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Der Gottsucher

bei einem Orthodoxen und bei einem Theosophen.

Don

D. T. von Schack.

1. Bei dem Orthodoxen.

G. Es ist mir unmöglich, an die Göttlichkeit Christi und an eine Gottheit überhaupt zu glauben.

0. Das ist eine große Sünde und ich an deiner Stelle würde mich hüten, so etwas nur zu denken, geschweige denn auszusprechen.

G. Wenn ich nicht denken soll, wozu habe ich da eigentlich meine Vernunft von der Natur erhalten?

0. Damit du an ihrem Lichte deine Thorheit und Unvernunft er. kennen sollst.

G. Das hieße ja etwas geschenkt erhalten, nur um dessen Wertlosigkeit einsehen zu lernen. Doch was wüßte ich vom Glauben überhaupt ohne meine erkennende Vernunft?

0. Deine Vernunft ist ein gar erbärmlich Ding, wenn sie nicht durch die Gnade unseres Herrn und Heilands erleuchtet und geheiligt wird. G. Wie gelange ich denn zu solcher Erleuchtung und Heiligung? O. Allein durch den Glauben, der da Geduld wirket.

G. Was verstehst du wohl unter Glauben?

0. Die Gewißheit, daß Jesus Christus wahrhaftiger Gott vom Vater in Ewigkeit geboren ward und mich verlornen und verdammten Menschen erlöset hat.

G. Und der Beweis, daß dies alles wirklich so geschehen ist? 0. Der Beweis ist das Wort unseres Heilands und die Wahrheit der göttlichen Offenbarung.

G. Wer steht mir aber dafür, daß dieses Wort nicht gefälscht und diese Offenbarung nicht von Menschen erdacht und zurechtgelegt ist?

O. Unser Heiland hat gesagt: So ihr nicht umkehret und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen." Dein geistiger Hochmut verblendet dich so sehr, daß du nicht kindlich zu glauben vermagst und nicht durch unseren Herrn Jesum Christum selig werden fannst!

Sphing XIV, 29.

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G. Ist das nicht gerade so, als ob du zu mir sagtest: „Dor Tausenden von Jahren hat da oder dort ein Haus gestanden, denn es existiert noch eine schriftliche Beschreibung davon glaubst du dies?" Ich werde antworten: Wie kann ich Dinge wissen, die ich nicht selbst irgendwie wahrgenommen habe, oder die mir nicht in solcher Weise überliefert sind, daß sie mir auf Grundlage meiner Erfahrung und meiner Vernunft an nehmbar sind? Liegt darin ein geistiger Hochmut ?

0. Ganz gewiß, insofern als du deine menschliche Vernunft zum Richter setzen willst über die göttliche Offenbarung und es nicht einzusehen vermagst, daß du um deiner Sünden willen der Erlösungsthat unseres Heilandes und seiner stellvertretenden Gnade bedürftig bist.

G. Wie komme ich denn zu dieser meiner Sünde und auf welche Weise sollte ein anderer mich von derselben erlösen können? Ein Schöpfer, der für seine Geschöpfe“ leiden muß! Liegt da nicht der Gedanke sehr nahe, daß er selber etwa von Anbeginn schon erlösungsbedürftig gewesen sein könnte?

"

0. Ich sehe, daß ich meine Worte vergeblich an einen unverbesser. lichen Zweifler und Spötter verschwende, und so nicht der Herr der himmlischen Heerscharen sich in seiner unergründlichen Gnade und Lang. mut deiner erbarmt, fürchte ich, daß du ewig verloren bist und in deinen Sünden dahinfahren mußt.

G. Wie bist du selbst denn zum Glauben gekommen?

0. Gott hat mich in seiner Gnade erleuchtet und mich schmecken und fühlen lassen, wie freundlich der Herr ist.

G. Und wie kommt es, daß ich selbst und so viele Millionen Menschen dieses nicht in gleicher Weise schmecken und fühlen? Wie erkläre ich mir das Vorhandensein von so viel Unwissenheit, Sünde, Not und Tod in unserem irdischen Jammerthal? Quillt dies alles aus derselben gütigen und gerechten Vaterhand?

0. Der Tod ist der Sünde Sold! Deine eigne Verderbtheit schreiet gen Himmel! Nicht Gott mache dafür verantwortlich, sondern preise den, der in die Welt gekommen ist, die Sünder selig zu machen.

G. Aber es giebt heute doch so viele Menschen, die ihrer Natur nach völlig unfähig sind, die göttliche Offenbarung" in knechtischem Buchstabenglauben anzunehmen! Was soll denn aus diesen werden?

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0. So sie das Wort hören und nicht danach thun, werden sie ewig verloren sein!

G. Ohne Möglichkeit sich dereinst von ihren Zweifeln zu befreien und ihre schwache, unvollkommene Natur in einem anderen Dasein zu läutern und zu erheben?

0. Der Mensch wird nur einmal geboren und nach dem Code verfällt er Gottes gerechtem Richterspruch.

G. Und wenn auch ich nun deinen Glauben nicht mit dir zu teilen vermag, wenn meine Vernunft und auch mein Herz ihn nimmermehr begreifen können was dann?

0. So wirst du den Zorn Gottes über dir fühlen!

G. Und niemand hat Barmherzigkeit, Gerechtigkeit und Liebe für mich? Auch du nicht?

O. Nein, denn ich will mit den Feinden meines Heilandes nichts zu thun haben. Zwischen uns kann keinerlei Gemeinschaft sein!

G. Das also ist eure und eures Gottes Liebe?!

II. Bei dem Theosophen.

G. (abermals). Es ist mir unmöglich, an die Göttlichkeit Christi und an eine Gottheit überhaupt zu glauben.

ist.

Th. Sage mir offen und vertrauensvoll, weshalb dir dies unmöglich
Warum blichst du mich so erstaunt an?

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G. Es wundert mich, daß du nicht wie andere vor mir zurückschreckst, mich als einen Verworfenen behandelst...

Th. Im Gegenteil! Unser himmlischer Meister sprach, als er auf Erden wandelte: „Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken" - und ist nicht ein zweifelndes Herz vor allen andern mühselig und beladen?

G. Du siehst es also ein, daß meine Zweifel nicht aus einer bösen Absicht entspringen, sondern aus wirklicher Unfähigkeit, die in Rede stehen. den Fragen zu erfassen?

Th. Das sehe ich recht wohl ein, denn kein Mensch wird seiner Natur nach absichtlich das Gute von sich weisen; und wenn er dieses thut, so liegt es nur daran, daß er das Gute noch nicht als das wahr. haft Gute kennt. Also sage mir offen deine Einwände, damit ich ver suchen kann, sie zu zerstreuen.

G. Die ganze Welt ist für mich voll großer Rätsel. Ich vermag es nicht zu fassen, daß ein „Gott" (im Sinne eines liebenden Vaters) erst eine vollkommene Welt geschaffen und dennoch von Anbeginn die Möglich. keit des Bösen in sie hineingelegt haben soll — um dann, als dieses Böse, wie ein großes Unkraut, die ganze Welt zu überwuchern drohte, wieder sich selbst in Gestalt eines ihm gleichenden Menschensohnes an das Kreuz schlagen zu lassen, also mit anderen Worten, eine sonderbare Selbstkomödie der Irrungen aufzuführen. Meine Vernunft sagt mir, daß dies alles unmöglich in der hergebrachten Weise erklärbar sein kann und doch ver langt die Religion, gerade als ersten Beweis meines guten Willens, den blinden Glauben an solche widersinnige Unmöglichkeit!

Th. Das Kirchendogma verlangt es - nicht die Religion. G. So machst du einen Unterschied zwischen beiden Begriffen? Th. Gewiß; die Kirchenlehren oder Dogmen sind nichts anderes als die naturgemäße Entwickelungsgeschichte unserer menschlichen Vernunft und als solche einem steten Umwandelungsprozesse, einer unaufhörlichen Qualitäts. steigerung unterworfen.

G. Und die Religion?

Th. Die Religion ist der bleibende Kern, welcher allem echten Streben nach Wahrheit und nach Göttlichkeit zu Grunde liegt; sie ist die göttliche Vernunftoffenbarung an sich, deren erstes Aufdämmern im

Menschengeiste sich im Dunkel der Vorzeiten verliert, wohl mit der Aus. bildung des Menschengeistes selbst zusammenfällt, und, stetig wachsend, als einziges Ziel das völlige Aufgehen in der höchsten Einheit vor Augen hat: Mitten in der Endlichkeit eins werden mit dem Unendlichen und ewig sein in jedem Augenblick," das ist, wie Pfleiderer sagt, das Wesen der Religion."

"

G. Und giebt es keine noch besonders sogenannte „Offenbarung“? Th. Es giebt keine andere als solche, die innere Erkenntnis in lebendige Kraft umsetzt, und so sichtbar in die Erscheinung tritt; deren höchste Darstellung nennen wir die Offenbarung oder Fleischwerdung des Göttlichen.

G. So stüßt sich der Kirchenglaube an die Menschwerdung des Gottessohnes dennoch mit einiger Berechtigung auf einen thatsächlichen Kern?

Th. Der Chriftus des Dogmas, im Sinne einer irdischen, zeitlichen Person betrachtet, entzieht sich aus logischen Gründen der Beurteilung unserer nachgeborenen Geschlechter, und kann als solcher niemals über. zeugend bewiesen werden, es sei denn, daß auch hier das religiöse Erkennen den inneren Wahrheitskern aus der zeitlichen Umhüllung herauszuschälen vermöchte.

G. Und dieser Wahrheitskern?

Th. Ist die fortschreitende Offenbarung des Göttlichen in den Seelen derer, welche das Menschentum überwunden und sich von der Knechtschaft der Sünde endgültig befreit haben. Diese Offenbarung bleibt der Welt auch dann noch erhalten, wenn die Einzelperson, welche sie als typischen Träger derselben zu verehren gewöhnt war, in das Reich der Mythe zu verschwinden und den Lästerzungen der zweifelnden Spötter zu unterliegen droht. Sie bleibt uns erhalten, nicht als die „Person“ Jesu, welche gelebt hat und dahingegangen ist, sondern vielmehr als jener „Zustand des Christus", des „Gesalbten“ und Vollendeten, der ewig zur Erscheinung kommt in allen, welche die Fesseln des individuellen Selbstes abgestreift haben und Eins geworden sind mit dem göttlichen Geiste.

G. Kann ein Mensch sich diesen „Zustand als ein Christus“ durch eigene Kraft erwerben, oder bedarf es dazu jener „stellvertretenden“ Er. lösung, wie sie die Kirche lehrt und deren buchstäblichen Sinn ich nicht zu fassen vermag ? g?

Th.

Sollte ein Mensch ohne Sehnsucht nach einem höheren Zustand in einen höheren Zustand übergehen können?" fragt einer unserer tieferen Denker (Hebbel) und setzt hinzu: „Ich halte es für unmöglich!" Auch hier gilt es, den Buchstaben vom Geiste zu scheiden. Es kann dir nichts ge. geben werden, zu dessen Empfang du nicht schon innerlich herangereift bist und das du dir nicht, im wahren Sinne des Wortes, bereits durch eigene Kraft verdient hättest. Gedenke des Bibelwortes: „Wer da hat, dem wird gegeben, daß er die Fülle habe; wer aber nicht hat, von dem wird auch noch genommen, was er hat." Klingt das etwa nach einem unverdienten Gnadengeschenk?

G. Du hast recht! Eine solche Auffassung ließe sich nie und nimmer

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mit der Vernunft in Einklang bringen; wie erkläre ich mir aber dann jene anscheinend unverdienten Gnadengeschenke und ebenso unverdienten Hindernisse, welche die Anlagen und Schicksale den Menschen so oft in den Weg legen, zugleich mit der wunderbar verschiedenen geistigen und seelischen Reife der einzelnen Menschen und Völker? Bin ich verant wortlich für jenen innersten Wesenskern, den ich mit auf die Welt ge. bracht habe und als meinen individuellen Willen in mir wirkend erkenne ?

Th. Du bist ein Teil des Weltganzen und als solcher auch dessen unverbrüchlichen Entwickelungsgesetzen unterworfen. Allein, je mehr du dich in bewußtem Erkennen der verborgenen Weisheit des schöpferischen Grundgedankens unterordnen lernst, die göttlichen Ziele des größeren Ganzen zu deinen eigenen machst, desto freier wird dein Wille, desto machtvoller dein ganzes Menschenwesen sich entwickeln. Also prüfe dich selbst! Lerne erkennen, daß du kein anderes Wesen für dein irdisches Wollen und Wirken verantwortlich machen kannst, als nur allein dich selbst.

G. Demnach müßte ich ja dieses mein individuelles Selbst auch als den verborgenen Urheber meines irdischen Seins ansehen? Ich müßte wohl schon vor meiner Geburt irgendwie einen bewußten Willen und die Möglichkeit der Selbstbestimmung gehabt haben?

Th. Scheint dir denn dieser Gedanke, den die Weisen aller Zeiten anerkannten, scheint der dir etwas so Unglaubliches? Wird es dir leichter, dich mit der Annahme abzufinden, daß eine fremde schöpferische Laune dich zu dem gemacht hat, als was du dich hier auf Erden, in dieser kurzen Spanne Zeit erkennen lernst, ohne eigenen Willen, eigenes Verdienst und eigene Schuld? Müßte dieser Glaube nicht eine jede deiner Fähigkeiten lähmen, anstatt sie, wie jene andere Überzeugung es vermag, zu freudigem Ringen und Schaffen für dich und deine Brüder, die mit dir auf dem Wege sind", anzuspornen?

G. Du glaubst also, mit anderen Worten, daß dieses mein irdisches Schicksal in gewissem Sinne mein eigenes Werk ist und daß ich für mein Straucheln und Fallen, sowie auch für mein etwaiges Vorwärtskommen nur mich selbst verantwortlich zu machen habe?

Th. Ganz gewiß ist dieses meine Überzeugung, denn stärker als alles andere lebt im Menschen das Gefühl der Verantwortlichkeit für das eigene Thun. Dein individuelles Wollen kann dir durch keine äußere Macht als solche aufgezwungen werden, auch nicht durch eine göttliche. Bevor nicht Gott in deinem Innern lebt, dir selbst bewußt als Wesen deines Wesens, so lange ist er für dich nicht vorhanden, ist bloßer Name, Schall und Rauch. Das göttliche Leben kann also nur insofern ein freies Gnadengeschenk genannt werden, als die Möglichkeit es zu erwerben, immerdar für den Menschen vorhanden ist, indem es sich, wie Henry Drummond sagt, im Menschen, seinem Typus gemäß, bis zur voll. endung entwickelt" und sich zu einem Christus entfaltet". Wer aber vermöchte Tag und Stunde zu nennen, wo dieses Wunder im einzelnen Menschenherzen zur Offenbarung gelangen wird? Und auch das kann

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