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welche gewiß Jeder bestätigen muß und von der er aus eigener Erfahrung ein unmittelbar aus der Quelle geschöpftes und eigenthümliches Zeugniß ablegen könnte.

Daß das ethische Princip absolut sein müsse, liegt schon im Begriffe; daß es deßhalb nicht eine mit Mängel behaftete Natur sein könne, ist nur eine Consequenz.. Das ethische Princip darf keine Vorausseßung mehr haben, sonst hört es auf Princip zu sein. Nur das absolute Sein, die höchste Güte hat keine Vorausseßung. Das höchste Gute muß das vollkommenste Sein haben, sonst ist es nicht das vollkommenste Gute. In dem absoluten Sein liegt das kreatürliche Sein bedingt und wenn der Absolute die Kreatur zum Sein kommen läßt, so wird diese in fittlicher Beziehung stehen müssen zu dem, der ihr das Sein gegeben hat.

§. 4. Zusammenhang der Religion und

Moral.

Der Abfall des Menschen von Gott durch die Sünde hatte unter andern traurigen Folgen eine heillose Verwirrung der religiösen Begriffe heraufbeschworen. Der Polytheismus, Pantheismus, Fatalismus und Materialismus zeigten sich alsbald als Ausgeburten des von Gott abge fallenen Menschengeistes. Von einer freudigen Hingabe des eigenen Willens an den göttlichen, heiligen Willen finden wir im ganzen Heidenthume kaum eine Ahnung. Eine nothwendige Folge davon war, daß rein sittlichreligiöse Motive des Handelns sich nicht geltend machen konnten. Von der Heiligkeit Gottes wurde von den meisten Heiden nicht einmal mehr der Schein anerkannt. Man fand es nicht auffallend, vielweniger frevelhaft, daß bei öffentlichen Gottesdiensten wie z. B. bei dem Belkulte in Babylon und bei den Aphrodisien eine abscheuerregende

Unzucht und Grausamkeit als nothwendige Bestandtheile eines Kultes aufgeführt wurden. Selbst die Wollust wurde als Göttin personificirt und ihr zur Ehren eine eckelhafte Verehrung in Scene gefeßt. Mit dem Verfall der Religion war nothwendig auch der Verfall der Sitten eingeleitet. Die ohne Ahndung begangenen Verbrechen des Todschlags, des Mördes, der Päderastie, des Ehebruches zeichnen uns ein klares Bild von der sittlichen Versunkenheit des Heidenthums. Bei der Verschwommenheit religiöser Begriffe waren selbst die besseren Geister nicht frei geblieben von dem tiefsten sittlichen Falle. Auch ein Sokrates ging öfters zu einer Buhlerin und nahm selbst seine Schüler mit zur Dirne. Im günstigsten Falle erhielt sich im Heidenthume noch die Ethik als Klugheitslehre und schüßte als solche doch wenigstens vor dem sittlichen Herabsinken unter das Thier. Einer solchen Klugheitslehre begegnen wir in der stoischen Disciplin. Der Hochmuth der Stoiker, welcher in der Selbstvergötterung gipfelte, zerstörte leicht begreiflich alle Religiosität und so blieb auch in dieser Schule die Sittenlehre von der Religion isolirt und war deßhalb wie die übrigen Moraltheorien in die Luft gestellt.

Die Stoiker schloßen aus der Einheit und dem innigen Zusammenhange von Welt und Welten auf die Einheit ses göttligen Befens εις κόσμος, ἕν θεῖον 1). Daß aber dieser Gott mit der sittlichen Aufgabe des Menschen und der gauzen Natur in so naher Beziehung stehe, da von haben die Stoiker mehr oder weniger ganz abgesehen 2); nur Seneka macht hievon eine freilich inconsequente Ausnahme 3), dieser spricht sogar von einer Heiligkeit Gottes 4), obschon die älteren Stoiker eine Heiligkeit des göttlichen

*) Cicero de nat. Deor. II, 7. cf. Lac

1) Seneca ep. 92. tant. div. instit. III, 10. IV, 4.

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3) Seneca quaest. not. VII, 30.

4) Seneca ep. 98. cf. quaest. nat. V, 18.

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Wesens geradezu in Abrede stellten 1); ja selbst von einer göttlichen Vorsehung weiß Seneka zu reden 2); allein diese Gedanken sind, wie auch bei Epiktet, schon vielfach mit christlichen Ideen durchwoben. Noch mehr Anklänge an das Christenthum finden wir bei dem leßten Philosophen der Stoa, bei M. Aurelius Antoninus. Er empfiehlt die Gottesverehrung und dankbare Anerkennung alles Guten als einer göttlichen Gabe. Solche Gedanken haben die jüngsten Schüler der Stoa nicht von ihren Meistern eingeimpft erhalten, sondern diese haben sie aus dem Christenthume herübergenommen. Von Zeno augefangen durch die lange Reihe stoischer Philosophen griechischer und Lateinischer Zunge bis herab auf die schon in's Christenthum hereinblickenden Jünger dieser Schule war das religiöse Moment von der Ethik ferne gehalten, weil der Gott der Stoifer selbst von einem starren Verhängniß beherrscht und folglich nicht besser daran war als ein Mensch. Und wenn Cicero 3), Religion und Treue selbst über die von ihm so erhaben gedachte Freundschaft erhebt, so hat er nicht die Religion als jenes Band im Auge, womit der Mensch mit Gott verbunden ist, sondern nur die Religion als Gewissenhaftigkeit im Handel und Wandel. Läßt er ja nicht einmal den Eid sanktionirt und bekräftigt sein von Gott, sondern lediglich durch die Rücksicht auf Treue und Glaube, diese Stüßen der menschlichen Gesellschaft. Ueber die Pflichten gegen Gott geht Cicero ganz kurz hinweg, weil er, wie er gerne zugesteht, nicht weiß, worin diese Pflichten bestehen. Cicero redet 4) in seiner Pflichtenlehre zwar einmal von Gott, als einem Wesen, das uns am

1) Diog. Laert. VII, 119. 2) Seneca ep. 95. cf. Epictet. ench. 38. cf. Seneca de benef. IV, 23. 3) Cicero de off. III, 10. cf. Ambros. de off. III, 12. off. II, 3.

cf. Joh. XV, 14.

4) Cicero de

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meisten nügen kann. Gleichwohl läßt er dieses sein göttliches Wesen keine Rolle spielen in seiner Ethik, weil dieses Wesen nicht schaden kann, indem es ihm nach seiner Natur unmöglich ist zu schaden; Cicero wollte aber seine Zeit vor den schädlichen Einflüffen schüßen und speciell seinem Sohne die Mittel und Wege zeigen, aus allen Lebensverhältnissen auf die leichteste Weise Nußen zu ziehen; dieß glaubte er durch eine Klugheitstheorie leichter als burch sittlich-religiöse Vorschriften erreichen zu können. Freilich gerieth er dabei öfters in Widersprüche, denen er dadurch hätte ausweichen können, wenn er wie später Seneka 1) sich zum Grundsaße bekannt hätte: Leb' so mit den Menschen als ob Gott dich sähe und sprich so mit Gott als ob die Menschen dich vernehmen würden.

Pietät gegen die Gottheit urgirte Cicero 2) nur darum, weil außerdem die Societät der Menschen gefährdet wäre, indem das Volk nur durch den Hinblick auf die Rache der Götter sich vom Unrechte zurückhalten lasse.

Von einem ganz anderen Standpunkte aus betrachtet der Christ die Religion in ihrer Beziehung auf die Ethik. Schon Laktantius ) leitet die Religion her von jener Verbindung, welche Gott mit dem Menschen eingegangen hat unter der Bedingung; daß der Mensch Gott als seinem Herrn und Vater gehorche. Und mit Hinweisung auf die enge Beziehung zwischen Religiosität und Treue im menschlichen Verkehr sagt der heilige Ambrofius 4): Der tann des Menschen Freund nicht sein, welcher gegen Gott untreu ist. Dieser große Kirchenlehrer heißt die Pflichten üben, um Gottes willen; nicht weil die menschliche Gesellschaft sie zu üben nahe legt; während Cicero im Sinne des

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ganzen Heidenthums Pietät gegen die Gottheit nur deßhalb fordert, um das Volk zu täuschen und vom Bösen zurückzuschrecken, nicht aber um Gott zu ehren und seinen Willen zu erfüllen.

§. 5. Das sittliche Ideal der Stoa und des

Christenthums.

Der Stoiter hat in seinem Weisen sich ein Jdeal vorgestellt, in welchem die sitttliche Aufgabe des Menschen vollkommen gelöst erscheinen soll. Er kann freilich nach Cicero's offenem Geständnisse 1), die Existenz seines Weisen nicht darthun; dieser ist also blos ein willkürlich zurechtgelegtes Bild einer stoischen Phantasie. Der Stoiker wollte zeigen, wie die hohe fittliche Aufgabe, welche er sich selbst gestellt hat, Gestalt bekommen uud konkret real erscheinen sollte. Dieß konnte nur durch Personificirung eines abftrakten Tugendbegriffes; oder aber durch Vergötterung eines Menschen 2) geschehen. Damit dieser apotheosirte Weise nicht aufhörte Mensch zu sein trog seiner absoluten Tugend, durfte er Gebrechen und sittliche Mängel aller Art an sich tragen, ohne daß diese Schlacken ihm an seiner Vollkommenheit Eintrag thun oder ihn seines göttlichen Wesens entkleiden konnten 3). Die widersprechendsten Eigenschaften konnte er in einer Person vereinigen und doch hörte er nicht auf weise zu sein.

Der stoische Weise haßt das Vergnügen *); er ist nüchtern und aufrichtig; er ist fromm; lügt nie; kann nie fündigen und Niemanden schaden; er verzeiht keinem Beleidiger, weil Milde Ohnmacht des Geistes ist; der Weise ift göttlicher Natur, weil er Gott gleichsam in fich trägt!

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1) Cicero de off. III, 4. cf. Plutarch. c. 13. cf. Cicero Tuscul. IV, 17. Diog. Laert. VII, 119. 3) Seneca ep. 53. *) Diog. Laert. VII, 64. u. VII, 119.

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