des Augustinus gegründet haben, obwohl sie sich nicht mit den Evangelischen verbanden. Es war nun am Ende des funfzehnten Jahrhunderts besonders der Vorsteher dieses Ordens der Augustiner-Eremiten, Andreas Proles, durch dessen Bemühen die Augustinischen Lehren immer mehr bekannt wurden, und sein trefflicher Nachfolger, Johannes von Staupig, trat dann in nähere Verhältnisse mit Luther.

Die Verbreitung der Augustinischen Lehren blieb nicht ohne Wirkung. Es konnte nicht ausbleiben, daß dadurch in viele Seelen ein Widerwillen gegen die Feste der Heiligen und die Verehrung der Maria kam; denn man hatte in der Heiligenverehrung überhaupt, in der Menge der Feste und besonders in der Lobpreifung und im Cultus der Maria als Himmelsköniginn alles Maaß überschritten. An die Verehrung der Maria, welche man den Menschen als höchstes himmlisches Vorbild aufstellte, war fast der ganze Gottesdienst und der äußere Schmuck der Kirchen geknüpft, und dadurch das eigentliche tiefere Wesen des Christenthums hintenan

gesezt worden, wogegen zu eifern sich dann wahrhaft fromme Männer von Gott berufen fühlten.

Dieses Verlangen nach Abstellung der Missbräuche in der christlichen Kirche erwachte immer mehr und wurde um so lebendiger, als die erneute Liebe zu den Wissenschaften sich von Italien aus auch über Deutschland zu verbreiten anfing. Hierzu hatte Gerhard Groot († 1381), ein ehrwürdiger und frommer Priester zu Deventer, der Stifter der Brüderschaft des gemeinsamen Lebens, und sein Schüler Florentius Radewin († 1400), vorzüglich vorbereitet, welche ihre Schüler darauf hinwiesen, daß sie nach Italien gehen sollten, um dort die Wissenschaften kennen zu lernen. Aus ibrer Schule gingen fromme, für das praktische Christenthum thätige Männer hervor, vor allen der treffliche Thomas a Kempis oder Hämmerlein († 1471), der Verfaffer der vier Bücher von der Nachfolge Christi. Ganz besonders aber waren noch zwei andere Männer die Gründer der Wissenschaften in Deutschland, Erasmus aus Rotterdam und Johann Reuchlin aus Pforzheim. Erasmus († 1536), ein äußerlich unbedeutend scheinender Mann, war einer der größsten und geistreichsten Gelehrten seiner Zeit, doch war er von der Kraft, Festigkeit und Unerschrockenheit Luthers weit entfernt. Ihm verdanken wir größftentheils das Aufleben der Wissenschaften in Deutschland, wofür er in Basel, wo sein Hauptsit war, mächtig würkte. In seinen zahlreichen Schriften griff er die großen Mängel der Kirche, das lasterhafte Leben und die traurige Unwissenheit der Geistlichkeit bald mit strafendem Ernst bald mit beißendem Spott an. Auch gab er das neue Testament in griechischer Sprache heraus und machte es dadurch den Gelehrten allgemeiner bekannt. So wenig wusste damals die Geistlichkeit von der heiligen Schrift, daß unwissende Mönche von dem neuen Testamente behaupteten, die Keßer hätten ein neues Buch erfunden, welches fie mit diesem Namen nennten, das aber voll sei von Lästerungen gegen die Kirche. Neben Erasmus lehrte Johann Reuchlin († 1522), welcher besonders der griechischen und hebräischen Sprache seine Studien gewidmet hatte. Er ging als Sieger aus einem merkwürdigen Streit hervor, in welchem er als Vertheidiger der Juden aufgetreten war. Es war nämlich ein gelehrter Jude, Namens Johann

Pfefferkorn, zum Christenthum übergegangen und hatte dann gegen feine früheren Glaubensgenossen die fürchterlichsten Beschuldigungen hervorgebracht, besonders über den Inhalt ihrer rabbinischen Schriften, vorzüglich des Talmuds. Dadurch waren die Dominicaner gegen die Juden aufgebracht worden, so daß von ihnen ein Vorschlag ausging, man solle die Schriften der Juden, welche ja doch nur die Nachkommen der Mörder Christi seien, nach dem Inhalte des alten Testaments prüfen und, insofern sie davon abwichen, verdammen und sämmtlich verbrennen. Reuchlin nahm sich dieser Verfolgten an und zeigte, daß es nicht so wäre, wie der getaufte Jude behauptet hatte. Der Talmud enthalte zwar viele unnüße Dinge, aber keinesweges das, was jener angegeben. Nun wurde Reuchlin selbst als Judenfreund vor das Keßergericht nach Mainz citirt. Man appellirte endlich nach Rom. Jezt glaubten seine Gegner gewonnen zu haben, doch Reuchlin hatte so überzeugende Gründe auf seiner Seite, daß man, als auch der Kaiser Marimilian sich seiner annahm, es nicht wagte, ihn zu verdammen. Der Papst ernannte den Bischof von Speier zum Schiedsrichter, und dieser entschied, daß den Anklägern Reuchlins, die ihn lügnerisch verleumdet, ein ewiges Stillschweigen aufzuerlegen sei. So stand er als Kämpfer für Recht und Wahrheit gerechtfertigt da. Auf die Verbreitung des Bibelstudiums, auch des alten Testaments, übte Reuchlin einen großen Einfluss. Ein besonderes Verdienst erwarb er sich aber noch durch seine Einwürkung auf die Bildung Melanchthons, seines Verwandten, den er ermunterte, sich dem Studium der heiligen Schrift und der alten Sprachen hinzugeben. Bald erwarb sich auch der Jüngling so gründliche Kenntnisse, daß er schon in seinem 22ten Jahre (1518) auf Reuchlins Empfehlung als Profeffor der griechischen Sprache und Literatur nach Wittenberg kommen und so Luthers Gehülfe werden konnte.

Das Aufleben der Wissenschaften nehmlich hatte auch veranlasst, daß in Norddeutschland mehrere Universitäten gestiftet wurden, so unter andern Wittenberg im Jahre 1502 durch Friedrich den Weisen, Churfürsten von Sachsen, und Frankfurt an der Oder durch Churfürst Joachim I von Brandenburg. Auf der einen Seite wa= ren diese Universitäten zwar eine mächtige Stüße des Papstthums,

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »