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Abend ein wenig daran vorbeyzuschleichen, da doch nichts wehre, sich hineinzulagern in diese Herrlichkeit ganze Tage lang; sich anzukleiden über und über in dieser Pracht Gottes; zu geniessen das Seinige, den weiten, offenen Himmel und die grosse, offene Erde."

Ebenso die folgende Stelle: „Ich raffte mich zusammen Lust und Macht zu leben" steht in demselben Briefe Jacobi's an Goethe:,,Am Dienstag, bei Anbruch des Tages, zogen wir aus und nahmen Besitz von den grünen Wiesen und von den rieselnden Bächen, und von den schattichten Höhen; und es hüpfte in unserem Blut, und trotzte in unserem Gebein, und pochte auf unseren Busen, und schauerte in unseren Haaren, und jauchzte, sang und klang in jeder unserer Nerven Liebe, Lust und Macht zu leben."

Die Stelle,,Clerdon an Sylli" (J. W. I, 25): „Früh mit dem Morgen ewiges Bleiben in Liebe" ist zum Theile wörtlich zu finden im Briefe Jacobi's an Goethe, 21. Okt. 74 (J. u. G., S. 53):,,Gleich beim Erwachen heute früh fuhr mir über's Angesicht der Schauer, von dem Du weisst, wie er hinabzittert, eindringt, zum auflösenden Leben wird im Busen, und den ganzen Erdensohn tödtet. Tod, schöner himmlischer Jüngling!" Damit vergl. auch Jacobi an Wieland, 13. Nov. 74 (J. a. B. I, 93).

In Clerdon's Briefen herrscht eine resignirte Grundstimmung, er ist wirklich der „Papa Allwill," der gemässigte, gereinigte, aber schwermüthige Allwill. Da, wie wir sehen werden, die Briefe Sylli's ganz in derselben Stimmung gehalten sind, so vervollständigen sie die Schilderung Clerdon-Jacobi's. Aus Clerdon's Briefen hebe ich besonders hervor J. W. I, 14—15: „Dass diese Welt so weit ist was ihn niederwerfen sollte, richtet ihn in die Höhe, unterstützt ihn, giebt ihm Halt," und J. W. I, 53-54: „Dornen malmen, sie zu Flaumenfedern wühlen, lernte ich lang mit einer verrenkten Hüfte schleppen."

In den philosophischen Gesprächen, die hauptsächlich

zwischen Clerdon und Cläre geführt werden (J. W. I, 113–149), erkennen wir wieder die tiefsinnige Art geistiger Unterhaltung in Jacobi's Hause. Diese Gespräche behandeln dię wichtigte erkenntniss-theoretische Frage, die Frage nach der Realität der Dinge. Weder Zweck noch Begrenzung dieser literar-historischen Untersuchung gestatten, näher auf den philosophischen Theil des Romans einzugehen, in welchem schon die Grundansichten des Philosophen Jacobi in erkenntniss - theoretischer Beziehung im Keime vorhanden sind.

Näher werden wir mit Clerdon bekannt, wenn wir ihn in Beziehung auf seine Umgebung betrachten und damit zugleich die Personen derselben in's Auge fassen.

2. Sylli.

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Zuerst sein Verhältniss zu Sylli. Sylli ist Johanna Fahlmer. Wir haben jetzt ein authentisches Zeugniss dafür. In dem Jacobi'schen Nachlasse1), aus welchem Zoeppritz zwei Bände edirte (Leipzig, 1869), findet sich ein ungedruckter Brief Jacobi's an Jean Paul, München, 20. Aug. 1806: Die Schlosserin (sie sass mir zur Sylli) ist seit sechs Wochen bey mir mit ihrer Tochter." Diese Aeusserung scheint im Gegensatz zu stehen mit dem, was Jacobi 18. März 76 (J. a. B. I, 237) an Sophie la Roche über Sylli schreibt:,,So hat mir z. B. kein sterbliches Wesen zu meiner Sylli gesessen. Als ich die Briefe, welche ihren Namen tragen, schrieb, befand ich mich in einer Situation, wo mir alles, was ich sie sagen liess, geradeswegs aus eigenem Herzen kam." Wie sich im Romane Clerdon in vollständiger, geistiger Harmonie mit Sylli befindet, so Jacobi mit Johanna Fahlmer. So schreibt Jacobi, 11. Okt. 96 (J. a. B. II, 238), über seinen Allwill:,,Il y a à présent 21 ans, que j'ai commencé à publier ce recueil de lettres. Mon âme alors était

1) Derselbe ist mir von der Familie Zoeppritz zur Benutzung gütigst überlassen worden.

dans une situations semblable à celle de Sylli; je poussais de profonds soupirs; voilà mes muses."

Manche Stellen, welche von dem innigen Verständniss Sylli's und Clerdon's Zeugniss geben, hat Jacobi ebenfalls später gestrichen, vielleicht auch, weil viele Leute,,mit Deutung" lasen, wovor er Sophie la Roche gewarnt hatte.

Johanna Fahlmer heisst, wie schon erwähnt, im Jacobi'schen Briefwechsel Adelaide. Von ihr spricht Jacobi (an Sophie la Roche, 10. Aug. 74, J. a. B. I, 173) als von der „lieben, liebevollen, schwermüthigen Seele meiner edlen Freundin.“ Eine sanfte Schwermuth spricht auch aus allen Briefen Sylli's, z. B. (J. W. I, 18): „Ich werfe Nichts auf den Boden, trete Nichts unter die Füsse, mag aber auch Nichts in Verwahrung nehmen von Menschen-Gunst und - Achtung. Seht, wenn es mir wohl einmal wird, als sollte dergleichen dauern, als erwartete ich es; so überfällt mich doch gleich eine Schwermuth, ein Zagen, dass ich vergehen möchte."

Ueber Johanna Fahlmer's ,,belle âme" spricht Jacobi, 11. April 74 (J. a. B. I, 161).

Ueber Sylli's und Clerdon's innige Beziehung steht T. M. 76, 2, 16-17: „Sylli's liebster Gespiele war immer Heinrich gewesen. Er hatte in ihren Grund-Noten die meisten Accorde, und von vielen Dingen tönten beyder Seelen reinen Einklang in einander: demnach verstanden sie sich über manches vollkommen, über vieles sehr gut, über einiges aber auch nur kaum erträglich. In leidenfreyester Eintracht leben wir mit denjenigen, die über einen gewissen Punkt hinaus, ausgemachter Weise, uns gar nicht verstehen; daher dann der entschlossene Menschenverächter allein den ewigen Frieden geniesst. Sylli und Clerdon aber fanden es in jedem Falle unmöglich, eine Idee bey sich festzusetzen, oder eine Partey zu ergreifen, wodurch ihre gegenseitige Meynung von einander heruntergesetzt, und ihre Freundschaft vermindert worden wäre; lieber harrten sie auf einander im äussersten Schmerz, und kein Mal verfehlte

diese schöne Duldung ihren Lohn. Es stieg ihre Freundschaft in immer wachsenden Harmonieen, durch Misslaute - starke und kühne Auflösungen, zum reinsten Engelsgesang, worinn Menschenathem sich verwandeln mag, empor."

Ueber Sylli's Gemüthszustand wird T. M. 76, 2, 18 gesagt, er lasse sich nicht hinlänglich erklären, sondern könne nur durch Sympathie begriffen werden.

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Die Stimmung Clerdon's, wenn Briefe von Sylli ankommen, schildert T. M. 76, 2, 68: „,Clerdon öffnete die Brieftasche und schlug hernach sie wieder zu. -- ,,Ein herrliches, liebes Weib," sagte er, wenn sie sich erblickte, wie sie vor meiner Seele steht!" und gleich darauf: „Gott, wem du ein tieffühlendes Herz schenkst, dem schenkst du doch Alles damit, alle deine Gaben, und dich selbst." Vergl. auch T. M. 76, 2, 68-69 unten:,,Keiner von uns und dahingegeben die Seele."

Die Worte, welche Johanna Fahlmer bei Jacobi's Tode in ihr Tagebuch schrieb, sind schon angeführt. Sie nennt ihn dort ihren,,brüderlichen Gespielen und Freund." Clerdon nennt Sylli J. W. I, 15: „Schwester, Freundin." „Das Beste an mir," schreibt Clerdon in demselben Briefe an Sylli,,,ist das Wissen von dem, was Du bist."

Sylli's innige Freundschaft mit Amalia und den Cousinen erinnert ebenfalls an Johanna Fahlmer und die beiden Jacobi'schen Halbschwestern. (J. W. I, 49, 50).

Ihre scharfen Aeusserungen über Allwill (J. W. I, 97–101; 176-181) haben Aehnlichkeit mit der angeführten Briefstelle der Johanna Fahlmer über Goethe.

Eine Biographie Jacobi's wird dieses sein Verhältniss zu Johanna Fahlmer eingehend darzustellen und die ungedruckten, zwischen Johanna und Jacobi gewechselten Briefe zu berücksichtigen haben. Damit eröffnet sich dann zugleich ein Einblick in den Woldemar.

3. Amalia.

In den Briefen Amalia's hat Jacobi seiner Frau ein herrliches Denkmal gesetzt. Er schildert an ihr das Ideal einer Ehefrau, und er war so glücklich, dieses Ideal in Wirklichkeit zu besitzen.

,,Freilich hat Betty zu meinem Ideale gesessen," schreibt Jacobi an Wieland, 11. Juli 76 (J. a. B. I, 244),,,so eigentlich gesessen, dass ich sie ein Paar Mal dazu an meinen Schreibtisch geholt."

Goethe's Schilderung der „herrlichen Niederländerin" ist

bekannt.

Wie Allwill in dieser Frau und in ihrem Hauswesen zuerst ein Verständniss aufging für „,eheliche Liebe" im Gegensatz zu seinen haltlosen Schwärmereien, so mag es Goethe gegangen sein.

Allwill schreibt J. W. I, 65 an Clemens von Wallberg: ,,Sage, ob du etwas davon weisst, dass es einen besonderen Affekt giebt, der sich eheliche Liebe nennt; ganz verschieden von jener Leidenschaft, welche allgemein den Namen der Liebe trägt, und die . . . . Sage, ist dir das schon vorgekommen? Denn was rede ich sonst! Ich wusste Nichts davon; und diese neue Entdeckung in Clerdon's Hause ist das Interessanteste, was sich jemals meiner Betrachtung dargeboten hat."

Allwill nennt Amalia „Mama,“ „liebe Mama" (J. W. I, 64). ,,Ihre Jugend, ihre Schönheit hindern mich nicht, dass ich sie im vertraulichen Umgange Mama heisse; ich wüsste mir auch keinen lieberen Namen für sie. Liebe Mama, Mama Melly wenn ich dir sagen könnte, wie mir ist, wenn ich sie so nenne, und ich ihr dabey in das himmelhelle Angesicht schaue, das nur gut ist, und mich nur anlacht!"

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Ebenso nennt Goethe Betty Jacobi „Mamagen“ (G. u. J., S. 8, 12, 19).

Die Berichte, die Amalia über ihr häusliches Leben, die Erziehung und das Gedeihen ihrer Kinder giebt, sind das Treff

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