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ist aber nicht gegründet, daß er, wie bisweilen gesagt worden, besonders darauf angetragen habe, Servet zu verbrennen, um ihm noch die lezte Todesstunde zur Qual zu machen. Im Gegentheil hatte Calvin darauf angetragen, die Strafe des Feuers in Hinrichtung zu verwandeln; der Rath aber hatte es nicht gewollt. Die Acten des Verhörs wurden nicht nur an alle Hauptkirchen der Schweiz, sondern auch an die bedeutendsten Männer der Reformation verschickt, um ihr Gutachten einzuholen; aber alle, selbst Melanchthon und Bucer, die sanftesten unter ihnen, fanden Servet höchst strafbar und des Todes schuldig. Dieses Urtheil finden wir freilich jezt mit unserer Ansicht nicht mehr übereinstimmend, denn wir können es nicht billigen, daß man gegen Irrlehrer die Todesstrafe verhänge; wie ja auch die Reformatoren oft selbst gesagt hatten, man dürfe gegen Ungläubige nicht anders streiten, als mit den Waffen des göttlichen Wortes. Wir wissen zwar nicht, wie Calvin die Sache später angesehen haben mag, doch finden wir nicht, daß er Reue darüber gezeigt habe. Er sah es nicht an als einen Kampf über eine verschiedene Auffassung der chriftlichen Lehre, denn hierin war er stets auf Vereinigung bedacht; sondern als eine Verbreitung schändlicher, gotteslästerlicher Irrthümer, die nichts mit dem Christenthum gemein hätten. Er betrachtete Servet als einen Hochverräther an Gott und Menschen, dessen Verurtheilung er mit der größten Ruhe gut heißen könnte. Eben so Melanchthon. Auch in langen Jahren nachher ist man nicht darauf gekommen, daß diesem Menschen Unrecht geschehen sei. Wir aber sind nicht mehr dieser Meinung. Wir werden immer sagen, wo die christliche Freiheit gelte, da dürfe man keine Irrlehre mit dem Schwerte oder dem Feuer bestrafen. Erscheint ihre Verbreitung gefährlich, so möge man den Irrlehrer verbannen und seine Lehre verbieten; sein Gericht aber trägt er schon in sich selbst.

Auf der andern Seite ist es höchst unbillig, wenn man Calvin dieser Handlung wegen für einen harten, gräßlichen Menschen halten will, der seine Lehre durch Feuer und Schwert hätte verbreiten und vertheidigen wollen. Es war ein Unglück für Calvin, daß Servet gerade nach Genf kam; er würde zu jener Zeit auch an jedem anderen Orte hingerichtet worden sein, um wie viel mehr aber

Pischen Vorträge.

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in Genf, wo Vergehungen gegen Gottes Geseß zugleich als politische betrachtet wurden und wo allerdings mit Servets Grundsäßen auch der damalige Genferstaat nicht würde haben bestehen können. Aber es war damals überhaupt eine grausame Verfolgung solcher Irrlehrer etwas ganz Gewöhnliches, da man meinte, Lästerung Gottes müsse eben so wie der Mord bestraft werden. So wurden nicht lange nach Calvins Tode 1566 der Italiener Gentilis zu Bern hingerichtet, die Gebeine des Joris, eines Wiedertäufers, in Basel aus der Erde geriffen und durch den Henker verbrannt, weil er ein Mensch gewesen, der durch Verbreitung seiner Lehre alles Wohl der bürgerlichen Gesellschaft habe vernichten wollen. So war damals die allgemeine Meinung: ein Mensch, der gegen den himmlischen König auftrete, Glauben und Seligkeit vernichte, dürfe nicht mehr leben. Wenn wir hören, wie Servet sich in seinen lezten Stunden zeigte, so müssen wir sagen, er sei ein elender, jämmerlicher Mensch gewesen. Wenn er den wahren Glauben mit fester Überzeugung verkündigt hätte, so würde er freilich nie haben widerrufen können; so aber hatte er selbst bisweilen Anwandlungen, ob das, was ihm zu Zeiten selbst als Schwärmerei erschien, auch wirklich das Rechte sei. Dies zeigte sich auch in seinem äußeren unruhigen Wesen; dennoch wollte er nie wiederrufen und sich zu Besserem leiten lassen. Er tobte und schimpfte vielmehr bis in die lezten Tage seines Lebens. Da verlangte er endlich, Calvin folle zu ihm kommen, er wolle ihn um Verzeihung bitten. Calvin ging auch zu ihm; sagte aber zu dem Unglücklichen, ihn habe er nicht um Verzeihung zu bitten, sondern zu dem solle er sich wenden. und um Gnade flehen, von dem er sich abgewendet habe. Alle seine Bemühungen aber, ihn zu bekehren und zum Widerruf zu bewegen, blieben fruchtlos. So musste er dann am 27 October 1553 einen langsamen Feuertod erdulden, wobei er auf dem Scheiterhaufen furchtbar und gräßlich schrie, und dies, was aber Calvin auf keine Weise veranlasst hatte, gehört gewiss zur Barbarei des Zeitalters, wie es eine offenbare Schwäche des Glaubens ist anzunehmen, daß eine Irrlehre mächtiger werden könne als die wahrhaftige Lehre Jesu Christi.

Wie wenig aber damals Calvin auf den Rath der Stadt in

der Angelegenheit Servets Einfluss haben konnte, erhellt aus seinem gleichzeitigen Kampf mit den Libertinern.

Die revolutionäre Partei trug damals ihr Haupt empor, die Prediger waren von den Räthen ausgeschlossen worden (Februar 1553) und Perrin fasste. den Entschluss die Macht der Kirchendisciplin und Calvins zu brechen. Philibert Berthelino war im Jahr 1552 wegen seines unordentlichen Lebenswandels vom Abendmahl ausgeschlossen worden und klagte das Consistorium und Calvin an. Calvin trat mit allen Geistlichen der Stadt und des Landes vor den Rath und alle erklärten, lieber ihr Amt zu lassen als solch Verderben zu dulden. Aber die Libertiner siegten, das Consistorium wolle weltliche Macht üben, schrieen sie, und die Zweihundert entschieden, der Rath habe solche Klagen anzunehmen und zu absolviren. Perrin meinte gestegt zu haben. Calvin erklärt am Freitag vor der großen Abendmahlsfeier am ersten Septembersonntage dem Rathe: eher wolle er sterben als auf so nichtswürdige Weise das Mahl des Herrn schänden“; der Rath antwortet: „er würde nichts in seinem Beschlusse ändern." Am 3 September 1553, dem entscheidenden Sonntag, besteigt Calvin die Kanzel, predigt mit glühendem Feuer über die heiligen Mysterien und ihre Verächter, erklärt, er werde das Abendmahl keinem Excommunicirten reichen, erhebt die Hand und spricht: „Ich will lieber mich tödten lassen, als daß diese Hand den gerichteten Verächtern Gottes das Heilige des Herrn Darreichen soll!" Diese Worte waren seinen Feinden wie ein Donnerschlag, Perrin ließ Berthelino sagen, er möchte sich nicht dem Tisch des Herrn nahen und das heilige Mahl wurde in tieffter Stille mit heiliger Scheu gefeiert.

Dies geschah acht Wochen vor Servets Hinrichtung und zwei Wochen später brach der Kampf noch einmal gegen Farel aus, welcher Servet zum Tode begleitet und nachher gegen die Libertiner gepredigt hatte. Aber auch Farel erhielt endlich Recht und Perrin musste sich vor ihm demüthigen.

Bierzehnter Vortrag.

In derselben Zeit erlebte Calvin noch einen anderen großen Schmerz, die Verfolgung der Evangelischen in Frankreich, und auch in England brachen nach dem Tode des jungen Königs Eduard VI 1553 unter der Königinn Maria wieder neue Verfolgungen aus. Troß dem aber, daß die Protestanten in Frankreich so grausam verfolgt wurden, hatte er doch auch die Freude, daß so viele derselben standhaft ihren Glauben bekannten und dafür muthig in den Tod gingen. Die Herzoginn Renata von Ferrara, die Tochter Ludwigs XII, welche sich der reformirten Lehre zuneigte, ging, als ihr Gemahl gestorben war, wieder nach Frankreich zurück. Ihre jüngste Tochter Leonore ist uns durch Göthes Torquato Tasso bekannt; die älteste Anna war an den Herzog Franz von Guise-verheirathet. Als dieser das Schloss Montargis, wo sich Renata aufhielt, umlagerte und drohte, er würde es in Grund schießen lassen, wenn sie ihm nicht die protestantischen Rebellen auslieferte, antwortete fie: sie würde die erfte sein, die sich in die Bresche stellen und erwarten wolle, ob er die Frechheit haben werde die Tochter eines Königs zu tödten, deren Tod Himmel und Erde an ihm und seinem ganzen Geschlecht bis zu den Kindern in der Wiege rächen würde! Diese Antwort kühlte seinen stolzen Muth und bald machte. sein Tod der Bedrängniss ein Ende.

Im Jahre 1559 starb Heinrich II, der seinem Vater Franz I 1547 gefolgt und als Verfolger der Protestanten in dessen Fußstapfen getreten war. Unter seiner Regierung erlitten viele Opfer der Evangelischen den schrecklichsten Feuertod. Es wurde bei jedem Parlament eine eigene Kammer errichtet, welche es nur mit der Verurtheilung der Evangelischen zu thun hatte und die man Feuerkammer (chambre ardente) nannte, weil sie alle Kezer zum Scheiterhaufen verdammte. Man trieb die Grausamkeit so weit, daß die Verurtheilten an Ketten über dem Feuer abwechselnd hinaufgezogen und wieder heruntergelassen wurden, um ihre Qualen zu verlängern und sich daran zu weiden. Unter solchen Martern zeigten häufig die geringsten Leute durch ihre Standhaftigkeit, wie sie von der Freudigkeit des Glaubens ergriffen

waren. Heinrich wohnte oft solchen Schauspielen bei. Einft aber, als ein Schneider, welcher Heinrichs Leben mit Diana von Poitiers gestraft hatte, vor seinem Pallaste auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde und er vom Balcon aus zusah, richtete dieser seine Blicke so unverwandt starr auf den König, daß es ihm war, als ob er durch sie durchbohrt werde, so daß er noch nach längerer Zeit sagte, er könne diesen Blick des Sterbenden nicht vergessen und wolle nimmermehr wieder dem Verbrennen der Kezer zusehen.

Zu den schrecklichsten Verfolgungen gehört auch der nächtliche Überfall am 4 September 1557 in der rue St. Jaques in Paris, wo die Evangelischen das Abendmahl gefeiert und für den König gebetet hatten, 400 in die Gefängnisse geworfen, 31 zum Feuertode verdammt wurden, worunter die schöne, 23 jährige Wittwe des Herrn von Graveron, Philippe de Luns. Calvin that aus der Ferne, was er nur vermochte, die Unglücklichen zu trösten und zu retten, und rührend ist es, mit welcher Liebe sie oft an ihm hangen,,,der, wie sie wissen, vom heiligen Geist geleitet wird". Seine Briefe an Coligny, welcher in den Niederlanden gefangen saß, brachten auch diesen Helden des Glaubens zum Evangelium. Calvin war der Seelsorger aller Großen Frankreichs und sendete die Abgeordneten der deutschen Fürsten nach Paris den unglücklichen Evangelischen zu helfen, oft freilich vergeblich.

Mitten unter den Mordscenen wurde am 26 Mai 1559 vom Deputirten aus allen reformirten Kirchen Frankreichs die erste allgemeine Synode in Paris gehalten und ein Bekenntniss in 40 Artikeln, eine Disciplin in 40 anderen (am 28 Mai) unterm Einfluss des Predigers de Chandieu aufgefeßt und der erste Grundstein der französisch reformirten Kirche gelegt.

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Heinrich II starb, nachdem er noch am lezten Tage vor seinem Tode ein Blutgericht im Parlamente selbst über den Parlamentsrath Herrn Anne du Bourg gehalten, welcher sich frei und offen zu dem Evangelio bekannt hatte. Ihn führte der junge Graf von Montgommery ins Gefängniss, und dieser junge Graf war es auch, der bei einem Turnier den König tödtete. Seine Lanze brach am Helm des Königs, und das zersplitterte Ende des Schafts drang durch das Auge und den Hirnschädel, worauf der König tødt niedersank.

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