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Anschaulichen steht der Begriff und desto leichter wird der Uebergang zu einem anschaulichen Repräsentanten desselben. Wird dagegen die Zahl der Merkmale an den zusammengefaßten Objekten immer kleiner und der Begriff dadurch immer weiter, so steht er der Anschauung um so ferner. Indessen ist auch der weiteste Begriff von seinem Mutterboden nicht ganz losgelöst, wenn es auch nur ein dünner und sehr langer Faden ist, der ihn festhält.

In gleicher Weise wie die Vernunft sichtbare Objekte in Begriffen reflectirt, bildet sie auch, mit Hülfe des Gedächtnisses, Begriffe aus allen unsern anderen Wahrnehmungen, von denen ich im Folgenden sprechen werde.

Es ist klar, daß die Begriffe, welche aus anschaulichen Vorstellungen gezogen sind, leichter und schneller realisirt werden als jene, welche ihren Ursprung in nicht-anschaulichen haben; denn wie das Auge das vollkommenste Sinnesorgan ist, so ist auch die Einbildungskraft das mächtigste Hülfsvermögen der Vernunft.

Indem das Kind die Sprache erlernt, d. h. fertige Begriffe in sich aufnimmt, hat es dieselbe Operation zu vollziehen, welche überhaupt nöthig war, um Begriffe zu bilden. Sie wird ihm nur durch den fertigen Begriff erleichtert. Sieht es einen Gegenstand, so vergleicht es ihn mit den ihm bekannten und stellt das Gleichartige zusammen. Ez bildet somit keinen Begriff, sondern subsumirt nur unter einen Begriff. Ist ihm ein Gegenstand unbekannt, so ist es rathlos und man muß ihm den richtigen Begriff geben.

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Die Vernunft verbindet dann noch die Begriffe selbst zu Urtheilen, d. h. sie verbindet Begriffe, welche die Urtheilskraft zusammenstellte. Ferner verbindet sie Urtheile zu Prämissen, aus denen ein neues Urtheil gezogen wird. Ihr Verfahren wird hierbei von den bekannten vier Denkgesehen geleitet, auf denen die Logik aufgebaut ist.

Auf abstraktem Gebiete denkt die Vernunft, und zwar gleichfalls auf dem Punkte der Gegenwart und nicht in der Zeit. Zu dieser müssen wir uns aber jetzt wenden. Indem wir es thun, betreten wir ein außerordentlich wichtiges Gebiet, nämlich das der Verbindungen der Vernunft auf Grund apriorischer Formen und Functionen des Erkenntnißvermögens. Sämmtliche Verbindungen, welche wir kennen lernen werden, sind an der Hand der Erfahrung, also a posteriori entstanden.

13.

Die Zeit ist eine Verbindung der Vernunft und nicht, wie man gewöhnlich annimmt, eine apriorische Form des Erkenntnißvermögens. Die Vernunft des Kindes bewerkstelligt diese Verbindung auf dem Gebiete der Vorstellung sowohl, als auf dem Wege in das Innere. Wir wollen jezt die Zeit im Lichte des Bewußtseins entstehen lassen und wählen hierzu den letzteren Weg, da er für die philosophische Untersuchung der passendste ist, obgleich noch nicht die innere Quelle der Erfahrung abgehandelt haben.

Lösen wir uns von der Außenwelt ab und versenken wir uns in unser Inneres, so finden wir uns in einer continuirlichen Hebung und Senkung, kurz in einer unaufhörlichen Bewegung begriffen. Die Stelle, wo diese Bewegnng unser Bewußtsein berührt, will ich den Punkt der Bewegung nennen. Auf ihm schwimmt (oder sigt wie angeschraubt) die Form der Vernunft, d. H. der Punkt der Gegenwart. Wo der Punkt der Bewegung ist, da ist auch der Punkt der Gegenwart und dieser steht immer genau über jenem. Er kann ihm nicht voraneilen und er kann nicht zurückbleiben: Beide sind untrennbar verbunden.

Prüfen wir nun mit Aufmerksamkeit den Vorgang, so finden wir, daß wir zwar immer in der Gegenwart sind, aber stets auf Kosten oder durch den Tod der Gegenwart; mit anderen Worten: wir bewegen uns von Gegenwart zu Gegenwart.

Indem sich nun die Vernunft dieses Uebergangs bewußt wird, läßt sie durch die Einbildungskraft die entschwindende Gegenwart festhalten und verbindet sie mit der entstehenden. Sie schiebt gleichsam unter die fortrollenden, fließenden, innigst verbundenen Punkte der Bewegung und der Gegenwart eine feste Fläche, an welcher sie den durchlaufenen Weg abliest, und gewinnt eine Reihe erfüllter Momente, d. h. eine Reihe erfüllter Uebergänge von Gegenwart zu Gegenwart.

Auf diese Weise erlangt sie das Wesen und den Begriff der Vergangenheit. Eilt sie dann, in der Gegenwart verbleibend denn diese kann sie nicht vom Punkte der Bewegung ablösen und vorschieben der Bewegung voraus und verbindet die kommende Gegenwart mit der ihr folgenden, so gewinnt sie eine Reihe von Momenten, die erfüllt sein werden, d. h. sie gewinnt das Wesen und den Begriff der Zukunft. Verbindet sie jezt die Vergangenheit

mit der Zukunft zu einer idealen festen Linie von unbestimmter Länge, auf welcher der Punkt der Gegenwart weiterrollt, so hat sie die Zeit.

Wie die Gegenwart Nichts ist ohne den Punkt der Bewegung, auf dem sie schwimmt, so ist auch die Zeit Nichts ohne die Unterlage der realen Bewegung. Die reale Bewegung ist vollkommen unabhängig von der Zeit, oder mit andern Worten: die reale Succession würde auch stattfinden ohne die ideale Succession. Wären keine erkennenden Wesen in der Welt, so würden die vorhandenen erkenntnißlosen Dinge an sich doch in rastloser Bewegung sein. Tritt die Erkenntniß auf, so ist die Zeit nur Bedingung der Möglichkeit die Bewegung zu erkennen, oder auch: die Zeit ist der subjektive Maßstab der Bewegung.

Ueber dem Punkte der Bewegung des Einzelnen steht, bei erkennenden Wesen, der Punkt der Gegenwart. Der Punkt der Einzel-Bewegung steht neben den Punkten aller anderen Einzelbewegungen, d. h. sämmtliche Einzelbewegungen bilden eine allgemeine Bewegung von gleichmäßiger Succession. Die Gegenwart des Subjekts indicirt immer genau den Punkt der Bewegung aller Dinge an sich.

14.

Wir begeben uns, die wichtige a posteriori-Verbindung Zeit in der Hand, zur Anschauung zurück.

Ich habe oben gesagt, daß die Synthesis von Theilvorstellungen unabhängig von der Zeit ist, da die Vernunft auf dem sich bewegenden Punkte der Gegenwart ihre Verbindungen bewerkstelligt und die Einbildungskraft das Verbundene festhält. Die Synthesis kann aber auch in der Zeit stattfinden, wenn das Subjekt seine Aufmerksamkeit darauf richtet.

Nicht anders verhält es sich mit Veränderungen, welche auf dem Punkte der Gegenwart wahrgenommen werden können.

Es giebt zwei Arten von Veränderung. Die eine ist Ortsveränderung und die andere innere Veränderung (Trieb, Entwickelung). Beide vereinigt der höhere Begriff: Bewegung.

Ist nun die Ortsveränderung eine solche, daß sie als Verschiebung des sich bewegenden Objekts gegen ruhende Objekte wahrgenommen werden kann, so hängt ihre Wahrnehmung nicht von der Zeit

ab, sondern wird auf dem Punkte der Gegenwart erkannt, wie die Bewegung eines Zweiges, der Flug eines Vogels.

Für die reflectirende Vernunft erfüllen allerdings alle Veränderungen ohne Ausnahme, wie die Anschauung selbst, eine gewisse Zeit; aber wie die Anschauung ist auch die Wahrnehmung solcher Ortsveränderungen nicht vom Bewußtsein der Zeit abhängig; denn das Subjekt erkennt sie unmittelbar auf dem Punkte der Gegenwart, was wohl zu bemerken ist. Die Zeit ist eine ideale Verbindung; sie verfließt nicht, sondern ist eine gedachte feste Linie. Jeder vergangene Augenblick ist gleichsam erstarrt und kann nicht um eine Haarbreite verschoben werden. Ebenso hat jeder zukünftige Augenblick seine bestimmte feste Stelle auf der idealen Linie. Was sich aber continuirlich bewegt, das ist der Punkt der Gegenwart: er verfließt, nicht die Zeit.

Auch wäre es ganz verkehrt zu sagen: eben dieses Verfließen der Gegenwart sei die Zeit; denn verfolgt man nur den Punkt der Gegenwart, so kommt man nie zur Vorstellung der Zeit: da bleibt man immer in der Gegenwart. Man muß zurück- und vorwärtssehen und dabei gleichsam feste Uferpunkte haben, um die ideale Verbindung Zeit zu gewinnen.

Hingegen werden Ortsveränderungen, welche nicht unmittelbar auf dem Punkte der Gegenwart wahrgenommen werden können, und alle Entwickelungen nur vermittelst der Zeit erkannt. Die Bewegung der Zeiger einer Uhr entzieht sich unserer Wahrnehmung. Soll ich nun erkennen, daß der selbe Zeiger zuerst auf 6, dann auf 7 stand, so muß ich mir der Succession bewußt werden, d. h. um zwei con tradictorisch entgegengesetzte Prädicate dem selben Objecte beilegen zu können, bedarf ich der Zeit.

Ebenso verhält es sich mit Ortsveränderungen, welche ich, in der Gegenwart verbleibend, hätte wahrnehmen können, aber nicht wahrgenommen habe (Verschiebung eines Objekts hinter meinem Rücken) und mit Entwickelungen. Unser Baum blüht eben. Versehen wir uns nun in den Herbst und geben dem Baum Früchte, so bedürfen wir der Zeit, um den blühenden und den früchtetragenden Baum als das selbe Object zu erkennen. Ein und derselbe Gegenstand kann hart und weich, roth und grün sein, aber er kann immer nur eines von beiden Prädicaten in einer Gegenwart haben.

15.

Wir haben jezt das ganze Gebiet der Anschauung durchmessen. Ist es, d. h. die Gesammtheit räumlich-materieller Objekte, die ganze Welt unserer Erfahrung? Nein! Sie ist nur ein Ausschnitt aus der Welt als Vorstellung. Wir haben Sinneseindrücke, deren Ursache der Verstand, seine Funktion ausübend, sucht, welche er aber nicht räumlich und materiell gestalten kann. Und dennoch haben wir auch die Vorstellung von nicht-anschaulichen Objekten und dadurch allererst die Vorstellung einer Collectiv-Einheit, des Weltalls. Wie gelangen wir dazu?

Jede Wirkungsart eines Dinges an sich wird, insofern sie die Sinne für die Anschauung (Gesichts- und Tastsinn) afficirt, von der Verstandesform Materie objektivirt, d. h. sie wird für uns materiell. Eine Ausnahme findet in keiner Weise statt, und ist deshalb die Materie das ideale Substrat aller sichtbaren Objekte, welches an und für sich qualitätslos ist, an dem aber alle Qualitäten erscheinen müssen, ähnlich wie der Raum ausdehnungslos ist, aber alle Kraftsphären umzeichnet.

In Folge dieser Qualitätslosigkeit des idealen Substrats aller sichtbaren Objekte wird der Vernunft ein gleichartiges Mannigfaltiges dargereicht, welches sie zur Einheit der Substanz verknüpft.

Die Substanz ist mithin, wie die Zeit, eine Verbindung a posteriori der Vernunft auf Grund einer apriorischen Form. Mit Hülfe dieser idealen Verbindung nun denkt die Vernunft zu allen denjenigen Sinneseindrücken, welche sich in die Formen des Verstandes nicht eingießen lassen, die Materie hinzu und gelangt auf diese Weise auch zur Vorstellung unkörperlicher Objekte. Diese und die körperlichen Objekte machen ein zusammenhängendes Ganzes von substanziellen Objekten aus. Jezt erst werden uns die Luft, farblose Gase, Düfte und Töne (vibrirende Luft) zu Objekten, ob wir sie gleich nicht räumlich und materiell gestalten können, und der Say hat nunmehr unbedingte Gültigkeit: daß Alles, was einen Eindruck auf unsere Sinne macht, nothwendig substanziell ist.

Der Einheit der idealen Verbindung Substanz steht auf realem Gebiete das Weltall, die Collectiv-Einheit von Kräften gegenüber, welche von jener total unabhängig ist.

Mainländer, Philosophie.

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