ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

schen Durchführung der evangelischen Räthe verband. Dieses Streben nach einem vollkommenen Leben artete im Gnosticismus in eine falsche, übertriebene Askese aus. Ihr Dogma: „die Materie sei der Siß des Bösen" legte als fittliches Princip sehr nahe „die Losreißung von der Materie", oder aber die Schwächung und Erschöpfung der Materie durch Ausschweifung. Ein solcher Grundirrthum mußte begreiflicherweise von allen Seiten den Krieg gegen sich heraufbeschwören und in der That veranlaßte auch der Gnosticismus sowohl auf heidnischer als auf christlicher Seite eine Menge apologetischer Schriften 1), bei welcher Anstrengung die Trümmer und Ueberreste der platonischpythagoreischen Schule ihre lezten Kräfte verbrauchte.

Den Philosophen-Schulen gegenüber begannen nun die Kirchenlehrer theologische Schulen zu gründen und was diesen noch vom Platonismus anhängen mochte, war die contemplativ-asketische Richtung, die aber durch den Geist des Christenthums die erforderliche Correktion erhielt. Eine Vorliebe zur Askese und Contemplation finden wir mehr oder weniger in den ersten christlichen Jahrhunderten bei allen Kirchenvätern. Man berief sich hiefür auf das Wort Christi an den reichen Jüngling: „Wenn du vollkommen sein willst, geh hin, verkauf, was du hast und gib den Armen und du wirst einen Schaß im Himmel haben 2). Clemens von Alexandrien hat diesen Ausspruch des Heilandes zum Gegenstande seiner Betrachtung gemacht und ihn dahin erklärt: daß damit einer übergeseßlichen Vollkommenheit das Wort gesprochen sei. Der Herr habe damit die Geldgier als ein Hemmniß zur Seligkeit bezeichnet, nicht aber alle zeitliche Habe verachten geheißen.

Diese Auffassung theilt auch der heil. Ambrosius, so

1) Plot. ctr. Gnostic. c. 15. cf. Irenaeus adv. haer. III. 1. 2) Math. XIX, 16. cf. Clemens Alex. strom. I.

sehr bei ihm die zur Strenge neigende Ansicht allenthalben sich geltend macht. Er mißt in seiner Schrift „von den Pflichten", wozu ihm Cicero's gleichnamiges Buch vor Augen gelegen hatte, die heidnischen und insbesondere die stoischen Begriffe, wie sie Tullius in seiner Pflichtenlehre niedergelegt hat, an den christlichen Begriffen 1) und überträgt Cicero's Eintheilung der Pflichten_in_mittIere - μέσα - und voltontmene Afigten - κατορθώματα Pflichten (medium perfectum) auf die christliche Lehre vom pflichtmäßigen Guten und von der übergeseßlichen Vollkommenheit. Die strengere Ansicht findet an unserem Kirchenlehrer stets einen beredten Vertheidiger. Oft hält er Pflicht und Rath nicht auseinander und confundirt geseßliche und vollkommene Tugenden. So sagt er: der Christ dürfe sein Leben nicht gegen einen widerrechtlichen Angriff vertheidigen, weil er Gefahr laufe, indeß er sein Leben vertheidige, die Pietät zu verlegen 2). Diese strenge Auffassung der sittlichen Verpflichtung hinderte ihn nicht, praktische und lebensfähige Gedanken in seine Darstellung zu verflechten.

Unbenommen bleibt ihm das Verdienst, als der Erste die christliche Ethik in ihren Vorzügen und Gegenfäßen gegenüber der sittlichen Anschauung des Heidenthums in helleres Licht gebracht und eine systematische Darstellung der christlichen Sittenlehre wenigstens versucht zu haben.

Der streng wissenschaftliche Geist, wie er aus den Schriften seines Schülers, des heil. Augustin, hervorleuchtet, begegnet dem Leser der Pflichtenlehre des heil. Ambrosius allerdings nicht; deßhalb aber darf unser Kirchenlehrer keinen Abbruch an seiner Größe erleiden, da diese seine Schrift noch keine Mustervorlage systematischer Darstellung

1) Ambr. de off. I, 11 u. III, 2.

2) Ambros. de off. III, 4.

gehabt hat und der Reichthum der Gedanken die gefällige Form erseßt. Seine Pflichtenlehre zeigt, in wie weit man an die ethischen Begriffe des Heidenthums die christliche Sittenlehre, ohne dem christlichen Charakter Eintrag zu thun, reihen könne, indem man das Gewand der heidnischphilosophischen Ethik den christlichen Begriffen anzupassen sucht. Ambrosius hat hier zuerst die Grundpfeiler der Moralphilosophie „Klugheit, Gerechtigkeit, Mäßigung und Tapferkeit“ im christlichen Sinne beleuchtet. Bei ihm begeg= nen wir zuerst dem Namen „Kardinaltugenden“ 1), der von nun an vorherrschend obigen vier Grundtugenden beigelegt wurde, wiewohl Ambrosius nicht gerade diese unter Cardinaltugenden verstanden wissen wollte. Wie Cicero urgirt auch er die Pflicht, der Natur gemäß zu leben, aber er versteht darunter nicht die auf sich selbst gestellte Vernunft wie Tullius, sondern die ursprüngliche Natur, wie sie aus der Hand des Schöpfers hervorging, von der Gott sah, daß sie gut war. Mit großer Vorliebe kommt er im Laufe seiner Darstellung auf diesen Urzustand zurück und mißt an dieser Idee die Sittlichkeit der von der Erbsünde verderbten Zuständlichkeit.

1) Ambros. de sacramentis III, 2.

:

A.. Allgemeine Ethik.

§. 1. Die Philosophen als Lehrer und Träger heidnischer Bildung und Sitte.

--

Die Philosophie gilt, wie schon ihr Name sagt, als ein Kind griechischen Geistes 1), wenn gleich andere Völker, z. B. die Inder vielleicht mehrere Jahrhunderte vor den Griechen die Philosophie gepflegt haben. Der Engländer Colebrooke brachte im Jahre 1816 einen reichen Schaß von Sanskrit - Schriften nach Europa, von denen die sogenannten Veda nach dem Urtheile verlässiger Männer bis über das 13. Jahrhundert vor Christus hinaufreichen, während in Griechenland erst mit Thales (640 - 550 v. Chr.) die Geschichte der Philosophie anhebt.

Wenn gleichwohl diese indischen Völker nicht als älteste Culturvölker in der Geschichte auftreten, so hat dieß seinen Grund darin, daß sie in sich abgeschloffene Stämme bildeten, die mit den übrigen Völkern keine Communikation unterhielten, mit ihnen nicht in geistige Berührung kamen, sondern sich alle Mühe gaben, fremde Sitte fern zu halten und isolirt zu bleiben.

Der griechische Geist aber strebte nach Außen, und suchte seine geistigen Errungenschaften auch andern Völkern zugänglich zu machen und so tritt griechische Kultur schon frühzeitig nicht blos auf der heimischen Halbinsel, sondern auch in Italien, in Kleinasien, ja selbst auf afrikanischem Boden zur Erscheinung.

Der üppige Geist der Griechen war fruchtbar in der Poesie, besonders im Drama erreichte er den Gipfelpunkt

1) Diog. Laert. я000μ. I, 5.

[ocr errors]

künstlicher Vollendung. Die bedeutendste Erscheinung griechischer Produktivität aber ist die Philosophie. Von ihr entlehnten nicht nur die heidnischen Philosophen der Nachbarländer Griechenlands, sondern auch mehr oder weniger die christlichen Philosophen aller Perioden. Die MexandrinerSchule verwerthete griechische Philosophie für bessere Zwecke; das Mittelalter, die Scholastik, suchte die aristotelischen Leistungen hervor, um sie als Rahmen der christlichen Philosophie zu benüßen; und die Philosophen der Neuzeit werden wohl auch zugestehen, daß sie sich an griechischen Mustern gebildet, an griechische Meister sich angelehnt haben. Die unglücklichen Resultate des Ratiociniums, wie sie in der neueren Philosophie als Pantheismus, Skepticismus, Materialismus u. s. w. sich breit machen, sind alle schon vor mehr als 2000 Jahren an's Licht getreten Alles schon dagewesen. Wie jezt, so gab es auch im heidnischen Griechenland viele Heerlager der Philosophen. Zuerst nannte man die Freunde der speculativen Wissenschaft Weise. Heraklides von Pontus aber legte nahe, daß Niemand weise sei als Gott allein; wer die Weisheit liebe, sei ein Freund der Weisheit, ein Philosoph. Nach Diogenes hätte sich Pythagoras zuerst Philosoph genannt. Eben dieser Gewährsmann nennt Thales und Pherekydes die Väter der Philosophie. Die an Thales sich anschlie Benden Philosophen nannten sich jonische Philosophen, weilihr Meister Thales in Milet, in Jonien gebürtig war, indeß die Partei des Pythagoras die italische Philosophie repräsentirte, weil Pythagoras die Philosophie hauptsächlich auf italischem Boden gepflegt haben soll. Der Vater der jonischen Philosophie zählte zu seinen geistigen Söhnen Telauges, Xenophanes, Parmenides, Zeno den Eleaten, Leukippus, Demokrit und unter Andern auch Nausiphanes, Nausikydes, endlich Epikur. Eine viel reichere Verzweigung fand die jonische Philosophie. Auf den Stifter Thales

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »