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Kraftäußerungen des Dinges an sich sind nicht mit diesen, ihrem Wesen nach, identisch. Auch findet keine Aehnlichkeit statt, weshalb man nur mit dem größten Vorbehalt ein Bild zur Verdeutlichung heranziehen und etwa sagen kann: die Materie stelle die Eigenschaften der Dinge dar, wie ein farbiger Spiegel Gegenstände zeige, oder das Objekt verhalte sich zum Ding an sich wie eine Marmorbüste zu einem Thonmodell. Das Wesen der Kraft ist eben vom Wesen der Materie toto genere verschieden.

Gewiß deutet die Röthe eines Objekts auf eine besondere Eigenschaft des Dinges an sich, aber die Röthe hat mit dieser Eigenschaft nicht Wesensgleichheit. Es ist ganz unzweifelhaft, daß zwei Objekte, von denen das eine glatt und biegsam, das andere rauh und spröde ist, Unterschiede erscheinen lassen, welche im Wesen der beiden Dinge an sich begründet sind; aber die Glätte, die Rauhigkeit, die Biegsamkeit und Sprödigkeit von Objekten haben mit den betreffenden Eigenschaften der Dinge an sich keine Wesensgleichheit.

Wir haben deshalb hier zu erklären, daß das Subjekt ein Hauptfaktor bei der Herstellung der Außenwelt ist, obgleich es die Wirksamkeit eines Dinges an sich nicht fälscht, sondern nur genau wiedergiebt, was auf dasselbe wirkt. Es ist hiernach das Objekt vom Dinge an sich, die Erscheinung von dem in ihr Erscheinenden verschieden. Ding an sich und Subjekt machen das Objekt. Aber nicht der Raum ist es, welcher das Objekt vom Dinge an sich unterscheidet, und ebenso wenig ist es die Zeit, wie ich gleich zeigen werde, sondern die Materie allein bringt die Kluft zwischen dem Erscheinenden und seiner Erscheinung hervor, obgleich die Materie sich ganz indifferent verhält und aus eigenen Mitteln weder eine Eigenschaft in das Ding an sich legen, noch seine Wirksamkeit verstärken oder schwächen kann. Sie objektivirt einfach den gegebenen Sinneseindruck und es ist ihr ganz gleich, ob sie die dem schreiendsten Roth oder dem sanftesten Blau, der größten Härte oder der vollen Weichheit zum Grunde liegende Eigenschaft des Dinges an sich zur Vorstellung zu bringen hat; aber sie kann den Eindruck nur ihrer Natur gemäß vorstellen, und hier muß deshalb daz Messer eingesetzt werden, um den richtigen, so überaus wichtigen Schnitt durch das Ideale und Reale machen zu können.

8.

Das Werk des Verstandes ist mit der Auffindung der Ursache zur betreffenden Veränderung im Sinnesorgan und mit ihrer Eingießung. in seine beiden Formen Raum und Materie (Objektivirung der Ursache) beendigt.

Beide Formen sind gleich wichtig und unterstüßen sich gegenseitig. Ich hebe hervor, daß wir ohne den Raum keine hinter einander liegenden Objekte haben würden, daß dagegen der Raum seine Tiefendimension nur an den von der Materie gelieferten abgetönten Farben, an Schatten und Licht in Anwendung bringen kann.

Der Verstand allein hat demnach die Sinneseindrücke zu objektiviren und fein anderes Erkenntnißvermögen unterstüßt ihn bei seiner Arbeit. Aber fertige Objekte kann der Verstand nicht liefern.

9.

Die vom Verstande objektivirten Sinneseindrücke sind keine ganzen, sondern Theil-Vorstellungen. So lange der Verstand allein thätig ist was nie der Fall ist, da unsere sämmtlichen Erkenntnißvermögen, das eine mehr, das andere weniger, stets zusammen functioniren, doch ist hier eine Trennung nöthig werden nur diejenigen Theile des Baumes deutlich gesehen, welche das Centrum der Retina oder solche Stellen treffen, die dem Centrum sehr nahe liegen. Wir ändern deshalb während der Betrachtung des Objekts unaufhörlich die Stellung unserer Augen. Bald bewegen wir die Augen vom Wurzelpunkte zur äußersten Spiße der Krone, bald von rechts nach links, bald umgekehrt, bald lassen wir sie über eine kleine Blüthe unzählige Mal gleiten: nur um jeden Theil mit dem Centrum der Retina in Berührung zu bringen. Auf diese Weise gewinnen wir eine Menge einzelner deutlicher Theilvorstellungen, welche jedoch der Verstand nicht zu einem Objekte an einander fügen. fann.

Soll dies geschehen, so müssen sie vom Verstande einem anderen Erkenntnißvermögen, der Vernunft, übergeben werden.

10.

Die Vernunft wird von drei Hülfsvermögen unterstüßt: dem Gedächtniß, der Urtheilskraft und der Einbildungskraft.

Sämmtliche Erkenntnißvermögen sind, zusammengefaßt, der menschliche Geist, so daß sich folgendes Schema ergiebt:

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Die Function der Vernunft ist Synthesis oder Verbindung als Thätigkeit. Ich werde fortan immer, wenn von der Function der Vernunft die Rede ist, das Wort Synthesis gebrauchen, dagegen Verbindung für das Produkt, das Verbundene, setzen.

Die Form der Vernunft ist die Gegenwart.

Die Function des Gedächtnisses ist: Aufbewahrung der Sinneseindrücke.

Die Function der Urtheilskraft ist: Zusammenstellung des Zusammengehörigen.

Die Function der Einbildungskraft ist: Festhaltung des von der Vernunft verbundenen Anschaulichen alz Bild.

Die Function des Geistes überhaupt aber ist: die Thätigkeit aller Vermögen mit Bewußtsein zu begleiten und ihre Erkenntnisse im Punkte des Selbstbewußtseins zu verknüpfen.

11.

In Gemeinschaft mit der Urtheilskraft und Einbildungskraft steht die Vernunft in den engsten Beziehungen zum Verstande, be= hufs Herstellung der Anschauung, mit welcher wir uns noch ausschließlich beschäftigen.

Zunächst gibt die Urtheilskraft der Vernunft die zusammengehörigen Theilvorstellungen. Diese verbindet dieselben (also etwa solche, welche zu einem Blatte, einem Zweig, zum Stamme gehören) nach und nach, indem sie immer die Einbildungskraft das Verbundene festhalten läßt, an dieses Bild ein neues Stück fügt und das Ganze wieder von der Einbildungskraft festhalten läßt u. s. w. Dann verbindet sie das ungleichartig Zusammengehörige, also den Stamm, die Aeste, Zweige, Blätter und Blüthen in ähnlicher Weise, und zwar wiederholt sie ihre Verbindungen im Einzelnen und Ganzen je nachdem es erforderlich ist.

Die Vernunft übt ihre Function auf dem gleichsam fortrollenden Punkte der Gegenwart aus, und ist die Zeit dazu unnöthig; doch kann die Synthesis auch in dieser stattfinden: Näheres später. Die Einbildungskraft trägt das jeweilig Verbundene immer von Gegenwart zu Gegenwart, und die Vernunft fügt Stück an Stück, stets in der Gegenwart verbleibend, d. h. auf dem Punkte der Gegenwart fortrollend.

Die gewöhnliche Ansicht ist, daß der Verstand das synthetische Vermögen sei; ja es giebt Viele, welche in gutem Glauben behaupten : Synthesis finde überhaupt nicht statt, jeder Gegenstand werde sofort als Ganzes aufgefaßt. Beide Ansichten sind unrichtig. Der Verstand kann nicht verbinden, weil er nur eine einzige Function hat: Uebers gang von der Wirkung im Sinnesorgan zur Ursache. Die Synthesis selbst aber kann nie ausfallen, selbst dann nicht, wenn man nur den Kopf einer Stecknadel betrachtet, wie eine scharfe Selbst= beobachtung Jedem zeigen wird; denn die Augen werden sich, wenn auch fast unmerklich, bewegen. Die Täuschung entspringt hauptsächlich daraus, daß wir uns zwar fertiger Verbindungen bewußt sind, aber die Synthesis fast immer unbewußt ausüben: erstens wegen der großen Schnelligkeit, mit der sowohl das vollkommenste Sinnesorgan, das Auge, Eindrücke empfängt und der Verstand dieselben objectivirt, als auch die Vernunft selbst verbindet; zweitens weil wir uns so wenig erinnern, daß wir, als Kinder, die Synthesis allmählich und mit großer Mühe anzuwenden erlernen mußten, wie daß uns die Tiefendimension des Raumes anfänglich ganz unbekannt war. Wie wir jezt, beim Aufschlagen der Augenlider, sofort jeden Gegenstand in der richtigen Entfernung und ihn selbst, seiner Ausdehnung nach, fehlerlos auffassen, während es eine unbestrittene Thatsache ist, daß dem Neugeborenen der Mond sowohl, als die Bilder der Stube und das Gesicht der Mutter, als Farbenklere einer einzigen Fläche, dicht vor den Augen schweben, so fassen wir jezt sofort in einem rapiden Ueberblick die Objekte, selbst die größten, als ganze auf, während wir als Säuglinge gewiß nur Theile von Objekten sahen und in Folge der geringen Uebung unserer Urtheils- und Einbildungskraft weder das Zusammengehörige beurtheilen, noch die entschwundenen Theilvorstellungen festhalten konnten.

Die Täuschung entsteht ferner daraus, daß die meisten Gegenstände, aus passender Entfernung betrachtet, ihr ganzes Bild auf

die Retina zeichnen und die Synthesis dadurch so erleichtert wird, daß sie der Wahrnehmung entschlüpft. Einem aufmerksamen Selbst= beobachter drängt sie sich aber schon unwiderstehlich auf, wenn er sich einem Objekt in einer Weise gegenüberstellt, daß er es nicht ganz übersieht, also so, daß wahrgenommene Theile im Fortgange der Synthesis verschwinden. Noch deutlicher tritt sie hervor, wenn wir an einem Gebirgszuge dicht vorbeifahren und seine ganze Gestalt erfassen wollen. Am deutlichsten aber wird sie erkannt, wenn wir den Gesichtssinn überspringen und den Tastsinn allein functioniren lassen, wie ich an einem Beispiel im Anhange ausführlich zeigen werde.

Die Synthesis ist eine apriorische Function des Erkenntnißvermögens und als solche eine Bedingung a priori der Möglichkeit der Anschauung. Ihr steht, vollkommen unabhängig von ihr, die Einheit des Dinges an sich gegenüber, welche sie zwingt, in einer ganz bestimmten Weise zu verbinden.

12.

Wir haben das Gebiet der Anschauung noch nicht ganz durchmessen, müssen es jedoch jezt für kurze Zeit verlassen.

In der angegebenen Weise entsteht uns die sichtbare Welt. Ez ist aber wohl zu bemerken, daß durch die Synthesis von Theilvorstellungen zu Objekten das Denken durchaus nicht in die Anschauung gebracht wird. Die Verbindung eines gegebenen Mannigfaltigen der Anschauung ist allerdings ein Werk der Vernunft, aber fein Werk in Begriffen oder durch Begriffe, weder durch reine apriorische (Kategorien), noch durch gewöhnliche Begriffe.

Die Vernunft beschränkt indessen ihre Thätigkeit nicht auf die Synthesis von Theilvorstellungen des Verstandes zu Objekten. Sie übt ihre Funktion, die immer eine und dieselbe ist, noch auf anderen Gebieten aus, wovon wir zunächst das abstrakte, das Gebiet der Reflexion der Welt in Begriffen, betrachten wollen.

Die zu ganzen Objekten oder zu ganzen Theilen von Objekten verbundenen Theilvorstellungen des Verstandes werden von der Urtheilskraft verglichen. Das Gleiche oder Gleichartige wird von ihr, mit Hülfe der Einbildungskraft, zusammengestellt und der Vernunft übergeben, welche es zu einer Collectiv-Einheit, dem Begriff, verbindet. Je ähnlicher das Zusammengefaßte ist, desto näher dem

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