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ser und Gärten machen mußte. Diese Theil | beschlossen in deinem Namen! Die

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Als Luther im Begriffe war, den Versammlungssaal zu betreten, klopfte ihm der berühmte Kriegsheld Georg v. Frundsberg auf die Schul: ter und sprach: „Mönchlein, Mönchlein! du gehest jeht einen Gang, einen solchen Stand zu thun, dergleichen ich und mancher Obrister auch in der allerernstesten Schlachtordnung nicht gethan haben. Bist du auf rechter Meinung und deiner Sache gewiß, so fahre in Gottes Namen fort und sey nur getrost, Gott wird dich nicht verlassen 15)." Auch in dem Saale selbst gaben ihm Verschiedene unter den hohen Anwesenden, weltlichen und geistlichen Standes Zeichen von Wohlwollen und Zustimmung. Im Saale selbst, im Vor: zimmer und vor den Fenstern sollen sich nach dem Berichte des Markgräflich) - Brandenburgischen Geheimschreibers, Georg Vogler, mehr als 5000 Menschen, Welsche und Deutsche Zuhörer befunden haben. Die Versammlung, die seiner harrte, war sehr glänzend und zahl: reich, denn außer dem Kaiser und seinem Bruder Erzherzog Ferdinand, waren anwesend 6 geistliche und weltliche Kurfürsten, 24 Herzoge, 8 Markgrafen, 30 Bischöfe und Prälaten nebst vielen anderen Fürsten, Grafen, Edelleuten und Gesandten. Als nun Luther vor dem Kaiser und den Ständen stand, er innerte ihn vor allen Dingen der Reichserb

nahme hatte er auch schon in seiner Wohnung Welt muß mich über mein Gewissen wohl unerfahren und er fand sich durch sie, noch mehr gezwungen lassen. Und wenn sie noch voller aber durch sein Gottesvertrauen so sehr gestärkt, | Teufel wäre und sollte mein Leib, der doch daß er einen Theil der Nacht, welche diesem zuvor deiner Hände Werk und Geschöpf ist, entscheidenden Tage voranging, mit Betrach) | zu Grund und Boden, ja zu Trümmern ge: tung des gestirnten Himmels und mit Lauten- | hen, dafür aber dein Wort mir gut ist und spiel zubrachte. Doch seine ganze Seele schließt | ist auch nur um den Leib zu thun; die Seele sich vor uns auf, wenn wir das herrliche Ge- ist dein und gehöret dir zu und bleibt bei dir bet lesen, das er in jenen wichtigen Augen- ewig. Amen. Gott helfe mir! Amen 14).“ blicken zu Gott richtete. „Allmächtiger, ewiger Gott! sprach er, wie ist es nur ein Ding um die Welt, wie sperren sie den Leuten die Mäuler auf, wie klein und gering ist das Bertrauen der Menschen auf Gott! Wie ist das Fleisch so zart und schwach und der Teufel so | gewaltig und geschäftig durch seine Apostel und Weltweisen. Wie ziehet sie so bald die | Hand ab und schnurret dahin, läuft die ge: meine Bahn und den weiten Weg zur Höllen zu, da die Gottlosen hingehören! Und siehet | man allein nur bloß an, was prächtig und gewaltig, groß und mächtig ist und ein Ansehen hat. Wenn ich auch meine Augen dahin wen- | den soll, so ist's mit mir aus, die Glocke ist schon gegossen und das Urtheil gefället. Ach) Gott! ach Gott! o du mein Gott, du mein Gott! stehe du mir bei wider aller Welt Vernunft und Weisheit, thue du es; du mußt es thun, du allein; ist es doch nicht meine, sondern deine Sache, hab' ich doch für meine Person allhier nichts zu schaffen und mit die sen großen Herren der Welt zu thun, wollt' ich doch auch wohl gute, geruhige Tage haben und unverworren seyn. Aber dein ist die Sache, Herr! die gerecht und ewig ist; stehe mir bei, du treuer, ewiger Gott! Ich verlasse mich auf keinen Menschen. Es ist umsonst und ver gebens, es hinket Alles, was Fleisch ist und Fleisch schmeckt. O Gott, o Gott! hörest du nicht? Bist du todt? Nein, du kannst nicht sterben, du verbirgest dich allein; hast du mich dazu erwählet, ich frage dich, wie ich es denn gewiß weiß; ei so wollt es Gott, denn ich mein Lebentang nie wider solche große Herren gedachte zu seyn, habe es auch mir nicht vorgenommen, ei Gott! so stehe mir bei in dem Namen deines lieben Sohnes Jesu Christi, der mein Schuh und Schirm seyn soll, ja meine feste Burg, durch Kraft und Stärkung deines heil. Geistes. Herr wo bleibest du? Du mein Gott! wo bist du? Komm, komm, ich bin bes reit, auch mein Leben darum zu lassen, geduldig wie ein Lämmlein. Denn gerecht ist die Sache und dein, so will ich mich denn von dir nicht absondern ewiglich. Das sey

14) Keil a. a. D. 11. S. 100.

15) Ulrich von Hutten hatte ihm gleichfalls zwei ges haltvolle Sendschreiben zugehen lassen, um seine Seele anzufeuern. Sie hatten die Aufschrift: Martin Luthern, dem unüberwindlichen Theologo und Evangelisten, meis nem heiligen Freunde. Das Erstere beginnt mit den Worten des Psalms: „Der Herr erhöre Dich am Tage der Noth! Der Name des Gottes Jakob schüße dich! Er sende dir Hülfe vom Heiligthum und stärke dich aus Zion! Er gebe dir, was dein Herz wünschet, und bes stätige alle deine Anschläge! Er erfülle alle deine Bitten und erhöre dich von seinem heiligen Himmel in der Stärke deiner rechten Hand! Denn was soll ich euch, allerwerthester Luther, ehrwürdigster Bater! zu dieser Zeit anders wünschen? seyd getrost und werdet stark! Ihr sehet, was es mit euch vor ein Spiet werde und worauf es ankomme. Bon mir könnet ihr allen hoffen. Wenn ihr standhaft bleibet, will ich bis an meinen leh ten Odem bei euch halten.“ 2. W. XV. S. 2193.

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marshall, er solle nicht anders reden, er Gang so getrost als den ersten zu thun. Er werde denn erst gefragt. Hierauf trat Joh. folgte daher am andern Tage dem Herolde, ven Ed, kurtrierischer Official, welcher jedoch der ihn abholte, zu derselben Stunde, mußte mit dem Ingolstadter Kanzler, Johann von aber unter einer großen Volksmenge bis um Ec, nicht zu verwechseln ist, hervor (der Kur: sechs Uhr stehen und warten. Endlich, nachfürß von Sachsen hatte erwartet, der Beicht | dem im Saale schon alle Lichter angezündet vater des Kaisers werde das Wort führen) waren, wurde er vorgelassen und ihm, nachund richtete im Namen des Kaisers zwei Fra- dem der Official die gestrige Frage lateinisch gen an ihn: 1) ob er diese Bücher, die vor und deutsch wiederholt hatte, zu sprechen ge: ibn niedergelegt worden waren, als die sei stattet, worauf er in deutscher Sprache folnigen anerkenne, und 2) ob er Alles, was gende Anrede hielt: „Allergnädigster Kaiser, darinnen verdammt sey, widerrufen wolle ?" gnädigste Kurfürsten, Fürsten und Herren! D. Schurf, der ihm als Beistand zur Seite Ich erscheine als der Gehorsame auf den Terwar, rief sogleich:,,man zeige die Bücher min, so mir gestern Abend angesezt ist und mit Namen an!" Als diesem Gesuch ent: bitte durch Gottes Barmherzigkeit, Ew. Majesprochen worden war, indem D. Eck die Titelstät und Gnaden wollten diese gerechte und etlicher Bücher aus einem zu Basel gedruck- | wahrhaftige Sache, wie ich hoffe, gnädigst höten Eremplar vorgelesen hatte, so gab Luther ren; und so ich aus Unverstand vielleicht auf die erste Frage eine bejahende Antwort einem Jeglichen seinen gebührenden Titel nicht und bekannte sich freimüthig als Verfasser. geben, oder sonst mich nicht nach Hofgebrauch In Beziehung auf die zweite Frage äußerte in Geberden erzeigen sollte, mir es gnädigst er: weil dieß eine Frage vom Glauben und zu gut halten, als der ich nicht zu Hofe geder Seelen Seligkeit ist und Gottes Wort be west, sondern immer im Kloster gesteckt bin langt, welches der höchste Schah im Himmel und von mir anders nicht zeugen kann, denn und auf Erden ist, und wir billig allezeit in daß ich in dem, was von mir bishero mit ein, allen Ehren halten sollen, so wäre es ver- fältigem Herzen gelehrt und geschrieben wormeffentlich von mir gehandelt, etwas Unbes den, allein Gottes Ehre und der Christgläubichtiges anzuzeigen, sintemat ich weniger, bigen Nutz und Seligkeit, damit dieselben denn die Sache erfordert, oder mehr, denn rechtschaffen und rein unterrichtet würden, es der Wahrheit gemäß wäre, unbesonnen angesehen und gesucht habe. Nun allergnäs oder unbedacht zugeben und für gewiß sagen digster Kaiser, gnädigste Kurfürsten, Fürsten könnte; welches Beides mich in das Urtheil und Herren! Auf die zween Artikel, so mir bringen würde, das Christus gefället, da er gestern von Ew. kaiserlichen Majestät fürgehalsagt: wer mich vor den Menschen verläugnen ten sind, nämlich: ob ich die genannten und wird, den will ich vor meinem himmlischen unter meinem Namen ausgegangenen Bücher Bater auch verläugnen. Derhalben bitte ich für die Meinen erkennete und dieselben zu ven faiserlicher Majestät aufs allerunterthä- vertheidigen verharren oder widerrufen wollte ? nigste und demüthigste Bedenkzeit, auf daß hab ich meine unterthänige, klare und rich ich ohne Nachtheil Gottes Worts und ohne tige Antwort gegeben, auf den ersten Artikel, Gefahr meiner Seelen Seligkeit auf die vorgedarauf ich noch feste bestehe und ewiglich bes haltenen Fragestücke richtig antworten möge." stehen will, nämlich, daß solche Bücher mein Ed erwiederte nach kurzer Berathschlagung und unter meinem Namen von mir ausgeder Fürsten auf Befehl des Kaisers, er habe gangen seyen, es wäre denn, daß vielleicht zwar hinreichende Zeit gehabt, über den Grund durch meiner Abgünstigen Arglistigkeit oder feiner Vorladung nachzudenken und es stehe unzeitige Klugheit etwas darinnen geändert ihm eigentlich nimmer zu, einen Aufschub oder böslich herausgezwackt wäre, denn ich feiner Antwort nachzusuchen, doch wolle ihm erkenne nichts Anderes für das Meine nicht, die kaiserliche Majestät nach ihrer Milde noch denn was allein mein und von mir allein Einen Tag zum Nachdenken verwilligen und geschrieben ist, ohne einiges Menschen Deu befehle ihm, daß er sich am folgenden Tag um tung, wie geschickt er auch sey." Hierauf dieselbe Zeit stelle und seinen Vorsatz nicht erklärte er, es sey ein Unterschied unter seinen shriftlich), sondern mündlich zu erkennen gebe. Büchern. Einige seyen solche, darinnen vom Mit diesem Bescheide wurde er entlassen; Glauben und christlichen Leben und Werken die Meisten waren zwar der Meinung, er recht und christlich nach selbst eigenem Zeugwerde nicht den Muth haben, sich wieder zu nisse seiner Widersacher gelehrt habe; die tellen, allein er war entschloffen, den zweiten könne er nicht widerrufen. Ja, auch die päpsst

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damit ich nicht Ursache gebe, forthin allerlei gottloses Wesen zu vertheidigen und neue Greuel und Wüthen anzurichten. Doch weil ich ein Mensch bin und nicht Gott, kann ich | meinen Büchlein nicht anders helfen, noch sie vertheidigen, denn mein Herr und Heiland seiner Lehre gethan hat, welcher, da er vor dem Hohenpriester Hannas um seine Lehre gefraget, von des Hohenpriesters Knecht einen Backenstreich empfangen hatte, sprach er: hab ich übel geredet, so beweise es, daß es böse sey. hat nun der Herr, welcher wußte, daß er nicht konnte irren, sich nicht geweigert, Zeugniß wider seine Lehre zu hören, auch von einem geringen, schnöden Knecht, wie

liche Bulle, sprach er, ob sie wohl geschwind und heftig ist, doch macht sie etliche meiner Bücher unschädlich, wiewohl sie dieselben durch ein ungeheuer widernatürlich Urtheil verdam: met. In den Anderen greife ich das Papstthum und der Papisten Lehre an, die mit ih❘ rer falschen Lehre und bösem Erempel die Christenheit an Leib und Seele verwüstet haben; denn Niemand kann verneinen und dissimuliren, weil es die Erfahrung zeuget, und alle frommen Herzen darüber klagen, daß durch des Papstes Gesetz und Menschenlehre der Christgläubigen Gewissen aufs allergreulichste und jämmerlichste verstrickt, beschwert und gemartert sind, auch die Güter, Gründe und Possession, vornehmlich in dieser hochberühm, | viel mehr ich, der Erd und Asche ist und ten deutschen Nation, mit unglaublicher Ty- | rannei erschöpft und verschlungen sind und noch heutiges Tages ohne Aufhören unziem licherweise verschlungen werden. So sie doch selbst in ihren eigenen Büchern und Decreten sehen und lehren, als Dist. 9. daß des Papsis Gefeße und Lehre, die dem Evangelio oder den Sprüchen der Väter entgegen und zuwider sind, für irrige und untüchtige sollen gehalten werden. Wo ich nun auch dieselben widerrüfe, so würde ich nichts anders thun, denn daß ich ihre Tyrannei stärkte und solcher großen Impietät und gottlosem Wesen nicht allein die Fenster, sondern auch Thür und Thor aufthäte, als die viel weiter und freier wüthen und toben würden, denn sie bisher haben dürfen thun. Und würde durch solch Zeugniß dieses meines Widerrufens ihr ty: rannisch Regiment, darin ohne das aller Muthwille, Schalkheit und Bosheit ungescheuet und ungestraft getrieben wird, dem armen gemeinen Mann und Haufen viel unleidlicher und unträglicher werden und doch gestärkt und bestätigt, sonderlich so gerühmt werden, daß Solches von mir aus Befehl Ew. kai serlichen Majestät und des ganzen römischen Reichs geschehen wäre. Auch diese Bücher kann ich nicht widerrufen, weil ich dadurch) ihre Tyrannei und Bosheit stärken würde.

welch ein großer Schanddeckel allerlei Schalkheit und Tyrannei, lieber Gott, würde ich alsdann werden!" ,,Die dritte Art meiner Bücher, fuhr er fort, ist, so ich wider einige Privatpersonen geschrieben habe, die sich un terstanden, römische Tyrannei zu vertheidigen und die gottselige Lehre, so ich vertheidiget, zu fälschen und zu unterdrucken, darinnen habe ich nun wohl mich zuweilen heftiger erwiesen, als mir meines Amts geziemte; die felbige kann ich aber auch nicht widerrufen,

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leichtlich irren kann, soll begehren und warten, ob Jemand Zeugniß wider meine Lehre geben wolle; darum bitt ich durch die Barmherzigkeit Gottes Ew. kaiserliche Majestät, Kur- und fürstliche Gnaden oder wer es thun kann, er sey hohes oder niedriges Standes, wolle Zeugniß geben, mich mit prophetischen und apostolischen Schriften überweisen, daß ich geirret habe; so ich deß überzeugt werde, will ich ganz willig und bereit seyn, allen Irrthum zu widerrufen und der Erste seyn, der meine Büchlein ins Feuer werfen will. Aus diesem halt ich, erscheine klärlich und öffentlich, daß ich genugsam bedacht und ers wogen habe die Noth und Gefahr, das Wes sen und die Zwietracht, so durch Berursachung meiner Lehre soll erwecket seyn, davon ich ges stern hart und stark bin erinnert worden. Mir zwar ist es wahrlich die allergrößte Lust und Freude, zu sehen, daß um Gottes Wort willen Zwietracht und Uneinigkeit entsteht, denn dieß ist Gottes Wortes Art, Lauf und Glück, sintemal Christus der Herr selbst sagt, ich bin nicht kommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwerdt, denn ich bin kommen, den Menschen zu erregen wider seinen Vater u. . w. Derohalben ist wohl zu bedenken, wie wunderbarlich Gott in seinen Räthen und Gerichten ist, damit nicht vielleicht das, so die Uneinigkeit und Zwietracht hinzulegen, fürgewandt wird, aus Vertrauen unserer Macht und Weisheit, so wirs anfangen mit Verfol gung und Lästerung des Worts Gottes, ge: rathe zu einer schrecklichen Sündfluth unüber windlicher Gefahr, beide leiblichen und geistlichen Unfalls und Schadens. Zudem ist zu besorgen, damit nicht dieses allerlöblichsken und gütigsten Jünglings Kaiser Karls Regie rung (in deß Majestät nächst Gott große Hoff nung ist) nicht allein einen bösen, unseligen

Anfang, sondern auch Mittel und Ende ge= winnen möchte. Ich könnte diesen Handel mit Erempeln der heil. Schrift wohl weiter und reichlicher erklären und ausstreichen, als vom Pharao, vom König zu Babel und den Königen Israel, welche sich alsdann am meis ften in den größten Schaden und Verderben bracht haben, da sie wollten mit ihren klügfen Anschlägen und Räthen ihre Königreiche befrieden und erhalten. Denn er ist's, der die Bisigen durch With und Klugheit ergreift und fehret die Berge um, ehe sie es inne wers den, Hiob 5, 15. 9, 5. Darum ist's von nöthen, daß man Gott fürchte. Aber ich will es jetzt Kürze halber unterlassen. Solches sage ich nicht der Meinung, daß solchen großen Häup tern noth wire meines Unterrichts oder Er: innerns, sondern daß ich deutscher Nation, meinem lieben Vaterlande meinen schuldigen Dienst nicht habe sollen, noch wollen entziehen und will mich hiemit Ew. kaiserlichen Majeflät, Kur- und fürstlichen Gnaden aufs aller unterthänigste befohlen und demüthigst gebe ten haben, sie wollten sich von meinen Widers fadern wider mich ohn Ursache nicht bewegen laffen. Das will ich um dieselben mit meinem armen Gebet zu Gott zu verbitten in aller Unterthänigkeit allzeit befliffen seyn." Diese und noch mehrere Worte sprach Luther in deutscher Sprache, aber weil bekannt war, daß der Kaiser dieselbe nicht verstand, auch nicht liebte, so begehrten Biele, er solle das Gesagte in lateinischer Sprache wiederholen. Ob er nun gleich von der Hihe, welche das Gedränge verursachte, und von der Anstren gung ziemlich erschöpft war, und Friederich von Thanau deßwegen zu ihm sagte: „kön net Ihr es nicht thun, so it's genug, Herr Doctor!" so wiederholte er doch seine ganze Erklärung lateinisch) zur Freude seines Kurs fürßen und mancher Anwesenden 16). Sein ganzer Vortrag, bei dem er sich von Heftig. feit durchaus fern und in den Schranken des Anstands und der Bescheidenheit hielt, wenn man ihm gleich die Freudigkeit und Unershrockenheit des Gemüths ansah, dauerte über zwei Stunden. Der kurtrierische Kanz ler fiel ihm etwas derb in die Rede, und verlangte, weil es jetzt nicht am Orte sey,

|_ 16) Spalatiu erzählt diesen Vorgang in etwas andeOrdnung; namentlich berichtet er, Luther habe zu: m lateinisch und dann erst deutsch geredet. S. Cyprian 1 seinen nüßlichen Urkunden zur Reformationsgeschichte Tenhet S. 506. Allein die obige Erzählung ist von uther selbst und verdient daher den Borzug. S. L. 5. a. a. D. S. 2297. 2333.

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seine Lehre zu vertheidigen und über das, was in den Kirchenversammlungen, hauptsächlich zu Constanz verdammt worden, erst noch zu disputiren, eine kurze, deutliche und nicht auf Schrauben oder Hörner gestellte Antwort, ob er widerrufen wolle, oder nicht. Da erwie derte Luther: weil denn kais. Majestät, Kurund fürstliche Gnaden eine schlechte, einfältige, richtige Antwort begehren, so will ich dir geben, so weder Hörner, noch Zähne haben soll, nämlich also: es sey denn, daß ich mit 3eugnissen der heil. Schrift oder mit öffentlichen, klaren und hellen Gründen und Ursachen überwunden und überwiesen werde (denn ich glaube weder dem Papst, noch den Concilien allein nicht, weil es am Tag und offenbar ist, daß fie oft geirrt haben, und ihnen selbst widersprechend gewesen sind), und ich also mit den Sprüchen, so von mir angezogen und anges führt sind, überzeuget und mein Gewissen in Gottes Wort gefangen ist, so kann und will ich nichts widerrufen, weil weder sicher, noch gerathen ist, etwas wider das Gewissen zu thun. Hier stehe ich; ich kann nicht anders, Gott helfe mir! Amen!" Als der Kaiser diese Antwort vernommen hatte, soll er gesagt haben: der Mönch redet unerschrocken mit großem Muth 17)."

Jene Erklärung Luthers wurde nun vom Kaiser und den Ständen in Berathung gezogen und Joh. v. Eck wandte sich sodann noch einmal an den Erstern mit den Worten, er wolle wieder rege machen, was zu Constanz verdammt worden sey; es gezieme sich aber in keinem Wege davon zu disputiren, was die Concilien einmal beschlossen haben: darum solle er kurz mit Ja oder Nein! antworten; ob er all das Seine für christlich und katho lisch wolle ausgeben, oder etwas davon wis derrufen? Luther aber bat, Kaiserl. Majestät möchte ihn nicht dringen lassen, Etwas wider sein Gewiffen vorzunehmen, er wisse keine andere Antwort zu geben, als die er schon vorgebracht und könne nicht widerrufen, er wäre denn aus Gottes Wort eines Bessern über: wiesen, auch sich nicht mit den Concilien begnügen, welche oft geirrt und sich widersprochen haben. Der Official entgegnete hierauf nur kurz, man könne nicht beweisen, daß die Concilien geirrt hatten, was aber Luther zu erweisen sich bereit erklärte. „Da ich Solches ausgeredet hatte, sagt Luther selbst, ließ man mich gehen und wurden mir Zween zugegeben, die mich führten und begleiteten."

17) Seckendorff a. a. D. Bd. I. S. 350.

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war mit dem Benehmen Luthers auf dem

Berichte Spalatins vernehmen. Nachdem er in seinen Annalen erwähnt hat, Gott habe in Wahrheit den Doctor Martinus auf dem

Da erhub sich ein Getümmel und es schreien die Edelleute: ob man mich gefangen führete? | Reichstage sehr zufrieden, wie wir aus einem Ich aber sagte, sie begleiten mich nur. Also kam ich wieder in meine Herberge und kam nicht wieder in des Reiches Rath.' An die sem Abend wurde in der Reichsversammlung | Reichstag also geehrt, daß er vielmehr Zunoch kein Beschluß gefaßt, aber Luther hatte | seher und Anseher gehabt, als alle Fürsten durch seine muthvolle, freudige Bertheidigung und Herren, fährt er fort: es hatte auch Mancher Herzen gewonnen. Der alte Her mein gnädigster Herr Herzog Friederich zu zog Erich von Braunschweig schickte ihm so Sachsen Kurfürst, hochlöblicher und seliger gar eine silberne Kanne mit Einbecker Bier Gedächtniß, eine solche Verwunderung ob der und ließ ihm sagen, er solle sich damit ers | christlichen, muthigen Antwort des Herrn Docquicken. Luther fragte, was für ein Fürst tor Martinus vor Kais. Mäjestät und den seiner also in Gnaden gedacht habe? Und als | Ständen des Reichs in Latein und Deutsch er vernahm, daß es der eben erwähnte katho: | gesehn, daß S. Kurfürstl. Gnaden noch vor lische Herr sey, der ihn damit beschenke und, | ihrem Abendmahl, ehe sie zu Tische saßen, daß er selbst zuvor aus der Kanne getrunken, folglich er sich nichts Böses zu versehen habe, trank er auch mit den Worten: wie heute Herzog Erich meiner gedacht, also gedenke seiner unser Herr Christus in seinem letzten Kampfe!" Dieser Worte gedachte auch wirklich der Herzog in seiner letzten Stunde und begehrte von einem an seinem Bette stehenden Edelknaben, Franz von Kramm, er solle ihn mit evangelischem Trost erquicken. Auch em rfing Luther viele Besuche von Fürsten und anderen hohen Personen geistlichen und weltlichen Standes, die ihm laut ihren Beifall über sein mannhaftes Benehmen zu erkennen gaben. Unter diesen Besuchenden befand sich nach Luthers eigener Erzählung der junge Landgraf von Hessen. „Dieser, sind seine Worte, war noch nicht auf meiner Seite und kam in den Hof geritten und ging zu mir in mein Gemach, wollte mich sehen. Er war aber noch sehr jung, sprach: Lieber Herr Doc-| tor, wie geht's? da antwortet' ich: gnädigster | Herr! ich hoffe, es soll gut werden. Da saget er: ich höre, Herr Doctor, Ihr lehret, wenn ein Mann alt wird und seiner Ehefrauen nicht mehr Ehepflicht leisten kann, daß dann die Frau mag einen andern Mann nehmen; und lacht, denn die Hofräthe hatten ihm eingeblasen. Ich aber lachte auch und sagte: ach nein, gnädiger Herr, Eure Fürstliche Gna: den sollt nicht also reden! Aber er ging bald wieder von mir weg, gab mir die Hand und sagte: habt Ihr Recht, Herr Doctor so helf euch Gott 18)!" Der Kurfürst von Sachsen

18) Luther wurde auch von einem Bischof (vermuthlich dem von Trier) zum Abendessen eingeladen. Als er nun das Glas an den Mund seizte, um zu trinken, zuvor aber, seiner Gewohnheit gemäß, das Kreuz dar über machte, sprang es unten entzwei, also daß der Wein hinauslief. Biete faßten hiebei den Berdacht,

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nach mir in D. Martinus Herberge schickten und wie S. Kurfürstl. Gnaden Wasser wollten nehmen (sich zu waschen) und meiner ges wahr wurden, winkten sie nur, in ihre Kammer zu folgen. Und wie ich hineinkam, sag: ten S. K. Gn. zu mir wit großer Verwunde rung: wohl hat der Peter, D. Martinus ge: redet vor dem Herrn Kaiser und allen Fürsten und Ständen des Reichs, er ist mir viel zu kühne (nur zu viel herzhaft gewesen). Und ließen mich also gnädiglich wieder zu Doctor Martinus gehen. Nur waren, bemerkt er dabei, hochgedachter mein gnädigster Herr 2. noch etwas kleinmüthig, hatten Doctorem Martinum gewißlich lieb und es wäre ihnen eigentlich groß Leid widerfahren, so ihm Un gutes wiederfahren; hätten nicht gern wider Gottes Wort gethan, auch den Kaiser ungern auf sich geladen und gedacht auf das Mittel den Herrn D. Martinum ein Zeit beiseit zu bringen, ob die Sachen in ein Stillung ge richt mochten werden, ließen auch ihm solches den Abend zuvor zu Worms, ehe er wegzog, in Gegenwart Herrn Philipps von Feilitsch, Herrn Friederich von Thun, beider Ritter, mein Spalatin und freilich nicht viel mehr an zeigen, wie man ihn beiseit bringen sollt, defsen denn D. Martinus Herzogen Friederichen zu Ehren also unterthäniglich zufrieden stund, wiewohl er gewißlich allzeit viel lieber frisch hinangegangen wäre 19).“

der Wein sey vergiftet gewesen; doch Luther theilte den selben nicht, sondern sprach die Bermuthung aus, das Glas sey nur darum zersprungen, weil es allzuschnell in kaltes Wasser gestoßen worden sey. Uebrigens hat er selbst diesen Umstand nicht erzählt, sondern Matthäus Kahenberg, Kurfürstlich sächsischer Leibarzt, erwähnt desselben mit Berufung auf einen Musiker des Königs Ferdinand, mit Namen Cornelius Block, der selbst an der Tafel gewesen sey. Seckendorff a. a. D. B. 1. S. 357. 19) Cyprian in seinen nühl. Urkunden . S. 513 f.

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