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Ursprung dieses Briefes schon im Alterthume ungewiß war und daß man denselben eben daher zu den Antilegomenen gerechnet hat, ist bereits §. 7. 164. bemerkt worden. Fragt man nun zuerst, ob dieser Brief in das apostolische Zeitalter zu sehen sey? so muß dieß allerdings bejahet werden. Denn 1) der ganze Inhalt desselben bezieht sich auf den im Tempel zu Jerusalem noch fortdauernden jüdischen Gottesdienst; 2) der Verfasser verråth eine genaue Kenntniß des jüdischen Cultus, eine Kenntniß der jüdischen Theologie und Gelehrs samkeit und der unter den Juden üblichen Erklärungsart alttestamentlicher Gebräuche, Geschichte und Ausfprüche, wie man sie nur von einem gebornen Juden jener Zeit erwarten kann; 3) führt und mendet derselbe Stellen des A. T. ganz so an, wie die Apostel und auch Paulus zu thun pflegen; 4) der Inhalt paßt ganz auf ein Zeitalter, wo die Bekenner Jesu noch den Druck der jüdischen Obergewalt fühlten und durch die Verfol gungen dieser, wie durch den prachtvollen jüdischen Cultus leicht zum Abfalle vom Christenthume verleitet werden konnten; 5) die Spuren von dem Daseyn dieses Briefes reichen bis ins apostolische Zeitalter hinauf. Schwieriger aber wird die Untersuchung, wenn man zweytens fragt: ist Paulus Verfasser dieses Briefes? Diese Frage kann nur durch innere und aufsere Gründe entschieden werden. Was nun zunächst die inneren Gründe anlangt, welche für Paulus, als Verfasser dieses Briefes sprechen, so rechnet man dahin gewöhnlich a die Erwähnung seiner Gefangenschaft Cap. 10, 54. Doch fragt sichs, ob hier decuois nou oder mit andern dsopioig oder bloß despois zu lesen ist; in den beyden lehten Fällen würde dieser Beweiß nichts gelten, b) die Erwähnung des Timotheus, als eines Freundes, adeλCos, des Apostels Cap. 15, 23. c) die Benennung italienischer Christen, mit denen der Verfasser bekannt worden sey, wie dieß bey Paulus der Fall war Cap. 15, 24. d) die ganze Methode, den Hauptinhalt und

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viele einzelne charakteristische Ausdrücke, die dem Paus lus eigen sind; ingleichen daß dem moralischen und praf. tischen Theile ein dogmatischer vorangeht; die Lieblingse idee des Paulus, daß das Christenthum weit über das Juderthum erhaben sey -die Grüsse und Seegenswüns sche am Schlusse des Briefes die Citationen des A. T. -die religiófen Gefühle, die sich ganz nach paulinis scher Manier darinn aussprechen das Berufen auf fein gutes Gewissen die bey Paulus sehr oft vorkom menben ausbruce νόμος, εντολή, σκια των μελλον των, αιώνες, θεμελιον, ανακαινίζειν, θεατρίζεσθαι. Die innern Gründe, die gegen Paulus zeugen, sind: a) Paulus nennt sich selbst eben so wenig, als er sei= nes Verhältnißes zu denen gedenkt, an die er schreibt; b) mehrere Stellen scheinen einen nichtapostolischen Verfasser zu verrathen Cap. 2, 3, 5, 11, 12, 6, 1, 3, 10, 24. 25. 15,7 - 15, c) die Aehnlichkeit des Inhalts und der Manier mit paulinischen Schriften ist nicht so groß, daß nicht ein anderer von gleicher Sprache, gleichen Religionsideen, gleicher Geistesbildung und ähn lichen Schicksalen und Verhältnissen eben so håtte schrei= ben können; d) bey allen Hebraismen, schwerfälligen Construktionen, befremdenden Bildern und Zusammensehungen ist doch die Schreibart ungleich fließender und reiner, als bey Paulus. Hieraus ergiebt sich denn, daß fich jede hypothese bestreiten, aber keine begründen låßt, Wenn ferner von den ausseren oder historischen Gründen die Rede ist, so sind die vorzüglichsten, welche für Paulus als Verfasser dieses Briefes sprechen, folgende: a) soll 2 Petr. 3, 15, 16. sich auf den Brief an die Hebråer beziehen allein da weder die ältern Kirchenvåter dieß in dieser Stelle gefunden haben, noch auch der zweyte Brief Petri selbst unter die Homolo=" gumenen gehört, so haben andere diesen Beweiß nicht ficher und haltbar genug gefunden; b) in der griechischen Kirche haben diefen Brief für paulinisch gehalten im 2ten Jahrhunderte Pantânus, Clemens von Alexan

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drien, Origenes und andere alexandrinische Lehrer: Eufebius, Theodoretus. Doch scheinen andern diese Måns ner nur soviel zu sagen und zu beweisen, daß eine sehr alte Tradition, besonders in der alexandrinischen Kir che, den Brief für paulinisch erklärte; c) in der lateinis schen Kirche stimmt eben dafür vorzüglich Hieronymus. Doch sagt er irgendwo nur soviel: epistolam ad Hebraéos omnes Graeci recipiunt et nonnulli La tinorum; d) die alte syrische Uebersehung. Doch meynen andere, dieß beweise nur soviel, daß sie diesen Brief schon sehr früh kannte und ihn hochschäßte. Gegen Paulus zeugen folgende åussere Grinde: a) die ältesten christlichen Lehrer scheinen ihn gar nicht gekannt zu has ben, da sie ihn auch da nicht gebrauchen, wo sie ihn Fehr gut håtten brauchen können oder doch seiner nie als' eines paulinischen gedenken; b) Ignatius und Hippolytus zu Ende des ersten Jahrhunderts verwarfen den Brief nach der Aussage des Origenes und anderer; c) Clemens von Rom hat ihn zwar nach Eusebius ge= kannt, aber doch nicht angeführt und noch weniger als paulinisch angeführt; Cajus, ein Presbyter zu Rom im dritten Jahrh., hat ihn als nichtapostolisch verworfen und Tertullian schreibt ihn, man weiß nicht, aus welchem Grunde? dem Barnabas zu; d) Erst Hieronymus nahm ihn und zwar aus Anhänglichkeit an die Meynungen der alexandrinisch - griechischen Kirche als paulinisch an und verschaffte ihm durch sein Ansehen nach und nach Autorität in der lateinischen Kirche. Hieraus erhellet, daß sich auch die auffern Gründe für und wider nur auf unverbürgte Sagen berühmter Lehrer gründen. Fúr Paulus stimmt besonders die griechische und namentlich die alexandrinische Schule; gegen ihn besonders die lateinische Kirche. Es läßt sich also die Behauptung, daß Paulus Verfasser dieses Briefes ist, nur bis zu einer entfernten Wahrscheinlichkeit erheben. In neueren Zeiten hat befonders Storr in seiner Schrift: Pauli Brief an die Hebråer Tüb. 1789. 8. die

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Meynung, daß Paulus der Verfasser desselben sey, vertheidigt, Ziegler aber in seiner vollständigen EinLeitung in den Brief an die Hebråer Götting1791. das Gegentheil zu erweisen gesucht. Mit dem lehten vereinigt sich nicht nur Eichhorn in seiner Einleitung ins N. T. 5 Theil. 2te Abtheil. S. 455. fondern és sucht derselbe auch namentlich S. 442. zu beweisen, daß ein alexandrinischgebildeter Judenchrist der Verfasser desselben sey. Materie und Form, behauptet der= felbe, find rein ägyptisch, oder wie man sie bey ágyptischen Juden findet, wenn sie griechisch schreiben. Den ganzen Inhalt des A. T. fahen sie für eine bloße Hülle verborgener, geheimnißvoller Wahrheiten an und suchten den in ihnen verborgenen Sinn zu enthüllen und auf diesem Grundsage beruht ein großer Theil der Anfüh-, rungen in diesem Briefe. Den alexandrinischen Juden zufolge war der geheime Sinn des A. T. nur für die Eingeweihten und schwer zu fassen und eben diese Mey= nung spricht sich in den Worten Cap. 5, 11-6, 5. aus. Wie alexandrinische Juden ihre dogmatischen Schriften mit Betrachtungen über die alte hebräische Geschichte beschließen und durch diese die aufgestellten Wahrheiten erlautern, so auch der Verfasser dieses Briefes Cap. 11, 1 40. Ganz alexandrinisch ist die Erklärung der Eidschwüre Gottes Cap. 6, 17. der Sprachgebrauch, den vater und mutterlos zu nennen, dessen Vater und Mutter im A. T. nicht vorkommt Hebr. 7, 3. Endlich trågt die Sprache des Briefes durchaus den Charakter der alexandrinischen Eleganz. Schon Hieronymus sagt daven: Philoneum quid spirat. Merkwürdig ist das Urtheil des Origenes, wenn er sagt: Tis real as Thy ἐπιςολήν, το μεν αληθες ὁ Θεός οίδε. ragt man nad ber Gemeinde, an welche dieser Brief gerichtet ist, so bes weißt der ganze Inhalt, daß er an eine oder mehrere Gemeinden von Judenchristen gerichtet ist, die im Ges gensaße gegen die Heidenchristen Hebråer genannt werden. Denn der ganze Inhalt des Briefes bezieht sich

auf Menschen, die eine besondere Vorliebe für den judischen Tempeldienst hatten und dadurch, wie durch die Bedrückungen von Seiten der Juden sich versucht fühlten, zum Judenthume zurückzukehren. Ueber die Zeit, wann dieser Brief geschrieben, läßt sich höchstens soviel sagen, daß er noch vor der Zerstörung Jerusalems und des Tempels abgefaßt ist; wo aber derselbe geschrieben worden ist, ist durchaus unbekannt und das Zeugniß der, ohnehin so unsicheren, Unterschriften kann hier um so weniger entscheiden, da die Lesarten derselben höchst verschieden sind und bald Italien, bald Rom, balb Athen, bald gar kein Ort genannt wird.

§. 208.

Veranlassung, Absicht, Inhale, Theile, Werth dieses Briefes.

Die Veranlassung zu diesem Schreiben war fol gende: Die Judenchristen, an die der Verfasser schrieb, hiengen immer noch mit voller Seele an ihrer ehemaligen Religion und Verfassung, ihr Geist verweilte noch immer mit einem besondern Wohlgefallen bey dem aufferlichen Glanze ihrer früheren Religion und bey dem prächtigen Gottesdienste im Tempel zu Jerusalem. Sie konnten sich daher auch nur mit Mühe an eine Religion gewöhnen, die so ganz ohne allen ausserlichen Prunk war. Sie vermißten hier den gemeinschaftlichen Tems pal, die große Schaar von Priestern und Leviten, welche im Tempel zu Jerusalem dieneten, das große Oberhaupt desselben, den Hohenpriester, die prachtvollen Aufzuge, die den Sinnen so sehr schmeichelnden Gebräuche und Opfer. Sie konnten sich kaum überzeugen, daß eine Religion, die so ganz einfach und prunklos war, als die christliche, vorzüglicher und besser seyn sollte, als die mosaische. Sodann erwachten in ihrer Seele auch wieder die falschen, aber ihrem Stolze sehr schmeis

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