ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

Kräfte, die wir getrennt halten, als Kräfte, auf tiefstem Grunde wesensgleich seien und deshalb nicht getrennt werden dürften.

Was ist in diesem Dilemma zu thun? So viel ist klar: die Wahrheit darf nicht verleugnet und das immanente Gebiet muß in seiner vollen Reinheit erhalten werden. Es giebt nur einen Ausweg. In der Vergangenheit befinden wir uns bereits. So lassen wir denn die letzten Kräfte, die wir nicht anrühren durften, wenn wir nicht Phantasten werden wollten, auf transscendentem Gebiete zusammenfließen. Es ist ein vergangenes, gewesenes, untergegangenes Gebiet, und mit ihm ist auch die einfache Einheit vergangen und untergegangen.

25.

Indem wir die Vielheit zu einer Einheit verschmolzen, haben wir vor Allem die Kraft zerstört; denn die Kraft hat nur Gültigkeit und Bedeutung auf immanentem Gebiete, in der Welt. Schon hieraus ergiebt sich, daß wir uns von dem Wesen einer vorweltlichen Einheit keine Vorstellung, geschweige einen Begriff, bilden können. Ganz klar aber wird die totale Unerkennbarkeit dieser vorweltlichen Einheit, wenn wir alle apriorischen Functionen und Formen und alle a posteriori gewonnenen Verbindungen unseres Geistes, nach einander, vor sie hinführen. Sie ist das Medusenhaupt, vor dem sie alle erstarren.

Zunächst versagen die Sinne den Dienst; denn sie können nur auf die Wirksamkeit einer Kraft reagiren und die Einheit wirkt nicht als Kraft. Dann bleibt der Verstand vollkommen unthätig. Hier, ja im Grunde nur hier, hat die Redensart: der Verstand steht still, volle Gültigkeit. Weder kann er sein Causalitätsgesetz anwenden, da kein Sinneseindruck vorhanden ist, noch kann er seine Formen Raum und Materie benußen, denn es fehlt ein Inhalt für diese Formen. Dann sinkt die Vernunft ohnmächtig zusammen. Was soll sie verbinden? Was nüht ihr die Synthesis? was ihre Form, die Gegenwart, welcher der reale Punkt der Bewegung fehlt? Was frommt ihr die Zeit, die, um überhaupt etwas zu sein, der realen Succession als Unterlage bedarf? Was soll sie der einfachen Einheit gegenüber mit der allgemeinen Causalität anfangen, deren Aufgabe es ist, die Wirksamkeit eines Dinges an sich, als Ursache, mit der Einwirkung auf ein anderes, als Wirkung, zu verknüpfen? Kann

sie die wichtige Verbindung Gemeinschaft då gebrauchen, wo eine gleichzeitige Verhakung verschiedener Kräfte, ein dynamischer Zusammenhang, nicht vorhanden ist, sondern wo eine einfache Einheit die unergründlichen Sphinraugen auf sie richtet? Was soll schließlich die Substanz nüßen, die nur das ideale Substrat der verschiedenartigen Wirksamkeit vieler Kräfte ist?

Und so erlahmen sie Alle!

Wir können mithin die einfache Einheit nur negativ bestimmen und zwar, auf unserem jezigen Standpunkte, als: unthätig, ausdehnungslos, unterschiedslos, unzersplittert (einfach), bewegungslos, zeitlos (ewig).

Aber vergessen wir nicht und halten wir recht fest, daß diese räthselhafte, schlechterdings unerkennbare einfache Einheit mit ihrem transscendenten Gebiete untergegangen ist und nicht mehr eristirt. An dieser Erkenntniß wollen wir uns aufrichten und uns mit frischem Muthe auf das bestehende Gebiet, das allein noch gültige, die klare und deutliche Welt, zurückbegeben.

26.

Aus dem Bisherigen folgt, daß sämmtliche Entwicklungsreihen, wir mögen ausgehen von was immer wir wollen, a parte ante in eine transscendente Einheit münden, welche unserer Erkenntniß ganz verschlossen, ein X, gleich Nichts ist, und wir können deshalb ganz wohl sagen, daß die Welt aus Nichts entstanden ist. Da wir jedoch einerseits dieser Einheit ein positives Prädicat, das der Existenz, beilegen müssen, obgleich wir uns von der Art dieses Daseins auch nicht den allerärmlichsten Begriff bilden können, und es andererseits unserer Vernunft schlechterdings unmöglich ist, eine Entstehung aus Nichts zu denken, so haben wir es mit einem relativen Nichts (nihil privativum) zu thun, welches als ein vergangenes, unfaßbares Ursein, in dem Alles, was ist, auf eine uns unbegreifliche Weise enthalten war, zu bezeichnen ist.

Hieraus ergiebt sich:

1) daß sämmtliche Entwicklungsreihen einen Anfang haben, (was übrigens schon aus dem Begriff Entwicklung mit logischer Nothwendigkeit folgt);

2) daß es deshalb keine unendlichen Causalreihen a parte ante geben kann;

3) daß alle Kräfte entstanden sind; denn was sie auf transscendentem Gebiete, in der einfachen Einheit, waren, das entzieht sich völlig unserer Erkenntniß. Nur das können wir sagen, daß sie die bloße Existenz hatten. Ferner können wir apodiktisch sagen, daß sie in der einfachen Einheit nicht Kraft waren; denn die Kraft ist das Wesen, die essentia, eines Dinges an sich auf immanentem Gebiete. Was aber die einfache Einheit, in der doch Alles, was existirt, enthalten war, dem Wesen nach gewesen ist,

das ist, wie wir deutlich gesehen haben, unserem Geiste mit einem undurchdringlichen Schleier für alle Zeiten verhüllt.

Das transscendente Gebiet ist thatsächlich nicht mehr vorhanden. Gehen wir aber mit der Einbildungskraft in die Vergangenheit zurück bis zum Anfang des immanenten Gebietes, so können wir bildlich das transscendente neben das immanente Gebiet stellen. Doch trennt alsdann beide eine Kluft, die nie, durch kein Mittel des Geistes überschritten werden kann. Nur ein einziges dünnes Fädchen überbrückt den bodenlosen Abgrund: es ist die Existenz. Wir können auf diesem dünnen Fädchen alle Kräfte des immanenten Gebietes auf das transscendente hinüber schaffen: diese Last kann es tragen. Aber sobald die Kräfte auf dem jenseitigen Felde angekommen sind, hören sie auch auf, für menschliches Denken Kräfte zu sein, und deshalb gilt der wichtige Sat:

Obgleich Alles, was ist, nicht aus Nichts entstanden ist, sondern vorweltlich bereits eristirte, so ist doch Alles, was ist, jede Kraft, eben als Kraft entstanden, d. h. sie hatte einen bestimmten Anfang.

27.

Zu diesen Resultaten gelangen wir also, wenn wir von irgend einem gegenwärtigen Sein in seine Vergangenheit zurückgehen. Jezt wollen wir das Verhalten der Dinge auf dem fortrollenden Punkte der Gegenwart prüfen.

Zuerst blicken wir in das unorganische Reich, das Reich der einfachen chemischen Kräfte, wie Sauerstoff, Chlor, Jod, Kupfer u. s. w. So weit unsere Erfahrung reicht, ist noch niemals der Fall eingetreten, daß irgend eine dieser Kräfte, unter denselben Umständen, andere Eigenschaften gezeigt habe; ebenso ist kein Fall be

kannt, wo eine chemische Kraft vernichtet worden wäre. Lasse ich Schwefel in alle möglichen Verbindungen treten und aus allen möglichen wieder heraustreten, so zeigt er wieder seine alten Eigenschaften und sein Quantum ist weder vermehrt, noch vermindert worden; wenigstens hat Jedermann, in letterer Hinsicht, die unerschütterliche Gewißheit, daß dem so sei, und mit Recht: denn die Natur ist die einzige Quelle der Wahrheit und ihre Aussagen sind ganz allein zu beachten. Sie lügt niemals, und über das vorliegende Thema befragt, antwortet sie jedesmal, daß keine einfache chemische Kraft vergehen fann.

Troßdem müssen wir zugeben, daß gegen diese Aussage skeptische Angriffe gemacht werden können. Was wollte man mir denn erwidern, wenn ich, ganz allgemein angreifend und ohne auch nur ein einziges Merkmal in der Materie anzuführen, woraus auf die Vergänglichkeit der in ihr sich objektivirenden Kraft geschlossen werden könnte, etwa sagte: Es ist richtig, daß bis jezt noch kein Fall bekannt geworden ist, wo ein einfacher Stoff vernichtet worden wäre; aber dürft ihr behaupten, daß die Erfahrung in aller Zukunft Dazselbe lehren wird? Läßt sich a priori irgend etwas über die Kraft aussagen? Durchaus nicht; denn die Kraft ist total unabhängig vom erkennenden Subjekt, ist das echte Ding an sich. Der Mathematiker darf wohl aus der Natur von Einschränkungen des mathematischen Raumes ob dieser gleich nur in unserer Einbildung besteht Sätze von unbedingter Gültigkeit für das Formale der Dinge an sich ziehen, weil der dem mathematischen Raume zu Grunde liegende Punkt-Raum die Fähigkeit hat, nach drei Dimensionen auseinanderzutreten, und weil jedes Ding an sich nach drei Dimensionen ausgedehnt ist. Es ist ferner ganz gleich, ob ich von einer bestimmten realen Succession im Wesen eines Dinges an sich spreche, oder ob ich dieselbe in die ideale Succession überseße, d. h. sie in ein Zeitverhältniß bringe; denn die ideale Succession hält gleichen Schritt mit der realen. Aber der Naturforscher darf Nichts aus der Natur der idealen Verbindung Substanz folgern, was die Kraft beträfe; denn ich kann nicht oft genug wiederholen, daß das Wesen der Materie in jeder Beziehung, toto genere, von dem Wesen der Kraft, verschieden ist, obgleich diese ihre Eigenschaften bis in's Kleinste genau in der Materie abdrückt. Wo sich die reale Kraft und die ideale Materie berühren, da ist eben der wichtige Punkt, von wo aus die

(für

Grenze zwischen dem Idealen und Realen gezogen werden muß, wo der Unterschied zwischen Objekt und Ding an sich, zwischen Erscheinung und Grund der Erscheinung, zwischen der Welt als Vorstellung und der Welt als Kraft, offen zu Tage liegt. So lange die Welt ist, so lange werden die Dinge in ihr nach drei Nichtungen ausgedehnt sein; so lange die Welt ist, so lange werden sich diese Kraftsphären bewegen; aber wißt ihr denn was für neue euch neue, nicht neu entstehende) Naturgeseze euch eine spätere Erfahrung entdecken lassen wird, die euch das Wesen der Kraft auch in einem ganz neuen Lichte erscheinen lassen werden? Denn es steht felsenfest, daß über das innerste Wesen der Kraft nie a priori, sondern stets nur an der Hand der Erfahrung eine Aussage möglich ist. Ist aber euere Erfahrung abgeschlossen? Haltet ihr schon alle Naturgeseze in der Hand?

[ocr errors]

Was wollte man mir erwidern?

Daß nun überhaupt solche skeptischen Angriffe auf den obigen Satz gemacht werden können, muß uns sehr vorsichtig stimmen und uns bestimmen, die Frage für die Physik, namentlich aber für die Metaphysik, in der die Fäden aller unserer Untersuchungen auf rein immanentem Gebiete zusammenlaufen werden, offen zu halten. Hier aber, in der Analytik, wo uns das Ding an sich als etwas ganz Allgemeines entgegengetreten ist, wo wir mithin den niedrigsten Standpunkt für das Ding an sich einnehmen, müssen wir bedingungslos die Aussage der Natur, daß eine einfache chemische Kraft nie ver geht, billigen.

Nehmen wir dagegen eine chemische Verbindung, z. B. Schwefelwasserstoff, so ist diese Kraft bereits vergänglich. Sie ist weder Schwefel, noch Wasserstoff, sondern ein Drittes, eine fest in sich geschlossene Kraftsphäre, aber eine zerstörbare Kraft. Zerlege ich sie in die Grundkräfte, so ist sie vernichtet. Wo ist jetzt diese eigenthümliche Kraft, welche einen ganz bestimmten, vom Schwefel sowohl, als vom Wasserstoff verschiedenen Eindruck auf mich machte? Sie ist todt, und wir können uns ganz wohl denken, daß diese Verbindung überhaupt, unter gewissen Umständen, aus der Erscheinung für immer treten wird.

Im organischen Reich ist durchweg Dasselbe der Fall. Der Unterschied zwischen chemischer Verbindung und Organismus wird uns in der Physik beschäftigen; hier geht er uns Nichts an. Jeder

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »