ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

so haben auch ein jeder Bischof und Seelsor ger in seinem Bisthum und Pfarre insonder: heit oder bei den Seinen.

26) Der Papst thut sehr wohl daran, daß er nicht aus Gewalt des Schlüssels, den er nicht hat, sondern durch Hülfe oder Fürbittweise den Seelen Vergebung schenket.

27) Die predigen Menschentand, die da fürgeben, daß, sobald der Groschen in den Kasten geworfen klinget, von Stund an die Seele aus dem Fegfeuer fahre.

28) Das ist gewiß: alsbald der Groschen im Kasten klinget, daß Gewinn und Geiß kommen, zunehmen und größer werden; die Hülfe | aber oder Fürbitt der Kirchen stehet allein in Gottes Willen oder Wohlgefallen.

32) Die werden samt ihren Meistern zum Teufel fahren, die vermeinen, durch Ablaß: briefe ihrer Seligkeit gewiß zu seyn.

|

[ocr errors]

46) Man soll die Christen lehren, daß, wenn | sie nicht Ueberfluß an Gütern haben, sie gehalten seyen, das Nothwendige für ihr Haus | aufzusparen und keineswegs um des Ablasses willen zu verschleudern.

47) Man soll die Christen lehren, daß Ab: laßlösen ein fret Ding sey und nicht geboten. 49) Man soll die Christen lehren, daß des Papstes Ablaß gut sey, sofern man sein Ver trauen nicht darauf sehet, dagegen aber nichts schädlicheres, denn so man dadurch Gottesfurcht verliert.

50) Man soll die Christen lehren, daß der Papst, so er wüßte der Ablaßprediger Schinderei, lieber wollte, daß St. Peters Münster zu Pulver verbrannt würde, denn daß er sollte mit Haut, Fleisch und Bein seiner Schaafe erbaut werden.

52) Durch Ablaßbriefe vertrauen selig zu werden, ist nichtig und erlogen Ding, ob:

33) Für denen soll man sich sehr wohl hüten und fürsehen, die da sagen, des Papstes Ablaßgleich der Commissarius oder Ablaßvogt, ja sey die höchste und wertheste Gottesgnade und Geschenk, dadurch der Mensch) mit Gott versöhnt wird.

36) Ein jeder Christ, so wahre Reu und Leid hat über seine Sünden, der hat völlige Vergebung von Pein und Schuld, die ihm auch ohne Ablaßbriefe gebührt.

37) Ein jeder wahrhaftiger Christ, er sey lebendig oder todt, ist theilhaftig aller Güter Christi und der Kirchen aus Gottes Geschenk, auch ohne Ablaßbriefe.

38) Doch ist des Papstes Vergebung und Austheilung mit nichten zu verachten: denn, wie ich gesagt habe, ist seine Vergebung eine Erklärung göttlicher Vergebung.

39) Es ist aus der Maaßen schwer, auch den allergelehrtesten Theologen, zugleich den großen Reichthum des Ablaffes und dagegen die wahre Reu und Leid vor dem Volk zu rühmen.

41) Fürsichtiglich soll man von dem päpstlichen Ablaß predigen, daß der gemeine Mann nicht fälschlich dafür halte, daß er den andern Werken der Liebe werde fürgezogen oder bef: ser geachtet.

42) Man soll die Christen lehren, daß es des Papstes Gemüth und Meinung nicht sey, daß Ablaßlösen irgend einem Werke der Barm herzigkeit in etwas sollte zu vergleichen seyn. 43) Man soll die Christen lehren, daß, der den Armen gibt oder leihet dem Dürftigen, beffer thut, denn daß er Ablaß löset.

|

|

|

[ocr errors]

der Papst selbst, seine Seele dafür zum Pfande wollte sehen.

55) Das sind Feinde Christi und des Papstes, die von wegen der Ablaßpredigt das Wort Gottes in andern Kirchen zu predigen ganz und gar verbieten.

54) Es geschieht dem Worte Gottes Un recht, wenn in einer und derselben Predigt auf den Ablaß gleiche oder längere Zeit verwen det wird, als auf Jenes.

56) Die Schätze der Kirchen, davon der Papst den Ablaß austheilt, sind weder genugsam genannt, noch bekannt bei der Ges meinde Christi.

62) Der rechte wahre Schah der Kirchen ist das heilige Evangelium der Herrlichkeit und Gnade Gottes.

63) Dieser Schah ist billig der allerfeinds seligste und verhaßteste, denn er macht, daß die Ersten die Letzten werden.

64) Aber der Ablaßschaß ist billig der allergenehmste, denn er macht aus den Lehten die Ersten.

65) Darum sind die evangelischen Schäße Nehe, damit man einst die Männer des Reichthums fischte.

66) Die Schähe des Ablasses sind Nehe, | damit man jehiger Seit den Reichthum der Menschen fischet.

70) Die Bischöfe und Seelsorger sind schuldig, mit Augen und Ohren aufzumerken, daß des apostolischen Ablaß Commissarien nicht

44) Man soll die Christen lehren, daß, wer einen Dürftigen sieht, ihn aber vernachläßigt | anstatt päpstlichen Befehls ihre eigenen und für Ablaß gibt, nicht den Ablaß des Papstes, | Träume predigen. sondern die Ungnade Gottes sich erwirbt.

71) Wer wider die Wahrheit des päpstlichen

Ablaffes redet, der sey verslucht, und vers malebeit.

12) Ber aber wider des Ablaßpredigers muthwillige und freche Worte Sorge trägt, oder sich bekümmert, der sey gebenedeit.

79) Sagen, daß das Kreuz mit des Papstes Wappen herrlich aufgericht vermöge so viel, als das Kreuz Christi, ist eine Gotteslästerung. 81) Solche freche und unverschämte Predigt und Ruhm vom Ablaß macht, daß es auch den Gelehrten schwer wird, des Papstes Ehre und Würde zu vertheidigen für derfelben Ber(aumbung, oder ja für den scharfen, ustigen Fragen des gemeinen Mannes.

82) Als nämlich: warum entlediget der Vapit nicht alle Seelen aus dem Fegfeuer um der allerheiligsten Liebe willen und von wegen der höchsten Noth der Seelen, als der allers billigsten Ursache, so er doch um des allervergänglichen Goldes willen zum Bau St. Pes ters Münster unzählig viel Seelen erlöset, als von wegen der lösesten Ursachen?

ihrem und seiner Oberen Urtheile sich zu füs gen 10). Bugleich legte er diesen Säßen eine feierliche Protestation bei, wie es bei Dispus tationen gebräuchlich war, daß er gar nichts sagen, oder halten wolle, es sey denn aus und in der heiligen Schrift erstlich), darnach in den heiligen Vätern der Kirche gegründet, von dem römischen Stuhl angenommen und bisher gehalten, und was in den päpstlichen Rech): ten und Decretalen sey und mit der Zeit seyn könne. Ich bitte, heißt es ferner darin, noch um Christi willen Alle und Jeden, sie sollen mir entweder einen bessern Weg zeigen, wenn Jemanden derselbe wäre von oben offenbart worden, wenigstens ihre Meinung dem göttlichen und der Kirche Ausspruch unterwerfen. Denn so verwegen bin ich nicht, daß ich meine Meinung der Meinung aller Anderen durchaus vorgezogen haben wollte; auch bin ich nicht so unverständig, daß ich das göttliche Wort den Fabeln, die die menschliche Bernunft erfunden, nachsehen ließe ")." Luther zog, als er diese Sähe bekannt machte, Niemand zu Rath, sondern folgte bloß dem Drange seiner Ueberzeugung, wie er selbst in der Auslegung des Psalms 118 beim 9. Vers anmerkt, wo er fagt:,,Da ich zum Ersten den Ablaß angrief und alle Welt die Augen aufsperrte und sich) ließ denken, es wäre zu hoch angehoben, ka 86) Item: warum baut jeht der Papst nicht men zu mir mein Prior und Subprior, aus lieber St. Peters Münster mit seinem eigenen dem Setergeschrei bewegt, und fürchteten sich) Geld, als mit der armen Christen Geld? sehr, baten mich), ich sollte den Orden nicht 90) Diese der Laien sehr spihige Argument | in Schande führen, denn die anderen Orden allein mit Gewalt wollen dämpfen und nicht | hüpfeten schon für Freuden, sonderlich die durch angezeigten Grund und Ursache auf öfen, heißt die Kirche und den Papst den Feinden zu verlachen darstellen und die Chriten unselig machen.

83) Item: warum bleiben die Begängnisse und Jahrzeit der Berstorbenen stehen und warum gibt er nicht wieder, oder vergönnt wieder zu nehmen die Beneficia oder Pfründen, die den Totten zu gut gestiftet sind, so es nunmehr unrecht ist, für die Erlöseten zu beten?

94) Man soll die Christen ermahnen, daß sie ihrem Haupt Christo durch Kreuz, Tod und Hölle nachzufolgen sich befleißigen.

95) Und also mehr durch viel Trübsals ins Himmelreich zu gehen, denn daß sie durch Ber: tröslung des Friedens sicher werden 9).

Man sieht auf den ersten Blick, daß diese Säße nicht sowohl gegen den Ablaß an sich),als vielmehr egen den damit getriebenen Mißbrauch ges richtet waren und daß Luther noch die Ueberzeus sung hegte, die Satzungen des Papstthums laffen sich mit den Lehren der heiligen Schrift in Einklang bringen. Wo er auch einige Zweifel hatte, z. B. in der Lehre vom Fegfeuer, da erbat er sich die Burechtweisung einsichtsvoller und gelehrter Männer und zeigte sich bereit,

9). B. XVIII. S. 254.

|

Prediger, daß sie nicht allein in Schanden steckten; die Augustiner müßten nun auch brennen und Schandträger seyn. Da antwor tet ich: Lieben Väter, ist's nicht in Gottes Namen angefangen, so ist's bald gefallen; ist's aber in seinem Namen angefangen, so lastet denselbigen machen. Da schwiegen sie und geht noch so bisher, wird auch, ob Gott will, noch gehen bis ans Ende. Amen."

An demselben Tage, da er jene Sähe ans schlug, schrieb er hierüber unter Anschluß der

10) Luther sagt hierüber in seiner Vorrede zum ersten

Theile seiner lateinischen Schriften vom Jahre 1540:

,,Der Leser soll wissen, daß ich damals, als ich diese wefen bin, so trunken, ja ersoffen in den Lehren des Sache angrief, ein Mönch und unsinnigster Papiste ges Papsts, daß ich für großem Eifer bereit gewesen wäre, wenn's in meiner Macht gestanden, zu tödten, oder hätte ja zum wenigften Gefallen daran gehabt und das

zu geholfen, daß getödtet wären worden alle, die dem Bapst in der geringsten Sylbe nicht hätten wollen ge horsamen und unterwürfig seyn.".

11) L. W. XVIII. S. 265.

[ocr errors]

Sodann sind die Werke der Gottseligkeit und Liebe unendlich besser, als der Ablaß. und doch predigt man jene weder mit solcher Pracht, noch mit so großem Eifer, ja ste blei: ben um jenes hochgepriesenen Ablasses willen ungepredigt, da es doch aller Bischöfe erste und einzige Pflicht ist, daß das Volk das Evangelium und die Liebe Christi lerne. Auch hat Christus nirgends befohlen, den Ablaß zu predigen, wohl aber nachdrücklich die Predigt des

also und wie gefahrdrohend für einen Bischof, wenn er mit Uebergehung des Evangeliums nur das Geräusch des Ablaßhandels unter sein Volk ausgehen läßt und darauf mehr Bedacht nimmt, als auf das Evangelium! Sagt nicht Christus von Solchen: „sle seyen Mücken und verschlucken Kameele ?"

selben an den Erzbischof Albrecht zu Mainz von Sündenvergebung das Volk sicher und folgenden beweglichen Brief: „Gnade u. Barm-furchtlos, da doch der Ablaß den Seelen durch: herzigkeit Gottes und was er vermag und aus nicht zur Seligkeit und Heiligkeit förderist! Hochwürdigster Vater in Christo, durch | lich ist, sondern nur die äußerliche Strafe, lauchtigster Fürst wolle mir zu Gnaden hal- | die man einst nach den Satzungen aufzulegen ten, daß ich die Hefe der Menschen so vermes- pflegte, hinweg nimmt? sen bin, an Ew. Kurfürstliche Gnaden einen Brief zu richten. Der Herr Jesus ist mein | Zeuge, daß ich, meiner Niedrigkeit und Schmach mir bewußt, schon lange verschoben habe, was ich nun mit verlegener Stirn unternehme; dazu bewegt mich hauptsächlich mein treuer Dienst, den ich meinem hochwürdigsten Vater in Christo zu leisten mich schuldig erkenne. | Möge indessen Ew. Kurfürstliche Gnaden geruhen, das Auge auf mich, der ich nur Staub | bin, zu lenken und meinen Wunsch nach Ihrer | Evangeliums geboten. Wie schauerlich ist es und nach bischöflicher Huld genehmigen. Es wird unter Ew. Gnaden Titel der päpstliche Ablaß herumgeführt zum Bau St. Peters Münsters, wobei ich nicht so sehr der Ablaßprediger Geschrei beschuldige, das ich nicht gehört habe, als vielmehr den grundfalschen | Verstand des Volks bedaure, den sie daraus ziehen und überall öffentlich verbreiten, näm Dazu kommt, Hochwürdigster Bater in lich, daß die unseligen Leute glauben, daß, Christo, daß in der Instruktion der Ablaßwenn sie Ablaßbriefe gelöset haben, sie sicher Commissäre, die unter Ew. Hochwürden Naseyen ihrer Seligkeit; ferner: daß die Seelen men (aber wohl ohne Euer Wissen und Wil: sogleich aus dem Fegfeuer fliegen, wenn sie len), ausgegangen ist, die Worte stehen, die den Beitrag in den Kasten geworfen haben; Einzige der vornehmsten Gnadenschätze sey sodann: daß diese Gnadenschäße so groß seyen, | jenes unschäßbare Geschenk Gottes, wodurch daß es keine auch noch so große Sünde gebe, der Mensch mit ihm versöhnt werde; auch selbst wenn (wie sie sagen) Jemand, wo mög- werden alle Strafen des Fegfeuers getilgt, lich, die Mutter Gottes geschändet hatte, welche ferner die Buße sey für diejenige nicht nöthig, nicht vergeben werden könnte; endlich, daß | welche die Seelen oder (durch) solche Bet der Mensch durch diesen Ablaß von aller Strafe tel lösen. und Schuld frei sey. O lieber Gott, also Was soll und kann ich nun anders thun, werden die Seelen, die Ew. K. Gn. Sorgfalt | als daß ich Ew. K. Gn. durch den Herrn anvertrauet sind, zum Tode unterwiesen und Jesum Christum bitte, Sie möchten ein Auge eine sehr strenge Rechenschaft, die immer väterlicher Sorgfalt auf diese Sache zu lens wächst, wird von Euch für sie alle gefordert ten geruhen und dasselbe Büchlein gänzlich werden. Deswegen habe ich Solches nicht län- hinwegthun, sowie den Ablaßpredigern eine ger verschweigen können, denn der Mensch andere Weise zu predigen auferlegen, damit wird durch keines Bischofs Amt seiner Selig nicht endlich Einer aufstehe, der durch) Heraus, keit gewiß, da er selbst nicht durch die ihm gabe einiger Büchlein sie und jenes Schrifteingegossene Gnade Gottes sicher werden soll, lein widerlege zur höchsten Schmach Ew. sondern der Apostel uns befiehlt mit Furcht Hoheit. Hievor grauet mir zwar sehr, aber und Bittern unsere Seligkeit zu schaffen. „Und doch fürchte ich, es möchte geschehen, wofern auch der Gerechte wird kaum gerettet wer: nicht eilends Hülfe geschafft werde. den." Endlich ist auch der Weg, der zum Leben führt, so enge, daß der Herr durch die Propheten Amos und Zacharias die zu Rettenden Feuerbrände nennt, die aus dem Feuer ges riffen werden, und daß er überall von der Schwie rigkeit der Errettung spricht. Wie macht man also durch solche leere Fabeln und Berheißungen

|

|

[ocr errors]

|

|

[ocr errors]

Diesen meinen geringen, aber treuen Dienst wollen Ew. K. Gn. (ich bitte) mit fürstlichem und bischöflichem d. h. mit huldvollem Sinn anzunehmen geruhen, wie ich denselben mit ganz treuem und höchst ergebenem Herzen erzeige, dieweil auch ich ein Glied Ihrer Heerde bin.

Der Herr Jesus behüte Ew. Hochw. Gn. | wußten; sie rächten sich nun an Knipstrow auf die brutale Weise, daß sie ihn gefangen nehmen und in ein Kloster nach Pyrit sper. ren ließen 13).

in Ewigkeit! Amen. Aus Wittenberg, am Abend aller Heiligen 1517.

N. S. Wenn es Ew. Hochw. Gn. gefällig ist, können Sie diese meine Sähe ansehen, um zu vernehmen, wie ein zweifehlhaftes Ding es um den Ablaß ist, von dem Jene als von einer ganz gewiffen Sache träumen.

Diesen Gegensätzen bereiteten aber die Studenten in Wittenberg dasselbe Loos, das Tehel den Säßen Luthers hatte wiederfahren las sen, d. h. sie verbrannten dieselbe öffentlich auf dem Marktplate, worüber jedoch Luther sein Mißfallen ausdrückte 14). Luther war sogleich entschlossen, seine Säße gegen Tehzel und dessen Gegensätze weiter zu vertheidigen, allein der Bischof zu Brandenburg, Scultetus, sein nächster Vorgesehter, zu dem er als zu einem gelehrten und billig denkenden Manne Vertrauen hatte, hielt seinen Vorsah noch

Ein unwürdiger Sohn, Martin Luther, Augustiner, berufener Doctor der h. Theologie 12). Auf dieses Schreiben erhielt Luther keine Antwort, denn Geld ging dem üppigen Prälaten, welchem die Hälfte des Ertrags der Ablaßsummen zuerkannt gewesen seyn soll, über die Wahrheit; hätte aber der Kurfürst auch so oder anders geantwortet, den gewaltigen Umschwung der Dinge hätte er nimmer aufges halten. Die Sähe nebst dem Sermon machten ungemeines Aufsehen und durchliefen innerhalb 11 Tagen fast ganz Deutschland; „als wären, sagt Myconius in seiner Schrift, die Engel felbst Botenläufer und trügens für aller Menschen Augen. Es glaubt kein Mensch), wie ein Gerede davon wurd; wurden bald geteutscht und gefiel dieser Handel nur Jes bermann sehr wohl, ausgenommen den Prebigermönchen und Bischof zu Halle, auch Et: lichen, die des Papstes täglich) genossen und die Schähe der Erden, so er erhoben hatte, weidlich gebrauchten." Die angekündigte Dies Sätze, angelangt, sogleich zusammen und kauften unter

13) Christ. Fr. Junius, kurzgefaßte Reform.Gesch. aus Seckendorf, herausgeg. von Benj. Lindner. Frank furt und Leipzig 1755. B. 1. G. 54.

14) Luther schrieb über diesen Vorfall unterm 21. März 1518 an Joh. Lange:,,Damit du vorbereitet seyn mögest, wenn etwa das Gerücht von der Verbrennung der Tehel'schen Sähe zu euch gelangen sollte, was leicht mit erdichteten Zusähen (wie es gewöhnlich geht) ges schehen könnte, so melde ich dir hierüber. Die Stu denten, wie sie nun des alten sophistischen Studiums höchst überdrüssig und nach der heiligen Schrift äußerst begierig sind, vielleicht auch vom Wunsche, mir gefällig zu seyn, geleitet, traten auf die Nachricht, es sey von Halle ein Abgeordneter von Tehel, dem Urheber der

drohenden Aeußerungen, daß er solche Waare hieher zu bringen sich erkühne, theils einige, theits entrißen sie ihm dieselven und verbrannten die übrigen alle, gegen

putation unterblieb, denn es fand sich kein Gegner ein, dafür ließ der Ablaßprediger Tezel nicht bloß jene Säge öffentlich verbrennen, sondern drohte ihrem Verfasser selbst auch mit dem Feuertode, denn es wollte nicht mehr so flappen," vielmehr mußte er mit Schimpf und Schande abziehen. Er wandte sich nun nach Frankfurt an der Oder und ließ durch den Profeffor D. Wimpina in seinem Namen zwei unsrigen zugefügt ward. Ich bin außer Schuld, aber Disputationen, die eine von 106 und die an= ich fürchte, es werde mir ganz beigemessen werden. Die bere von 50 Sähen, schreiben, in denen er seine Sache macht überall ungemeines Aufsehen, aber noch größer ist die Entrüstung jener Männer und zwar nicht ganje Balle über Luther ergoß und namentmit unrecht. Was daraus entstehen werde, weiß ich lich bemerkte, es werde aus ihnen im ersten nicht, außer daß meine mißliche Lage dadurch noch Anblick gänzlich erkannt werden, wer ein mißlicher werden wird." Briefe a. a. D. Nro. LVIII. Seher, Abtrünniger, Halsstarriger, Berstock- Auf ähnliche Weise sprach er sich gegen Jodocus aus: ter, Irriger, Aufrührischer, Plauderer, Frev- Ich wundere mich, daß auch du glauben konntest, ich

800 Exemplare, und zwar nach vorausgegangener Ans kündigung und Aufforderung, daß, wer der Verbrennung und dem Leichenbegängnisse der Tehel'schen Säße anwoh nen wollte, um 2 Uhr auf dem Marktplah erscheinen jolle. Weder der Kurfürst, noch der Senat, Rector noch wir Alle wußten etwas davon. Gewiß mißfällt mir und allen das große unrecht, das dem Manne von den

let und Ungerechter zu achten sey, Gott zu Ehten und dem heil. apostolischen Stuhle zum Preis. Als aber am 18. Januar 1518 eine Disputation über dieselbe gehalten wurde, erhob sich ein Franziskaner, Johannes Knipstrow hätte? Aber was soll ich thun, wenn Alle Allen Alles

sey der Urheber der Berbrennung jener Tezel'schen Säße gewesen. Glaubst du denn, ich habe so sehr allen Men, schenverstand verloren, daß ich als Geistlicher und Theo log an einem Orte, der nicht mein ist, einem in solchem Amte stehenden Mann ein so großes Unrecht zugefügt

aus Sandow bei Havelberg, dagegen und sette dem D. Wimpina und Teheln so heftig zu, daß sie nichts Haltbares mehr vorzubringen

1) S. Luthers Briefe von de Wette 1. Nro. XLII.

von mir glauben? Kann ich denn Allen den Mund verschließen oder zuvorkommen? Sie mögen sagen, hö. ren, glauben, wie, was und wo sie wollen! Ich will handeln, so viel der Herr zuläßt, und mich unter Got, tes Beistand weder fürchten, noch Vorwand suchen.“ L. Briefe a. a. D. I. Nro. LXIV.

etwas zurück. Der Kurfürst selbst scheint wegen seiner Predigt gegen den Ablaß und der Verbreitung jener Sätze keinen Unwillen auf ihn geworfen zu haben, denn er ließ ihm durch Spalatin ein neues Kleid versprechen. Luther ergriff diese Susage und schrieb im November oder December dieses Jahrs Folgendes an den Kurfürsten:

„Meinem gnädigsten und lieben Herrn, Herzog Friederich, Kurfürsten zu Sachsen, zu Sr. Gnaden Handen.

Gnädigster Herr und Fürst!

Als mir E. F. G. vor diesem die Zusagung thät durch den Hirsfelder, ein neu Kleid zu geben, so komme ich nun und bitt E. F. G. desselben eingedenken zu seyn. Bitt aber, gnädiger Herr, wie vormals, so der Pfeffinger das ausrichten soll, daß er es mit der That und nit mit freundlicher Zusagung ausrichte; er kann fast gute Worte spinnen, wird aber nit gut Tuch daraus.

[ocr errors]
[ocr errors]

so viel gutes Geruchts, Namen und Gunsi beraubt hat. Gott hat E. F. G. wohl mit hoher Vernunft begnadet, daß Sie in diesen Sachen weiter sieht, denn ich oder vielleicht alle E. F. G. Unterthanen; aber mag doch wohl seyn, ja Gott will es so haben, daß groß Vernunft zuweilen durch weniger Bernunft gewiesen werde, auf daß Niemand auf

sich selb sich verlasse, sondern alleine auf Gott unsern Herrn, welcher spar E. F. G. gesund ung zu Gute und darnach E. F. G. Seelen zur Seligkeit. Amen.

E. F. G. unterthäniger Capellan D. Martinus Luther zu Wittenberg 15)."

Während sich Luther seinem Versprechen ge mäß ruhig verhielt, schmiedeten neben Tehel einige neue Gegner ihre Waffen. Dieselben waren der Cardinal und General der Dominikaner Sylvester Prierio, D. Johann Eck, Prokanzler der Universität Ingolstadt und Canonicus zu Eichstädt, und der Dominikaner und Es ist auch, gnädiger Herr, mir offenbart, Kehermeister Jakob von Hochstraaten in Cöln. nämlich durch den Prior zu Erfort, der es Ersterer trat gegen Luther mit einem Dialo von E. F G. Beichtvater verstanden, wie daß gen: von der Gewalt des Papstes auf, der E. F. G. sollt Ungnade empfangen haben über aber, statt mit Bibelbeweisen aufzutreten, so D. Staupih, unsern wirdigen, lieben Vatter, vollgepfropft mit scholastischen Spitfindigkei etlich Schreibens halben; ́ hab ich deßhalb, keiten und überhaupt so gering an Gehalt als er hiegewest und E. F. G. zu Torgau ge: war, daß Luther lang anstand, darauf zu antsucht, mit seiner Wirde geredt und fürgehal: worten, indem er es keiner Widerlegung für ten, daß mirs nit lieb wäre, E. F. G. Un- | werth bielt 16). Später entschloß er sich doch glimpf über seine Wirden, hab ich in der Wahr- dazu und verfaßte seine Antwort in der kur: heit in vielen Worten nit anders erfunden, zen Zeit von zwei Tagen. Der Cardinal hatte die wir den Abend von E. F. G. hätten, denn unter Anderm gesagt: „wann du, o lieber daß E. F. G. ihm aufs Beste im Herzen und Luther, von unserm Herrn dem Papst ein fettes ihm der Kurfürst von Sachsen ein lieber Fürst Bisthum mit vollkommenem Ablaß zu Wieist und für wahr gar sonderlich E. F. G. gün- derherstellung deiner Kirche bekämest, würdest stig ist, also daß er endlich sagte: ich meine du wohl gelindere Saiten aufziehen und den nit, daß ich mein gnädigsten Herrn je erzürnt Ablaß, welchen du jetzt so schwarz machst, selbst habe, ich hätt' es dann damit than, daß ich erheben." Hierauf erwiederte der Lehtere: S. G. zu viel gelieb gehabt. Derhalben bitt,,Du beurtheilst mich vermuthlich nach deinem ich, gnädiger Herr, seinthalben, als er mir's eigenen Kopfe, welches ich daraus schließe, auch etlichermaß empfohlen, E. F. G. wollt' | daß du so trefflich schmeichelst 17). Wenn ich sich aller Gunst und Treu zu ihm versehen, wie dann ohne Zweifel E. F. G. dieselbe oft an ihm erfunden.

Auch, gnädigster Herr, daß ich mein Treu E. F. G. aud) erzeige und mein Hofkleid vers diene: ich hab gehört, wie daß E. F. G. nach Abgang dieses Auffahes wollte eine andere und vielleicht schwerer aufsehen. So E. F. G. nit wollt verachten eines armen Bettlers Gebet, bitt ich, wollt's um Gottes Willen nit | lassen dahin kommen, denn mirs von Herzen leid ist und vielen E. F. G. Gunstigen, daß auch diese Schäßung E. F. G. lehten Tagen

|

[ocr errors]

15) Luthers Briefe a. a. D. 1. Nro. XLVIII.

16) Was dem genannten Cardinal an Beweiskraft gegen Luther abging, das wollte er durch Gewaltthätig keit ersetzen. Er trug daher bei dem Bapst ernstlich darauf an, man folle gegen Luther als gegen einen Ke

her verfahren, d. h. ihn verbrennen; allein Leo X. zeigte sich im Anfange sehr gleichgültig und erwiederte nas mentlich dem Cardinal: „ich halte Lutherum für einen trefflichen Kopf und bezeuge, daß es nur Zänkereien der Mönche sind."

17) Brierias hatte es in dieser Beziehung so arg über: trieben, daß manche Katholiken kein Wohlgefallen dar. an fanden, sondern ihre Mißbilligung unverholen zu erkennen gaben. Wie konnten auch Säße, wie dieser:

[ocr errors]
« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »