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möglich, oder schleicht sich ein, wissentlich oder unwissentlich."

2. Hebt Jacobi mit Nachdruck den Brief Luzien's gegen Allwill als seine eigene Ueberzeugung hervor. Jacobi an Georg Forster, 25. Okt. 79 (J. a. B. I, 292):,,Grüssen Sie Lichtenbergen von mir und sagen Sie ihm, ob ihm ahnde, dass er mir gut sein könne. Wenn er mich etwa der Empfindelei (das Wort Empfindsamkeit mag ich nicht verhunzen helfen, mag kein Schwärmer, weder pro noch contra, weder für die Wärme noch für die Kälte, seyn) oder der Geniesucht im Verdacht haben sollte, so lesen Sie ihm nur Luziens Brief aus dem Dezember des Merkurs 76 vor."

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Am Entschiedensten weisst Jacobi den ihm von D. R. gemachten Vorwurf zurück, als ob er selbst auf Seiten der Allwille stehe. (Siehe Jacobi's Antwort, 23. Okt. 81 J. W. I, 352-358-).,,Mir däucht, man braucht nur den Eingang von Luzien's Brief gelesen zu haben, um sich des Beifalls, den man Allwill's Zügellosigkeit gegeben haben möchte, zu schämen. Und nach diesem Eingang, wie wird Allwill nicht verfolgt auf jedem Irrwege; wie mörderlich und siegend! Machen Sie die Probe an jungen Leuten, die nur Seele genug haben, um beide Briefe zu fassen; geben Sie ihnen das Buch in die Hand und merken Sie genau auf die Wirkung. Wenn diese nur ein Mal unter hunderten anders ist, als ich behaupte, so will ich Alles gethan haben, so will ich selbst kommen und mich als schuldig darstellen." Ueberhaupt verdient dieser ganze Brief genaue Beachtung.

Wie sich die Sachen wirklich verhalten, sollen die nächsten Abschnitte zeigen.

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IV. Allwill, Goethe, Jacobi und die Briefstellen.

Allwill's Briefsammlung soll ein darstellendes Werk sein; es soll, wie auch Woldemar, der deshalb eine Seltenheit aus der Naturgeschichte" 1) genannt wird, „Menschheit, wie sie ist, erklärlich oder unerklärlich, auf das gewissenhafteste vor Augen stellen" 2). Als Gegenstand der Darstellung wählt Jacobi die damals vielfach beobachtete Erscheinung eines sogenannten Genies. Und wie Andere, künstlerisch begabt, das künstlerische, z. B. dichterische Genie darstellen, so stellt Jacobi, für die Beobachtung sittlicher Erscheinungen ungemein befähigt, das moralische Genie dar. Er zeigt dasselbe nach allen Seiten, in allen möglichen Beleuchtungen: für sich selbst sprechend und sein Leben in eigenen Worten und Thaten offenbarend; im Lichte der beurtheilenden Umgebung, die theils entzückt, theils verdammend den genialen Menschen schildert. Solche Gestalten schafft man nicht aus der Luft; man muss selbst Ansätze zu solchem Wesen in sich haben, und man muss andere Menschen, congenial auffassend, zum Modell nehmen. Hier sind alle Aeusserungen treffend, die Goethe über seinen Werther in den gleichzeitigen Briefen thut. Es sind ,,fremde Leidenschaften, aufgeflickt und ausgeführt"); es ist ein „unschuldiges Gemisch von Wahrheit und Lüge“ 4). Den Werther

1) Woldemar, Eine Seltenheit aus der Naturgeschichte, Erster Band, 1779. 2) J. W. I, XII.

3) Goethe an Kestner, 74, in,,Goethe und Werther", S. 206.

4) Dass., S. 223.

nennt er „einen Freund, der viel Aehnliches mit ihm habe" 5). ,,Adieu“, schreibt er an Lotte und Kestner, „ihr Menschen, die

ich so liebe, dass ich auch der träumenden Darstellung des Unglücks unseres Freundes die Fülle meiner Liebe borgen und anpassen musste“ 6).

Wie Werther Goethe zugleich und Jerusalem ist, und doch weder ganz Goethe, noch ganz Jerusalem, wie in Lotte's Verhältniss zu Werther und Albert sich die Beziehung Lotte Buff's zu Goethe, Jerusalem's zu der Frau des pfälzischen Sekretärs H. und frankfurter Beziehungen Goethe's wundersam verschlingen und unter einander mischen, ebenso haben zum Bilde des Helden Eduard Allwill Jacobi's eigene Natur, die Erscheinung des von Jacobi leidenschaftlich erfassten Goethe und manche Geniemänner jener Tage ihre Farben, reine und unreine, glänzende und dunkle, leihen müssen. Hier geben uns die reichen Briefschätze jener Tage manchen willkommenen Aufschluss, und eine noch neuerdings von hervorragender Seite 7) gewünschte Untersuchung der hierherbezüglichen Briefstellen darf hier angestellt werden.

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Zunächst sollen die gleichzeitigen Briefstellen dahin untersucht werden, in wie weit (und auf welche Weise) die schon öfter ausgesprochene Thatsache sich bewahrheitet, dass eine Reihe unverkennbarer Züge des Helden Allwill dem Eindrucke entsprungen sind, den Goethe's Person und Wesen auf Jacobi machte.

Sodann wird durch eine Reihe anderer Briefstellen gezeigt werden, was und wie viel der Held Allwill vom eigensten Wesen

5) Dass., S. 211.

6) Dass., S. 208.

7),,Eine eigene Untersuchung wird zeigen können, welche Anwendung Jacobi von Aeusserungen Goethe's, von Urtheilen seiner selbst und seiner Umgebung über Goethe bei dem Entwurf der Allwillfigur gemacht hat."

Carl Weinhold, Friedr. Heinr. Jacobi.

Preuss. Jahrb., B. 24, S. 653.

Jacobi's an und in sich hat. Dadurch ist die Annahme, als ob Allwill lediglich ein Portrait Goethe's sei oder sein solle, zu widerlegen oder auf ihr richtiges Mass zurückzuführen.

Schon das Alter des Helden Allwill deutet, wenn man näher zusieht, auf Goethe hin.

Wie Clerdon schreibt, (J. W. I, 27; fehlt in T. M.) soll Allwill noch nicht 24 Jahre (nach dem T. M. 76, 2, 34 sogar erst 22) Jahre alt sein. Diese Angabe wird im XI. Br. von Amalia widerlegt, und als das durch eine Urkunde beglaubigte Alter angegeben 25 Jahre 3 Monate und 7 Tage (J. W. I, 92). Goethe wurde am 28. Aug. 74 25 Jahre alt; es scheint sehr wahrscheinlich, dass Jacobi mit dieser genauen Bestimmung etwas Besonderes ausdrücken wollte. Jacobi hat, wie wir sahen, schon im August 74 den Roman nicht blos angefangen, sondern ausgearbeitet; ich glaube nun, dass Jacobi den Br. XI zum Theil am 4. Dez. 74 verfasst hat, denn an diesem Tage war Goethe 25 Jahre 3 Monate 7 Tage. Diese genaue Angabe war keine Profanation, denn erstens steht dieser XI. Br., wie gezeigt worden, noch nicht im deutschen Merkur, und zudem hat er das Datum 20. März. (Die Briefe sind alle, mit Ausnahme der zwei letzten undatirten, aus dem März datirt, nicht weil sie im März geschrieben wurden, sondern weil Jacobi den Frühling für die Zeit der Romanbriefe wählte). Dass der Brief, weil er nicht im deutschen Merkur steht, trotzdem mit den anderen zugleich verfasst sein kann, ist auch schon oben klar gelegt worden.

Dass Clerdon immer Allwill für jünger nimmt, als er ist (J. W. I, 92), hängt vielleicht mit dem Altersunterschiede zwischen Goethe und Jacobi zusammen. Jacobi, 25. Jan. 1743 geboren, war 6 Jahre und 8 Monate älter als Goethe, also im Juli 74 schon 31 Jahre alt und Goethe noch nicht 25. Wahrscheinlich neckte Jacobi seinen jungen Freund, an dem er trotz seiner reiferen Jahre so bewundernd hing, indem er ihn noch jünger machte, als er wirklich war.

Vor Allem macht Allwill, wie Goethe, auf jeden, der ihn kennen lernt, den Eindruck einer unbegreiflichen Persönlichkeit.

So schreibt Clerdon an Sylli (J. W. I, 27) von Allwill: „Seitdem du ihn sahest, hat er sich sehr ausgebildet, aber ein unbegreifliches Durcheinander von Mensch ist er noch immer." Vergl. T. M. 76, 4, S. 232 (V. Sch., S. 218):,,Man brauche nur einmal ihn gesehen zu haben, um dies lebendig wie eigenes Daseyn zu fühlen."

Dazu halte man die Worte Jacobi's an Wieland vom 27. Aug. 74 (J. a. B. I, 177): „Je mehr ich's überdenke, je lebhafter empfinde ich die Unmöglichkeit, dem, der Goethe nicht gesehen, noch gehört hat, etwas Begreifliches über dieses ausserordentliche Geschöpf Gottes zu schreiben."

Und nachher in demselben Briefe: ,,Man braucht nur eine Stunde bei ihm zu sein, um es im höchsten Grade lächerlich zu finden, von ihm zu begehren, dass er anders denken und handeln soll, als er wirklich denkt und handelt."

Allwill und Goethe sind,,Besessene."

Sylli über Allwill (Br. XII, auch im T. M., J. W. I, 99): ,,Clemens nennt ihn einen besessenen, dem es fast in keinem Falle gestattet sey, willkührlich zu handeln."

Jacobi an Wieland, 27. Aug. 74 (J. a. B. I, 179): „Goethe ist, nach Heinse's Ausdruck, Genie vom Scheitel bis zur Fusssohle; ein Besessener, füge ich hinzu, dem fast in keinem Falle gestattet ist, willkührlich zu handeln."

Allwill ist ein,,Zauberer.“

Sylli an Amalia über die Allwille im XIX. Briefe (J. W. I, 179, der Brief fehlt im T. M.): „Unter den Egoisten machen diese Zauberer eine eigne Klasse aus.“

Luzie an Allwill (Brief XXI, J. W. I, 200): „Was Sie für ein Zauberer sind!"

Denselben Ausdruck finden wir in Jacobi's Kreise von Goethe gebraucht. So schreibt Helene Jacobi an die Gräfin Sophie

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